»Clifford?«, rief Fee aus. »Bob Clermonts Frau?«
»Das ist mir neu, aber du weißt ja anscheinend immer mehr als ich.«
»Laila Clifford«, sagte Fee gedankenvoll. »Ich habe heute noch mal mit Isabel telefoniert, als Bettina Herzog bei mir war.«
»Was ich alles so nebenbei erfahre«, sagte er anzüglich.
»Jetzt bin ich selbst schon durcheinander, Dan. Können wir uns auf unsere Gäste vorbereiten?«
»Wie?«
»Wir können uns doch beim Umkleiden unterhalten«, meinte sie.
»Na schön. Aber eins möchte
ich doch bemerken, ich habe mit Isabel in einem Monat nicht so oft telefoniert wie du innerhalb von zwei Tagen.«
»Das möchte ich dir auch geraten haben, mein Herzallerliebster«, lachte Fee.
*
Bettina und Karl Herzog hatten den Nachmittag mit Cécile verbracht, und der war so unterhaltsam geworden, dass Bettina wenigstens für eine Zeit auf andere Gedanken gebracht wurde.
Das hatte ihr Vater auch beabsichtigt, aber ihm bereitete es sichtliches Vergnügen, mit der jungen, unbefangenen Cécile zu lachen und zu plaudern.
Schließlich tauchten auch noch Thomas und Alexander auf, dreizehn und zehn Jahre jung und richtige Lausbuben, die bloß mal sehen wollten, was hier los war.
Karl Herzog konnte sich gut vorstellen, dass es ihre Mutter allerhand Kraft kostete, mit den beiden fertigzuwerden. Auch hier zeigten sie sich nicht gerade von ihrer freundlichsten Seite. Sie stritten sich auf Teufel komm raus.
»Ich habe nichts dagegen, wenn ihr hier seid, aber gestritten wird nicht«, sagte Karl Herzog energisch, nachdem Cécile ihre beiden Brüder vergeblich ermahnt hatte.
Das verschlug ihnen die Stimme. »Hast du hier was zu sagen?«, fragte Thomas.
»Allerdings. Ich bezahle dafür, dass ich meine Ruhe habe«, erwiderte Karl Herzog, »und eure Mutter rackert sich ab, damit es euch gut geht.«
»Stimmt das, Cécile?«, fragte Alexander.
»Ja, das stimmt. So deutlich hat es bisher leider noch keiner gesagt.«
»Das war aber sehr deutlich«, meinte Thomas und betrachtete Karl Herzog ehrfürchtig. »Mei, das ist ein Mann!«
»Habt ihr euch wieder recht aufgeführt?«, fragte Annettes Stimme von der Treppe her. Eine müde Stimme, die Mitgefühl erregen konnte.
»Trauen wir uns nicht, Mami«, erklärte Alexander.
»Jetzt nicht mehr«, fügte Thomas schüchtern hinzu. »Hier kommandiert einer.«
»Nicht gern, wenn es nicht nötig wäre«, sagte Karl Herzog. »Ihr Burschen solltet mehr Rücksicht auf eure Mutter nehmen.«
»Mami«, berichtete Alexander, »wenn wir doch keinen Vater mehr haben, können wir doch nichts dafür.«
»Seid froh, dass ihr eine so liebe Mami habt«, warf Bettina ein. »Ich hatte keine.«
»Sind wir doch auch. Aber Mami schimpft nie.«
»Sie hat ja keine Zeit für uns«, beklagte sich Thomas.
»Und warum nicht?«, fragte Karl Herzog.
»Weil kein Mann im Hause ist, der diesen Rabauken Respekt beibringt«, warf Cécile ein.
»Vor dem da haben wir aber Respekt«, sagte Alexander. »Wir streiten ja nicht mehr. Wer bist du denn?«
»Ein Gast, und nun entschuldigt euch bitte«, sagte Annette. »Herr Herzog reist sonst gleich wieder
ab.«
»Ein Herzog bist du?«, staunte Thomas. »Jemine, das ist ein Ding. Unser Vater war bloß Baron.«
»Und ich heiße nur so. Ich bin kein Herzog«, sagte der Mann lächelnd.
»Ist auch besser so«, meinte Thomas nach kurzem Überlegen. »Mit den Adligen fallen wir bloß rein. Die machen immer Schulden.«
»Tom, benimm dich«, sagte Annette von Rosen aufgebracht. »Was soll Herr Herzog denken?«
»Was gewiss ist«, erklärte Thomas. »Das sind nämlich immer Freunde von Papa und die denken, die können umsonst bei uns wohnen, und Mami zahlt drauf.«
»Es tut mir leid«, sagte Annette erschüttert. »Meine Söhne sind schrecklich vorlaut.«
»Aber ehrlich«, sagte Karl Herzog. »Regen Sie sich nicht auf, gnädige Frau. Ich komme schon mit ihnen zurecht.«
»Und wenn Mami ganz ungnädig wird?«, erkundigte sich Alexander.
»Dann bringe ich euch zu Bett«, erwiderte Karl Herzog.
Mit weiten Augen und offenen Mündern starrten die beiden ihn an.
»Ganz wirklich?«, fragte Thomas.
»Und wehe euch, wenn ihr widersprecht.« Er blinzelte Bettina zu, und jetzt musste sie sich doch ein Lachen verkneifen.
Er wäre ein richtiger Bubenvater gewesen, dachte sie, und als sie nun Annette einen Blick zuwarf, kam ihr ein ganz merkwürdiger Gedanke.
Er mag sie, ging es ihr durch den Sinn, und ich mag sie auch, allesamt. Wäre es nicht schön für Daddy, so viel Leben um sich zu haben? Anscheinend gefällt ihm das doch sehr.
»Musst du nicht aufbrechen, Bettina?«, fragte da der Vater.
Erschrocken stieß Thomas an. »Daddy sagt sie zu ihm«, erklärte er lautstark. »Dabei ist sie schon erwachsen.«
»Jetzt kriegt ihr aber eine von mir geschmiert«, sagte Cécile wütend.
»Versuch’s doch mal. Mal sehen, wer stärker ist«, gab Thomas aufgebracht zurück. »Du Zimperliese!«
»Das machen wir ganz anders«, unterbrach Karl Herzog die Aufgebrachten. »Ich werde diese beiden Burschen mal ins Gebet nehmen. Karl Herzog heiße ich, habt ihr verstanden?«
»Herzog Karl«, murmelte Thomas, »Xander, jetzt setzt es was.«
»Versuchen wir es erst mal mit Vernunft«, lenkte Karl Herzog ein.
»Da beißen Sie aber auf Granit«, seufzte Cécile.
»Wetten wir?«, fragte Karl Herzog verschmitzt. »Wohin gehören die beiden?«
»Ich zeig’s dir schon, Herzog Karl«, flüsterte Alexander. »Brauchst nicht zu hauen. Entschuldige vielmals, Mami.«
»Hab’ es nicht so gemeint, Mami«, schloss Thomas sich an.
»Na, wer sagt’s denn«, meinte Karl Herzog hintergründig. »Marsch, marsch, Kameraden.«
»Mir ist es schrecklich peinlich«, flüsterte Annette.
»Warum? Mir macht es Spaß, gnädige Frau.«
Alexander drehte sich um. »Du kennst Mami noch nicht, wenn sie ungnädig wird. Dann funkt es auch.«
»Aber anscheinend hält es nicht vor«, sagte Karl Herzog.
Annette brach wieder in Tränen aus, als das Dreigespann ihren Blicken entschwunden war.
»Ich schaffe es doch nicht, Cécile«, flüsterte sie.
»Das habe ich mir gedacht, Mami. Reg dich jetzt nicht so auf. Herr Herzog wird die beiden schon auf Vordermann bringen. Ein toller Mann. Wenn er ein bisschen jünger wäre, würde ich mich in ihn verlieben.«
»Cécile!«, stöhnte Annette auf.
»Ich bleibe ja auf dem Boden, Mami, aber könntest du dich nicht in ihn verlieben?«
»Allmächtiger, was habe ich für Kinder!«,