Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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damit, er müßte den Ford abschleppen und den Tank wieder in Ordnung bringen. Parker schaute dem schnell davonfahrenden Mann ausdruckslos nach. Parker legte nie Wert darauf, daß sein Gesicht der Spiegel seiner Seele und seiner Gedanken war.

      Den Rest des Tages hielt sich Parker in Wech-Lake auf.

      Er stocherte in den Brandresten des Hauses von Doktor Flander herum; aber viel war nicht zu erkennen. Die verkohlten Bretter und Balken waren in den Keller abgestürzt und füllten ihn aus. Der Schuppen, den Frank Norts erwähnt hatte, konnte Parker ebenfalls nicht mehr begutachten. Auch er hatte sich in der Brandnacht in Rauch und Flammen aufgelöst. Erstaunlicherweise aber war kein ausgeglühter Motor zu entdecken. Er schien sich in Nichts aufgelöst zu haben, denn auch im Keller hatte ihn Parker seinerzeit nicht gesehen.

      Parker ging sehr methodisch vor.

      Er fragte sich, ob er wirklich alle Kellerräume gesehen hatte. Oder gab es vielleicht irgendwelche Räume, die er übersehen hatte. Schließlich hatte ihm nicht viel Zeit zur Verfügung gestanden, um alles in Augenschein nehmen zu können.

      Parker dachte an den bewußt angestifteten Brand. Schon allein diese Tatsache war Grund genug, sich noch einmal richtig mit dem abgebrannten Haus zu befassen, und sei es auch nur aus dem Grund, um den Boß der Gangster mißtrauisch und nervös werden zu lassen.

      Dann war da die Sache mit dem Dieselmotor, der als Lichtmaschine umgebaut worden war. Flander hatte sich dieses Gerät bestimmt nicht aus Langeweile bestellt. Er mußte es irgendwo installiert haben. Vielleicht in einer geheimen Banknotendruckerei?

      *

      Als es zu dämmern begann, ging Butler Parker nach oben in sein Hotelzimmer und verfaßte ein längeres Telegramm. Er nahm sich sehr viel Zeit dazu und benutzte einen Codeschlüssel, den nur Mike Rander kannte. Parker brauchte einige Auskünfte, vor allen Dingen interessierte er sich dafür, ob die Banken oder das Schatzamt zur Zeit Sorgen mit irgendwelchen Banknotenfälschungen hatten. Ferner brauchte er Hinweise über verschiedene Personen, die seiner Meinung nach mit dem Mordfall im Zusammenhang stehen konnten. Nachdem er das Telegramm aufgesetzt und verschlüsselt hatte, brachte er es zur Poststation und blieb solange dort, bis der Beamte es durchgegeben hatte. Erst dann verließ der Butler die Station, um der Witwe Anderson einen Besuch abzustatten.

      Die knochige Frau war genauso mürrisch wie bei seinem ersten Besuch. Sie war dabei, Geschirr abzutrocknen und bot Parker keinen Stuhl an.

      »Ich wollte noch einmal bei Ihnen vorbeisehen«, meinte Parker in seiner höflichen Art. »Wissen Sie, Madam, ich mache mir ernstliche Sorgen um Sie.«

      »Ich denke, daß das meine Sache ist«, erwiderte die Witwe.

      »Es ist bestimmt nicht meine Art, mich anderen Leuten aufzudrängen«, entschuldigte er sich, »aber mich treiben doch gewisse Informationen zu Ihnen, die Sie sicherlich klären können. Zudem müßten Sie meiner Schätzung nach mit einem Besuch des Sheriffs rechnen.«

      »Longer? Daß ich nicht lache! Dieser angetrunkene Kerl kommt mir nicht in meine Wohnung. Ich wüßte nicht, was er bei mir zu suchen hätte!«

      »Sie sollen laut Aussage eines gewissen Joe Prite Doktor Flander bei der Herstellung von Spezialfarben zum Druck von Falschgeld geholfen haben«, meinte Parker in seiner umständlichen Art. »Schon als ich diese Behauptung hörte, mußte ich innerlich den Kopf schütteln.«

      »Was soll ich getan haben?«

      »Sie weniger. Doktor Flander soll Druckfarben zur Herstellung von Falschgeld produziert haben.«

      »Und das hat Prite behauptet?«

      »Er versicherte es mir einige Male.« »Das ist doch reiner Unsinn«, erklärte die Witwe und zerrte sich die buntgemusterte Schürze vom Leib. »Ich weiß, daß über den Doktor viel geredet worden ist. Auch mir hat man allerlei Dinge anhängen wollen. Ich kann Ihnen genau sagen, was Doktor Flander hergestellt hat, oder noch besser ausgedrückt, was er hat herstellen wollen.«

      »Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie mir keine Rede und Antwort zu stehen brauchen«, warf der Butler ein. »Ich bin eine Privatperson. Ja, ich besitze noch nicht einmal die Lizenz eines Privatdetektivs.«

      »Je schneller Wech-Lake weiß, was wirklich vorgefallen ist, desto eher werden die Gerüchte wohl aufhören«, sagte die Witwe. »Doktor Flander arbeitete an einem neuen Serum. Das ist das ganze Geheimnis. Wir leben hier in einer Gegend, in der die Viehzucht zu Hause ist. Flander wollte ein kombiniertes Serum schaffen, um die Gesundheit des Viehs sicherzustellen.«

      »Soviel ich weiß, verfügte er aber nicht über ein Laboratorium.«

      »Selbstverständlich hatte er keine Versuchsräume, wie man sie in chemischen Werken findet«, erwiderte die Witwe, die etwas zugänglicher geworden war, »aber für Flanders Zwecke reichten die Geräte aus. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben und Tag und Nacht an dem Serum gearbeitet.«

      »Auf diesem Gebiet bin ich nur ein Laie«, entschuldigte sich Parker. »Ich frage mich nur, wieso Prite solche Behauptungen aufstellen konnte.«

      »Er will sich den Buckel reinhalten«, meinte die Witwe Anderson. »Ich habe Doktor Flander sehr gut gekannt und kann nur sagen, daß er ein Ehrenmann gewesen ist.«

      »Aber warum hat man ihn wohl ermordet?«

      »Darüber denke ich auch immer wieder nach«, erwiderte die Frau. »Vielleicht hat man ihn mit jemand verwechselt. So etwas passiert ja immer wieder.«

      »Oder könnte Doktor Flander hinter irgendein Geheimnis gekommen sein, rein zufällig? Ich denke an Mister Blander.«

      »Darauf kann ich mir keinen Reim machen«, sagte die Witwe Anderson, und ihr Gesicht nahm wieder die harten Konturen an. »Ich weiß nichts und ich werde mich hüten, irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen.«

      »Sie wissen wohl inzwischen, daß Walter Renner ermordet wurde. Oder bin ich der Überbringer dieser Nachricht?«

      »Natürlich habe ich schon davon gehört«, sagte die Witwe. »Ich habe aber jetzt wirklich keine Zeit mehr für Sie, Mister Parker. Ich habe große Wäsche.«

      »Da bin ich der letzte, der stören will«, entschuldigte sich der Butler und stand auf. »Ach, Mrs. Anderson, ich zerbreche mir da den Kopf über eine gewisse Lichtmaschine, die Doktor Flander sich hat herstellen lassen. Können Sie mir sagen, wo er sie installiert hatte?«

      »Was für eine Lichtmaschine?«

      »Frank Norts baute sie für ihn.«

      »Ach, Sie meinen den Motor? Den hat Doktor Flander bald wieder verkauft.«

      »Sie wissen gewiß als seine Hausangestellte, an wen sie verkauft wurde, nicht wahr?«

      »Darum habe ich mich nicht gekümmert, Mister Parker«, entgegnete die knochige Frau, die sichtlich verlegen geworden war. »Ich will Ihnen mal etwas sagen, Mister …«

      »Parker ist mein Name …«

      »Das weiß ich doch«, sagte sie verärgert. »Sie schnüffeln hier bei mir herum und wollen etwas erfahren. Ich kann Ihnen nur immer wieder sagen, daß Mister Flander ein Ehrenmann war. Verschonen Sie mich in Zukunft mit Ihrem Besuch!«

      »Ihr Wunsch soll mir Befehl sein«, antwortete der Butler. »Wie gesagt, es ist nicht meine Angewohnheit, mich aufzudrängen. Ich darf mir wohl erlauben, Ihnen abschließend ruhige Tage und vor allen Dingen ruhige Nächte zu wünschen.«

      Parker verließ das Haus und spürte, daß ihm die Witwe durch das Korridorfenster nachschaute. Parker hatte aber auch noch mehr gesehen, nämlich eine imposante Schrotflinte, die in der Küche neben dem Arbeitstisch stand. Die Witwe schien sich also doch nicht so sehr wohl zu fühlen, wie sie nach außen hin tat. Es stand für den Butler fest, daß Mrs. Anderson in einer großen Angst lebe, die noch nicht einmal unbegründet war. Sie wußte zuviel, und es war bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis sich der Boß der Gangsterbande mit ihr befaßte.

      Im übrigen wurde der Butler von den Trümmerresten des Hauses angezogen,