Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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nutzte diese Zeit und zündete sich genußreich eine seiner schwarzen Zigarren an. Er wirkte heiter und gelassen, als sei ihm durchaus kein Strich durch die Rechnung gemacht worden.

      Prite hatte sich sehr beruhigt, als Sheriff Longer sich bereit erklärt hatte, Blander anzurufen. Prite stand sehr lässig an der Barriere, die den Arbeitstisch des Sheriffs vom Publikum zu trennen hatte. Er rauchte eine Zigarre und sah den Butler triumphierend an, als habe er das Rennen bereits gewonnen.

      »Wunderbar, Mister Blander«, meldete sich Longer gerade, »hier spricht Longer. Ja, Longer, Mister Blander, Joe Prite steht hier neben mir am Apparat. Er ist von Mister Parker … Ja, von Mister Parker vor wenigen Minuten hierhergeschleppt worden. Prite hat angeblich gestanden, zusammen mit Renner den Doktor umgebracht zu haben. Er streitet das natürlich rundweg ab und … Wie bitte? Ja, selbstverständlich, ich habe sehr genau verstanden. Sie legen keinen Wert mehr auf Prite. Ich soll ihn einlochen und ruhig vernehmen. Das ist natürlich etwas anderes, wenn Sie dieser Meinung sind, Mister Blander … In Ordnung … Ich danke Ihnen für den Hinweis. Selbstverständlich werde ich noch heute zu Ihnen ins Camp kommen. Ende!«

      »Sie können mich doch nicht aufs Kreuz legen«, wütete Prite los, als Longer den Hörer aufgelegt hatte. »Haben Sie überhaupt mit meinem Chef gesprochen?«

      »Von mir aus können Sie ihn sofort anrufen und sich danach erkundigen«, meinte Longer grinsend.

      »Das laß’ ich nicht mit mir machen«, schrie Prite und schlug auf den Tisch, »das kann Blander mit mir nicht machen. Wenn er mich los sein will, dann werde ich ihm mal was anderes erzählen. Dann pack’ ich aus, darauf kann er sich verlassen.«

      »Sie nehmen den Mund ein bißchen voll«, erwiderte Longer gemütlich. »Mister Parker, ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Ich werde die Ermittlungen sofort aufnehmen.«

      Prite hatte keine Lust, sich einsperren zu lassen. Er versuchte, aus dem Büro des Sheriffs zu flüchten, doch Parker hüstelte nur warnend, und schon hatte Prite keine sonderliche Lust mehr, sich selbständig zu machen. Als Longer ihm die Handschellen anlegte, begann er wenig schön zu schimpfen.

      »Sie haben immer noch nicht begriffen«, sagte Longer lächelnd. »Joe, du hast verspielt. Blander braucht dich nicht mehr. Er läßt dich hängen, und ich kann’s ihm noch nicht einmal verübeln!«

      »Ich werde ihn reinreißen«, sagte Prite, der ruhiger geworden war. »Ich werde auspacken, und daran soll er verdammt wenig Freude haben.«

      »Ich wünsche den Herren eine gute Unterhaltung«, mischte sich Butler Parker in diese Hinweise, »Wegen des Protokolls erlaube ich mir, am Nachmittag noch einmal hereinzuschauen.«

      Höflich verbeugte sich Parker vor dem Sheriff und verließ das Dienstgebäude. Er trippelte hinüber zu Stimsons Hotel und verkniff sich seinen Wunsch, dort etwas zu essen. Er legte keinen sonderlichen Wert darauf, vergiftet zu werden.

      Nachdem Parker sich erfrischt hatte, erschien er erneut auf der Hauptstraße des Ortes und setzte sich in die Bar, um dort einen kleinen Imbiß zu sich zu nehmen. Danach ließ er sich in der Autowerkstatt Frank Norts’ sehen.

      Frank Norts, der Freund der Vera Anderson, war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt und wirkte sehr nett und sympathisch. Er trug einen verölten Overall und war dabei, irgendwelche Teile eines Motors mit Benzin zu reinigen. Als er Parker sah, ließ er die Teile sinken und starrte den Butler fast entgeistert an, dann allerdings grinste er vergnügt.

      »Sie sind bestimmt Mister Parker. Vera hat mir schon von Ihnen erzählt. Wenn Sie sich setzen wollen, müßte ich Ihnen erst mal einen sauberen Stuhl besorgen.«

      »O nein, ich bedanke mich für diese Freundlichkeit, aber ich ziehe das Stehen vor«, erwiderte Parker umständlich. »Sie haben sich eine sehr nette Werkstatt eingerichtet.«

      »Sie könnte besser sein«, erwiderte Norts. »Es fehlt an allen Enden und Ecken. Aber mit der Zeit werde ich es schon schaffen.«

      »Vera Anderson glaubt fest an Sie«, sagte Parker. »Und sehr viel Konkurrenz dürften Sie hier in Wech-Lake ja nicht haben.«

      »Nebbel ist der einzige Monteur, der mir die Kundschaft abjagen könnte«, erwiderte Norts.

      »Verstehen Sie sich gut mit ihm?«

      »Mit Nebbel kann man sich nur schwer vertragen«, war die Antwort des jungen Mannes. »Er ist irgendwie verbittert. Vielleicht liegt das daran, daß er nicht mehr in seinem alten Beruf arbeitet.«

      »Er war ursprünglich kein Mechaniker?«

      »Er stammt aus der Druckerbranche. Was er genau getan hat, weiß ich nicht. Aber er spielte sich unentwegt als der große Nebbel auf, wenn Sie mich verstehen, was ich damit meine.«

      »Durchaus, durchaus, Mister Norts«, antwortete Butler Parker und nickte wohlgefällig. »Ich habe den Eindruck, Sie machen sich Ihre eigenen Gedanken, ja?«

      »Man hat in Wech-Lake viel Zeit, um zu grübeln.«

      »Haben Sie auch über den Tod Doktor Flanders gegrübelt?«

      »Er saß in irgendeiner Klemme«, antwortete Norts offen. »Er hat natürlich nie darüber gesprochen. Wenn Sie mich fragen, so arbeitete er an irgendeiner Erfindung, und ihm war darüber das Geld ausgegangen.«

      »Davon habe ich ebenfalls schon gehört.«

      »Was er genau wollte, weiß ich natürlich nicht, aber er arbeitete nächtelang.«

      »Wobei ihm der Neger Zack half, nicht wahr?«

      »Zack war Tag und Nacht beim Doktor«, berichtete Norts weiter. »Sie hatten sich fast in ihrem Keller vergraben.«

      »Hatte Flander sich dort eine Werkstatt eingerichtet?«

      »Das kann man eigentlich nicht sagen«, sagte Norts. »Ich habe für Doc Flander mal vor Monaten eine Lichtmaschine gebaut. Damals war ich in seinen Kellerräumen, aber von einer Werkstatt habe ich nichts gesehen.«

      »Wohin haben Sie die Lichtmaschine geliefert?«

      »Ich wollte sie ihm im Keller installieren. Dazu hätte ich ’ne Leitung für die Abgase bauen müssen, aber davon wollte er nichts wissen. Ich habe ihm das Ding in den Schuppen stellen müssen. Was aus der Lichtmaschine geworden ist, weiß ich nicht. Er hat bei mir auch nie Dieselöl gekauft, um das Ding anzutreiben. Vielleicht ist es im Schuppen verrostet. Was weiß ich.«

      »Half Witwe Anderson bei diesen Versuchen?«

      »Ich glaube ja. Sie war sehr oft bei Doktor Flander.«

      »Erhielt der Doktor oft Besuch von auswärts? Fuhr er selbst öfter weg?«

      »Nie. Er hatte sich zu Hause vergraben. Was zu erledigen war, besorgte Mrs. Anderson. Sie fuhr mit der Bahn weg und kam dann mit Paketen beladen wieder zurück. Oder auch Vera wurde in die Stadt geschickt. Nein, Flander hielt nichts von Reisen.«

      »Verstand er sich gut mit Blander?«

      »Darüber weiß ich kaum etwas, Mister Parker.«

      Der Butler unterhielt sich noch eine Weile mit Norts und schlenderte anschließend hinüber zur Tankstelle Nebbels. Er berichtete von dem Ford, den er draußen in den Bergen hatte zurücklassen müssen, was Nebbel ohne große Aufregung zur Kenntnis nahm. Er interessierte sich für ganz andere Dinge.

      »Ich habe mir gerade erzählen lassen, daß Joe Prite eingelocht worden ist«, sagte er. »Stimmt das eigentlich? Sie sollen ihn angeschleppt haben.«

      »Er war geradezu versessen darauf, mich zu erschießen«, antwortete Butler Parker. »Aus verständlichen Gründen hatte ich etwas gegen diese Absicht. Er folgte mir dann hierher nach Wech-Lake. Unterwegs erzählte er mir allerdings erstaunliche Dinge.«

      »Joe hat immer gut erzählt.«

      »Er beichtete mir, er gehöre einer Gang an, die falsche Banknoten herstellt. Er scheute sich nicht, auch Ihren Namen in die Debatte zu werfen. Er wollte mir doch um jeden Preis auf die Nase binden, Sie wären