Violent Triumphs - König und Königin. Jessica Hawkins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Hawkins
Издательство: Bookwire
Серия: White Monarch Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439551
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bis vor Kurzem hätte ich gedacht, um mich zu quälen. Jetzt fragte ich mich, ob Cristianos Gründe tieferer Natur gewesen waren. Ein Drang, sich auf einer Ebene mit mir zu verbinden, obwohl ich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Ein Versuch, mich zu beschützen, auch noch, wenn ihm etwas zustoßen sollte.

      „Du hast meine Loyalität, Natalia“, sagte Alejandro und las meine Gedanken. „Cristiano würde es so wollen.“

      Ich schluckte und blickte zur Tür. Der zerbrochene Spiegel war fort. Ich nahm an, dass die Leiche am Strand auch verschwunden war. Alejandro und seine Leute arbeiteten schnell.

      Mein Blick ging zu Cristiano, der jetzt im Bett lag.

      „Wir sollten nicht so über ihn reden, als wäre er schon fort. Noch ist er hier.“

      Das Ärzteteam arbeitete so zügig, ich konnte die vier kaum auseinanderhalten, geschweige denn näher als einen Meter an das Bett herankommen. Ruckzuck hatten sie Cristiano an einen Herzmonitor angeschlossen, der aus dem Nichts aufgetaucht war, an einen Tropf gehängt und ihm Spritzen verpasst. Weiße Pflaster klebten auf seinem Oberkörper und überall an ihm hingen Schläuche. An seiner Brust, seinen Armen und Händen. Sein dunkles, zerzaustes Haar klebte an der feuchten Stirn und ich widerstand dem Drang, ihm die Strähnen aus den Augen zu streichen.

      „Was ist passiert?“, fragte ich, wer auch immer antworten würde. „Wurde er angeschossen?“

      Tasha drehte sich mit verschränkten Armen zu mir. „Messerstiche.“

      So nah konnte ich sehen, dass Cristianos Blut ihr rotes Kleid besudelt hatte. Sie hatte geholfen, sein Leben zu retten, während man mir vorhielt, ich hätte es in Gefahr gebracht. Hätte ich die Energie gehabt, hätte ich sie dafür gehasst, dass sie Informationen über meinen Ehemann hatte, die ich wollte. Und für ihr spitzes Kinn, das ihrem Gesicht eine charmante Herzform verlieh, und ihre sinnlichen, osteuropäischen Gesichtszüge und den sanften, unauffälligen Akzent, der so exotisch klang.

      Alejandro bat uns, an den Kamin zu gehen und weg von den Ärzten.

      „Erzähl uns, was vorgefallen ist“, sagte er zu Tasha.

      „Cristiano ist den falschen Leuten auf den Schlips getreten, mit seinem kleinen Unternehmen“, sagte sie.

      Sie kannte die Wahrheit und wusste also, was in den Badlands vor sich ging. Sie und Cristiano standen sich nah. Aber wie nah? Nah genug, dass sie über unsere Ehe geredet hatten, aber nicht nah genug, dass sie wusste, dass es nicht nur eine Scheinehe war.

      „Cristianos Unternehmen ist alles andere als klein“, sagte ich.

      Sie hob eine gezupfte Augenbraue. „Du weißt darüber Bescheid?“

      „Über die Geschäfte meines Ehemanns? Ja.“ Auf der anderen Seite des Raums versammelten sich die Ärzte an Cristianos Kopfende. Ich drehte an meinem Diamantring und fügte hinzu: „Wir wissen bereits, dass Belmonte-Ruiz dahintersteckt.“

      „Sie haben uns hier auch angegriffen“, erklärte Alejandro. „Du hast gesagt, du hast ihm das Leben gerettet?“

      „Cristianos Angreifer ist tot“, sagte sie. „Ich hatte keine Zeit, es nachzuprüfen, aber die Männer meines Vaters haben es mir bestätigt. Sie kümmern sich jetzt um die Leiche.“

      „Unsere Leute sind unterwegs, um nach Max und Daniel zu suchen.“ Alejandro sah auf sein Handy. Ich hatte nicht mitgezählt, wie oft schon. „Hast du sie gesehen?“

      „Nur auf der Veranstaltung“, sagte sie. „Einer von ihnen bewachte die Tür, während Cristiano und ich uns auf dem Balkon allein unterhielten.“ Sie leckte sich über die Unterlippe und hielt Alejandro im Blick. „Cristiano ging vor mir. Als ich herauskam, sah ich einen der Männer vom Parkdienst mit einem Messer in der Hand über ihm stehen. Auf Cristiano wurde mehrmals eingestochen. Der Mann war gerade dabei, ihn zu töten.“

      „Und? Was dann?“, fragte ich.

      Tasha nahm sich die Zeit, ihre schmale Clutch aus Schlangenleder zu öffnen. Sie zog eine kleine Handfeuerwaffe hervor, die gerade so in ihre Handfläche passte. „Elena. Benannt nach meiner Großmutter. Keine von beiden hat mich je im Stich gelassen.“

      „Du hast ihn erschossen?“, fragte ich.

      Sie warf sich die kastanienfarbigen Locken über die Schulter. „Hättest du das etwa nicht, Darling?“

      Ich wurde rot. Cristiano hatte mir nicht erlaubt, eine Waffe zu haben. Wo war die White Monarch jetzt? Immer noch in seinem Büro vom La Madrina? Ich hatte nur die nächstbeste Alternative. Meinen goldenen und silbernen Ehering mit Perlmutteinlage, entworfen nach der eleganten Neunmillimeter, der vor ein paar Stunden auch als Waffe verwendet worden war.

      „Wir telefonierten gerade, als es passierte“, sagte ich. Ich hatte das Lächeln in seiner Stimme gehört, als ihm klar wurde, dass ich anrief, weil ich mir Sorgen um ihn machte. Nach Wochen des Widerstandes meinerseits, wie fürchterlich musste es für ihn gewesen sein, zu denken, dass er mich endlich am Haken hatte, dass die einzige Gefahr das übliche Minenfeld unserer Unterhaltungen war, um dann … mit einem Messer attackiert zu werden.

      „Hast du sein Handy gesehen, Tasha? Es ist aus“, sagte Alejandro. „Hatte er es in der Hand?“

      „Cristiano war kaum bei Sinnen, lallte die Worte, war nicht zu mehr in der Lage, als auf dem Boden zu liegen“, sagte sie.

      „Lallte?“, fragte Alejandro. „Wenn er unter Drogen gesetzt wurde, würde das erklären, warum er sich nicht wehren konnte und uns nicht mitgeteilt hat, dass er in Schwierigkeiten steckt.“ Alejandro tippte etwas auf seinem Handy. „Lass deine Männer nach seinem Handy suchen und es zerstören.“

      Ich versuchte mitzukommen, ohne emotional zu werden. Auf dem Boden gelegen? Unter Drogen gesetzt? Cristiano stand über allen Dingen, und nicht nur körperlich. Der Gedanke, dass er nicht in der Lage gewesen war, sich zu verteidigen, formte einen Kloß in meinem Hals.

      „Wie hast du ihn hier herbringen können?“, fragte ich, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

      „Meine Bodyguards“, sagte Tasha. „Ich wusste nicht, was noch passieren würde, also haben wir ihn in mein Auto geschafft. Maksim hob nicht ab und ich habe sonst keine andere Nummer, also rief ich meinen Vater an. Er schickte uns den Hubschrauber. Wir haben unser Bestes getan, um die Blutungen zu stoppen.“

      „Er hätte unterwegs sterben können, er hätte in ein Krankenhaus gehört.“

      Tasha schnaubte. „Sei nicht naiv. Die hätten ihn zusammengeflickt und dann an die Behörden ausgeliefert.“

      „Glaubst du nicht, dass mir das egal wäre, solange er nur am Leben wäre?“, fragte ich und Hitze kroch mir den Hals hoch. „Es hätte keine Rolle gespielt, ob er verhaftet worden wäre, Cristiano de la Rosa kann sich aus jeder Situation manövrieren.“

      „Vorausgesetzt er überlebt“, sagte sie und zog ein Puderdöschen aus ihrer Clutch, „ist er dazu vielleicht nicht mehr länger in der Lage.“

      Alejo hielt inne und sah von seinem Handy hoch. „Was meinst du damit?“

      „Wenn Belmonte-Ruiz sich auf die Calavera-Spielchen eingeschossen hat, wird es Nachahmer geben.“ Sie überprüfte ihren Lippenstift in dem Spiegelchen und fuhr sich mit dem Finger über die Mundwinkel. „Man erzählt sich, dass Cristiano seine Waffenlieferungen an alle eingestellt hat, die mit den BR zusammenarbeiten.“

      „Sowie an alle Syndikate, die auf irgendeine Art mit Menschenhandel zu tun haben“, sagte Alejandro mit einem Nicken. „Das ist kein Geheimnis.“

      Sie sah ihn von der Seite an und ließ ihr Puderdöschen zuschnappen. „Das reicht, um einige zu verärgern.“

      „Das ist korrekt“, stimmte Alejandro zu. „Besonders, wenn die Wahrheit über die Badlands publik wird. Aber wir haben das alle gemeinsam so beschlossen.“

      Ich biss mir auf die Lippe, gab mir alle Mühe, mitzukommen,