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Tick-Tack wird das Flaggschiff sein.
Du schaltest die Kaffeemaschine ab, indem du auf den Knopf drückst, auf den das Kind gedrückt hat. Ich gehe hinter euch durch, nehme die volle Tasse Kaffee und stelle sie auf den Tisch, nehme die Zuckerdose vom Fensterbrett, und mit einem Kaffeelöffel gebe ich Zucker hinein, eineinhalb Löffel in jede Tasse. Das Kind wird seine Hände nach der Kaffeetasse ausstrecken. Du wirst sagen, «nein, das ist heiß!, nein, mein Kleines!», und sie wird «nein! nein! nein! nein! nein!» sagen, wird mit dem Kopf die Geste des Neinsagens machen und den Kopf nach links und dann nach rechts drehen, mehrere Male, und immer wieder «nein! nein! nein! nein! nein!» sagen.
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Sie spielt mit dem Clown im Holzkistchen. Dieser Clown befindet sich in einem Holzquader, festgemacht an einer Feder. Wenn man den Haken löst, der den Holzdeckel am Rest des Kistchens befestigt, springt der Clown blitzschnell aus seinem Versteck, und die Kleine lacht. Sie will den Clown selber wieder ins Kistchen stecken, sie drückt ihn selber mit ihren Händen und Fingern hinein, schließt den Deckel und will den Haken befestigen, damit alles wieder geschlossen ist. Du zeigst ihr oft diesen Clown, auf dessen Kistchen die Namen von großen Städten geschrieben stehen: LONDON, NEW YORK, PARIS. Auf dem gleichen Kistchen stehen auch die Worte «FRAGIL» und «EXPORT» geschrieben. Der Clown hat ein blau-grünrot-weiß-rosa-farbenes Gewand, trägt einen Hut in der Form eines Kegels, und seine Lippen und seine Wangen und seine Nase sind rot geschminkt. Du sagst dem Kind: «Achtung!» In diesem Augenblick fixiert sie den Deckel des Kistchens des Clowns, und du wiederholst mehrmals hintereinander: «Achtung! Achtung! Achtung!», schiebst deinen rechten Zeigefinger zum Haken des Kistchens, und das Kind hört auf, den Deckel anzuschauen und nimmt den Haken ins Visier, folgt deinem Finger, der langsam diese Metallspitze wegschiebt, die, einmal vom Nagel gelöst, den Clown freilässt. Das Kind lacht jedes Mal, wenn du das machst.
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Der Kaffee ist gut. Die Tasse und die Untertasse sind mit blauen Blättern dekoriert. Sicher sieht das Kind diese Bemalungen, diese Farben, diese Formen. Der Henkel meiner Tasse ist beschädigt. Diese Tasse muss etwa fünfzehn Jahre alt sein, vielleicht mehr. Ich nehme die Tasse mit meiner rechten Hand am Henkel und führe sie zu meinem Mund. Ich rieche den Duft des Kaffees. Ich fühle die Wärme, die der Kaffee verströmt, bevor meine Lippen die Flüssigkeit berühren. Ich schaue dich an, ich lächle dir zu, das Kind ist bei dir, und sie drückt mit ihren nackten Füßen gegen die Tischkante.
Auf den Rumpf von Flagge kannst du, wie auf der Clownschachtel, die Wörter «FRAGIL» und «EXPORT» schreiben. Du kannst der Großen erklären, was das Wort «FRAGIL» bedeutet. Du bist im Supermarkt, in der Gläserabteilung, und du gehst zu den Gläsern, die in Kartons verpackt sind. Du trägst die Kleine auf dem Arm, und die Große rechts neben dir fragt, ob du Gläser kaufen wollest. Du verneinst. Du sagst ihr, sie solle eine Schachtel nehmen, in der sechs Gläser verpackt seien, und sie bringt dir diese Schachtel. Du zeigst ihr ein Wort, das auf der Packung geschrieben steht, und sagst ihr, dass dieses Wort «FRAGIL» heiße. Du sagst ihr, dass «FRAGIL» heikel, im Sinne von fein, im Sinne von dünn, im Sinne von zerbrechlich, bedeute. Die Große sagt, dass die Brillengläser fragil seien und dass Erdbeeren und alle Früchte fragil seien. Du sagst, dass das stimme: dass es viele fragile Dinge gebe. Die Leute, die im Supermarkt an euch vorbeikommen, sehen euch alle drei reden und um diese Kartonschachtel herum sitzen, in der sechs Weingläser stehen.
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Die Große ist im Bad und wäscht in einem hellgrünen Plastikeimer ein Paar ihrer Socken. Sie ist mit Turnschuhen voller Sand nach Hause gekommen. Sie hat am Seeufer mit Sand gespielt, und der Sand ist in ihre Schuhe eingedrungen, feuchter Sand, feiner Sand, Sand, aus dem, wie du ihr sagst, Weingläser hergestellt werden. Sie legt ihre Socken in den Eimer, der unter dem Wasserhahn auf dem Waschbecken steht. Sie öffnet den Warmwasserhahn, lässt ihn einige Minuten laufen, dreht den Hahn dann wieder zu und öffnet den Kaltwasserhahn, den sie ebenfalls laufen lässt. Sie prüft mit ihrer Hand das Wasser, nimmt die Seife und beginnt ihre Socken einzuseifen, taucht sie unter und fühlt die kleinen Sandkörner an ihren Fingerspitzen.
Du stellst die Kleine auf den Boden neben deinen Stuhl. Sie dreht sich zum anderen Ende des Tisches und bewegt sich auf die Küchentür zu. Sie geht über die Schwelle der Küchentür, kommt in den Eingangsraum und geht auf das kleine Regal zu, auf dem das Telefon steht. Mit ihrer rechten Hand nimmt sie den Hörer des Apparates und führt ihn zum Ohr. Sie sagt Wörter, sie schaut uns an, während sie in das Telefon redet. Auf der anderen Seite der Leitung ist ein Jemand, ein Objekt, eine Person, der Wind oder ein Bild, mit dem sie redet. Sie macht das einige Minuten lang und drückt immer wieder auf die Tasten des Apparats. Sie drückt mit ihrem Zeigefinger auf die Tasten, und der Telefonhörer bleibt auf ihrer Schulter, wie ein großes schwarzes Schulterpolster aus Bakelit. Du reichst ihr oft das Telefon, wenn du mit den Eltern oder mit Freunden sprichst. Sie hält ihr Ohr hin und lauscht den Lauten, die aus dem Apparat kommen. Sie sagt nichts, und manchmal lacht sie.
Die Große ist sich das Telefonieren gewohnt. Sie spricht häufig mit ihrer Großmutter, sie sagt ihr, dass sie im Zirkus wäre, in der Schule oder in der Stadt, mit ihrer Schwester und ihrer Mutter. Sie spricht auch mit ihren Cousinen oder mit Leuten, die uns anrufen. Sie kann die Nummer ihres Großvaters ganz alleine wählen, und sie sagt ihm «ich küsse dich, ich hab dich lieb Großvater, ich mache eine Zeichnung für dich!» Sie kann bis hundert zählen und stellt mit ihren Fingern Rechnungen an. In ihrem Zimmer hängt ein Plakat mit den ersten zehn Zahlen, mit jeweils einem Bild daneben. 1 Telefon, 2 Plüschtiere, 3 Malstifte, 4 Blätter, 5 Tassen, 6 Schlüssel, 7 Nägel, 8 Gabeln, 9 Knöpfe, 10 Würfel. Die 8 hat sie zuletzt gelernt. Du hast ihr die Acht gezeigt, und sie hat gesagt, dass sie sich nicht erinnern könne. Du hast ihr gesagt, sie solle noch einmal beginnen, von vorne, eine Zahl nach der anderen. Sie hat einen neuen Anlauf genommen und bei der Zahl Acht aufgehört. Sie hat zuerst gelernt, die Zahlen aufzusagen, dann hat sie gelernt, sie zu erkennen. Zuletzt hat sie gelernt, sie zu schreiben, von Hand, auf ein weißes Papier oder in Hefte.
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Es wird mehrere Narzissen geben, und sie werden in der Badewanne absinken, eine pro Tag. Ihr sitzt auf dem Parkettboden, mit den drei Schiffen vor euch, und du erklärst den Mädchen, welches von ihnen das fragilste sei. Narzisse nimmt leicht und schnell Wasser auf, wird nass und bekommt Löcher und sinkt auf den Grund der Badewanne. Tick-Tack kannst du gegen etwas schlagen, gegen den Badewannenrand: Es verbiegt sich und verändert die Form, im Wasser rostet es, und es ist das schwerste von allen. Flagge schwimmt am besten: Es geht nicht kaputt, es brennt weniger schnell als Narzisse.
Die Große kennt mehrere Flaggen. Du redest von Ländern und Flaggen, und sie zeigt auf der Lexikonseite mit ihrem Zeigefinger auf die französische Flagge. Du erzählst von einem Wohnviertel, dem Viertel deiner Kindheit. Du erzählst von einem Dorf, dem Dorf deiner Großmutter mütterlicherseits. Du erzählst vom Viertel deines Großvaters väterlicherseits. Du erzählst von der Stadt deiner Jugendzeit und von der Stadt, in der wir wohnen. Dann erzählst du von Ländern, von einem Land, von zwei Ländern, von drei Ländern, von vier Ländern, von fünf Ländern, von mehreren Ländern, von Kontinenten und von allen Ländern. Du erzählst vom Planeten. Du sagst, dass dieser Planet Erde heiße und dass es dasselbe Wort sei, mit dem man die Erde des Gemüsegartens bezeichnen würde und diejenige in den Blumentöpfen und diejenige, die hier, wo sich unser Haus befinde, ausgebaggert worden sei. Du erklärst den beiden Mädchen, dass Narzisse, wenn man die drei Schiffe vergraben würde, am fragilsten sein würde und als erstes vermodern würde. Du sagst der Großen, dass vergraben bedeute, etwas in die Erde zu tun, ein großes Loch oder ein kleines Loch zu machen und etwas in das Loch hineinzutun und dann Erde darüber zu legen.
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