Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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wies auf Rander, der sich knapp verbeugte. Seitdem Mike unter der Fuchtel seines Kammerdieners Parker stand, hatte er sich eine Menge seiner etwas rauhbeinigen Manieren abgewöhnt.

      »Wenn ich mir erlauben darf, die Herren vorzustellen«, schickte der Butler voraus und ignorierte die beiden Waffen souverän. »Das hier ist Mister Mike Rander, ein Strafverteidiger aus Chikago … Ich habe die Ehre und das wirkliche Vergnügen, sein Kammerdiener zu sein. Mister Rander, darf ich Sie mit Mister Clive Blander bekannt machen? Mister Blander ist … Unternehmer und der Chef dieser Besitzungen. Dort sehen Sie Mister Heswell, während der dritte Herr mir noch nicht bekannt ist.«

      »Hallo, Mister Rander«, sagte Blander, »nett, Sie bei mir zu sehen. Aber warum haben Sie sich denn wie ein Dieb auf mein Gelände geschlichen? Falls Sie meinen Betrieb besichtigen wollen, lade ich Sie dazu herzlichst ein. Diese Einladung erstreckt sich auch natürlich auf Sie, Mister Parker …«

      Butler Parker nickte sehr zufrieden. Nicht weil auch er eingeladen worden war, sondern weil ihm die Höflichkeit Blanders durchaus zusagte.

      »Wir möchten Ihren Betrieb nicht stören«, erwiderte Mike Rander.

      »Aber Sie stören mich auf keinen Fall«, erwiderte Blander höflich. »Ich nehme an, Sie interessieren sich besonders für meine Kühlanlage, nicht wahr?«

      »Kühlanlage?« echote Butler Parker.

      »Sie befinden sich in den ehemaligen Hauptschächten des Bergwerkes«, antwortete Clive Blander. »Bitte gehen Sie nur voran … Sie werden später zugeben müssen, daß wir uns ausgezeichnet installiert haben.«

      Parker und Rander sahen sich blitzschnell an, zwinkerten sich kaum merklich zu und nahmen die Einladung an. Heswell grinste etwas bösartig und blickte verliebt seine Waffe an. Der dritte Mann mit der MP war nur ein Statist, der keine Gefühlsregung zeigte.

      Die Männer schritten zur Förderanlage hinüber und warteten auf den Korb, der bald darauf an der Oberfläche erschien. Sie drechselten sehr viel nette Redensarten, als sie gemeinsam den Förderkorb betraten und dann nach unten fuhren. Butler Parker hatte sich bereits vorgenommen, im Falle eines Falles Blander auszuschalten. Obwohl Blander keine sichtbare Waffe trug, hielt Parker ihn für den gefährlichsten Mann. Er hatte in dieser Beziehung seine Erfahrungen.

      Schaukelnd hielt der Transportkorb, und Rander und Parker durften ihn als erste verlassen. Doch zu Parkers Überraschung befanden sie sich tatsächlich in einem großzügig eingerichteten Gefrierraum, in dem Rind neben Rind hing, Wände und Decke des breiten Ganges waren gekachelt, der Boden mit Steinfliesen ausgelegt worden.

      »Was sagen Sie jetzt?« fragte Blander stolz. »Wir sind unabhängig von der Witterung … Oben im Betrieb werden die Tiere geschlachtet und dann hier unten in gleichbleibender Temperatur gekühlt, bis sie zu Büchsenfleisch verarbeitet werden können.«

      »Durchaus erstaunlich«, sagte Parker.

      »Wir haben dadurch natürlich den Vorteil, günstig einkaufen zu können«, sagte Blander weiter. »Überschüsse können hier unten abgefangen und eingelagert werden. Zudem ersparten wir uns den Neubau einer riesigen Kühlhalle. Wenn Sie sich umdrehen, sehen Sie die beiden Schiebetore, die den Kühlraum zum Schacht hin restlos verschließen können. Hatten Sie das hier unten so erwartet?«

      »Wenn ich ehrlich sein soll, so vermisse ich noch die Notendruckerei«, sagte Butler Parker lächelnd.

      »Wen bitte?« fragte Blander und musterte den Butler erstaunt.

      »Ich habe mir von Joe Prite sagen lassen, hier unten befinde sich eine Notendruckerei!«

      »Prite wird Ihnen einen Bären aufgebunden haben«, sagte Blander auflachend. »Ich verstehe … Sie halten mich noch immer für den Chef der Gangsterbande, die Sie in Wech-Lake suchen, nicht wahr?«

      »Sie existiert tatsächlich«, widersprach der Butler höflich.

      »Aber nicht hier unten in meinen Kühlräumen«, erwiderte Blander kurz angebunden. »Ich weiß, daß viel über mich geredet wird … Ich habe mich durchsetzen wollen und habe das auch geschafft … Ich gebe gern zu, daß meine Mittel nicht immer sehr korrekt waren, aber sie halten jeder gerichtlichen Untersuchung stand. Aus welchem Grund sollte ich mir eine Gang aufgezogen haben? Ich habe so schon genug am Hals.«

      »Ihr Personal brachte mich auf diese Vermutung.«

      »Sie spielen auf Heswell an, weil er im Zuchthaus gesessen hat?«

      »Sie drücken sich sehr direkt aus.«

      »Es ist auch besser so, damit wir uns ein für allemal verstehen, Mister Parker … Heswell hat gesessen, das weiß ich … Er hat seine Strafe hinter sich gebracht, und ich habe ihm hier eine echte Chance gegeben. Er hat sie genutzt, und ich möchte Heswell nicht mehr missen. Er hält die Jungens wenigstens in Schwung.«

      »Ich denke jetzt an Walter Renner, an Joe Prite … Und an die vielen andere Männer, die nach Ihrer Pfeife tanzen, wie der Volksmund sich ausdrückt.«

      »Ich würde den Jungens auch die Beine langziehen, wenn sie nicht parierten«, erwiderte Blander. »Ich muß hier an Arbeitskräften nehmen, was sich anbietet, das dürfte doch klar sein. Daß sich darunter auch Raufbolde befinden, streite ich gar nicht ab, das ergibt sich von allein. Aber Sie haben ja auch im Fall Prite gesehen, daß ich kurzen Prozeß machen kann. Ich will mir keinen Skandal leisten.«

      »Das geht gegen Sie, Heswell!« antwortete Butler Parker, sich dann schnell an Heswell wendend. »Könnten Sie sich vorstellen, daß irgendein Mann von diesem Camp aus eine Gang aufgezogen hat?«

      »Das geht gegen Sie, Heswell?« meinte Blander und lachte unbefangen auf.

      »Möglich«, erwiderte Heswell, ohne sich aber zu regen. »Mister Parker, Sie sprachen von Falschmünzergang … Wie soll sich so etwas hier im Camp aufziehen lassen? Dazu benötigt man Fachleute, eine komplett eingerichtete Druckerei und vieles mehr …«

      »Muß es sich unbedingt um Falschgeld handeln?« warf da Mike Rander beiläufig ein.

      »Man gründet doch schließlich eine Gang, um mit ungesetzlichen Mitteln schnell an viel Geld zu kommen«, definierte Blander. »Was also sollte hier ohne unser Wissen aufgezogen worden sein? Nein, nein, meine Herren. Sie haben sich auf den Arm nehmen lassen, gestehen Sie sich das ruhig ein!«

      »Und deshalb haben Sie so etwas wie einen bewaffneten Werkschutz aufgezogen?«

      »Wegen der Burschen, die wir zwangsläufig engagieren müssen und auch wegen der Konkurrenz. Wir haben selbstverständlich sehr viele Feinde, die uns unseren Erfolg neiden. Denken Sie doch nur an Nebbel. Ich habe ihm bisher nichts nachweisen können, aber ich weiß, daß er darauf brennt, mir mein Camp in die Luft zu jagen.«

      »Ist Nebbel wirklich so gefährlich?«

      »Ein Verrückter kann sehr viel Unheil anrichten«, erwiderte Blander. »Und was meine Reserve angeht, die ich gezeigt habe, so haben wir es hier an der Kante nicht besonders gern, wenn Leutchen aus der Stadt erscheinen und herumschnüffeln. Mit unseren Problemen werden wir allein fertig.«

      »Wird der Sheriff das auch schaffen können?«

      »Longer ist schon richtig.«

      »Wird er die Morde aufklären können?«

      »Das ist seine Sache, dazu ist er ja gewählt worden. Eine andere Frage: Sie beschäftigen sich doch beide mit den Morden Flander, Zack und Renner. Wer bezahlt Sie eigentlich dafür? Sie müssen doch irgendeinen Auftraggeber haben?«

      »Wir kümmern uns privat um diesen Fall. Weil es sich um Mord handelt. Mister Parker und ich haben etwas gegen Mörder.«

      »Dann wünsche ich Ihnen Hals- und Beinbruch«, erwiderte Blander und schaute abrupt auf seine Uhr. »Und jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen … ich habe noch eine Menge zu tun.«

      Parker war bereit, sich in Bruchteilen von Sekunden auf Blander zu stürzen, doch zu seiner Überraschung fuhren sie alle wieder ohne Streit und Zwietracht