Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
Скачать книгу
zu werden? Ich will jetzt wissen, wann Sie Ihr Chef informiert hat, daß ich über diesen Weg dort unten zurück nach Wech-Lake fahren würde. Beeilen Sie sich bitte mit der Erklärung, ich verliere sonst die Geduld!«

      Parker hatte seine Stimme noch nicht einmal sonderlich erhoben. Er sprach nur mit einer gewissen Festigkeit, die aber gefährlich klang. Joe Prite merkte wohl, was die Glocke geschlagen hatte. Er bekam einen roten Kopf.

      »Also. Ich wurde angerufen«, sagte er, »vor einer Stunde!«

      »Was sagte Ihr Chef?«

      »Ich sollte Sie abfangen, Sie kämen gleich.«

      »Wo erreichte Sie dieser Anruf?«

      »In Wech-Lake. Ich war dort geblieben, wegen Walter Renner.«

      »Verständigt sich Ihr Chef immer so mit Ihnen?«

      »Er ruft uns nur per Telefon an.«

      »Und wie zahlt er Sie aus?«

      »Durch Päckchen, in denen das Geld ist.«

      »Wo wurden diese Päckchen bisher immer auf gegeben?«

      »Das ist ganz verschieden. Mal in Chikago, mal in Minneapolis, mal in Detroit.«

      »Und wofür wurden Sie bisher bezahlt?«

      »Ich weiß das nicht, ich bin ja noch nicht lange bei dem Haufen. Renner hat mich breitgeschlagen, daß ich mitmachen sollte. Er allein trägt die Schuld, daß ich …«

      »Selbstverständlich. Das Gericht wird Ihnen jedes Ihrer Worte abnehmen, Mister Prite. Wenn Sie auch erst kurz bei der Gang sind, was haben Sie bisher tun müssen?«

      »Ich habe Päckchen mitnehmen müssen, das war alles.«

      »Um welche Päckchen handelte es sich? Wie groß waren sie? Was war der Inhalt?«

      »Die Dinger sind immer versiegelt, und ich habe nie reingesehen.«

      »Wohin brachten Sie sie?«

      »Kurz hinter dem Camp liegt eine verfallene Kupfermine. Dort waren die Päckchen, die wir mitnehmen mußten. Sie gingen meist nach Minneapolis. Von dort aus übernahm sie dann die Post. Wir brachten sie nur zu den Postämtern.«

      »Wer außer Renner und Ihnen?«

      »Ich weiß nur von Renner, bestimmt, das müssen Sie mir glauben.«

      »Haben Sie sich nie Gedanken darüber gemacht, was in den Päckchen sein könnte?«

      »Banknoten«, sagte Prite.

      »Blüten?«

      »Natürlich. Ich bin sicher, daß sie hier irgendwo in der Gegend hergestellt werden.«

      »Von wem wurde Flander erschossen?«

      »Von Renner. Und er hat auch Zack erschlagen.«

      »Dafür töteten Sie Renner, nicht wahr?«

      »Nein«, heulte Prite auf, »das habe ich nicht getan. Im Gegenteil, Mister, ich glaube, daß ich bald dran bin. Ich traue dem Chef nicht mehr über den Weg. Er hat Renner umlegen lassen.«

      »Wer ist der Chef?«

      »Wir haben ihn noch nie gesehen.«

      »Keinerlei Vermutungen?«

      »Ich will Ihnen mal was sagen«, erwiderte Prite, »ich traue diesem Blander nicht. Auch nicht seiner rechten Hand, diesem Heswell. Renner hat mir gesagt, er habe zusammen mit Heswell im Zuchthaus gesessen.«

      »Welch ein Umgang«, seufzte Parker auf. »Warum mußte Doktor Flander sterben?«

      »Der Chef sagte uns, er wollte uns verraten.«

      »Was war in der Tasche, die Sie ihm stahlen? Ich wette, daß Sie hineingesehen haben?«

      »Haben wir auch«, sagte Prite.

      »Ich muß gestehen, daß mir diese Aussage etwas zu knapp ist«, antwortete Butler Parker.

      »Ich gebe Ihnen den Tip, wenn Sie mich laufen lassen.«

      »Sie verwechseln mich mit einem Händler«, erwiderte der Butler würdevoll.

      »Machen Sie sich jetzt schon darauf gefaßt, daß ich Sie dem Sheriff übergeben werde. Was also befand sich in der Tasche?«

      »Banknoten«, erwiderte Prite wütend, »nichts als Banknoten und eine Skizze, aus der wir nicht klug geworden sind.«

      »Wo befindet sich diese Skizze?«

      »Renner hat sie versteckt. Er wollte herausbekommen, wo sich die Druckerei befindet.«

      »Und der Chef? Ich wette, daß er Renner und Ihnen nicht über den Weg traute?«

      »Tat er auch nicht, aber was konnte er schon machen? Er mußte glauben, was wir ihm sagten.«

      »Gehörte Doktor Flander Ihrer Bande an?«

      »Natürlich, aber der feine Herr wollte aussteigen. Ich glaube, er stellte die Druckfarben her.«

      »Wir wollen uns auf den Weg machen«, sagte Parker und strammte seine schwarzen Handschuhe, die er selten auszog. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, Mister Prite, daß ein Fluchtversuch so gut wie sinnlos ist. Etwaige Versuche in dieser Richtung würde ich durchaus falsch auslegen und dementsprechend handeln.«

      *

      Nach einem Gewaltmarsch von knapp zwei Stunden näherten sich der Butler und Joe Prite Wech-Lake. Prite wirkte trotz seiner Jugend mehr als erschöpft, Butler Parker hingegen war nichts anzumerken. Man hätte den Eindruck gewinnen können, er wäre gerade einem gut gekühlten Pullmanwagen entstiegen.

      Prite hatte unterwegs nur einen einzigen Fluchtversuch unternommen, ihn aber schnell wieder aufgegeben, als der Butler auf seine Art etwas energisch geworden war. Prite hatte jetzt eine Riesenangst und tiefen Respekt vor dem schwarz gekleideten Herrn, der ihn beim Sheriff ablieferte.

      Longer rieb sich die Augen, als Prite vorgeführt wurde. Er schaute auf Parker, dann auf Prite und sah schließlich den Butler an.

      »Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Mister Prite Ihnen einiges zu erzählen hat«, sagte Butler Parker, nachdem er seine schwarze Melone auf den Tisch gelegt hatte.

      »Ich erstatte Anzeige gegen diesen Mann«, unterbrach ihn Joe Prite wütend, »er hat mich mit einer Waffe bedroht und mich unter Gewalt hierhergeschleppt. Dadurch habe ich meinen Dienst bei Mister Blander nicht antreten können. Ich mache diesen Mann für den Schaden und für den Verdienstausfall haftbar. Ich verlange …«

      »Nun halte mal erst die Luft an«, sagte Longer zu Prite. »Was ist eigentlich gespielt worden?«

      »Ich werde mich bei Mister Blander beschweren«, sagte Prite wütend, »Dieser Kerl dort«, er zeigte auf Parker, »hat mich mit der Waffe bedroht Ich verlange, daß Mister Blander sofort verständigt wird, haben Sie mich verstanden, Longer?«

      »Alles zu seiner Zeit«, meinte Longer. Er wollte Prite vorsichtig zuzwinkern, aber Parker sah es doch. Der Butler ließ sich natürlich nichts anmerken, sondern kam zur Sache. Er erzählte Sheriff Longer, was Prite ihm gestanden hatte.

      »Vielleicht sollte man diese Aussagen zu Protokoll nehmen«, schlug der Butler abschließend vor. »Ich denke, daß so zumindest die Morde an Doktor Flander und an dem Neger Zack geklärt worden sind. Vor allen Dingen dürfte feststehen, daß sich hier in oder um Wech-Lake eine Banknotendruckerei befindet, die nicht den Beifall des Schatzamtes finden wird.«

      »Hier steht Aussage gegen Aussage«, meinte Sheriff Longer und kaute hingebungsvoll an seinem Federhalter herum. »Ich denke nicht daran, mich in die Nesseln zu setzen!«

      »Ich verlange, daß dieser schwarze Vogel eingelocht wird«, hetzte Prite weiter. »So geht das ja nicht, daß man einfach mit ’ner Kanone zum Sheriff gehetzt wird, weil man angeblich was getan haben soll.«

      »Ich werde