Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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Er ist ganz in seinem Element. Er fühlt sich, auf gut Deutsch gesagt, sauwohl. Wenn Sie ihm noch ein gutes Abendessen vorsetzen könnten, werden Sie ihn so schnell nicht wieder los.«

      Und während Bettina sich auf den Weg zu den Nordens machte, erlebte es Annette von Rosen, dass ihre Lausbuben die reinsten Engel waren. Dabei brauchte Karl Herzog gar nicht mit Strafandrohungen zu agieren. Er imponierte ihnen gewaltig in seiner durchaus freundlichen Bestimmheit. Cécile war restlos von ihm begeistert. Zum ersten Mal schwärmte sie für einen Mann.

      Als Bettina das Haus betrat, stand vor dem Lift ein Mann, der ihr höflich den Vortritt ließ und dann kurz zögerte.

      »Ich denke, dass wir beide Platz haben«, sagte Bettina mit leicht heiserer Stimme, was aber von ihrer inneren Erregung herrührte.

      Sie fing dann einen überraschten Blick auf, als sie auf den obersten Knopf drückte.

      »Auch zu Dr. Norden?«, fragte er verlegen. Bettina nickte.

      »Schoeller«, stellte er sich vor.

      »Bettina Herzog.«

      Sie sahen sich wieder an und lächelten flüchtig. Dann waren sie schon oben angelangt, bevor Bettina noch darüber nachdenken konnte, ob es eine größere Gesellschaft werden würde.

      Isabel öffnete die Tür. Das Staunen war dreifach. »Jürgen!«, rief Isabel aus, aber dann musterte sie erst ganz schnell Bettina.

      »Ihr Heimlichtuer, ihr habt mir nicht verraten, dass Jürgen kommt«, sagte Isabel lebhaft und überbrückte damit die ersten Hemmungen von Bettina.

      So gerne sie nun auch allein mit Jürgen geplaudert hätte, denn sie hatten sich sehr viel zu sagen, fand sie Bettina Herzog doch interessiert genug, um ihr Aufmerksamkeit zu widmen.

      Lenchen hatte mal wieder Köstlichkeiten aufgetischt, Daniel seinen besten Wein bereitgestellt. In gelockerter Stimmung kam man sich schnell näher, und ehe Bettina es sich versah, waren ihre Probleme gar nicht mehr so erdrückend.

      Sie sprach mit Daniel, dann mit Isabel. Sie erfuhr Dinge, von denen sie bisher keine Ahnung hatte, und die wieder Hoffnung in ihr keimen ließen. Sie erfuhr auch von Laila Cliffords Besuch bei Daniel, wurde dann aber stutzig, als er sie als schwarzhaarig bezeichnete. Da schüttelte sie den Kopf.

      »Sie hat rotes Haar«, sagte sie leise.

      »Molly meinte, dass sie eine Perücke trüge«, erklärte Daniel. »Sie will sich anscheinend tarnen, und meiner Meinung nach sollte man vor ihr auf der Hut sein.«

      »Was mag sie jetzt nur bezwecken?«, überlegte Bettina. »Warum wollte sie Andrés Sachen aus der Pension holen?«

      »Vielleicht sucht sie etwas«, sagte Daniel.

      »So viel ich auch überlege, ich finde keine Erklärung, welche Rolle sie spielt«, meinte Bettina.

      »Jedenfalls wissen wir, dass sie mit Bob Clermont verheiratet war. Sie wurden vor vier Jahren in Paris getraut«, warf Isabel ein.

      »Sie wissen das bestimmt?«, fragte Bettina.

      »Ich habe gute Verbindungen. Es war ein zehnter März.«

      »Und am ersten April trat er seine Stellung bei uns an«, sagte Bettina leise. »Seine Frau trat nie in Erscheinung. Er gab sich ganz als Junggeselle. Sonst hätte ich mich ja kaum mit ihm verlobt«, fügte sie sarkastisch hinzu.

      »Das alles muss ein fest umrissener Plan gewesen sein«, sagte Isabel nachdenklich.

      »Ein abscheulicher Plan«, flüsterte Bettina. »Mein Vater wird es sich nicht verzeihen, dass er Bob traute. Er ist übrigens heute gekommen«, fügte sie gepresst hinzu.

      »Warum haben Sie ihn nicht mitgebracht?«, fragte Fee.

      »Das ginge wohl doch ein wenig zu weit«, meinte Bettina errötend. »Er ist außerdem mit Frau von Rosens Söhnen sehr beschäftigt. Frau von Rosen war ganz außer sich wegen dieser Begebenheiten. Wieso Poldi Andrés Sachen abgeholt hat, weiß ich noch immer nicht. Ich konnte ihn nicht erreichen.«

      Fee runzelte die Stirn. »Misstrauen Sie ihm auch?«, fragte sie.

      »Es wäre schrecklich, wenn ich das müsste«, seufzte Bettina. »Aber vielleicht weiß er viel mehr, als ich annehme.«

      Isabel wandte sich Jürgen zu. »Fein, dass du gekommen bist. Kannst du ein paar Tage bleiben?«

      »Ein verlängertes Wochenende«, nickte er. »Ich muss einiges in München erledigen.«

      »Wirst hoffentlich aber auch Zeit für mich haben?«

      »Es liegt bei dir, ob du Zeit hast.«

      »Ich nehme sie mir.«

      Sie waren beide Menschen, die ihre Gefühle nicht auf die Lippen trugen, und so verschieden sie auch waren, ergänzten sie sich doch großartig. Für sie galt das Sprichwort, dass Gegensätze sich anziehen, hundertprozentig.

      Wehmut überkam Bettina, wenn sie in die glücklichen Gesichter dieser vier Menschen blickte. Wie sehr sehnte sie sich danach, auch einmal wieder glücklich zu sein, aber würde das je der Fall sein? Ihre Gedanken waren jetzt wieder bei André.

      *

      André erwachte aus seinem unruhigen, von wilden Träumen bewegten Schlummer. Im Zimmer war es dunkel. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn aber nicht. Versehentlich berührte er die Glocke, und gleich darauf erschien Dr. Jenny Lenz.

      »Haben Sie einen Wunsch, Herr Clermont?«, fragte sie.

      »Ich wollte Licht machen. Wie spät ist es?«

      »Neun Uhr.«

      »Es ist so dunkel«, murmelte er.

      »Wir dachten, dass Sie durchschlafen würden«, erklärte sie.

      Sie fasste nach seinem Puls und war überrascht, dass seine Hand sich kühl anfasste.

      »Wir machen ja Fortschritte«, sagte sie erleichtert.

      »Es wird auch Zeit«, brummte er. »Ich will nicht ewig in der Klinik bleiben.«

      »Das höre ich gern. Wir brauchen unsere Betten.«

      Er warf ihr einen langen forschenden Blick zu.

      »Hat sich jemand nach mir erkundigt?«, fragte er.

      »Dr. Norden und Herr Steiger.«

      »Poldi, guter Gott, den hatte ich ganz vergessen. Wir waren verabredet.«

      »Er weiß, dass Sie die Verabredung nicht einhalten konnten.« Jenny war zufrieden, dass seine Stimme wieder Kraft hatte, dass seine Augen nicht mehr so trübe waren und er auch sonst bedeutend reger wirkte.

      »Herr Steiger hat heute Morgen Ihren Koffer gebracht«, fuhr sie fort.

      »Wieso?«, fragte André befremdet.

      »Nun, wahrscheinlich meinte er, dass Sie etwas brauchen.«

      André wurde sehr unruhig. Das konnte ihr nicht entgehen.

      »Aber mein Zimmer in der Pension, ich wollte es doch behalten«, sagte er abgehackt. »Bitte, rufen Sie sofort an, dass es nicht weitervermietet wird. Das wird doch hoffentlich nicht geschehen sein.«

      Jenny wusste sich nicht zu erklären, warum er sich darüber so erregte. Aber er war nicht bereit, ihr eine Erklärung zu geben. »Sie müssen unbedingt sofort anrufen, dass das Zimmer für mich reserviert bleibt«, stieß er hervor. »Auf jeden Fall.«

      Wenn ihm so viel daran lag, warum sollte sie es nicht tun? Es musste jedenfalls alles vermieden werden, was einen Rückfall herbeiführen könnte, und sie konnte bemerken, dass jetzt wieder feine Schweißtropfen auf seiner Stirn erschienen.

      »Wir können gleich von hier aus anrufen«, sagte sie, um ihn zu beruhigen. »Ich lasse mich mit der Pension verbinden.«

      Das war innerhalb einer Minute geschehen, und Jenny ahnte nicht,