Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman. Al Cann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Серия: Al Capone Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775209
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Die Hose saß unter dem schweren Leib wie unter einem Mehlsack. Er hatte die Armbanduhr abgenommen und drehte sie geräuschvoll auf.

      »Was gibt’s denn noch, Mrs. Higgins?«

      »Ach, er hat schon wieder mit diesem verlotterten Mädchen da unten gesprochen, Mr. Potter. Wenn das nicht eines Tages mal noch ’ne Liebschaft wird!«

      »Mach dich doch nicht lächerlich«, meinte Kid Higgins da und schob sich zwischen den beiden hindurch in den Korridor.

      Der riesige Neger hatte die Uhr umgebunden, legte beide Hände an seinen mächtigen Leib und lachte im tiefsten Baß. Da blieb Higgins hinten im Korridor stehen und wandte den Kopf über die Schultern.

      Der riesige Neger hatte die Uhr umgebunden, legte beide Hände an seinen mächtigen Leib und lachte im tiefsten Baß. Da blieb Higgins hinten im Korridor stehen und wandte den Kopf über die Schultern.

      »Das hab’ ich gern, wenn Untermieter, die ihre Miete nicht zahlen, sich auch noch über einen lustig machen!«

      Da schüttelte der Riese den Kopf.

      »Ich verstehe Sie nicht, Mr. Higgins, ich mache mich doch über niemanden lustig. Und wenn Sie heute abend gern mal mit Ihrer lieben Frau allein sein wollen, ich kann ja rüber zu Gomez gehen und fragen, ob ich mitpokern kann.«

      »Ja, bestimmt wird Gomez um diese Stunde noch auf Sie warten!« Die Tür fiel hinter dem »Hausherrn« ins Schloß.

      Da zog der riesige Neger die Schultern hoch und kam ins Treppenhaus hinaus. Erst jetzt bemerkte er den Weißen, der drüben vor der Tür der Familie Gomez stand.

      »Ah, wollen Sie auch zum Pokern?«

      »Ja, ich hätte nichts dagegen«, sagte Ness rasch.

      Der Herr Untermieter Potter drückte mit seinem überdimensionalen Daumen auf die Klingel und ließ ihn darauf stehen.

      Hastige Schritte kamen zur Tür. Aber es wurde nicht geöffnet, sondern der Spion betätigt.

      Da hier oben im Treppenhaus offenbar die Birnen defekt waren und niemand daran dachte, sie durch neue zu ersetzen, konnte der Beobachter am Spion nur die Konturen des Negers erkennen. Eine Kette wurde zurückgenommen und die Tür geöffnet.

      »Ach, Sie sind’s, Jim, ja, kommen Sie herein. Mein Mann sitzt noch über der Zeitung.«

      Eliot, der neben dem Joe-Louis-Typ gestanden hatte, sah eine dunkelhaarige Frau mit umflorten Augen und blassem schmalem Gesicht in einem Kittelkleid an der Tür stehen.

      »Sie haben jemanden mitgebracht?«

      »Ach, ich dachte, er wird hier erwartet?«

      Ness trat an dem Schwarzen vorbei in den Korridor, zog seinen Hut, und dann zeigte er der Frau seine Marke.

      Beinerne Blässe kroch über das Gesicht der dunkelhaarigen Rozy Gomez. »Ich habe es gewußt«, stieß sie hervor, »ich habe es gewußt!« Dann senkte sie den Kopf und preßte ihre Schürze auf die Augen.

      Der wuchtige Neger begriff überhaupt nichts. Er stand immer noch in der offenen Tür.

      »Schließen Sie bitte die Tür«, forderte Ness ihn auf.

      »Ja«, entgegnete er und kam der Aufforderung des Inspektors nach, ohne sich jedoch selbst zu entfernen.

      Da wurde hinten in dem kleinen Korridor eine Tür geöffnet, und ein hemdsärmeliger Mann von vielleicht dreißig Jahren trat heraus. Er war fast ebenso groß wie der Neger, aber nicht so dick. Sein Gesicht wirkte verwüstet und verlebt. Er hatte schwarzes struppiges Haar und eine niedrige Stirn, eine kurze Nase, in deren Löcher man sehen konnte, und aufgeworfene Lippen, in deren rechtem Winkel eine Zigarettenkippe glimmte.

      »Was ist los, Rozy?«

      Die Frau deutete mit dem Kopf auf den Inspektor. »Polizei«, sagte sie und wollte sich abwenden.

      »Bitte, bleiben Sie«, forderte Ness sie auf.

      »Polizei?« preßte Gomez durch die Zähne, während er eine seiner kantigen Hände aus der Tasche zog. »Was hat denn das zu bedeuten?«

      Eliot blickte den Mann forschend an. Nachdem er dann noch einen Blick auf die Frau geworfen hatte, sagte er mit ruhiger Stimme:

      »Ich bin einem Mann gefolgt, der vor wenigen Minuten unten auf der Straße einen anderen niederschoß, der hier aus dem Haus geschleppt wurde.«

      »He«, meinte da der Neger, »also war es doch ein Schuß vorhin. Ich dachte schon, es wäre ein Gewitter oder so was.«

      »Gewitter im November sind selten«, kam es schroff von den Lippen des FBI-Mannes.

      »Da wird wohl dein prächtiger Mietsherr wieder eine Fliege im Hausflur geklatscht haben«, knurrte Gomez, während er das linke Auge einkniff.

      Der Neger lachte in dröhnendem Baß und blickte verlegen auf die Frau, die immer noch mit bleichem Gesicht dastand.

      Die Stimme des Inspektors brachte jedoch bitteren Ernst in die Situation. »Auf der Straße ist ein Mensch erschossen worden, und der Mörder ist in dieses Haus geflüchtet. Es war ein Mann, der aus der spanischen Hafenschenke ›Alhambra‹ kam.«

      Gomez schob das Zigarettenende von einem Mundwinkel in den anderen, spie es dann aus und zertrat es mit seinem klobigen Schuh.

      »He, was wollen Sie damit sagen? Überhaupt, Mann, wer sind Sie?« Er schob sich langsam näher, und als die Frau ihm in den Weg treten wollte, drückte er sie mit seiner linken Pranke derb gegen die Flurwand. Dicht vor Eliot Ness blieb er stehen. Scharfer Fuseldunst schlug dem Inspektor entgegen.

      »Von der Polizei sind Sie also? Das kann ja jeder sagen.«

      Ness hielt ihm seine Maske vors Gesicht.

      Da wich der Hafenarbeiter Fernando Gomez zwei Schritte zurück.

      »FBI!« entfuhr es ihm.

      Selbst der Neger war jetzt so verblüfft, daß er einen Ausruf der Verwunderung nicht unterdrücken konnte. »Dann werde ich jetzt wohl mal gehen«, brummte er.

      »Bleiben Sie«, forderte der Inspektor ihn auf. »Und Sie, Mr. Gomez, werden die Freundlichkeit haben, mich einen Blick in Ihre Wohnung werfen zu lassen.«

      »Ja, natürlich«, sagte Gomez, trat zur Seite und ließ den Inspektor auf die Wohnzimmertür zugehen. In dem Augenblick aber, in dem Ness nach der Klinke griff, ging in dem kleinen Flur das Licht aus.

      Instinktiv warf der Inspektor sich zurück. Ein schwerer Schlag zerriß vor ihm die Türfüllung. Holz splitterte und stob bis zu ihm an den Boden. Er richtete sich auf, zog seinen Revolver und tastete sich zur Tür zurück.

      Da stieß er mit dem Neger zusammen. Der knurrte:

      »Verflucht, was ist hier los? Wo ist denn bloß der Türgriff? Lassen Sie mich los, Mann!«

      Eliot zerrte ihn vor sich und griff dann selbst hinter sich nach dem Türgriff.

      Es war sehr still in dem kleinen Korridor. Eliot spürte, daß er mit dem Neger allein war.

      »Schätze, Ihr Pokerpartner hat uns da einen kleinen Streich gespielt, Mr. Potter.«

      »Ich verstehe kein Wort«, knurrte der Schwarze.

      »Das ist vielleicht auch nicht nötig«, versetzte der Inspektor. Es stand für ihn jetzt fest, daß der Mordschütze hier in diese Wohnung geflüchtet war. Und da er keinen Augenblick zu verlieren hatte, sprang er vorwärts, warf sich gegen die nächste Tür.

      Ein Schuß fauchte ihm entgegen.

      Er duckte sich nieder, versetzte dem Schloß, das die Tür noch hielt, einen Tritt; dann barst die Tür völlig auseinander.

      Er blickte in einen Raum, dessen Fenster offen stand. Man konnte die wenigen erleuchteten Fenster des gegenüberliegenden Hauses sehen.

      Ness duckte sich nieder und lief zum Fenster. Das typische