Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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merkte nicht, daß Mike Rander, immerhin ein Sportsmann mit eisernen Nerven, immer wieder auf den Tacho schaute. Der junge Strafverteidiger kannte Parkers Hobby, kannte dessen Fahrstil und schließlich auch die Pferdestärken, die unter der eckigen Motorhaube schlummerten.

      Sie wurden an diesem Nachmittag nicht verfolgt.

      Die ›Strandhaie‹ schienen Luft zu schöpfen und sich über ihre weiteren Unternehmungen erst einmal klar werden zu wollen.

      Plötzlich drehte Rander sich im Sitz um.

      »Hinter uns müht sich ein Streifenwagen der Polizei ab«, sagte er zu Parker.

      »Ich sehe nichts«, meinte der Butler würdevoll, »es mag am Außenspiegel liegen, der in der Tat etwas beschlagen ist.«

      »Hören Sie nichts?« fragte Rander unruhig. »Die Sirene ist eingeschaltet worden.«

      »Mein Gehör wird doch nicht, altersmäßig bedingt, nachgelassen haben?« sorgte sich der Butler.

      »Fahren Sie langsamer, damit die Polizisten auf holen können«, ordnete Mike Rander an. »Ich bin schließlich Anwalt und muß vor allen Dingen die Gesetze achten.«

      »Das Gasgestänge scheint zu haken«, antwortete Parker besorgt. »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Wagen schneller wird.«

      »Und ob wir schneller werden, Parker, ich befehle Ihnen, langsamer zu fahren! Sie wollen wieder Katz und Maus spielen. Aber nicht in meiner Gegenwart. Die haben sich doch das Wagenkennzeichen längst aufgeschrieben.«

      »Falls es zu lesen ist, Sir.«

      »Was heißt das?«

      »Ich müßte meinen Wagen unbedingt wieder waschen lassen«, sagte Parker heuchlerisch. Doch er fügte sich dem Wunsch seines jungen Herrn und drosselte das Tempo. Die beiden Polizisten in ihrem Chrysler schoben sich langsam zwar, doch unaufhaltsam an Parkers hochbeiniges Monstrum heran. Endlich hatten sie es geschafft und winkten Parker an den Straßenrand.

      Die beiden Beamten stiegen aus. Sie griffen nach ihren Waffentaschen. Sie trauten dem Braten nicht.

      »Einer der beiden Herren ist mir irgendwie bekannt«, gestand Parker.

      »Haben Sie bereits Ärger mit der hiesigen Polizei gehabt?«

      »Nicht, daß ich wüßte, Sir.«

      Die weitere Unterhaltung wurde unterbrochen. Einer der Streifenbeamten trat an den Wagenschlag. Er sah Parker kurz an.

      »Haben wir uns nicht schon gesehen?« fauchte er den Butler an.

      »Gewiß. Ich nahm mir die Freiheit, Sie auf zwei nacktfüßige Männer hinzuweisen.«

      »Ist das Ihr Wagen?«

      »Sie sagen es.«

      »Sie sind zu schnell gefahren. Sagen Sie, was ist das eigentlich für eine Höllenmaschine?«

      »Eine Spezialanfertigung nach meinen Wünschen und Vorstellungen«, erklärte Parker. »Wenn es Sie interessiert, erkläre ich Ihnen gern dieses einmalige Baumuster und seine technischen Daten.«

      »Erklären Sie das dem Richter, Sir!« Der Polizist wurde sehr dienstlich. Etwas zögernd klopfte er mit dem Knöchel seines Zeigefingers gegen das Wagenblech. Als er sich vergewissert hatte, daß es sich um ein übliches Baumaterial handelte, wurde er deutlicher. »Sie werden mit einer gesalzenen Strafe rechnen, dafür stehe ich ein.«

      »Bin ich tatsächlich zu schnell gefahren?« Parker sah sehr unschuldig, aber auch sehr ungläubig aus.

      »Wenn Sie ein Höhenruder hätten, könnten Sie einem Düsenjäger Konkurrenz machen«, gab der Streifenbeamte kühl zurück.

      »Zu der technischen Ausrüstung meines Wagens gehört auch ein Fahrtenschreiber«, ließ Parker sich vernehmen. »Im übrigen danke ich Ihnen für den reizvollen Vergleich.«

      »Fahrtenschreiber?«

      »Er ist, wie immer in solchen Fällen, mit dem Tachometer gekoppelt«, setzte Parker dem Streifenbeamten auseinander. Und während er redete, baute Parker die kreisrunde Kontrollscheibe aus. Er reichte sie dem Streifenpolizisten.

      »Achtzig Meilen«, staunte der Mann laut und schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, Sie waren schneller.«

      »Betrachten Sie dieses Dokument, das vor Gericht Beweiswert haben wird«, entgegnete der Butler würdevoll. »Sie werden beeiden müssen, daß ich die Kontrollscheibe in Ihrer Gegenwart aus dem Fahrtenschreiber geklaubt habe.«

      »Was haben Sie?«

      »Ich klaubte die Kontrollscheibe …«

      »Er meint, herausgenommen«, schaltete sich Mike Rander ein. »Wir geben aber zu, daß wir zu weit links gefahren sind.«

      »Fünfzig Dollar«, schnaubte der Polizist. »Oder haben Sie auch gefilmt, wie und wo Sie gefahren sind?«

      »Wenn Sie darauf bestehen, kann ich Ihnen diesen Film vorweisen. Ich glaube, ich deutete bereits an, daß mein Wagen mit einigen technischen Raffinessen ausgestattet ist.«

      »Scheren Sie sich zum Teufel. Und wenn ich Sie noch einmal erwische, landen Sie vor dem Richter.«

      »Ich bedanke mich, Sir.« Parker lüftete seine schwarze steife Melone. »Sie haben Verständnis für die Späßchen eines alten, vielleicht etwas skurrilen Mannes.«

      »Los, fahren Sie, bevor sie sich das anders überlegen«, raunte Anwalt Rander seinem Butler zu. Er atmete befreit auf, als der Streifenwagen zurückblieb.

      »Mir ist nach einer Zigarette«, stöhnte Rander. »Gut, daß Sie den Fahrtenschreiber erwähnt haben. Was hat er eigentlich angezeigt? Doch niemals achtzig Meilen. Wir waren doch wesentlich schneller.«

      »Sir, ich möchte in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, daß ich stets die passende Kontrollscheibe zur Hand habe, falls sich das als notwendig herausstellen sollte. Vor dem Befahren eines Highways mit begrenzter Geschwindigkeit lege ich die betreffende Scheibe aus meinem reichhaltigen Vorrat ein. Ich möchte jedem Ärger mit der Polizei aus dem Weg gehen.«

      »Du lieber Himmel! Und so etwas arbeitet für einen Anwalt«, stöhnte Mike Rander gebrochen. »Sie werden dieses Ding bei passender Gelegenheit sofort ausbauen, Parker! Das ist ein Befehl!«

      »Jawohl, Sir, so verstand ich Ihre Worte auch. Bei passender Gelegenheit baue ich den Zeitnehmer sofort aus. Sie können sich wie immer fest auf mich verlassen.«

      *

      Will Chandels’ Wohnung befand sich in einem Hinterhaus. Man mußte durch einen engen Torweg, um den Eingang zu erreichen. Im Erdgeschoß dieses Hinterhauses war die Werkstatt eines Segelmachers untergebracht.

      Eine Eisentreppe mit Stufen aus Waffelblech führte hinauf in das Obergeschoß. Hier sollte Will Chandels, der Freund von Carol Hastings, seinen Wohnsitz haben.

      Rander und sein Butler stiegen die Stufen hinauf. Parker legte seinen behandschuhten Zeigefinger auf die Türklingel. Man hörte deutlich das Rasseln und Scheppern einer rostigen Klingel, doch sie löste keine Reaktion aus.

      »Scheint unterwegs zu sein«, meinte Rander verärgert.

      »Oder nicht öffnen zu wollen, Sir. Ich rechne mit der zweiten Möglichkeit, falls das Ergebnis meines Denkprozesses überhaupt erwünscht ist.«

      »Versuchen Sie’s noch einmal.«

      Parker ließ seinen Zeigefinger auf dem Klingelknopf haften. Die Glocke hinter der Tür geriet in Wallung und dröhnte in den Ohren.

      »Vielleicht liegt ein Verbrechen vor, Sir?«

      »Mit anderen Worten, Sie suchen nach einem Freibrief, um die Tür ohne Chandels Erlaubnis zu öffnen, ja?«

      »Das haben Sie gesagt, Sir, nicht ich. Ich würde mir niemals erlauben, zu ungesetzlichen Handlungen zu greifen.«

      »Moment, seien Sie doch still, Parker.«