Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775209
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zusammen und nahm die Schultern unwillkürlich hoch.

      »Wieso, Sie sind doch nicht etwa scharf auf Myrna?«

      »Nein, nein, aber die hat eine Freundin, und mit der war ich verabredet. Nur – Sie können mir nicht sagen, wo Myrna wohnt?«

      »Ich werde den Teufel tun. In Weiberangelegenheiten mische ich mich nicht, und überhaupt laß ich die Finger von Dingen, die José berühren.«

      Ness hatte genug erfahren, viel mehr sogar, als er erhofft hatte. Langsam schlenderte er zu der Schenke zurück und betrat wieder den Hof. Er wollte jetzt warten, bis irgend jemand herauskam, mit dem er über diese Myrna sprechen konnte. Gerade hatte er den Garagenschuppen erreicht, unter dessen Dach er vorhin Schutz gegen den nieselnden Regen gefunden hatte, als plötzlich zwei Männer aus dem Dunkel auf ihn zusprangen und ihn niederwarfen.

      Der Überraschungserfolg war auf ihrer Seite. Aber wie ein Gummiball federte der kampferprobte G-man vom Boden hoch und stieß dem nächsten der beiden Angreifer den Schädel in die Magengrube. Schon wirbelte er auf dem Absatz herum und riß einen linken Rückhandschlag genau zwischen Halsschlagader und Kinnlade des zweiten Angreifers, der ihn eben anspringen wollte.

      Die beiden waren bedient. Der eine sackte von dem schweren Stoß in den Magen gegen die Garagenwand und rutschte daran nieder, und der andere stieß einen kreischenden Laut aus.

      Da flog die Hoftür der Schenke auf, und mehrere Männer stürmten heraus.

      Das war fatal, der Inspektor sprintete dem Ausgang zu. Ein schwerer Gegenstand zischte an ihm vorbei und zerbarst drüben an der Garagenwand. Wahrscheinlich ein Hocker, ein Schemel oder eine Fußbank. Ness hatte das Tor erreicht und war auf der Straße. Der Weg zur nächsten Ecke oder auch nur zum nächsten Hauseingang war viel zu weit. Blitzschnell entschloß er sich, auf den Eingang der Schenke zuzurennen. Es gelang ihm. Ohne Hast betrat er den schummrigen Raum und näherte sich dem Schanktisch. Mit angespannten Muskeln und fiebernden Nerven lehnte er sich ans Stirnende der Theke.

      Es geschah nichts – eine volle Minute lang.

      Der Keeper stand mit blassem Gesicht da und blickte ihn finster an.

      »Sie sind doch von der Polente, nicht wahr?« brachte er schließlich hervor.

      »Ja, das wissen Sie doch.«

      »Und was wollen Sie hier?«

      »Ich wüßte gern, wer die beiden Gentlemen sind, die da draußen auf mich gewartet haben.«

      »Ich weiß nicht, wer auf Sie gewartet hat.«

      »Dann kennen Sie auch sicher nicht die drei Männer, die ihnen eben im Hof zu Hilfe kommen wollten.«

      In diesem Augenblick wurde vorn die Tür geöffnet und zwei Männer kamen herein. Es waren ganz sicher nicht die beiden, die von dem FBI-Agenten so hart bedient worden waren, denn sie sahen noch ganz fit aus. Mit schmalen Augen blickten sie auf den Mann an der Theke. Dann kamen sie näher.

      Der eine lehnte sich neben Ness, stützte sich auf den rechten Ellbogen auf und kaute auf seiner Unterlippe herum. Dann nahm er ein Streichholz, zerbach es und schob es in eine Zahnlücke. Der andere blieb abwartend stehen.

      Der Inspektor hatte sich einen Drink geben lassen. Da meinte der Mann neben ihm:

      »Ich an Ihrer Stelle würde mir eine andere Gegend aussuchen, Mister, wir schätzen hier keine Gummiknüppel.«

      »Gummiknüppel« war schon ein übles Schimpfwort für einen Polizisten, aber so etwas perlte von der Ölhaut des »Norwegers« ab. Er wandte sich dem Mann zu und blickte ihn lächelnd an, während er sagte:

      »Einen Drink für die beiden Gents.«

      Mit finsteren Mienen blickten die beiden Ganoven auf ihre Gläser, die der Keeper vor sie hinstellte. Was würde jetzt geschehen? Würden sie den »Polypen« tödlich beleidigen, indem sie seinen Drink ablehnten?

      Der eine griff nach dem Glas und kippte den Drink. Der andere aber hob es nur etwas an, und als er den Blick des Inspektors auf sich gerichtet fühlte, goß er den Inhalt auf die staubigen Fußbodendielen.

      »Also nur einen Drink, da nur ein Gentleman hier war«, sagte der Inspektor und warf das Geld auf die Theke.

      Da trat ihm der Mann, der den Whisky ausgekippt hatte, in den Weg.

      »Augenblick, Brother…«

      »Mein Name ist Ness, Eliot Ness.« Mit eisiger Kälte hatte der FBI-Mann die Worte hervorgebracht.

      Der andere fuhr sich mit dem Handrücken über das stoppelbärtige Kinn, warf dann einen Blick auf seine Armbanduhr und nickte.

      »Aha, Ness. Ich glaube, den Namen sollte man sich merken.«

      »Tun Sie das, Mister.«

      Der Inspektor hatte einen Schritt an ihm vorbeigemacht, da hechtete der Mann ihm plötzlich nach.

      Ness zog einen linken Handkantenschlag zurück, der knackend gegen den Augenknochen des anderen prallte. Der Getroffene schnaufte wie ein verwundeter Stier und warf sich dem FBI-man erneut entgegnen. Und jetzt kam ihm der andere zu Hilfe.

      Ness zog den linken Ellbogen hoch und ließ den »Gentleman« hart auflaufen, duckte sich dann nieder und stieß einen rechten Rammer nach vorn in die Magengrube des Mannes, der seinen Whisky abgelehnt hatte.

      Da aber war der andere wieder heran.

      »Komm nur, Eliot, Old Jim möchte Brennholz aus dir machen!«

      Er war ein exzellenter Boxer, der junge Mann aus der FBI-Schule. Die Doublette, die er zum Schädel von »Old Jim« schlug, war unverdaulich. Der andere versuchte es trotzdem und warf sich in den Nahkampf. Keine Kampfart, die von dem Inspektor sonderlich geliebt wurde. Er steppte zurück und zog einen langen rechten Haken nach innen, der die hochgerissene Deckung seines Angreifers durchbrach. Und dann sprang Ness nach vorn, schickte die Rechte im Handkantenschlag gegen den Hals des Gegners und das rechte Bein in seine linke Kniekehle.

      Der andere kippte unter dieser Hebelwirkung wie ein Brett gegen die Theke.

      Der Inspektor packte ihn am Kragen und zog ihn vom Boden hoch.

      »Komm mit, Brother.«

      Der Ganove wollte protestieren, gab dann aber nach und trottete auf weichen Knien neben dem Inspektor her auf die Straße. Schon an der nächsten Gassenecke wußte Eliot, daß er verfolgt wurde. Es kam ihm auch gar nicht darauf an, den Mann mitzunehmen, er wollte ihn im Gegenteil rasch wieder loswerden. Aber vorher mußte er etwas in Erfahrung bringen.

      »Es ist ganz klar, daß du die Freiheit jetzt die längste Zeit genossen hast, Freund. Mach dich auf einige Zeit hinter Schwedischen Gardinen gefaßt.«

      »Aber das ist doch nicht Ihr Ernst, Ness! Was habe ich denn schon groß verbrochen. Lassen Sie mich doch laufen.«

      »Die Chance hast du noch, und zwar, wenn du mich sofort zu Myrna führst.«

      Myrna war absolut kein sehr häufiger Vorname. Ness konnte also damit rechnen, daß der Mann die Freundin Sillots wirklich kannte. Und genau so war es.

      »Hab’ ich dann wirklich eine Chance?«

      »Los, geh weiter«, befahl ihm der Inspektor, da er merkte, daß die andern bis auf vierzig Schritt herangekommen waren.

      An der nächsten Ecke stand ein Taxi. Der Inspektor hielt darauf zu.

      »Vorwärts, steig ein!«

      »Aber es ist nicht nötig, es ist gar nicht weit.«

      »Trotzdem. Die andern brauchen nicht zu wissen, wohin wir fahren.«

      »Was denn, es ist doch nicht Ihr Ernst, mich zu Myrna zu schleppen. Was glauben Sie wohl, was José aus mir macht…«

      Schon saßen sie im Taxi, und der Inspektor gebot dem Fahrer ein paar Häuserblocks weiterzufahen. Dann wandte er sich an seinen »Gast«.

      »So, und jetzt