Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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      »Und wo kann ich Mister Walter Renner antreffen?«

      »Es gibt drei Möglichkeiten für Sie«, erwiderte Sheriff Longer dann unwillig und stand auf, »entweder sind Sie ein Gauner, dann sollten Sie möglichst schnell wieder abdampfen, oder aber Sie sind ein harmloser Idiot, dann sollten Sie genauso schnell verschwinden. Oder aber Sie sind ein ausgekochter Bursche, der klüger sein will als die Polizei. Für den Fall würde ich Ihnen ebenfalls empfehlen, den nächsten Zug zu nehmen.«

      »Ich danke Ihnen, Sir, für die überaus freundliche Auskunft und Belehrung«, sagte Butler Parker mit unbewegtem Gesicht. Er lüftete seine Melone und verließ das Büro. Sheriff Longer aber stützte sich förmlich auf den altertümlich wirkenden Telefonapparat und führte ein längeres Gespräch.

      Anschließend setzte sich Sheriff Longer in seinen Jeep und verließ Wech-Lake.

      Butler Parker hingegen trotzte der drückenden Hitze und näherte sich bereits der Hütte, in der Flandern Faktotum Zack wohnte. Als er die Tür der Holzhütte aufstieß, sah er sich einem toten Neger gegenüber …

      *

      Butler Parker hatte die Holzhütte verlassen, in der der Tote lag. Er setzte sich auf einen Hauklotz und zündete sich eine seiner schwarzen Zigarren an.

      Der Neger Zack war mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden. Seine Hütte hatte man auf den Kopf gestellt und wahrscheinlich nach irgendwelchen Dingen durchsucht. Parker wußte natürlich nicht, um was es bei den beiden Morden gegangen war. Die Aktentasche Flanders, die darüber Aufschluß hätte geben können, war leider unter seinen Augen gestohlen worden.

      Der Neger Zack war übrigens noch nicht lange tot. Der Mord mußte sich vor einigen Stunden ereignet haben. Parker hatte zu dieser Zeit noch im Expreß gesessen.

      Als Parker einen Jeep sah, der in rasender Fahrt näherkam, stand er auf und ging dem Wagen entgegen. Unwillkürlich mußte er an den jungen Mann denken, der ihn auf der Straße hatte ins Bockshorn jagen wollen.

      Doch Sheriff Longer stieg aus dem Wagen. Als er Parker erkannte, nickte er dem Butler nur zu und betrat die Holzhütte. Schon nach wenigen Sekunden kam Sheriff Longer wieder heraus, und diesmal hielt er einen sechsschüssigen Colt in der Hand, dessen Lauf drohend auf den Butler gerichtet war.

      »Warum haben Sie Zack ermordet?« fragte Sheriff Longer mit scharfer, unangenehmer Stimme. »Los, nehmen Sie schon die Hände hoch, Sie infamer Mörder!«

      »Das Wort infam hätte ich Ihnen wirklich nicht zugetraut«, sagte Butler Parker begeistert. Sheriff Longer hatte eine andere Reaktion erwartet und brauchte einige Zeit, um sich von Parkers Satz zu erholen.

      »Keine Mätzchen«, brüllte er Parker an. »Nehmen Sie schon die Hände hoch. Ihnen werd ich’s zeigen, darauf können Sie sich verlassen.«

      »Sind Sie sicher, keinen Fehler zu begehen?« fragte Parker ruhig. »Zu der Zeit, als der Neger ermordet wurde, saß ich im Expreß … Zeugen werden das unterstreichen können …«

      »Mir können Sie keinen Sand in die Augen streuen«, erwiderte Sheriff Longer, dessen Stimme aber schon wesentlich ruhiger klang. »Was wollten Sie von Zack?«

      »Wollten Sie ihn nicht auch besuchen?«

      »Dienstsache«, antwortete Longer verärgert. »Hören Sie, wenn Sie hier herumschnüffeln wollen, dann sind Sie falsch am Platze. Dann werden Sie Ihr blaues Wunder erleben!«

      »So ähnlich drückten Sie sich tatsächlich schon einmal aus«, antwortete Butler Parker, »darf ich Ihnen eine meiner Zigarren anbieten? Ich lasse sie speziell für mich in Kuba anfertigen.«

      »Zum Henker mit Ihren Zigarren«, antwortete Longer, »ich will endlich wissen, was Sie von Zack wollten?«

      »Sie selbst wiesen mich doch hierher«, entgegnete Parker gelassen, »irgendeiner wird mir doch wohl sagen können, was mit Doktor Flander passiert ist. Warum wurde er ermordet?«

      »Warten Sie auf die polizeilichen Ermittlungen«, meinte Sheriff Longer.

      »Ich wollte eigentlich nur acht Tage in Wech-Lake bleiben«, erwiderte Butler Parker. Longer verstand erst nach einigen Sekunden. Sein Gesicht färbte sich so rot, als habe er es mit einem Schlaganfall zu tun. Bevor er aber etwas sagen konnte, hatte Butler Parker höflich seine Melone gehoben und ging zurück zur Straße.

      Sheriff Longer starrte wütend auf seinen Colt und stieß ihn dann fluchend in das Halfter zurück.

      Butler Parker hütete sich, falsche Schlüsse hinsichtlich des Sheriffs zu ziehen. Noch war er vollkommen unbefangen hier in Wech-Lake. Er wollte erst einmal nach bewährtem Muster für einigen Wirbel sorgen. Butler Parker arbeitete gern nach eigenen Methoden, die zwar oft mehr als gefährlich waren, aber bisher immer zum Erfolg geführt hatten. Parker hatte die Straße verlassen und betrat eine Bar, die in einem Eckhaus in der Nähe der Bahnlinie untergebracht war. Er bestellte bei dem Keeper einen Whisky-Soda. Er kümmerte sich nicht weiter um die Männer, die weit hinten an der Theke standen und miteinander tuschelten. Der Barkeeper holte eine Flasche hervor, die unter der Theke stand. Es handelte sich um ein Gebräu, das nur für Neuzugänge gedacht war. Ein Schluck von diesem Stoff, und der Trinkende taumelte entsetzt zurück auf die Straße und trank garantiert einige Liter Quellwasser, um wieder zu sich zu kommen.

      Die Männer an der Theke feixten, denn sie wußten ja, was kommen würde. Der Barkeeper hatte eingegossen und sah zu, wie Parker den Inhalt des Glases in einem Zug hinunterkippte.

      Die Gesichter der Wartenden wurden lang und länger, als Butler Parker keine Regung zeigte. Er hüstelte noch nicht einmal. Keiner der Versammelten wußte etwas von der ausgepichten Kehle des Butlers, die die eines alten Seemanns glatt in den Schatten stellte. Es war wirklich so, daß es Parker überhaupt nicht aufging, daß man sich einen Scherz mit ihm hatte leisten wollen.

      »Noch einen«, sagte er mit unveränderter Stimme. Er sog nachdenklich an seinem schwarzen Torpedo und blies unabsichtlich so den Rauch in den Raum, daß der Barkeeper davon eine tüchtige Wolke mit abbekam.

      Der Mann begann sofort zu husten und genehmigte sich einen Drink. Er riskierte es nicht mehr, sich an Parker heranzuwagen. Die Gäste an der Theke sahen sich beziehungsvoll und enttäuscht an. Sie wußten mit diesem schwarzgekleideten Mann nichts anzufangen, der ein Rätsel für sie war. Schon allein das Alter Parkers annähernd zu bestimmen, war mehr als schwer.

      »Keeper!«

      Der Mixer sah nur zu Parker hinüber, hütete sich aber in den Dunstkreis der Zigarre zu kommen.

      »Keeper, ich möchte einem gewissen Renner einen Besuch abstatten. Würden Sie die Güte haben, mir seine Adresse mitzuteilen?«

      »Sie wollen zu Renner?« fragte der Barkeeper erstaunt.

      »Mister Walter Renner«, korrigierte ihn Butler Parker. »Er soll hier in Wech-Lake wohnen.«

      »Kennt einer von euch einen Walter Renner?« wendete sich der Mixer an seine übrigen Gäste. Als keine Antwort kam, hob er nur bedauernd die Schultern.

      »Vielleicht fragen Sie mal Hank Nebbel«, rief einer der Gäste Parker zu. »Sie finden ihn drüben an der Tankstelle.«

      Butler Parker lüftete höflich dankend die Melone, ohne sich um das dröhnende Gelächter der Männer zu kümmern. Er zahlte die beiden Drinks und verließ die Bar.

      Die Tankstelle war schon von weitem zu sehen. Einige Wagen waren gerade abgefertigt worden, und Parker konnte sich vertrauensvoll an einen stämmigen Mann wenden, dem man den Boxer schon von weitem ansah.

      »Ich suche einen gewissen Mister Walter Renner«, fragte Butler Parker. »Man verwies mich an Sie, Mister Nebbel. Haben Sie die Güte und sagen Sie mir bitte …«

      »Sie wollen zu Renner?« Hank Nebbel sah Parker mißtrauisch an.

      »Allerdings, ich hoffe, daß ich mich genau ausgedrückt habe.«

      »Und dann fragen Sie ausgerechnet mich?«

      »Ich