Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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es ein pflanzliches Gift?«, fragte Daniel.

      »Doch, das glaube ich mit Bestimmtheit. Dr. Clermont war auch Toxikologe. Ach, ich tappe im Dunkeln, und da kommen einem die rätselhaften Gedanken.«

      »Sprechen Sie sich aus, Jenny, es interessiert mich.«

      »Nach den erweiterten Pupillen und seinen Fieberfantasien hätte ich auf Atropa belladonna getippt, auf die Tollkirsche. Ich habe ewig überlegt, aber ich kann da keine Zusammenhänge finden. Er würde keine Tollkirsche essen und sich kein Atropin in Überdosis spritzen. Die Wirkungen sind erforscht.«

      Sie machte eine kleine Pause. »Er spricht von einer Bettina, dann wieder von einer Laila, zusammenhanglos zwar, aber man könnte doch daraus schließen, dass diese beiden Frauen eine beträchtliche Rolle in seinem Leben gespielt haben!«

      »Wieso?«, fragte Daniel lakonisch.

      »Er fantasiert zwar, aber wenn er Bettina ruft, klingt es jammervoll, und wenn er Laila sagt … Es lässt sich schwer erklären, aber er bäumt sich dann immer auf. Er ist ein schwieriger Patient, bisher mein rätselhaftester. Ich möchte sagen, er ist nicht der Typ eines Selbstmörders. Wissen Sie, dass sein Bruder sich umgebracht hat?«

      »Ja«, erwiderte Daniel lakonisch.

      »Vielleicht wäre man geneigt zu sagen, es läge in der Familie, aber André Clermont ist ein genialer Wissenschaftler, der der Menschheit dienen will. Er vernichtet sich nicht selbst, davon bin ich überzeugt. Entweder ist es ein unglückseliger Zufall oder ein Mordversuch.«

      »Jenny!«, rief Daniel erschrocken aus. Und dann trat ein langes Schweigen ein.

      *

      Bettina hatte sich mit Poldi in einem Restaurant verabredet. Er wartete schon auf sie. Er war in der Klinik gewesen, konnte ihr aber auch nichts anderes berichten, als sie schon von Fee erfahren hatte.

      »Er ist jedenfalls in guten Händen. Da können wir beruhigt sein, Bettina. Diese Frau Dr. Lenz kennt sich aus mit solchen Infektionen, aber mir ist nicht klar, wie André dazu gekommen ist.«

      Darüber zu rätseln war sinnlos. Bettina wollte jetzt auch über etwas anderes sprechen, was sie bisher noch nicht anzurühren gewagt hatte.

      »Wie ist eigentlich Andrés finanzielle Situation?«, fragte sie.

      »Anscheinend doch gut. Er macht nicht den Eindruck, als würde er Not leiden, und er konnte es sich leisten, in der gewiss nicht billigen Pension zu wohnen.« Poldi war immer gradeheraus.

      »Ich weiß so wenig von ihm«, sagte Bettina leise.

      »Ich auch, zumindest, was die letzten Jahre betrifft. Ich dachte doch auch schon, er sei verschollen.«

      »Wie war eigentlich sein Verhältnis zu seiner Mutter nach Bobs Tod?«

      »Keine Ahnung. Aber sie bevorzugte ja immer Bob, was mich erstaunte, da Mütter meist die jüngeren Kinder bevorzugen. Ich kann noch immer nicht begreifen, dass Bob damals so durchdrehte.«

      Sollte sie Poldi die Wahrheit sagen? Nein, nicht die ganze!

      »Meinetwegen hat er sich jedenfalls nicht umgebracht«, erwiderte sie mit einem Anflug von Bitterkeit.

      »Wegen einer anderen?«

      »Es ist nicht auszuschließen.« Sie hatte nie erfahren, wer jene andere Frau war, mit der sie Bob gesehen hatte.

      Sie hatte sich oft gefragt, welche Rolle sie in seinem Leben, vielleicht auch in dieser bösen Affäre gespielt hatte. Aber sie hatte diese Frau nie wiedergesehen.

      »Hast du mit Frau Dr. Norden gesprochen?«, fragte Poldi nun.

      »Ja.«

      »Redselig bist du nicht gerade, Bettina.«

      »Es gibt noch nicht viel zu sagen.«

      »Du machst dir selbst alles verdammt schwer, Mädchen. André ist mein Freund, aber dass er so viel Liebe verdient, wage ich nicht zu behaupten.«

      »Vielleicht gibt es längst eine andere Frau in seinem Leben«, flüsterte sie.

      »Nein, das glaube ich nicht. Das hätte er mir gesagt.«

      »Habt ihr über mich gesprochen?«

      »Ich habe es nicht gewagt, gleich am ersten Tag. Nun iss doch endlich etwas, Bettina. Es hat doch keinen Sinn, dass du dich kaputt machst.«

      »Ich habe Angst um ihn«, sagte sie bebend.

      *

      Bettina war überrascht, als Fee sie am nächsten Morgen anrief und sie bat, sie doch am Vormittag in der Praxis aufzusuchen. Ihr Herz begann bange zu klopfen.

      Als sie aber das Haus verlassen wollte, erlebte sie einen Schrecken, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Durch die Glastür sah sie einen Wagen ausländischen Modells, dem eine elegante Frau entstieg, und das leuchtend rote Haar weckte eine Erinnerung in ihr, die sich bestätigte, als diese Frau sich umdrehte.

      Schnell wich Bettina in ihr Zimmer zurück. Wie kam jene Frau, die sie an Bobs Seite gesehen hatte, hierher? Was wollte sie?

      Ihr war ganz schwindelig, aber sie nahm alle Kraft zusammen und presste ihr Ohr an die Tür.

      Sie wollte hören, was diese Frau wollte. Sie durfte sich jetzt nicht gehenlassen.

      Sie konnte zuerst nur Gemurmel vernehmen, dann aber wurde die helle Stimme der Frau lauter und erregter.

      »Ich bin Frau Clermont. Bitte überzeugen Sie sich. Ich möchte ein paar Sachen für meinen Mann abholen. Würden Sie mir jetzt bitte sein Zimmer zeigen?«

      Sie ist Andrés Frau, dachte Bettina mit heißem Erschrecken. Es war ihr, als würde eine gewaltige Faust ihre Kehle zusammenpressen.

      »Ich verstehe nicht«, sagte jetzt Frau von Rosen. »Die Sachen von Herrn Dr. Clermont sind doch heute Morgen schon von Herrn Steiger abgeholt worden.«

      Zitternd lehnte Bettina an der

      Tür. Davon hatte Poldi ihr auch nichts gesagt. Was wurde da gespielt? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.

      »So, Herr Steiger hat die Sachen bereits abgeholt, das wusste ich nicht«, sagte die helle Stimme. »Nun, es wird schon seine Richtigkeit haben. Herr Steiger ist ein Freund meines Mannes.«

      Dann herrschte Stille, und bald darauf hörte Bettina, wie ein Motor aufheulte und der Wagen davonfuhr.

      Schnell ging sie jetzt in die Halle. Frau von Rosen stand an der Rezeption. Geistesabwesend blickte sie Bettina an, um dann auszurufen: »Mein Gott, sind Sie krank? Sie sind ja weiß wie die Wand. Oh, es wäre schrecklich, wenn es doch eine ansteckende Krankheit wäre.«

      »Ich bin nicht krank, Frau von Rosen«, sagte Bettina stockend. »Ich habe nur Kreislaufstörungen, deswegen fahre ich jetzt auch wieder zu Dr. Norden.«

      »Ach, Sie sind bei ihm in Behandlung«, sagte Annette von Rosen. »Er ist ein guter Arzt. Entschuldigen Sie bitte meine Bemerkung, aber wir hatten vor ein paar Tagen einen rätselhaften Krankheitsfall. Sie können sich wohl vorstellen, dass ich jetzt sehr besorgt bin. – Merkwürdig«, fuhr sie dann geistesabwesend fort, »hoffentlich bekomme ich keine Schwierigkeiten.«

      »Wegen dieses kranken Gastes?«, fragte Bettina, nun schon wieder gefasster.

      »Wegen seiner Sachen. Sein Freund hat sie heute Morgen abgeholt, und eben kam seine Frau. Eine merkwürdige Frau. Ich muss um Verzeihung bitten, dass ich schwatze, aber manchmal fühle ich mich diesem Betrieb einfach nicht gewachsen. Nein, diese Frau passt ganz und gar nicht zu Dr. Clermont. Aber ich sollte mich einer persönlichen Ansicht wohl besser enthalten.«

      Bettina hätte gern erfahren, warum Frau von Rosen dieser Ansicht war, aber dann hätte sie sich wohl doch verraten.

      »Diese Frau ist mir unheimlich«, sagte Frau von Rosen seufzend.

      Und Bettina hatte sie jede Hoffnung geraubt. Fee konnte es nicht entgehen,