Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775209
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nicht umsonst gemacht. Ich werde Sie nämlich mitnehmen!«

      »Wohin?«

      »Zu mir.«

      Eliot schüttelte den Kopf. »Geht leider nicht.«

      Da ergriff Lubber ihn am Arm und zerrte ihn ein Stück vom Parkrand weg. »Kommen Sie, Eliot, Sie sind ein Träumer. Ich habe es gestern sofort gemerkt. Sie vertun hier Ihre Zeit…«

      Wie kam er darauf?!

      »Kommen Sie mit, in meiner Kate wird heute alles auf den Kopf gestellt. Sie sollten sich die Einrichtung unbedingt noch mal im Urzustand ansehen. Wenn die Horde da fünf Stunden getobt hat, sieht’s aus wie nach einem Bombenangriff.«

      Lubber postierte sich jetzt wieder dicht vor dem Inspektor und schüttelte den Kopf.

      »Kommen Sie, Eliot, tun Sie mal was anderes. Geben Sie die Träumerei für ein paar Stunden auf und lachen Sie mit uns.«

      Waren das nicht wirklich vernünftige Worte? Der verdrehte Kerl konnte doch auch ganz ordentlich sein.

      »Vorwärts«, meinte er. »Da drüben am Straßenrand stehen meine Pakete. Ich brauche ohnehin einen Gepäckträger dafür.«

      Tatsächlich, drüben am Straßenrand standen vier große Tüten, die Ness gar nicht gesehen hatte oder sie vielleicht für abgestellten Abfallgut gehalten haben mochte. Er wischte sich wieder übers Gesicht und spürte ein Brennen in seiner Kehle. Zum Teufel, er hatte sich doch nicht etwa auch erkältet?

      Wohin einen der Argwohn bringen konnte! Da hatte dieser höchstwahrscheinlich völlig harmlose Mensch ihn hier entdeckt und war mit seinem Tütenstapel quer über die Fahrbahn gerannt, um ihn mitzuschleppen.

      »Kommen Sie endlich, Eliot.«

      »Es tut mir leid, aber ich…, es geht heute nicht.«

      »Aber morgen früh ist die Party vorüber! Sie sollten Bess sehen, Beine hat die, und – na, erst Cory, unser Schaustück, das ist was fürs erkaltete Herz. Wie alt sind Sie eigentlich?« Lubber trat plötzlich einen Schritt zurück, legte den Kopf wieder auf die Seite, so als müsse er ein Motiv anvisieren und fragte mit besorgter Stimme:

      »Sie sind doch nicht etwa verheiratet?«

      Eliot schüttelte mit müdem Lächeln den Kopf.

      »Na also. Und selbst wenn! Jetzt machen wir beide einen duften Run zur Renwick-Kloake. Und dann will ich meinen demnächstigen Mieter lachen sehen. Und wenn Cory Ihnen nicht gefällt, Eliot, dann will ich Leonardo da Vinci sein.«

      Der Inspektor stand unschlüssig da und blickte die Straße hinunter. Später wußte er sich nicht mehr zu erklären, was ihn in dieser Minute bewogen hatte, seinen Posten hier zu verlassen. Es war doch ein Unding, jetzt mit diesem Bohemien zu gehen, um weit im Süden am Stadtrand eine alberne Party zu besuchen, auf der höchstwahrscheinlich ein halbes Dutzend gleichartiger verdrehter Käuze herumhopste.

      Ness war nie ein Freund von Parties gewesen. Sein Leben hatte mit einer wenig freudvollen und sicherlich nicht eben abwechslungsreichen Jugend begonnen, war dann in den Jünglingsjahren durch die Armut daheim und mangelndes Geld trotz angestrengter Arbeit aller Familienmitglieder noch härter geworden; um schließlich nach dem Studium, das ihm der Vater trotz aller Knappheit ermöglicht hatte, noch spartanischer zu werden; denn der angehende Polizei-Offizier konnte sich überhaupt nichts leisten. Daheim war die Mutter krank, und der Vater hatte einen Berg von Schulden zurückzuzahlen, den er nicht zuletzt wegen seines Sohnes Eliot auf sich genommen hatte. Und dabei war es geblieben, obgleich sich die Dinge geändert hatten. Den Eltern ging es dank des Geldes, das ihnen der Sohn nun zuschießen konnte, besser. Aber er, der jetzige Inspektor und Special-Agent des FBI, war bei der spartanischen Lebensweise geblieben. Sicher, hier und da hatte es eine Frau gegeben, aber nie für lange Zeit. Der Beruf fraß ihn auf. Und für Festivitäten hatte er niemals Sinn gehabt.

      »Los, kommen Sie schon! Träumen können Sie auch morgen noch, Eliot.«

      Immer noch verharrte Ness auf der Stelle, blickte sich dann unwillkürlich nach dem Park um, in dem sich der Nebel etwas gelichtet hatte. Eisige Kälte schlug einem aus den Anlagen entgegen. Er schüttelte sich.

      Lubber nickte. »Yeah, Mann, stehen Sie hier noch etwas herum, und Sie haben morgen die schönste Grippe. Dann wird Ihr nächster Schmöker wahrscheinlich im Krankenhaus verlegt werden.« Sein gurrendes Lachen stieß den FBI-Mann ab.

      Aber Lubber ergriff ihn erneut am Arm und drängte:

      »Nun machen Sie schon. Meine Gäste daheim werden sich inzwischen ganz unvornehm besaufen – und Sie sind schuld. Los, sehen Sie sich die Gesellschaft wenigstens mal an. Sind ein paar nette Leute drunter.«

      Nette Leute? Gab es die überhaupt?

      Vielleicht aber waren unter diesen »netten Leuten« alte Bekannte aus der Alhambra?

      Welch ein Weg hatte ihn überhaupt zu Lubber geführt? Ein reichlich verschlungener Umweg. Er hatte plötzlich drüben im Hof der Alhambra den Gedanken gehabt, sich nach Sillots Freundin zu erkundigen. Dieser Gedanke erwies sich nicht als schlecht, und sehr rasch hatte er das Straßengirl Myrna aufgespürt, das vielleicht nur für die Leute aus der Alhambra Sillots Freundin war. Von ihr war dann der »Künstler« am Renwick Lake erwähnt worden.

      Es fing in dünnen Fäden an zu regnen.

      Ness schlug den Kragen hoch und schob die Hände tief in die Taschen. Dann ging er wortlos neben dem Maler her auf die vier großen Tüten zu. Jeder nahm zwei auf und Lubber krächzte:

      »Ich hab’ meine Kalesche drüben in der Querstraße stehen. Verbotswidrig natürlich wieder mal. Hab’ aber die drei Dollar Strafe bereits in den Kaufpreis mit einbezogen; hier ist der Whisky dafür insgesamt drei Dollar fünfzig billiger als anderswo. Somit habe ich sogar noch einen halben Dollar verdient.«

      Nachdem sie den breiten Fahrdamm passiert hatten, bugsierte Lubber ihn auf einen steinalten Pontiac zu, der tatsächlich verbotswidrig und mit einem Strafzettel geschmückt am Bordstein wartete. Lubber lachte:

      »Na also, die Rechnung geht wieder mal auf.«

      Sie stiegen ein, und dann ließ sich der Inspektor von Lubber durch die nebligen Straßenschluchten schaukeln, wobei er Gelegenheit hatte, das Geschick zu bewundern, mit dem der Maler den alten Wagen zu steuern verstand.

      Als sie endlich vor dem rostigen Gitter draußen am See ankamen, war Lubber sehr viel einsilbiger geworden. Er schob, nachdem er siebenmal mit irrsinnigem Lärm die Hupe drangsaliert hatte, seinem Begleiter wieder zwei der Riesentüten zu und deutete dann mit dem Kinn auf das Licht, das vorm Haus aufleuchtete.

      »Na bitte, die Bande ist noch im Gange!«

      Zwei Männer kamen geräuschvoll über den Splitt des Gartenweges und wurden noch von einer vollbusigen Lady in hellen Hosen überholt. Sie kam dem Inspektor entgegen, bückte sich etwas und blickte dann zu ihm auf.

      »He, Harry, das bist du doch nicht«, meinte sie lachend.

      Lubber brummte: »Nein, das ist Mr. Eliot; ich erzählte euch doch von ihm.«

      »Hallo! Das ist also der Mieter! By Gosh, ist das ein Riese! Ich hab’ was übrig für solche Figuren.«

      Sie fuhr sich durch ihr kurzes Haar und schob beide Hände in die Hosentaschen. Sie besaß in der Tat eine so vollreife Figur, daß auch ein Eliot Ness nicht unberührt daran vorbeisehen konnte.

      »Welcome, Hemingway!« rief sie und nahm ihm eine der Tüten ab.

      Im Nu wurde der »Dichter«, der nicht nur nach Meinung der hübschen Cory gut aussah, von den anderen Gästen umringt. Die Corona befand sich, wie Lubber bereits vermutet hatte, in »fortgeschrittener« Stimmung und bezog die beiden Angekommenen gleich mit in den Trubel ein.

      Ness kam kaum dazu, sich Gedanken über das alles zu machen, denn die hübsche, vollbusige Cory belegte ihn völlig mit Beschlag; und Eliot hatte plötzlich das Gefühl, daß das nicht nur eine angenehme Sache war, sondern