Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
Скачать книгу
traten hervor. Seine Schmiedehammerfäuste ballten sich.

      »Es sollte mir leid tun, einen wunden Punkt bei Ihnen berührt zu haben«, erklärte Parker.

      Hank Nebbel antwortete nicht mehr.

      Er holte aus, um das Männchen, wie er Parker insgeheim eingeschätzt hatte, in die Luft zu schleudern. Als sich seine Fäuste dann wirklich mit dem schwarzgekleideten Mann befassen wollten, da griffen sie ins Leere.

      »In meiner Hausapotheke, die ich auf Reisen mitzuführen pflege, habe ich etwas Baldrian«, hörte er hinter sich die ruhige Stimme Parkers. Nebbel setzte zu einem gewaltigen Heumacher an und hätte Butler Parker sicher auch getroffen, wenn dieser auch nur eine halbe Sekunde länger stehen geblieben wäre.

      »Wenn mich mein Blick als interessierter Laie nicht trügt, so haben Sie eine gewisse Veranlagung zum Schlagfluß«, sagte Butler Parker. Hank Nebbel stöhnte vor Wut und Ärger. Er benutzte jetzt sogar seine Beine, um diesen Irrwisch zu treffen.

      Butler Parker aber war an einer so fruchtlosen Auseinandersetzung absolut nicht interessiert. Er wendete einen seiner Patentgriffe an und legte damit Hank Nebbel neben die Benzinsäule. Der schwere Mann landete klatschend auf dem Beton und hatte einige Mühe, wieder auf die Beine zu kommen.

      Als er es endlich geschafft hatte, rieb er sich verdutzt sein Hinterteil.

      »Darf ich Ihnen behilflich sein?« fragte Butler Parker. Er griff in die unergründlichen Taschen seines Covercoats und zog eine Kleiderbürste hervor.

      Hank Nebbel ließ sich vollkommen verblüfft behandeln. So etwas hatte er noch nicht in seinem harten Leben an sich erfahren.

      »Wer sind Sie eigentlich?« fragte er schließlich, als Parker die Kleiderbürste wieder eingesteckt hatte.

      »Ein freier Bürger eines freien Staates«, antwortete Parker höflich. »Und jetzt wollen Sie mir bitte sagen, wo ich Walter Renner finden kann, ja?«

      »Sind Sie ein Freund von ihm?«

      »Das kann ich jetzt noch nicht beurteilen«, sagte Parker. »Das kommt auf die besonderen Umstände an.«

      »Na ja, von mir aus«, sagte Nebbel. »Renner wohnt unten am See in einem Bungalow. Er ist … aber das geht Sie nichts an, das kann er Ihnen selbst sagen.«

      »Ich bedanke mich für Ihre Freundlichkeit«, sagte Parker. »Wären Sie in der Lage, mir einen Wagen zu leihen?«

      »Natürlich, ich habe ’nen Ford …«

      »Ich möchte ihn mir für acht Tage ausleihen«, sagte Parker. »Darf ich Ihnen die Vertragssumme gleich hinterlegen?«

      Hank Nebbel zwinkerte mit den Augen, als Butler Parker die Brieftasche öffnete und ihm die verlangten Scheine anstandslos in die Hand zählte.

      »Hören Sie mal, Mister«, meinte Nebbel, als er einiges Wechselgeld zurückreichte, »mich geht’s ja zwar nichts an, was Sie hier in Wech-Lake wollen, aber ich warne Neugierige … verstehen Sie, hier lebt man ziemlich gefährlich. Hier ist der Teufel los!«

      »Heißt der Teufel etwa Walter Renner?«

      »Unsinn, das ist doch nur ’ne Strohpuppe. Ne, da sind ganz andere Burschen mit im Spiel. Und die lassen sich nicht auf dem Kopf herumtanzen.«

      »Versuchte sich Doktor Flander in dieser Tanzerei?«

      »Ach, lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Hank Nebbel da nur und wendete sich ab. »Ich will nichts gesagt haben!«

      »Mit wem war Doktor Flander besonders gut bekannt und befreundet?«

      »Mit der Witwe Anderson. Zum Henker, ich werde Ihnen kein Wort mehr sagen. Den Wagen können Sie sich holen, wann immer Sie wollen. Ich habe Tag und Nacht geöffnet.«

      Butler Parker bedankte sich höflich, wie er es nun einmal gewohnt war und ging zurück zu Stimsons Restaurant. Er fand es an der Zeit einen kleinen Imbiß einzunehmen. Seinem Herrn und Meister Mike Rander brauchte er noch kein Telegramm zu senden, denn bisher hatte er ja praktisch nichts erreichen können. Parker wußte inzwischen aber sehr genau, daß die Lösung der beiden Morde nur hier in Wech-Lake lag. Als er sein Zimmer betrat, um sich etwas zu erfrischen, fand er sich dem gesuchten Walter Renner gegenüber, der nachlässig auf dem Bett lag und mit einem Sechsschüsser spielte.

      »Ich freue mich außerordentlich, daß Sie so schnell gekommen sind«, sagte Butler Parker, ohne überrascht zu sein. »Ich wußte, daß Sie die Neugierde hierher führen würde. Was kann ich für Sie tun, Mister Renner?«

      »Sterben«, sagte Walter Renner nur und richtete sich blitzschnell auf …

      *

      »Sie überschätzen mein Verlangen, beerdigt zu werden«, erwiderte Butler Parker lächelnd, ja, fast heiter. – Er schloß die Tür hinter sich und nahm die Melone ab. Er schien die Waffe, die auf ihn gerichtet war, gar nicht zu sehen.

      Walter Renner, der grobe Bursche, der sie in Chikago besucht hatte, war aufgestanden. Er schritt vorsichtig an Parker heran und grinste bösartig.

      »Diesmal machst du keine Mätzchen«, sagte er zu Parker. »Ich weiß inzwischen, was du für ’ne Type bist …«

      »Ich glaube, ich sagte Ihnen schon einmal, wie unfein Sie sich auszudrücken belieben«, antwortete Parker in verweisendem Ton. »Sie sollten etwas für Ihre Bildung tun, junger Mann.«

      Butler Parker hatte längst herausgefunden, daß Walter Renner jetzt ernst machen wollte. Aber er ließ sich seine innere Erregung nicht anmerken. Er hielt so etwas einfach für würdelos. Er überlegte nur, wie er diesen Grobian ausschalten konnte.

      »Jetzt ist dir das Herz in die Hosen gefallen, wie?« meinte Renner, und er lachte leise auf.

      »Warum sollte sich mein Herz selbständig gemacht haben?« gab Parker zurück. »Ich habe ja immerhin den Vorzug, nicht allein hier zu sein, Mister Renner … Mister Rander und ich rechneten ja fest mit Ihrem Besuch.«

      Parker hatte das mit solch einer selbstverständlichen Sicherheit hervorgebracht, daß Walter Renner für den Bruchteil einer Sekunde unsicher wurde. Als er den Kopf um einige Millimeter zur Seite nahm, konnte Butler Parker eingreifen.

      Es war erstaunlich, wie durchtrainiert dieser ehemalige Haushofmeister war. Er warf sich blitzschnell zu Boden, aber er benutzte seine gespreizten Beine als Hebel, die sich um die Unterschenkel Renners legten. Ein kurzer Ruck und Walter Renner landete wieder einmal auf dem Boden. Als er die Waffe hochreißen wollte, schleuderte Butler ihm seine Melone ins Gesicht.

      Renner wurde einen Moment lang geblendet; als er aber wieder sehen konnte, war er waffenlos. Parker hatte sich die Freiheit genommen, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen.

      Walter Renner verwandelte sich in eine wütende Kampfmaschine. Er sprang blitzschnell auf die Beine, zog ein Klappmesser und ließ die Klinge hervorschnellen. Er duckte sich ab und stieß den Atem ruckartig durch die Nase.

      »Hier kommst du nicht mehr lebend heraus«, sagte er sehr optimistisch, »ich werde dir das Fell über die Ohren ziehen, du schwarzer Rabe.«

      »Nicht doch«, protestierte Parker und lächelte, ohne einen Schritt zurückzuweichen. »Sie vergreifen sich im Ton, Mister Renner … Hat der voreilige Mord an Hardy Flander so deprimierend auf Sie gewirkt?«

      »Dir Schnüffler werde ich es zeigen.«

      »Welch ein Tiefstand von Manieren«, bedauerte Butler Parker und schüttelte betrübt den Kopf.

      Doch Walter Renner war nicht gesonnen, sich weitere Lektüren anzuhören. Er machte einen blitzschnellen Ausfall und zog die Messerklinge tückischerweise von unten nach oben.

      Butler Parker wich kaum zurück. Entweder war er seiner Sache mehr als sicher, oder aber er unterschätzte die Gefahr.

      Walter Renner versuchte es ein zweitesmal.

      Diesmal rückte er dem schwarz gekleideten Herrn erheblich näher auf den Leib, doch er erreichte wieder nichts.