Violent Triumphs - König und Königin. Jessica Hawkins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Hawkins
Издательство: Bookwire
Серия: White Monarch Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439551
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Und zwar niemand würde mit dem Mord an meinem Ehemann davonkommen.

      Kämpfe, Natalia. Aufgeben ist keine Option.

      Die Realität flackerte.

      Hauptschlagader.

      Kein Sauerstoff.

      Ich zwang mich aus der um sich greifenden Dunkelheit heraus. Krallte an den Fingern um meinen Hals. Ich bog den Rücken durch, bis ich mich selbst kopfüber im Spiegel an der Wand sah. An meinem ersten Abend hier hatten Cristiano und ich davorgestanden. Er hatte seinen Arm von hinten um mich gelegt und verlangt, dass ich nachgab. Das hatte ich nicht. Und mit der Zeit wurde ich immer stärker. Mental, emotional und körperlich. Unter Cristianos Führung.

      Ich wollte diese Momente mit ihm wiederhaben. Für ihn würde ich überleben, damit ich ihm in die Augen sehen und ihm sagen konnte, dass ich gekämpft und gewonnen hatte.

      Denn das hatte er mir beigebracht. Er zeigte mir Stärke. Ich hörte ein klickendes Geräusch, brachte es fertig, den Kopf zu drehen und zu sehen, wo das herkam, aber mein Blick wurde unscharf. Metall glänzte im Mondlicht.

      Ein Messer? Fuck. Ich begann, auszutreten.

      „Ruhig“, sagte der Mann. „Es wird nicht wehtun.“

      Ich hatte nichts, was ich gegen das Messer tun konnte. Hatte keine eigene Waffe. Ich trug nur meinen dünnen Schlafanzug und viel nackte Haut.

      Aber mein Atem … ich bekam wieder Luft.

      Verändere deine Denkweise, hatte Cristiano mir gesagt. Du hast die Kontrolle. Du bist in der Lage, einen Angreifer auszuschalten. Du bist in der Lage, um dein Leben zu kämpfen und zu entkommen.

      Mehr musste ich nicht tun. Entkommen. Weglaufen. Ich hatte noch nicht das Kampfkunstlevel erreicht, das ich brauchte, um zu gewinnen. Für mich sprach einzig der Wille, zu überleben. Und die Tatsache, dass der Mann eine Hand von meinem Hals genommen hatte, um nach dem Messer zu greifen. Ich musste ihn nur lange genug unschädlich machen, um vor ihm abzuhauen und in den Panikraum zu rennen.

      Meine erste Lektion in Sachen Selbstverteidigung auf dem Rasen hatte mir mehr als den Kampf von Mann gegen Mann beigebracht. Und zwar Ablenkungsmanöver. Als Cristiano seinen Unterarm von hinten um meinen Hals geschlungen hatte, fragte ich ihn, ob er schon einmal in Disneyland gewesen war. Die Erinnerung an Cristianos herzhaftes Gelächter machte mich stark.

      Die Worte schoben sich durch meinen Hals nach draußen. „Cristiano … ist … nicht … tot.“

      Der Angreifer sah mir ins Gesicht und zeigte sich mir somit das erste Mal in der Dunkelheit. Schiefe Nase, stinkender Atem, rattenhafte Augen. „Was?“

      „Er ist nicht tot. Ich kann …“, ich ließ meine Stimme schwächer werden, „… dich zu ihm … bring …“

      Er beugte sich näher. „Was?“

      Ich rammte ihm mit der Stirn gegen den Mund. Blut spritzte von seiner Lippe.

      „Du Hure“, fluchte er.

      Mit dem Handballen schlug ich ihm gegen die Luftröhre. Etwas aus Plastik fiel auf den Boden. Ich hatte nur die Kraft, ihn zu verwirren, aber mehr brauchte ich nicht. Er lockerte die andere Hand um meinen Hals und ich boxte ihm noch einmal auf die gleiche Stelle. Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schrie kehlig auf. Die Tatsache, dass er noch schreien konnte, zeigte, dass ich seine Luftröhre nicht beschädigt hatte. Ich ballte die Faust und nutzte den extravaganten Diamantring, den Cristiano mir geschenkt hatte. Ich rammte meinen Ehering immer und immer wieder gegen den Hals des Mannes, bis er mich losließ und sich selbst an den Hals griff. Blut spritzte auf mich, als er heftig pfeifend atmete, und mir wurde es selbst ganz eng auf der Brust.

      Barfuß kickte ich ihm in die Eier, krabbelte weg von ihm und stand auf. Nach zwei Schritten umfasste er mich am Fußknöchel und ich fiel nach vorn. Dabei schlug ich mir den Kopf am Spiegel an. Dieser begann zu wackeln und ich konnte mich gerade noch wegrollen, bevor er herunterfiel.

      Ich war außer Atem, aber noch nicht am Boden. Er hatte noch nicht gewonnen. Im Augenwinkel nahm ich Bewegung wahr und beeilte mich, wieder aufzustehen. Ich schnappte mir die größte Spiegelscherbe in meiner Nähe und kam auf die Füße. Im selben Moment griff der Mann von hinten nach mir. Er klemmte mir die Ellbogen an den Körper und griff nach der Scherbe. Ich hielt sie so fest, dass das Blut mir von den Fingern lief, aber er nahm sie an sich und legte sie mir an den Hals.

      „Niemand hat gesagt, dass du dich wehren würdest.“ Er atmete heftig, konnte kaum sprechen. Wenn sein Mund nicht an meinem Ohr gelegen hätte, hätte ich ihn bei dem lauten Hausalarm nicht verstanden. „Hat dein Mann dir das beigebracht?“

      „Fick dich.“

      „Das ist eine nette Überraschung. Sehr erregend. Aber ich werde dir die Kehle aufschlitzen, wenn ich muss.“ Mit seiner Brust gegen meinen Rücken gepresst, hob er mein Kinn mit der Scherbe an und sein Tonfall änderte sich von amüsiert in Unheil verkündend. „Dein Mann hat uns bestohlen. Das hier ist der Preis, den er zahlen muss. Für jede Frau, die Cristiano geklaut hat, werden wir zwei Frauen innerhalb dieser Mauern umbringen.“

      Ich war schon einmal in so einer Situation gewesen. Der Gnade und Willkür eines bedrohlichen Mannes ausgeliefert. Und ich hatte genauso viel Angst gehabt. Aber Cristiano hatte mir an dem Tag, an dem er einen Angriff auf mich simulierte, etwas Wertvolles beigebracht. Man sollte mich nicht unterschätzen. Ich hatte in den Badlands überlebt, indem ich mein Bestes gegeben hatte, mich rundum zu schützen. Mental, körperlich und emotional. Cristiano hatte mich, soweit es ohne mir körperlich zu schaden ging, getrieben. Aber jetzt musste ich mich darauf einstellen, dass ich verletzt werden könnte. Ich riss mit meinem gesamten Körpergewicht am Handgelenk des Angreifers. Das Glas schnitt der Länge nach meinen Hals empor, während ich mich so drehte, dass der Arm des Mannes in einem unnatürlichen Winkel stand. Ich riss ihn so weit nach hinten, wie ich nur konnte, und rammte dabei mein Knie auf seine Nase. Er fiel nach hinten durch die Balkontüren hinaus. Blut lief ihm vom Gesicht. Sollte ich davonlaufen oder hierbleiben und kämpfen? Ich musste mich entscheiden.

      „Du verdammte Schlampe.“ Mit der Scherbe in der Hand kam er auf mich zu. „Verfluchte Nutte.“

      Zu spät. Ich hatte die erste Regel missachtet, die Cristiano mir beigebracht hatte. Zögere niemals.

      Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und duckte mich. Kurz darauf schallte ein Schuss durch den Raum. Ich nahm die Hände herunter, als der Angreifer zuckte und auf den Balkon stolperte. Er hustete, griff nach mir und Blut blubberte aus seinem Mund hervor.

      Ich würde nicht noch mal zögern.

      Ich rannte auf ihn zu und stieß ihn, so fest ich konnte. Er wirbelte rückwärts über die Brüstung und fiel die steinige Klippe hinab. Seine gutturalen Schreie verklangen am Berghang, als er mit einem krachenden Geräusch unten auf dem schmalen Strand aufschlug.

      Stille.

      Sogar der Alarm war nur noch ein Hintergrundrauschen. Ich hatte einen Mann getötet. Hatte nicht darüber nachgedacht. Hatte ihn geschubst und umgebracht.

      Ich griff mir an den Hals. Warme und klebrige Flüssigkeit floss auf meine Hand. Ich zog sie weg. Blut. Er hätte mich ohne zu zögern getötet. Ich war es ihm nicht schuldig, aber ich wagte dennoch einen Blick über die Brüstung. Es war gerade hell genug, ihn auszumachen. Arme und Beine lagen da, wie bei einer zerbrochenen Actionfigur. Ein dunkler Schatten auf dem Sand.

      „Oh mein Gott.“

      „Er ist tot.“ Ich drehte mich um und sah Jaz’ schmale Statur im Türrahmen, die Waffe auf mich gerichtet. Sie sprach über den lauten Ton der Sirene hinweg. „Das ist ein tiefer Sturz.“

      Ein Moment verging, in dem wir uns anstarrten. „Danke“, sagte ich.

      Sie senkte die Waffe. „Sie haben den Strom gekappt und alle Generatoren lahmgelegt“, sagte sie. „Wir müssen die Treppe zum Panikraum nehmen.“

      „Sie?“

      „Es