Persönliche Verwicklung. Silvia Violet. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Silvia Violet
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894438
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nur endlich Thornes Geld annehmen würde. Er könnte die Kochschule hinschmeißen und einfach seine eigene Bäckerei eröffnen. »Dann bis heute Abend.« Thorne legte auf.

      Scheiße.

      Er musste sich nachher beeilen, rechtzeitig nach Hause zu kommen, um die Wohnung für Kathryns Besuch herzurichten. Wann würde Riley endlich seinen Kram auspacken? Thorne hatte ihm angeboten, dabei zu helfen. Aber immer, wenn er es erwähnt hatte, hatte Riley es abgewehrt, als gäbe es keinen Grund zur Eile. Oder er hatte vorgegeben, zu beschäftigt mit seinen Hausaufgaben zu sein. Er war derzeit immer beschäftigt. Fast war es, als hätten sie die Rollen getauscht. Früher war Riley ein stets gut gelaunter Escort gewesen und Thorne ein unverbesserlicher Workaholic, der längst vergessen hatte, was es hieß, einfach nur Spaß zu haben. Seit des heißen Sex, den sie am Abend von Rileys Einzug gehabt hatten, hatten sie auch keine Zeit für mehr als einen schnellen Blowjob zwischendurch gefunden. Das war wirklich ungewöhnlich für sie. Aber es war doch alles in Ordnung zwischen ihnen.

      Oder?

      Thorne zwang sich dazu, sich auf das bevorstehende Meeting zu konzentrieren, und bog in die Garage seines Bürogebäudes ein. Wenn Kathryn es seltsam fand, dass Riley seine Umzugskartons noch nicht ausgepackt hatte … na ja, dann war das eben ihr Problem.

      ***

      Endlich war sein letzter Kurs vorbei. Riley stand auf und streckte sich ausgiebig. Der Professor war ein richtiges Arschloch. Er hatte Spaß daran, seine Studenten zu demütigen. Zum Glück war Riley heute während des fünfzigminütigen Kurses kein einziges Mal aufgerufen worden. Morgen würden sie in der Küche sein und Riley bezweifelte, dass er noch einmal ungeschoren davonkam. Er war einer der wenigen Studenten, die keine Erfahrung in einer professionellen Küche hatten. Es fiel ihm schon schwer, das richtige Equipment auszuwählen. Ganz zu schweigen davon, dass es unglaublich stressig war, die hohen Standards des Professors zu erfüllen. Riley besuchte nun schon seit sechs Wochen die Kochschule und es war überhaupt nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Vielleicht brauchte es noch etwas Zeit? Doch die Professoren waren alle ganz versessen auf Molekulargastronomie und die merkwürdigsten Geschmackskombinationen. Für Riley fühlte es sich einfach so an, als würden sie gar kein echtes Essen zubereiten. Er vermisste es, mit seiner Freundin Susan zu backen. Seit seine Kurse begonnen hatten, hatte er kaum noch Zeit, ihr mit ihrem neu gegründeten Cateringservice zu helfen. Würde er hier irgendwann lernen, wie er mit Susan die perfekte Bäckerei leiten konnte? Er war sich nicht sicher. Natürlich, Backen war eine Wissenschaft, aber auch eine Kunstform. Es war, als hätten seine Professoren das allesamt vergessen. Riley fand es langweilig, immer nur nach einem Schema zu kochen, ohne Leidenschaft dahinter.

      Er warf sich den Rucksack über die Schulter und machte sich auf zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin klingelte sein Handy. Es war Marc. »Hey.«

      »Selber hey«, sagte Marc. »Wie läuft es? Sind die Kurse schon besser?«

      »Nicht wirklich.«

      »Das ist Mist. Und wie läuft es zu Hause?«

      »Oh, alles in Ordnung. Wieso fragst du?« Marc und Susan fragten beide ständig, wie es mit Thorne lief. Riley beharrte darauf, dass alles in Ordnung war. Warum schienen sie ihm das nicht zu glauben?

      Warum glaubst du es selber nicht?

      »Du hast dich also schon daran gewöhnt, bei dem reichen alten Sack zu wohnen?«

      »Marc, lass das.« Eine Erinnerung daran, dass er und Thorne sich finanziell nicht ebenbürtig waren, war das Letzte, was er brauchte.

      »Huch, du bist ja empfindlich. Was ist los? Früher war das nicht so.«

      »Ich …« Marc hatte recht, früher hatte es ihm nichts ausgemacht, wie unterschiedlich Thorne und er waren. Das war erst so, seit Thorne damals versucht hatte, ihm Geld zu geben, nachdem Riley ihre professionelle Beziehung beendet hatte. Danach hatte Riley versucht, einfach nicht zu viel darüber nachzudenken, wie wohlhabend Thorne war. Aber nun, da sie zusammenlebten … Riley wurde ständig daran erinnert, dass Thorne verdammt reich war. Und er selbst war nur ein normaler Typ.

      »Ich hab’s nicht so gemeint, weißt du?«

      »Ja, ich weiß. Es war ein langer Tag.«

      »Hast du deinen ganzen Kram schon ausgepackt?«

      »Nicht wirklich.« Riley wusste selbst nicht, warum er es vor sich her schob. Er hatte die Entscheidung, mit Thorne zusammenzuziehen, ziemlich überstürzt getroffen. Dennoch wollte er jeden Tag mit Thorne verbringen, das wollte er wirklich. Warum störte ihn der Gedanke so, seinen Kram zu Thornes Sachen zu stellen? Dieses verdammte Ding mit der Liebe war um einiges komplizierter, als er sich das vorgestellt hatte.

      »Also ist die Hälfte deines Krams immer noch in den Kartons?«

      Es machte keinen Sinn, Marc anzulügen. »Ja. Und, nein, ich will nicht darüber reden. Erzähl mir doch lieber mal von deiner Woche.«

      Marc zögerte einen Moment. Dann, Gott sei Dank, ließ er es auf sich beruhen. »Ich hatte gestern einen neuen Kunden. Total heiß. Nordischer Typ, blond, groß, schlank, einflussreich …«

      »Top oder Bottom?«

      »Abwechselnd.«

      »Mmh, das klingt ja vielversprechend. War es nur eine einmalige Sache oder werdet ihr das wiederholen?«

      »Soweit ich es mitbekommen habe, wohnt er in der Nähe. Also wird es hoffentlich nicht bei dem einen Mal bleiben.«

      »Das freut mich für dich.« Nachdem Marc von Kalifornien zurück nach Atlanta gezogen war, hatte er seinen alten Job bei dem Luxus-Escort-Service wieder angenommen, für den Riley früher ebenfalls gearbeitet hatte.

      »Ich sehe mich aber gerade nach einem anderen Job um.«

      »Wirklich?«, fragte Riley überrascht. Marc hatte sich niemals für seinen Beruf geschämt. Er war verdammt gut darin und verdiente einen Haufen Kohle.

      »Ja. Keine Sorge, ich bin nicht plötzlich spießig geworden oder so. Aber ich brauche eine Veränderung. Irgendwie ist es in letzter Zeit meistens langweilig, wenn man von gestern Nacht mal absieht. Und wenn ich gelangweilt bin, sind meine Kunden wahrscheinlich auch gelangweilt. Das ist nicht gut. Ich kann doch nicht meinen guten Ruf zerstören.«

      Riley grinste, obwohl Marc es nicht sehen konnte. »Oh nein, es wäre ja schrecklich, wenn dein guter Ruf leidet.«

      »Mach dich nicht über mich lustig. Du weißt, dass ich gut bin.«

      »Das bist du.« Riley konnte es bestätigen, er hatte Erfahrung aus erster Hand. Marc und er hatten für eine Weile eine Freundschaft Plus geführt, schließlich aber entschieden, dass es besser war, einfach nur Freunde zu sein. Marc war wirklich so gut wie sein Ruf. Früher war Thorne monatelang Marcs Freitagabend-Kunde gewesen. Bis Marc umgezogen war und Riley Thorne als Kunde übernommen hatte. Riley versuchte, lieber nicht zu viel darüber nachzudenken. »Nach welchen Jobs suchst du denn?«

      »Das ist ja das Problem. Ich habe nur die halb abgeschlossene Ausbildung als Arzthelfer, also bin ich für genau gar nichts qualifiziert. Und nirgendwo verdient man so gut wie bei Sheila.«

      Riley wusste das nur zu gut. »Soll ich mal Thorne fragen?«

      »Nein, ich bezweifle, dass er etwas für mich hat. Ich will nicht in einem verstaubten Büro als Assistent arbeiten und irgendeinem Snob Kaffee machen. Wenn ich mich schon prostituiere, dann gleich richtig.«

      Dem hatte Riley nichts entgegenzusetzen. Ja, Thorne behandelte seine Assistentin, als wäre sie eine Art Göttin, aber das machten nicht alle Geschäftsleute. »Ich frage ihn trotzdem mal. Vielleicht fällt ihm irgendetwas ein, was nichts mit Büroarbeit zu tun hat. Eventuell etwas im Kunstmuseum?«

      »Okay. Aber es hat keine Eile. Im Moment passt es schon. Ich hoffe einfach, dass sich irgendeine Gelegenheit ergibt. Oder vielleicht finde ich ja auch einen Sugardaddy.«

      War dieser Seitenhieb wirklich nötig? »Marc, das …«

      Marc sog scharf die