Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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Apparat, dass es so bleiben solle, bis er wieder aus der Klinik käme.

      *

      »Jetzt sitze ich in einer schönen Klemme«, sagte Annette zu Karl Herzog. »Anruf aus der Klinik. Dr. Clermont wünscht das Zimmer zu behalten. Auf jeden Fall.«

      Karl Herzogs Augenbrauen schoben sich zusammen. Er dachte angestrengt nach, aber er verriet nichts von seinen Gedanken.

      »Er braucht nicht zu erfahren, dass Sie es mir für ein paar Tage überlassen haben«, sagte er.

      »Es ist mir schrecklich peinlich. Was müssen Sie nur von mir denken, Herr Herzog?«

      »Was denn schon? Nur, dass Sie annahmen, er würde keinen Gebrauch mehr davon machen. Wahrscheinlich muss er doch noch einige Zeit in der Klinik bleiben.«

      »Es scheint ihm besserzugehen. Vielleicht hätte ich Herrn Steiger die Sachen nicht herausgeben sollen. Vielleicht will auch seine Frau das Zimmer haben.«

      »Das glaube ich nicht. Außerdem ist es nicht seine Frau.«

      »Aber sie hat mir ihren Pass gezeigt«, sagte Annette gequält.

      »Das ist eine lange und geheimnisvolle Geschichte, die Sie vielleicht einmal erfahren werden«, sagte er nun rätselhaft. »Ich werde es jedenfalls verantworten, dass ich ein paar Tage in diesem Zimmer wohne. Sie brauchen sich da keine Sorgen zu machen. Es sind doch keine persönlichen Sachen mehr von ihm drinnen?«

      »Nein, die hat Herr Steiger alle geholt.«

      Aber vielleicht hat er etwas darin versteckt. Irgendwo, überlegte Karl Herzog, und er hatte keinerlei Bedenken, sich einmal gründlich umzuschauen, was er dann auch tat, nachdem er Annette herzlich gute Nacht gewünscht hatte. Er ging systematisch vor, hob den Teppich auf, nahm die Bilder von den Wänden, untersuchte den Schrank und Schreibtisch gründlichst, aber er konnte nichts entdecken. Ja, was wollte er denn eigentlich, was hätte André denn zu verstecken gehabt? Aber warum war er so erpicht, das Zimmer zu behalten? Da er in der Klinik lag, konnte er doch froh sein, wenn er den Pensionspreis sparen konnte. Er musste wirklich einen triftigen Grund für dieses Anliegen haben.

      Karl Herzog starrte auf das Bett. Was hatte er denn als Junge immer gemacht im Internat, wenn er etwas vor den Augen anderer verbergen wollte? Er hatte es unter der Matratze versteckt!

      So ging Karl Herzog daran, das Bett auseinanderzunehmen, und endlich war seine Suche von Erfolg gekrönt. An der Unterseite der Sprungfedermatratze war ein Umschlag angeklebt. Ein ziemlich großer Umschlag, der versiegelt war.

      Er betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Raffiniert, dachte er. Bei einer flüchtigen Durchsuchung wäre man nicht darauf gestoßen, und mit einer solchen hatte André Clermont anscheinend gerechnet. Und wegen dieses Umschlags war er jetzt wohl in Panik geraten. Was mochte er enthalten?

      Karl Herzog löste den Umschlag vorsichtig ab, legte ihn auf den Tisch und ging erst einmal wieder daran, das Bett wieder zusammenzuhauen. Und da ging die Verbindungstür zu Bettinas Zimmer auf. Er hatte vergessen, dass Annette von Rosen sie vorhin aufgeschlossen hatte mit der Bemerkung, dass sie so von einem zum anderen Zimmer gehen könnten.

      Bettina stand totenbleich im Rahmen. »Was machst du da, Daddy?«, fragte sie bestürzt.

      »Ich habe das Bett umgebaut, wie du siehst«, erwiderte er trocken.

      »Erzähl mir doch keine Märchen. Frau von Rosen hat mir gesagt, dass André das Zimmer weiter behalten will, und sie hat sich überlegt, dass es doch besser wäre, wenn sie dir ein anderes geben würde. Sie würde dir ihr privates Gästezimmer zur Verfügung stellen, wenn du einverstanden bist. Das sollte ich dir ausrichten.«

      »Wie angenehm«, erwiderte Karl Herzog lächelnd. »Jetzt mache ich gern davon Gebrauch. Das Bett gefällt mir nämlich nicht.«

      »Mein Gott, mach sie doch nicht noch ganz unglücklich! Das brauchst du wahrhaftig nicht laut zu sagen.«

      »Tue ich doch nicht, Kleinchen. Reg dich nicht gleich auf. Wie war’s denn bei dir?«

      Er wollte jetzt den Tisch verdecken mit seinem Körper, aber gerade dieses Manöver machte Bettina aufmerksam, sie entdeckte den Umschlag auf dem Tisch und erkannte Andrés Handschrift.

      Ihre Augen weiteten sich. »Du hast also etwas gesucht«, sagte sie heiser.

      »Na schön, ich habe etwas gesucht und auch gefunden«, gab er zu. »Es musste doch einen Grund haben, dass dein André das Zimmer behalten wollte.«

      »Es ist nicht mein André«, stieß sie hervor.

      Er sah sie forschend an. »Bist du bekehrt?«, fragte er nachdenklich.

      »Inwiefern? Er ist noch nicht mein André, könnte ich auch sagen. Aber ich will meine Gedanken nicht dauernd in die Zukunft schweifen lassen, Daddy. Vielleicht will er nichts von mir wissen. Ich lebe jetzt nach dem Wahlspruch: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.«

      »Gut gesagt. Aber von mir, deinem Vater, hast du solche Lehren ja nicht angenommen.«

      »Weil ich immer das Gefühl hatte, dass du gegen André bist. Die Menschen, mit denen ich heute gesprochen habe, sind ganz objektiv.«

      Sie näherte sich dem Tisch und streckte ihre Hand nach dem Umschlag aus, doch dann zog sie sie schnell wieder zurück.

      »Was mag er wohl enthalten?«, fragte sie mehr zu sich selbst.

      Ihr Vater hob den Umschlag auf und wog ihn in der Hand. Dann drehte er ihn um, und seine Augen weiteten sich.

      »Im Falle meines Todes an Herrn Karl Herzog zu übergeben«, las er laut. »Donner und Doria!«

      »André ist nicht tot, Daddy. Glücklicherweise nicht«, sagte Bettina.

      »Aber wenn ich den Umschlag sowieso bekommen sollte, könnte ich doch einen Blick hineinwerfen!«

      »Schäm dich«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass du so neugierig bist. Du wirst den Umschlag nicht öffnen.«

      »Du bist anscheinend gar nicht neugierig, oder hast du Angst, dass etwas darin steht, was alle Illusionen zerstört?«

      »Ich habe keine Illusionen mehr«, erwiderte Bettina. »Ich will nur noch Klarheit, restlose Klarheit.«

      »Na, dann kann ich dir den Umschlag ja zu treuen Händen übergeben, damit ich nicht in Versuchung gebracht werde, und ich werde Frau von Rosens freundliches Angebot annehmen und in ihr Gästezimmer umziehen.«

      »Das scheint dir zu gefallen«, sagte Bettina.

      »Und wie! Ich bin gespannt, was die beiden Lausbuben dazu sagen werden.«

      »Du nimmst alles so leicht. Beschwert es dich denn gar nicht mehr, dass du von Bob so hintergangen wurdest?«

      »Jetzt noch? Mein liebes Kind, es hat mir einen schweren Schlag versetzt, aber ich hätte ihm ja nicht zu trauen brauchen. Ich habe teuer dafür bezahlt, bin aber nicht daran zugrunde gegangen. Am schlimmsten war

      der Gedanke für mich, dass du daran zerbrechen könntest, mein Kleinchen. Aber wir können morgen weiterreden, ich will nicht so unhöflich sein und Frau von Rosen noch länger warten lassen. Sie ist eine reizende Frau. Es könnte durchaus möglich sein, dass ich in Betracht ziehe, sie näher kennenzulernen, dein Einverständnis vorausgesetzt.«

      »Mein Gedanke«, sagte Bettina mit einem weichen Lächeln.

      »Dein Gedanke? Na, hör mal, Kleines. Ich kann meine Entscheidungen sehr gut selbst treffen. Nicht über Nacht, aber die Kinder gefallen mir mächtig.«

      »Und ihre Mutter auch, wie ich deinem verklärten Blick entnehme, Daddy«, sagte Bettina.

      Er nahm sie mit einem leisen Lachen in den Arm und drückte sie an sich. »Du hast ja wieder Humor, Bébé«, sagte er anerkennend.

      »Das macht die nette Gesellschaft.« Dann gab sie ihrem Vater einen Kuss, und er begab sich zu Frau von Rosen. Bettina erfuhr nichts davon, dass sie bis weit nach Mitternacht beieinander