Violent Triumphs - König und Königin. Jessica Hawkins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jessica Hawkins
Издательство: Bookwire
Серия: White Monarch Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439551
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einem großen Spind. Jaz gab Pilar eine Decke und eine Flasche Wasser, wobei sie ihre Waffe fest in der Hand behielt. In einer Ecke stand ein Monitor, auf dem die Bilder der Sicherheitskameras im Haus zu sehen waren. Nicht, dass viel zu sehen wäre, es war tödlich still und ruhig.

      Ich öffnete den Mund, um Jaz zu erzählen, was passiert war. Vielleicht konnte ich einen Zusammenhang finden zwischen dem Angriff hier im Haus und den Sachen, die ich bei Cristiano am Telefon gehört hatte. Doch dann fielen mir Jaz’ Worte wieder ein. Wenn Cristiano es nicht schaffte nach Hause zu kommen, würde ich es nicht lebend hier rausschaffen. Sie hatte mich gewarnt, dass mir niemand in den Badlands verzeihen würde, dass Cristiano sein Leben für mich in Gefahr brachte. Wenn Cristiano in Gefahr war, war ich in Gefahr. Jaz hatte das vor nicht einmal ein paar Stunden deutlich gemacht. Es wäre meine Schuld, wenn er nicht wieder zurückkehrte.

      Mein Leben für seins.

      Plötzlich stand Pilar vor mir und versuchte, mich von der Tür zu kriegen. „Du siehst nicht sonderlich gut aus.“

      „Sie hat sich den Kopf angeschlagen“, sagte Jaz und sah mich aus ihren braunen, mandelförmigen Augen an. „Ist dir übel?“

      Pilar machte sich auf ihrem Kopf einen Knoten ins Haar und nahm mich am Ellbogen. „Du solltest dich hinlegen.“

      „Sie sollte alles andere tun, als sich hinlegen“, sagte Jaz.

      „Wo sind die anderen alle?“, fragte ich Jaz. Pilar zog an meinem Arm, aber ich blieb stehen. Das Pochen in meinem Kopf konnte warten. „Wo ist Alejandro?“

      Jaz schüttelte den Kopf. „Er kämpft oder ist tot.“

      „Hast du ihn gesehen?“

      „Nein, aber ich weiß es. Manche Kartelle denken, sie können hier einfallen, uns einfach abschlachten. Aber keiner, der hier reinkommt, kommt jemals wieder raus. Wir können uns verteidigen und das werden wir. Sie können nicht wissen, dass jeder Mensch in diesem Haus bis zum Tod kämpfen wird für das, was wir aufgebaut haben.“

      Die Badlands waren nicht Cristianos Stadt. Sie gehörten allen, die dort lebten. Und offensichtlich war ich nicht die Einzige, die Cristiano mit der Fähigkeit ausgestattet hatte, sich zu verteidigen. Genau wie diesen Ort, im Falle seiner Abwesenheit.

      Pilar ging zurück zu dem Regal und suchte nach etwas. Als die Tür hinter mir piepte, trat ich beiseite und Alejandro schob zwei weitere Frauen vom Personal hinein, die sofort in Jaz’ offene Arme liefen.

      Ich griff nach Alejandros Ellbogen. „Hast du etwas von Cristiano gehört?“

      „Ich habe nach dir gesucht.“ Sein Blick suchte mein Gesicht ab. Jaz und die Frauen sprachen miteinander. „Was ist passiert?“

      „Hast du von ihm gehört?“, wiederholte ich laut und plötzlich herrschte Stille im Bunker.

      Cristiano ist tot.

      Das hier ist der Preis, der gezahlt werden muss.

      Alejandros sah zu Boden. „Ich muss wieder nach oben. Bleib hier, bis ich dich hole.“

      „Max?“, fragte Jaz. „Daniel?“

      Als er die Namen der beiden Männer, die mit Cristiano unterwegs gewesen waren, hörte, drehte Alejandro den Kopf weg. An seiner Wange klebte Schmiere. „Nichts.“

      Mein Herz setzte einen Schlag aus und Panik kam in mir auf. „Nichts?“

      „Niemand antwortet auf meine Anrufe.“

      „Vielleicht können sie nur gerade nicht“, sagte Pilar. „Sie könnten die Telefone ausgeschaltet haben, oder schlafen …“

      „Sie wurden auch angegriffen.“ Alejandro seufzte, deutlich im Zwiespalt darüber, ob er bleiben oder wieder nach oben gehen sollte. Und vielleicht sogar darüber, wie viel er sagen sollte. „Und in einem Notfall wie diesem, bei Gefahr draußen im Einsatz und einem Eindringling oder einem Angriff innerhalb der Festung, halten wir immer alle zehn Minuten Kontakt. Egal wie. Das ist ein Gesetz.“

      Die Luft um mich herum zog sich zusammen, mein Blickfeld verengte sich bis auf einen Blutfleck auf Alejandros grünem, langärmeligem Shirt. Ich konnte immer noch Cristianos dunkle, lebendige Stimme am Telefon hören. Sein schwer erarbeitetes Lachen. Sein gefasster, nervenzermürbender Befehl an mich, sofort in den Keller zu gehen, als die Sirene losging. Bei ihm war kein Alarm zu hören gewesen. Nur mein Name. Und die Stimme im Hintergrund.

      Ein Präsent von Belmonte-Ruiz, Arschloch. Du hast dich das letzte Mal mit uns angelegt.

      „Belmonte-Ruiz“, wisperte ich. Mexikos allgegenwärtiger Menschenhandelsring. Sie wollten Cristiano tot sehen. Aus gutem Grund. Er hatte sie beklaut. War allen Versuchen ihn aufzuhalten ausgewichen. Er war stolz darauf gewesen, ihnen Schaden zuzufügen, allein dadurch, dass er noch am Leben war. Es war allerdings nur eine Frage der Zeit gewesen, bevor die Sache ihn einholen würde. Und doch, auch in dem Wissen, dass er sein Zuhause, seine Leute, seine Frau und sich selbst in Gefahr brachte, hatte er weiter darauf bestanden. Er war nicht davon abzubringen gewesen, denjenigen zu helfen, die sich nicht selbst helfen konnten. Ich wollte deswegen gern wütend auf ihn sein. Aber es zeigte nur, was für ein Mensch er war. Ein Mann, den ich angezweifelt und verschmäht hatte, wo ich nur konnte. Er war das Gute in einer Welt voller Schlechtem. Und ich hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, ihm das zu sagen, bevor er …

      Ich unterdrückte ein Schluchzen. „Sie haben versucht ihn umzubringen.“

      „Sie haben es vielleicht geschafft“, sagte Alejandro.

      Eine Welle der Übelkeit überkam mich. Ich griff nach dem blutverkrusteten Schnitt an meinem Hals. Auf einmal tat mir alles weh. Mein Hals. Meine Hand. Meine Stirn, die an den Spiegel geknallt, und meine Wange, die auf den Boden aufgeschlagen war.

      „Untersuche ihren Kopf“, sagte Alejandro zu Jaz. „Sie ist viel zu blass.“

      „Mir geht es gut.“ Das musste es. Ich brauchte Antworten, nicht noch mehr Probleme. Ich griff nach Alejandros Shirt. „Du musst Cristiano finden. Sein Handy könnte kaputt sein. Sie könnten keinen Empfang haben. Oder gezwungen sein, alles zurückzulassen. Er kann nicht … er braucht uns.“

      „Ich habe schon ein Team draußen, das nach ihm sucht“, sagte Alejandro. Sein Versuch, mich zu trösten, scheiterte. „Laut GPS haben Cristiano und Daniel sich nicht von der Stelle bewegt. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen. Aber Max … sein Handy ist offline.“

      Ich runzelte die Stirn. „Warum?“

      „Wenn ich das nur wüsste. Aber er würde sich melden, wenn er es könnte.“

      „Was passiert, wenn du innerhalb dieses Zehnminutenfensters nichts von ihnen hörst?“, fragte Pilar.

      „Das ist noch nie vorgekommen“, antwortete Jaz.

      „Noch nie?“ Ich sah zu Alejandro. „In all den Jahren, die du Cristiano kennst, kam es noch nie zu einer Fehlkommunikation oder einem Unfall oder …“

      „Nie.“ Er sah auf die Uhr. „Wir finden immer einen Weg, uns zu melden, selbst wenn wir irgendwo ein Telefon organisieren müssen. Es ist jetzt schon über eine halbe Stunde.“ Alejo schniefte und griff nach dem Türgriff. „Ich muss …“

      „Das muss nichts bedeuten“, sagte Pilar. Ihre Stimme wurde lauter, als sie Alejandro finster ansah. „Handys lassen einen ständig im Stich. Und du musst an deinem Verhalten arbeiten.“

      „Ich versuche nur, Natalia vorzuwarnen.“ Auch wenn sein Tonfall brüsk war, sah man Alejos Augen die Sorge an. „Selbst, wenn wir die Zehnminutenregel einmal außer Acht lassen, würde er niemals so viel Zeit verstreichen lassen, ohne Natalias Lage zu checken.“

      Oh mein Gott. Meine Knie gaben nach und ich griff nach Pilars Arm. Alejo hatte recht. Cristianos Schweigen sprach lauter als alles. Unsere Geschichte war turbulent, eine Ehe, die eher einem Schlachtfeld glich, und wir hatten uns wochenlang gezankt. Aber in meinem Innersten wusste ich es. Er hätte alles in seiner Macht Stehende dafür