Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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      »Na und, Chef?« Lonsdale sah Sheridan aufmerksam an.

      »Von mir aus könnten sie in den Everglades bleiben«, gab Sheridan kalt zurück.

      »Von mir aus auch …!«

      »Hier muß es doch Sümpfe geben, oder?«

      »Nichts als Sümpfe um uns herum, Chef. Ich wüßte schon, wie wir das anstellen können.«

      »Nicht so laut«, mahnte Sheridan. Dann rief er laut zu den Männern an der Tür hinüber: »Versucht es vom Fenster aus, Jungens! Heizt ihnen ein! Beeilt euch!«

      John und die beiden Muskelmänner verließen die Hütte. Lonsdale und Sheridan konnten sich ungestört unterhalten. Lonsdales krummbeiniger Vetter stand am Fenster und sah hinaus.

      »Wie könnte man es anstellen?« fragte Sheridan.

      »Wir lassen sie auf scheinbar festem Boden aussteigen. Irgendein Vorwand wird sich schon ergeben, Chef. Dann hauen wir ab. Wenn sie Weggehen wollen, sacken sie weg. Ich kenne genug Stellen.«

      »Hört sich gut an. Kann man sich auf Ihren Vetter verlassen, Lonsdale?«

      »Klar …!«

      »Sobald wir Rander und die Hastings erledigt haben, ziehen wir die Sache auf«, befahl Sheridan. »Ist ja klar, Lonsdale, daß Ihr Anteil dadurch wesentlich höher wird.«

      »Habe ich mir gleich gedacht, Chef. Und wann werde ich an der Reihe sein?«

      »Womit?«

      »Umgebracht zu werden. Wie John und die anderen Jungens.«

      »Unsinn, daran denkt kein Mensch.«

      »Ist auch besser so, Chef. Ich werde scharf aufpassen, damit mir nichts passiert.«

      Lew Sheridan wollte antworten, doch in diesem Moment fielen draußen vor der Hütte einige Schüsse.

      Lonsdale und sein Vetter liefen hinaus.

      Sheridan wagte sich nur bis ans Fenster. Er zog sicherheitshalber seinen 45er.

      Vormann John und die beiden Muskelmänner standen vor dem Fenster des Zimmers, in dem Mike Rander und Carol Hastings festgehalten wurden. Sie feuerten in den Raum hinein.

      Lonsdale und dessen Vetter erschienen an der Hausecke. Sie waren recht sorglos und verließen sich auf die Schießkünste ihrer Partner. Sie waren nur wenig außerhalb der Schußlinie.

      Sheridan nutzte eiskalt seine Möglichkeiten.

      Er hatte Lonsdale zuviel gesagt.

      Sheridan hob seinen 45er und drückte ab.

      Lonsdale warf die Arme hoch in die Luft und fiel dann wie ein gefällter Baum zu Boden.

      Sein krummbeiniger Vetter blieb jäh stehen. Er hatte noch nicht begriffen, aus welcher Richtung dieser Schuß gekommen war. Bevor er aber begriff, bevor die drei Männer am Fenster das Feuer einstellen konnten, löste Sheridan den zweiten Schuß.

      Dieser Schuß galt dem Vormann John.

      Er verfehlte sein Ziel.

      John warf sich zur Seite, sah seinen Chef und feuerte sofort zurück. Er hatte schneller begriffen.

      Sheridan fluchte. Jetzt war der Krieg offen erklärt …

      *

      Es paßte Parker überhaupt nicht, daß drei Männer vor einem Fenster der Holzhütte standen und in diesen Raum hineinschossen. Wie leicht konnte dabei etwas passieren.

      Es verwunderte den Butler, daß ein hinzukommender, sehr krummbeiniger Mann niedergeschossen wurde.

      Daß es sich um den Segelmacher Lonsdale handelte, hatte er natürlich längst erkannt.

      Sollte er sich in diese allgemeine Schießerei einmischen? Gewiß, Parker besaß einen 45er. Es war die Waffe, die er von Deck des Motorbootes genommen hatte, nachdem der Tintenfisch im Gesicht eines der beiden Muskelmänner gelandet war.

      Parker hatte schon immer etwas gegen Blutvergießen gehabt. Seine grauen, prüfenden Augen blieben an den Bienenkörben haften. Hier bot sich doch eine Waffe an, die zumindest mehr als ungewöhnlich war.

      Der Butler handelte augenblicklich.

      Er griff nach seiner Patent-Gabelschleuder, füllte die Schlaufe mit einem dicken Kieselsteinbrocken und schickte dieses Geschoß auf die Reise.

      Der Kieselstein sirrte durch die Luft. Das Geräusch ging im Lärm der Schußwaffen vollkommen unter. Der Kieselstein traf haargenau das Ziel und bohrte sich in den ersten Bienenkorb.

      Die darin befindlichen Bienen waren verständlicherweise verärgert. Störungen dieser Art schätzten sie nicht.

      Sie schwärmten durch das große Einschußloch aus, zogen eine Orientierungsschleife und suchten nach dem vermeintlichen Störenfried. Dankbar erkannten sie einige Gestalten, die sich im höchsten Grad verdächtig machten.

      Die gereizten Bienen setzten zum Sturzflug auf die Missetäter an. Mit mächtigem Gebrumm stießen sie auf Vormann John, die beiden Muskelmänner und auf Lonsdales Vetter herab.

      Parker sorgte für Verstärkung.

      Weitere Kieselsteine sirrten durch die Luft. Sie zerschlugen nacheinander noch vier Bienenkörbe. Auch die Insassen dieser Stöcke waren verärgert. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen brauchten sie nicht lange nach den Störenfrieden zu suchen. Sie boten sich von ganz allein an.

      John, die beiden Muskelmänner und Lonsdales Vetter führten bereits einen twistähnlichen Tanz auf, nur wesentlich ausgelassener und schneller. Sie wedelten und schlugen mit ihren Händen durch die Luft und erwehrten sich der Bienen.

      Die wiederum fühlten sich zusätzlich angegriffen. Sie flogen einen Angriff nach dem anderen. Sie suchten und fanden freie, unbedeckte Hautpartien und versenkten ihre Stacheln darin.

      Einige Bienen, alte, geschulte Veteranen und Einzelkämpfer, krochen in die Hosenbeine und Ärmel und höhlten den Feind von innen aus.

      Die ›Strandhaie‹ brüllten wie am Spieß. Sie wandten sich zur Flucht, warfen ihre Waffen weg und rannten auf das brackige Wasser zu. In dichten Schwärmen folgten die racheschnaubenden Bienen. Sie ließen sich nicht abschütteln.

      Lew Sheridan hatte inzwischen begriffen.

      Warum die Bienen plötzlich los waren, wußte er nicht. Er witterte nur die große Chance, seine ehemaligen Mitarbeiter endgültig loszuwerden. Sie waren jetzt waffenlos. Sie boten sich als Zielscheiben an. Nacheinander rannten sie auf das Wasser zu.

      Sheridan hob seinen 45er.

      Sein erstes Opfer sollte Vormann John sein.

      Doch auch Sheridan wurde entscheidend abgelenkt.

      Einige Bienen, die zur Seitensicherung der Schwärme abkommandiert worden waren, entdeckten auch diesen Fremdling.

      Sie stürzten sich sofort auf das neue Opfer.

      Sheridan kam nicht mehr dazu, einen Schuß zu lösen. Bevor er überhaupt begriff, was passierte, saßen ihm einige Stacheln in der Hand, die den 45er hielt.

      Sheridan fluchte, warf die Waffe weg und schmiß schleunigst das Fenster zu.

      Doch die Bienen, die sich bereits im Raum befanden, war er dadurch nicht los. Sie verständigten sich auf geheimnisvolle Weise mit ihren Stockgenossen. Eine bisher unbeschäftigte Abteilung der Bienen summte durch die offene Tür und griff den Chef der ›Strandhaie‹ an.

      Sheridan tanzte um den Tisch herum. Er brüllte wie ein Stier. Er spürte die Bienen am ganzen Körper. Er sauste zur Tür hinaus und rannte hinter seinen Partnern einher. Sein Ziel war nun auch der brackige Seitenarm. Dort hoffte er Schutz zu finden …

      *

      Josuah Parker, im Grunde seines Wesens nicht schadenfroh, konnte ein andeutungsweises Schmunzeln nicht unterdrücken, als die