Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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siehst Gespenster«, war die Antwort. »Woher soll der Mann gekommen sein, he?«

      »Vielleicht dieser verdammte Kerl, den wir ins Wasser geworfen haben.«

      »Du spinnst. Der ist längst bei den Fischen.«

      »Ich sehe lieber mal nach. Kommst du mit?«

      »Ich denke nicht daran. Für Hirngespinste habe ich nichts übrig. Mann, solltest du plötzlich Nerven bekommen haben?«

      »Ich will es genau wissen. Ich habe deutlich einen menschlichen Schatten gesehen.«

      »Dann sieh’ nach. Mich laß aber in Ruhe. Parker ist längst von Haien gefressen worden.«

      Der mißtrauisch gewordene Gangster ging langsam auf den Bootssteg zu. Er zog seinen schweren 45er und pirschte sich an das Motorboot heran. Er blieb stehen, wandte sich um. Sein Partner saß nach wie vor auf dem Geländer.

      Der Gangster hatte das Boot erreicht.

      Vorsichtig stieg er an Bord. Die Lichtverhältnisse waren schlecht. Die Leuchtreklame vom Yachtclub reichte nicht aus, um an Bord Einzelheiten erkennen zu können.

      »Ist hier einer?« rief der Gangster mit leiser Stimme. »Los, rauskommen, oder ich schieße.«

      Natürlich kam keine Antwort. An Bord blieb alles still. Unheimlich still, wie der Gangster fand. Das Wasser schlug sanft gegen den Bootskörper. Irgendwo knarrte ein Tau.

      Der Gangster blieb neben dem Niedergang zur Kajüte stehen. Er hatte ehrliche Angst, hinunterzusteigen. Er war sicher, eine Gestalt gesehen zu haben. Sein Verstand sagte ihm zwar, daß dieser Butler Parker draußen in der See geblieben war, doch sein Gefühl redete eine erheblich andere Sprache.

      »Rauskommen oder es knallt!«

      Nichts rührte sich.

      Der Gangster faßte sich ein Herz. Er wollte sich vor seinem zuschauenden Partner nicht blamieren. Seine Finger umspannten den Revolver. Langsam stieg er nach unten. Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter. Der Mann atmete förmlich auf, als die Deckenbeleuchtung aufflammte.

      Die Kajüte war leer.

      Ich glaub’, ich bekomme es wirklich mit den Nerven, sagte er sich, schaltete das Licht wieder aus und ging zurück an Deck. Als er seine Füße auf die Planken setzte, wirbelte plötzlich etwas durch die Luft. Bevor er seine Waffe hochreißen konnte, landete ein weicher, widerlich klebriger Gegenstand in seinem Gesicht.

      Der Gangster stieß einen unterdrückten Schrei aus. Die Waffe entfiel seiner Hand und landete polternd auf den Planken.

      Der Gangster faßte instinktiv nach dem Wurfgeschoß, das noch immer auf Nase, Mund und Augen haftete. Er riß ihn los und starrte dann entsetzt auf die Tentakel eines kleinen Tintenfisches.

      Ein dumpfes Stöhnen entrang sich der Brust des Gangsters. Er schmetterte das schuldlose, bereits tote Tier auf die Planken und rannte dann, wie von Furien gehetzt, zurück zu seinem Partner.

      Er hatte es derart eilig, daß er seinen 45er vergaß …

      *

      Der zweite Gangster kam genau um diese Zeit wieder zu sich.

      Er verstand überhaupt nichts mehr, wußte nicht, was mit ihm geschehen war. Er fuhr sich durch das Gesicht, stand vorsichtig auf und faßte nach der Beule an seinem Hinterkopf.

      »Wo steckst du?« rief der Gangster, der von Bord kam. Er hatte das Geländer erreicht und sah sich suchend nach seinem Partner um.

      »Hier …«, stöhnte der Muskelmann. Er mußte sich einen Moment lang am Geländer festhalten. Seine Beine waren noch nicht ganz in Ordnung.

      »Da is’ einer an Bord gewesen«, stieß der erste Muskelmann hervor. »Er hat mir ’nen Tintenfisch ins Gesicht geworfen.«

      »Und ich hab’ ’ne Beule!«

      »’ne Beule?«

      »Und was für eine! Verdammt, hier spielt uns einer einen gemeinen Streich.«

      »Parker! Ich wette, es ist Parker gewesen. Ich hab’ ja gleich geahnt, daß dieser schwarze Rabe nicht umzubringen ist.«

      »Wer ist nicht umzubringen?« Der Vormann kam zurück. Er sah seine beiden Mitarbeiter verständnislos an. »Was ist denn eigentlich los? Ihr führt euch auf wie kleine Jungens.«

      Die beiden noch immer entgeisterten Muskelmänner redeten wild durcheinander. Jeder wollte seine Geschichte zuerst an den Mann bringen. Sie waren völlig aus dem Häuschen.

      Nur langsam und unter Schwierigkeiten bekam der Vormann heraus, was vorgefallen war. Er schüttelte den Kopf.

      »Blöder Quatsch«, sagte er schließlich. »Parker ist tot! Darauf könnt ihr Gift nehmen!«

      »Und der Tintenfisch?«

      »Und meine Beule?«

      »Hat doch mit Parker nichts zu tun. Da hat euch irgendein Lausebengel einen Streich gespielt.«

      »Es war Parker«, beharrte der erste Muskelmann auf seinem Standpunkt. »Solche Tricks können nur von diesem verdammten Alten stammen.«

      »Kümmere dich lieber um deine Kanone«, schnauzte der Vormann zurück. »Ich glaube nicht an Spuk und Geister. Parker ist erledigt. Diese Unterwasserreise hält auch Parker nicht aus.«

      Er hatte seinen Satz gerade beendet, als auch er peinlich überrascht wurde.

      Weder er noch die beiden Muskelmänner sahen den kreisrunden Gegenstand, der durch die Luft schwirrte. Der Vormann merkte erst etwas davon, als sich ein solider Rettungsring um seine Schultern legte. Der Rettungsring, an einer langen Rettungsleine hängend, wurde ruckartig zurückgezogen. Der Gangstervormann verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen das Geländer. Leicht angeschlagen ging er zu Boden.

      »Verdammter Blödsinn«, schimpfte der Vormann. Seine Stimme klang nicht besonders laut. Sie war eher gepreßt und wirkte belegt. Mühsam stand der Vormann auf. Er brauchte einige Sekunden, bis er sich von dem hemmenden Rettungsring befreit hatte.

      »Was ist passiert?« Der Gangster, der sich um seine Waffe gekümmert hatte, tauchte atemlos auf.

      »Frag’ nicht so dumm. Wo ist deine Kanone?«

      »Weg, verschwunden, nicht mehr da!«

      »Was soll das heißen?«

      »Sie ist weg. Und ich weiß, wer sie sich unter den Nagel gerissen hat.«

      »Sag bloß nicht, daß es Parker gewesen ist.«

      »Wer soll es denn sonst gewesen sein, he?«

      »Ausgeschlossen, der ist erledigt.«

      »Oder auch nicht. Wir sollten verschwinden und dem Chef Bescheid sagen.«

      Der Vormann sah den auf dem Boden liegenden Rettungsring. Er dachte genau anderthalb Sekunden nach. Dann gab er sich einen Ruck. Er schüttelte den Kopf.

      »Nachsuchen! Stellt alles auf den Kopf! Ihr müßt den Kerl finden, der uns hier verrückt machen will. Und ich sage euch noch einmal, Parker kann es nicht gewesen sein. Der ist längst bei den Fischen.«

      Diese kühne Behauptung wurde abgelöst von einer mittelschweren Ladung Kies, die auf die drei verdutzten Gangster herunterprasselte. Die drei sonst so eiskalten Männer warfen sich wie auf ein Kommando hin flach zu Boden und zogen ihre Köpfe ein …

      *

      Sie hatten sich in Mrs. Ruth Soldans Büro getroffen. Hier konnten die ›Strandhaie‹ sich ungestört unterhalten. Durch große Glasscheiben konnte man hinaus auf das Übungsbecken der Delphine schauen. Im Wasser tummelten sich die Bikini-Schönheiten. Doch selbst die beiden Muskelmänner interessierten sich an diesem Morgen nicht für soviel Schönheit. Sie hatten andere Sorgen.

      »Machen wir uns nichts vor«, sagte Lew Sheridan, der Chef der ›Strandhaie‹, »so wie ich die Sache