Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775209
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vom mächtigen Medienmogul geprägt. Matherley konnte beiden nutzen und schaden – Eliot Ness und Al Capone.

      *

      Er ist immer einen Schritt voraus, der Insepktor Ness, schrieb Matherley am nächsten Morgen. Ob es allerdings ein Schritt in die richtige Richtung ist, das ist zu bezweifeln.

      Die anderen bellten dem großen Matherley wieder im Echo nach. Aber ehe der Mann aus dem Nebel zum drittenmal zuschlagen konnte, kam ihm der geniale Polizeioffizier Eliot Ness zuvor.

      Wieder zogen schwere wattige Nebel durch die Straßen der Weltstadt, wälzten sich vom See durch die Häuserschluchten, wurden von den Querstraßen geschnitten und zogen in verdünnten Schleiern weiter. Am Washingtonpark aber war der Nebel noch so dicht, daß man kaum die Hand vor Augen zu sehen vermochte.

      Gegen halb zehn hatte eine Frau das untere Parkende an der Südwestecke betreten und schritt nicht sehr weit vom Gehsteig hinter den Büschen dahin, als plötzlich ein Mann vor ihr auftauchte. Er stand sekundenlang geduckt da, schnellte dann vorwärts und warf sich ihr entgegen.

      Aber die Frau schlug ihm instinktiv mit einem metallenen Gegenstand ins Gesicht. Er packte mit beiden Händen nach ihr, suchte ihren Hals zu erreichen, erhielt aber einen scharfen Schlag gegen den rechten Kinnwinkel und taumelte zurück. Noch einmal warf er sich auf die Frau und riß sie nieder. Ihr gellender Hilfeschrei schreckte ihn zurück. Sie sprang hoch, und als er doch noch einmal nach ihr greifen wollte, hatte sie einen seiner Handschuhe gepackt, riß ihm von der Hand des Mannes und schlug mit der anderen Hand wieder hart in sein Gesicht. Noch einmal faßte der Mann aus dem Nebel nach ihr, glitt aber von ihrem glatten Plastikmantel ab. Da entschloß er sich, aufzugeben. In wilden Sprüngen tauchte er im Grauweiß des Nebels unter.

      Alles hatte sich in wenigen Sekunden abgespielt – und die Polizeiagentin Nora Henderson hatte die schwerste Minute ihres Lebens hinter sich gebracht. Sie war zwar mit einem Schlagring und einem Revolver bewaffnet, aber unglücklicherweise hatte sie die Schußwaffe zu tief in der Manteltasche gehabt, als daß sie sie rasch genug hätte herausbringen können.

      Dennoch aber entdeckte die Spezialabteilung des Inspektor Ness auf dem schwarzen Plastikmantel einen Fingerabdruck! Ein Fingerabdruck und ein schwarzer Stoffhandschuh, das waren die Spuren des Nebelmörders. Wenig genug – aber Eliot Ness hatte jetzt eine Handhabe. Der größte Polizeiapparat der Welt arbeitete auf Hochtouren. Der Nebelmörder hatte wieder zugeschlagen und war abgewiesen worden. Fieberhaft wurde von fünftausend Polizisten nach dem Mann gefahndet, der

      im Washingtonpark die Polizeiagentin Nora Henderson angefallen hatte.

      Was war jetzt gewonnen? Bewies der Überfall auf die Polizeiagentin, daß Joseph Buster unschuldig war?

      Oberrichter Norton war nicht dieser Ansicht, und Buster blieb nach wie vor in Haft. Sein Leidensweg war noch längst nicht zu Ende.

      *

      Gegen die elfte Abendstunde schlenderte ein Mann durch die regenfeuchten Hafengassen der Kaistraße entgegen. Er hatte den Mantelkragen hochgeschlagen und den Hut tief in die Stirn gezogen.

      Es war der FBI-Insepktor Eliot Ness.

      Vor einer kleinen Schenke blieb er stehen. Oben über der Tür war eine gelbe Kugel angebracht, auf der die beiden Worte Bella Napoli zu lesen waren.

      Die italienische Schenke war von Leben erfüllt. Als Ness eintrat, schlug ihm ein Lärm entgegen, wie man ihn nur in den Osterias südlich der Alpen echter finden kann. Er zwängte sich durch die Menschen zur Theke, nahm einen Whisky und unterhielt sich eine Weile mit einem der beiden Keeper. Dann ging er wieder. Dafür blieb Kommissar Pinkas Cassedy, der kurz nach ihm gekommen war, zurück und hielt die Ohren drei Stunden in der italienischen Schenke offen.

      Ness war weitergegangen und hatte in der Nähe des ehemaligen Lakeparks, ein paar Häuserblocks von der Gasse, in der das Bella Napoli lag, die Alhambra erreicht, eine Bar, in der vorwiegend Leute spanischer Abstammung verkehrten. Die Schenke schien zwar etwas besser ausgestattet zu sein als das Bella Napoli, aber im Gegensatz zu dem italienischen Lokal, das von fröhlicher Musik und Gesang erfüllt war, herrschte hier die dumpfe, stumme Bedrücktheit, die für die Nachbars der Chicagoer Unterwelt typisch war.

      Die Theke war nicht von Gästen umlagert, und auch an den Tischen saßen nur einzelne Gäste herum.

      Eliot Ness passierte einen baumlangen, mit Tressen besetzten Portier und betrat die Bar. Es würde nicht mehr lange dauern, daß er sich so etwas leisten konnte, denn bald würde auch der letzte Ganove in der Gangsterstadt Chicago sein Gesicht kennen.

      Er stellte sich ans Stirnende der Theke und beobachtete unter halb gesenkten Augenlidern die Menschen, die sich hier aufhielten.

      Er stand schon eine Viertelstunde bei seinem Gin, als plötzlich eine Seitentür geöffnet wurde und fünf Männer hereinkamen, die geräuschvoll an die Theke traten. Einer von ihnen, ein schlanker, großer Mensch mit scharfen Gesichtszügen, warf einen kurzen forschenden Blick auf Ness.

      Es war ein Mann Anfang der Dreißig. Sein Gesicht war knochig und hager, und der scharf ausrasierte, strichdünne Bart auf der Oberlippe betonte das noch. Stechende schwarze Augen lagen unter dichten Brauen, die über der Nasenwurzel zusammengewachsen waren. Sein Haar war ölig und glatt, und sein dunkler Anzug wies einen starken Nadelstreifen auf. Das Hemd war dunkel und die Krawatte hell. Ein Südländer zweifellos. Mit behaarten, langfingrigen Händen nahm er sein Glas, setzte es an die Lippen, und noch einmal streifte sein forschender Blick die Gestalt des Mannes am Thekenende.

      Zum erstenmal hatte Eliot Ness in das Gesicht von Mamsell S. Snyder gesehen. Aber zu dieser Stunde kannte er seinen Namen noch nicht.

      Neben Snyder lehnte ein etwas stärkerer Mann, der jedoch auch südländische Gesichtszüge hatte. Er war größer als Snyder, sah auch besser aus und hieß José Sillot.

      Noch in der gleichen Nacht sollte Eliot Ness herausfinden, daß er der Sohn einer Spanierin und eines französischen Einwanderers war.

      Sillot warf ihm ebenfalls einen kurzen Blick zu, ließ sich dann aber von seinem Nachbarn, einem blonden Mann, in ein Gespräch ziehen.

      Die fünf Figuren blieben nicht allzulange und verließen die Schenke auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen waren.

      Eliot Ness wartete noch eine kurze Zeit und tat dann, als ob er die Toilette aufsuchen wollte, verschwand statt dessen jedoch durch die Hoftür und stand gleich darauf auf der Straße.

      Ein schwerer Chevrolet setzte sich soeben mit kreischenden Pneus in Bewegung.

      IRB 1474!

      Der FBI-man hatte die Nummer bereits im Kopf notiert. Langsam ging er die Gasse weiter hinunter, bog um die nächste Ecke – und trat rasch wieder zurück. Denn nur wenige Schritte von ihm entfernt stand der große Chevrolet. Er war leer.

      Ness blieb stehen und wartete. Mit der Geduld einer großen Katze harrte er in einer Mauernische aus und blickte die düstere Hafengasse hinunter.

      Etwa eine Viertelstunde später tauchte drüben in einem Hausgang ein Mann auf. Er riß ein Zündholz an, und gleich darauf flammte hinter ihm das Licht im Flur auf. Mehrere Männer kamen heraus und schienen irgend etwas zu schleppen. Das Menschenknäuel bewegte sich über den Bürgersteig direkt auf den Wagen zu. Es waren vier Männer, die einen fünften mit sich schleppten.

      Einen Betrunkenen!

      Der Inspektor setzte sich in Bewegung. Ohne Hast ging er dicht an der Hauswand, auf den Chevrolet zu.

      Die fünf waren plötzlich stehengeblieben. Der eine, der das Zündholz angerissen hatte, stieß einen Pfiff aus, worauf die vier anderen den Mann, den sie gepackt hielten, losließen und auf den Wagen zustürmten. Der, der den Pfiff ausgestoßen hatte, war Sillot. Er erreichte den Wagen nicht mehr. Blitzschnell hatte der Fahrer den Gang eingeworfen, und noch mit offenen Türen schoß das schwere Fahrzeug davon.

      Drei Menschen standen jetzt auf der regenfeuchten Hafengasse, der FBI-Inspektor Ness, der Mann, den sie drüben aus dem Haus geschleppt hatten, und seitlich hinter ihm José Sillot.

      Drei