Violent Triumphs –
König und Königin
White Monarch 3
Jessica Hawkins
© 2021 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera
Aus dem Englischen von Corinna Bürkner
Originalausgabe © Jessica Hawkins 2019
ISBN-Taschenbuch: 9783864439537
ISBN-eBook-mobi: 9783864439544
ISBN-eBook-epub: 9783864439551
Inhalt
Kapitel 1
Natalia
Ich vermute, du würdest es sogar mögen, nachzugeben.
Cristianos Worte klangen entfernt durch meinen Verstand, während sich Dunkelheit ausbreitete. Dem Tod nachzugeben, hatte er nicht gemeint. Auch wenn die Hände, die mir am Hals die Luft abdrückten, das einforderten.
An der Stelle, an der mein Hinterkopf auf dem Fliesenboden aufgeschlagen war, pochte mir der Schädel. In einem Moment hatte ich versucht, Cristiano am Telefon etwas Wichtiges mitzuteilen. Im nächsten wurde ich durchs Schlafzimmer gezerrt und von einem schweren Gewicht rücklings auf den Boden gedrückt. Jetzt sah ich weiße Pünktchen. Sternchen an einem Nachthimmel, der Frieden versprach. Es wäre ganz einfach, auf sie zuzulaufen. Dunkelheit hatte mir schon immer innegewohnt. Unbewusst. Einladend.
Nachzugeben wäre einfach. Mein Körper und mein Training hatten versagt. Ich hatte mich noch nicht einmal gewehrt. Oder vielleicht war das alles gar nicht wirklich. Vielleicht war das alles ein Traum und ich wurde aus dem Schlaf gerissen. Während sich meine Luftröhre unter dem Griff darum schloss, verstummten meine Schreie. Der schrille Hausalarm klang wie ein friedliches Surren. Meine Angst verflog. Ein Meer aus Ruhe umgab mich plötzlich.
Der Himmel.
Mama wartete mit offenen Armen auf mich.
Geh zu ihr. Sei wieder bei ihr. Gib nach.
Ich war nicht am Aufwachen. Ich war dabei, zu sterben. Cristiano war der Letzte, den ich an der Himmelspforte erwartete, aber da stand er. Wartete in seinem Anzug auf mich. Gott sei Dank. Wo immer ich hinging, Cristiano war dort und er würde nicht zulassen, dass mir etwas zustößt. Er und meine Mutter würden das Licht sein, die Klarheit, meine Belohnung, wenn ich dem Tod nachgab.
Ich musste nur nachgeben. Zu ihm gehen …
Cristiano.
„Cristiano ist tot.“ Eine kratzige männliche Stimme nahm von mir genauso Besitz, wie die starken Hände, die meine Kehle zudrückten. „Du hast nichts mehr, wofür du kämpfen kannst. Schlaf.“
Das Wort krallte sich in die Reste meines Bewusstseins.
Tot.
Deswegen wartete Cristiano auf mich an den Toren zur Unendlichkeit. Aber er konnte doch gar nicht sterben. Er war unantastbar.
Was war eine Welt ohne Cristiano de la Rosa? Traurigkeit durchflutete mich. Aber genauso schnell verging sie wieder. Und an ihrer Stelle breitete sich maßlose Wut aus.