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Sie frisiert ihre Puppen mit ihrem eigenen Kamm, dem weißen. Sie streicht mit diesem Gegenstand über die Haare ihrer Puppen, sie spricht mit den Puppen, während sie sie frisiert, sie macht Handbewegungen in der Luft, sie befühlt die Kleider der Puppen und ihre Körper aus Plastik.
Ich wünsche mir, dass du ihr dieses Schiff machst. Sie könnte alle ihre Puppen an Bord setzen. Sie bewegt sich vorwärts wie ein Uhrlaufwerk, das aus dem Gehäuse gesprungen ist und sich fortbewegt. Sie hakt sich mit gekrümmten Zehen am Parkett fest und steht auf, und ihr Körper schwankt auf den Fußsohlen. Sie ist eine Kaskade, sie ist ein Tick-Tack; sie macht einen Schritt, tick; einen nächsten Schritt, tack. Sie setzt ihren linken Fuß auf ihren Holzdrachen, tick: ihr rechter Fuß berührt die Bettdecke, tack. Sie geht auf den Wickeltisch zu, tick-tack, tick-tack, tick, tack, tick, tack. Ihre Beine zeichnen Ticks und Tacks in den Raum. Du hast es gesehen: Sie hat die Konservenbüchse, die voll war, mit ihren Händen greifen können: Sie hat sie hochheben können, und sie hat sie in ihren Händen wenden können, als wäre die Konservenbüchse ihr Spielzeug, ein riesiges Bonbon, ein Stein, eine Waage. Sie hat die Büchse auf den Tisch gestellt und hat mit der rechten Hand den Korkenzieher genommen, hat ihn in ihren Mund gesteckt und mit ihren sechs Zähnchen in den Korken gebissen. Tick-Tack.
Das Schiff wird den Namen Tick-Tack tragen. Sie wird es so nennen. Du kannst in blauer Farbe und mit einem feinen Pinsel «Tick-Tack» auf den Schiffsrumpf schreiben. Sie wird diese Worte anschauen, wie sie die Worte angeschaut hat, welche auf der Konservenbüchse standen. Sie hat das aufgeklebte Papier von allen Seiten angeschaut. Das Schiff wird Korkenzapfen und schön frisierte Puppen transportieren. Die Handelsware wird gut verstaut im Schiffsbauch liegen, und der Kapitän wird darüber wachen, dass sie vor Wind und Wetter geschützt ist. Du stehst auf, sagst den Namen des Kindes, schaust, wie sie sich dir nähert, lächelst sie an, und als sie ganz nah ist, beugst du dich nach vorne, mit offenen Armen, und nimmst sie in deine Arme. Sie schmiegt sich an deine Brust, mit den Armen um deinen Hals geschlungen und dem Kopf auf deiner Schulter. Du hältst sie mit der linken Hand fest, und mit der anderen streichst du ihr über den Rücken. Du machst einen Schritt und noch einen Schritt und noch einen Schritt und noch einen Schritt. Du machst mit dem Mädchen in deinen Armen Schritte im Haus und sprichst mit ihr und streichelst ihren Rücken, bis sie einschläft. Du gehst aus dem Wohnzimmer und in das Badezimmer. Du stellst dich mit dem Rücken zum Spiegel, dann drehst du den Kopf zum Spiegel, und du siehst, wie sie atmet, die Lider geschlossen.
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Dein Onkel hat den Motor seines Autos angelassen, hat den ersten Gang eingelegt und ist losgefahren. Er ist langsam bis zum Ausgang des großen Hofes des Krankenhauses vorgefahren. Unmittelbar neben dieser Hofpforte des Krankenhauses hat er angehalten und gesagt, dass dein Vater in einem Kastenwagen zu ihm gebracht werde. Dein Onkel hat darauf gewartet, den Kastenwagen mit deinem Vater vorbeifahren zu sehen. Er hat sich eine Zigarette angezündet. Der Motor des Autos deines Onkels lief. Die Scheiben der Vordertüren des Autos waren heruntergekurbelt. Er schaute fortwährend links hinaus, zu einer Ecke des Gebäudes, das den Weg verdeckte, den der erwartete Kastenwagen nehmen würde. Er hat den Kastenwagen erblickt. Er hat gesagt, «schau, da ist er, in diesem Kastenwagen drin!», und du hast den Kopf in die Richtung gedreht, die er mit seiner rechten Hand angezeigt hat, und du hast den Wagen gesehen, der langsam vorgefahren ist. Du hast diesen weißen Wagen von vorne gesehen und hast nicht aufgehört, ihn anzuschauen, du hast ihn an euch vorbeifahren sehen, der Wagen ist durch das große offene Tor des Spitalhofes gefahren, und du hast auf der hinteren Ladefläche des Kastenwagens einen Sarg gesehen, der die Ladefläche um einige Dutzend Zentimeter überragte, und dein Onkel ist losgefahren, und er ist dem Wagen mit dem grauen Sarg, von dem du deinen Blick nicht abwenden konntest, gefolgt, und dein Vater war tot, und sein Leichnam ruhte in diesem grauen Sarg, der auf den Straßen deiner Geburtsstadt transportiert wurde. Du hast den Sarg deines Vaters nicht aus den Augen verloren. An jedem Rotlicht hielt das Auto deines Onkels dicht hinter dem Sarg deines Vaters an. Du sahst diese Kiste, in der dein toter Vater eingeschlossen war. Es war nicht der Sarg selbst, der dich etwas Neues lehrte, und es war auch nicht der Gedanke an den Leichnam, der dir etwas Neues brachte. Du warst ein genauer Betrachter dieser Särge und dieser Leichname. Du warst ein Lehrling des Todes und seiner Rituale. Du hattest Särge gesehen und Tote, aber du hast etwas anderes gefühlt, du hast gewusst, dass du einen neuen Schritt machen würdest, du hast vibriert wie damals im Schwimmbad mit deinem Vater, mit sechs Jahren, als du noch nicht schwimmen konntest und du dich am Geländer entlang der Betonwände festgeklammert hast und deinen Vater vom Sprungbrett hast springen sehen, bis zum Moment, in dem du gespürt hast, dass du zu schwimmen angefangen hattest, du hast vibriert und hast dich gehenlassen und hast dich ganz alleine vorwärtsbewegt, und du bist geschwommen wie alle anderen, du bist zum ersten Mal geschwommen, ohne es zu lernen, ohne Unterricht, ohne irgendeine Hilfe hast du angefangen zu schwimmen, deinem Vater entgegen, und als du in seiner Nähe warst, hast du ihn gerufen, und er hat sich auf der Stelle schwimmend umgedreht, und