Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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waren. Parker vergewisserte sich erst einmal genau, daß ihm niemand auf den Fersen war. Als er sicher war, klopfte er an die Tür.

      Wenig später öffnete ihm eine junge Dame, die Parkers Schätzung nach knapp achtzehn Jahre alt sein mochte. Sie war mittelgroß, schlank und zeigte ein apartes Gesicht. Ihr Haar war pechschwarz wie schimmernder Lack.

      »Mein Name ist Parker«, stellte sich der Butler vor und verbeugte sich elegant. »Läßt es sich einrichten, daß ich trotz der späten Stunde Mrs. Anderson sprechen kann?«

      »Sie sind Parker?« gab das Mädchen erstaunt zurück. »Aber bitte, kommen Sie doch herein.«

      »Ich werde nicht lange stören«, versprach Parker und zog die Tür hinter sich zu. Das junge Mädchen, das sich als die Tochter der Mrs. Anderson vorstellte, führte Parker in den gemütlich eingerichteten Wohnraum, in dem sich ihre Mutter aufhielt.

      »Mam … Mister Parker besucht uns«, sagte das junge Mädchen.

      »Ich wußte genau, daß Sie früher oder später zu mir kommen würden«, antwortete die Witwe, eine hochgewachsene, ein wenig knochig wirkende Frau, deren Augen tränengerötet waren.

      »Dann darf ich annehmen, daß ich nicht störe?« erkundigte sich der Butler.

      »Nehmen Sie immerhin Platz«, sagte die Witwe.

      »Haben Sie etwas dagegen, daß ich erst einmal die Vorhänge zuziehe?« fragte Parker, ohne aber auf eine Antwort zu warten. Geschickt und schnell sorgte er dafür, daß man nicht mehr in die Stube sehen konnte. Witwe Anderson und Parker sahen sich an. Diesmal eröffnete der Butler nicht das Gespräch. Er hatte seine bestimmten Gründe dafür.

      »Vera …«, bat die Frau ihre Tochter, »beschäftige dich doch etwas in der Küche, willst du?«

      »Aber ja, Mam …!«

      Vera verließ die Wohnstube und schloß die Tür sehr nachdrücklich hinter sich.

      »Was also wollen Sie?« fragte Mrs. Anderson, als sie mit Parker allein war.

      »Sie hatten mit meinem Besuch gerechnet?«

      »Nun ja …«, erwiderte die knochige Frau zögernd. »Ich habe mir erzählen lassen, daß sie Doc Flander besuchen wollten. Da er ermordet wurde, mußten Sie wohl früher oder später zu mir kommen, um etwas über Flander zu erfahren.«

      »Hat man Sie schon informiert, Mrs. Anderson, daß der Neger Zack heute ermordet wurde?«

      Parker hatte diese Reaktion nicht erwartet.

      Die Frau sprang aus ihrem Korbsessel auf und preßte die zu Fäusten geballten Hände vor den Mund. Sie sah Parker aus schreckgeweiteten Augen an.

      »Was sagen Sie da?«

      »Zack wurde in seiner Hütte erschlagen«, erwiderte Parker fast roh. »Wundert Sie das?«

      »Ich … ich … weiß nicht«, sagte die Witwe mit tonloser Stimme. »Was wollen Sie denn nun von mir?«

      »Nichts weiter als einige Angaben«, antwortete der Butler. »Warum hat man Doktor Flander ermordet? Wem konnte er gefährlich werden?«

      »Da überfragen Sie mich«, sagte die Witwe und schüttelte sehr energisch den Kopf.

      »Hat Doktor Flander nie mit Ihnen über seine Sorgen gesprochen?«

      »Er hatte keine Sorgen.«

      »Wurde er nie bedroht, Mrs. Anderson, so bedroht, wie man es jetzt Ihnen gegenüber aufgezogen hat?«

      »Ich werde nicht bedroht«, sagte die Witwe, und ihr Gesicht nahm einen seltsam starren Ausdruck an. »Ich glaube, Mister Parker, daß wir uns nichts mehr zu sagen haben. Ich bin müde und habe Kopfschmerzen.«

      »Ich werde selbstverständlich sofort aufbrechen und gehen«, sagte Parker und erhob sich höflich. »Sollten Sie irgendwelche Sorgen haben, Mrs. Anderson, dann erreichen Sie mich in Stimsons Hotel. Ich rate Ihnen aber ehrlichen Herzens, nicht zu lange zu warten. Denken Sie an Zack!«

      Butler Parker verbeugte sich und ging zurück in den Korridor. Vera, die Tochter der Witwe, stand vor der Haustür.

      »Mister Parker«, flüsterte sie ihm nun hastig zu, »ich muß Sie unbedingt sprechen.«

      »Wann?« fragte Parker, der sich auch sehr knapp ausdrücken konnte.

      »In einer halben Stunde. Oh, meine Mutter …«

      Die Witwe war ebenfalls in den Korridor gekommen und schickte ihre Tochter Vera mit einer herrischen Geste zurück in die Wohnstube.

      Parker lüftete noch einmal seine Melone und betrat die Straße. Leider hatte er sich mit Miss Vera nicht verabreden können; aber er beschloß, das schnell nachzuholen. Sie hatte ihm bestimmt etwas Wichtiges zu sagen, hatte auch vor allen Dingen Mut, gewisse Dinge beim Namen zu nennen.

      Parker hielt es für richtig, erst einmal in sein Zimmer zu gehen und bis gegen Mitternacht zu warten. Dann wollte er sich im Haus des Doktor Flander einmal richtig umsehen. Er traute Sheriff Longer nicht allzuviel Fachkenntnis zu, das heißt, in diesem Punkt war Parker nicht so ganz sicher, Longer spielte eine Doppelrolle, das glaubte Parker bereits herausgefunden zu haben.

      Stimsons Restaurant litt wieder unter chronischem Gästemangel. Parker ließ sich seinen Zimmerschlüssel geben und ging nach oben in den ersten Stock.

      Er untersuchte einen schwarzen Zwirnsfaden, der geschickt angebracht worden war und ihm verraten sollte, ob man in der Zwischenzeit sein Zimmer betreten hatte.

      Parker fand den Faden unversehrt und öffnete die Tür. Er hatte allerdings übersehen, daß beide Zimmerfenster auf das Flachdach hinausführten. Erst als sich ihm zwei Pistolenläufe in den Rücken bohrten, wurde er sich dieser Nachlässigkeit bewußt.

      »Diesmal entwischt du uns nicht«, sagte eine etwas singende Stimme. »Komm schon, du schwarzer Rabe, wir haben etwas Nettes für dich eingefädelt!«

      *

      Butler Parker erhielt einen Schlag auf den Kopf, der aber durch die steife Melone gemildert wurde. Trotzdem reichte es aus, ihn ohnmächtig werden zu lassen.

      Als Parker wieder zu sich kam, fand er sich in einem Jeep. Er saß auf dem schmalen Rücksitz, eingeklemmt zwischen zwei Männern, die scharf auf ihn aufpaßten. Parker hielt es für richtig, weiter den Besinnungslosen zu spielen. Durch den Vorhang seiner Wimpern beobachtete er allerdings, welchen Weg der Jeep nahm. Parker unterschied linker Hand einen hohen Tannenwald, sah rechts der Straße die Silberplatte des Sees, der vom Mond angestrahlt wurde.

      Später kletterte die geschotterte Straße eine Anhöhe empor und verlief in schlangenartigen Windungen durch ein Geröllfeld. Der Jeep bog scharf rechts ab und hielt dann in einem kleinen Talkessel.

      Die beiden Männer schleiften Parker aus dem Wagen und zerrten ihn sehr roh auf eine Baumgruppe zu. Lachend hatten sie ihm die Melone auf den Kopf gedrückt, damit sie unterwegs nicht verlorenging. Parker ließ alles mit sich geschehen. Sein Gefühl sagte ihm, daß er so der Lösung des Rätsels erheblich näher kommen würde.

      Als die Baumgruppe erreicht worden war, ließ man den Butler unsanft zu Boden fallen. Die beiden Träger bauten sich seitlich von ihm auf und spielten mit ihren Waffen. Sie hatten offensichtlich Anweisung, vorerst nichts gegen den Butler zu unternehmen.

      Parker begann sich zu rühren. Er wollte die Männer nicht mißtrauisch werden lassen. Er griff sich an den Kopf und ließ dann seine Arme hilflos hinuntersinken. Bei der Gelegenheit stellte er fest, daß man nur die normalen Manteltaschen geleert hatte, die anderen Behälter seines Zaubermantels hatte man glatt übersehen. Wer konnte denn auch schon ahnen, daß dieser Mantel nichts anderes war als ein tragbarer Schrank aus Stoff, in dem eine Menge verschiedenster Artikel untergebracht werden konnte …

      »Na, du Rabe, wie ist dir dieser Ausflug bekommen?« fragte eine Parker bekannte Stimme. Er hob den Kopf und erkannte Walter Renner, der den Jeep gefahren hatte.

      »Ich muß gestehen,