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Aus der leeren Konservenbüchse kannst du einen Blumentopf machen. Du brauchst nur ein Loch hineinzumachen, damit der Überschuss an Wasser in den Teller, den du darunter legen wirst, ausfließen kann. Du wirst in den Garten gehen, mit einer kleinen Schaufel in der Hand. Du wirst niederknien und die Erde des Zwiebelbeets ein wenig aufgraben. Du wirst mit der Hand die Erde nehmen, einige Handvoll Erde, die du in einen Plastiksack hineintun wirst. Ich sehe dich: Du leerst die Erde in den Sack, deine Hände kehren zum frisch aufgeschütteten Erdhaufen zurück, senken sich wie eine offene Muschel über den Erdhaufen und graben sich darin ein, dann schließen sie sich wieder, gefüllt mit Blumenerde. Das Kind kann bei dir sein. Sie wird Grashalme im Garten ausreißen. Sie liebt es, Erde in die Hand zu nehmen. Sie sucht Kieselsteine und reibt sie zwischen ihren Fingern. Sie sitzt am Boden, und an ihren Kleidern setzen sich Erdkrümel fest. Von Zeit zu Zeit zeigt sie dir ihre Finger, ihre Hände voller Dreck, und du redest mit ihr, du sagst, «ja!», du sagst, «ja, mein Schatz!» Du wirst deinen mit Erde gefüllten Plastiksack nehmen und zur Terrasse des Hauses zurückkommen, und du wirst die Pflanze in die Konservenbüchse einpflanzen, und das Kind wird neben dir stehen.
Das Kind hat schon ein Boot. Jenes aus rotem und gelbem Plastik, mit dem sie in der Badewanne spielt, wenn man sie badet. Sie sitzt im Wasser und schlägt mit ihren Händen aufs Wasser, das sie umgibt und das ihr bis an die Brust reicht. Sie dreht ihre Hände, als machte sie an Radioknöpfen herum, sie lehnt sich nach vorne, erwischt das Plastikboot, das sich vor ihr beim Wasserhahn befindet, hebt es aus dem Wasser, schaut den Tropfen zu, die in die Badewanne hinuntertropfen, macht mit dem Spielzeug ein paar Bewegungen in der Luft, taucht es bis zum Grund der Badewanne ins Wasser und hält es so einige Sekunden auf dem Emailboden der Badewanne fest. Dieses Plastikboot hat weder Matrosen noch einen Kapitän. Wenn du keine Pflanzen in die Konservenbüchse tun willst, wird das Mädchen eine Flotte von drei Booten haben. Das aus Papier wird Narzisse heißen. Das aus gelbem und rotem Plastik wird Flagge getauft werden. Sie wird sie alle drei ins Wasser setzen können.
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Wegen dir müsste es das Wort «Verzweiflung» nicht geben. Auch dein Vater ist nicht verzweifelt. Er wollte dich in seiner Nähe haben und dachte an die Zukunft. Gott sei mit ihm! Mehrere Arbeiter, die auf der Baustelle deines Vaters arbeiteten, sind gekommen, um Abschied zu nehmen, und sie sind in das Totenzimmer getreten, sind zwischen den Leuten, die auf den Stühlen der Wand entlang saßen und dem Tisch, der den Sarg trug, durchgegangen, haben sich bekreuzigt, haben sich vornüber gebeugt, um die Stirn deines Vaters zu küssen, haben sich erneut bekreuzigt, sind einen Moment lang schweigend stehengeblieben und haben dann den Raum wieder verlassen. Du kanntest die meisten der Arbeiter deines Vaters. Wenn die Arbeiter deines Vaters Fußball spielten, war dein Vater ihr Schiedsrichter. Du warst der einzige Zuschauer des Fußballmatchs, den die Arbeiter deines Vaters austrugen. Dein Vater pfiff das Spiel mit einer Pfeife aus einem Stück Blech und Weißblech. Es war einer der Blechschmiede der Baustelle, der die Pfeife mit dem kleinen Kieselstein darin angefertigt hatte. Die Arbeiter waren je nach Arbeitsteam aufgeteilt. Es gab Matchs zwischen Elektrikern und Betonierern. Es gab Matchs zwischen Maurern und Verwaltungspersonal. Es gab eine Baustellenmeisterschaft, und nach jedem Spiel wurde mit Bier und Wein gefeiert. Sie kauften ganze Kisten Bier, und in jeder Kiste waren vierundzwanzig Flaschen. Jede Flasche enthielt einen halben Liter Bier. Sie kauften zu essen ein. Sie grillten am Rande des improvisierten Fußballfeldes auf dem Gelände der Baustelle. Sie aßen Käse, Salami, Fischkonserven und Schwarzbrot. Die Bauarbeiter liebten das Schwarzbrot aus Kartoffeln. Du hast ihre Matchs geschaut, dann hast du mit ihnen gegessen und sie reden hören. Du hast ihre verschiedenen Gesichter und ihre Sportanzüge angeschaut. Du warst mit deinem Vater bei einigen von ihnen zu Hause. Du kanntest die Familien einiger Arbeiter. Du hast all diese Leute auf der Baustelle arbeiten sehen. Du verbrachtest deine ganze Freizeit beim Fischen oder auf der Baustelle. Wenn du nicht beim Fischen oder auf der Baustelle warst, hast du gelesen. Du hattest mit drei oder vier Bauarbeitern Schwierigkeiten. Sie schikanierten dich. Sie zogen über deinen Vater her oder machten Masturbationsgesten. Du hast ein paar Arbeiter deines Vaters hinter dem Betonmischer oder hinter einem Steinhaufen beim Masturbieren gesehen. Du hast die Angelegenheit mit diesen drei oder vier Arbeitern sofort geregelt. Bevor auch sie zu deinen Freunden wurden, hast du sie bestraft. Du hast ihnen gezeigt, dass du auf eine andere Art und Weise Scherze triebst als sie. Dein Vater hat mir davon erzählt, was du mit ihnen