Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
Скачать книгу

      »Doch ja, er überstand alle Prüfungen.«

      »Sie werden den Verkehr damit aufhalten. Hier auf der A 1 A gilt als untere Grenze vierzig Meilen.«

      »Mit einigem guten Willen lassen sie sich schaffen. Das heißt, ich muß meinem Wagen dann ordentlich Zureden!«

      »Na schön, ich will Ihnen mal glauben«, entgegnete der Beamte und ging kopfschüttelnd zurück zum Streifenwagen. Unterwegs blieb er einige Male stehen und schaute sich nach Parkers Monstrum um, das sich gerade in Bewegung setzte.

      Dann aber blieb der Streifenmann stehen. Sein Unterkiefer fiel herunter, wie es im Volksmund so treffend heißt. Das hochbeinige Monstrum auf Lastwagenrädern hatte sich nämlich in eine Rakete verwandelt. Es zischte mit einem sagenhaft zu nennenden Anzugsvermögen los und verwandelte sich innerhalb weniger Sekunden in einen kleinen schwarzen Punkt, der sich am Horizont der Straße im Dunst auflöste.

      Der Streifenpolizist faßte sich an den Hals. Er rieb sich die Augen und hörte sich keuchen. Er ging mit wackligen Beinen zurück zu seinem Kollegen, der am Steuer saß.

      »Was ist denn mit dir los?« fragte der Kollege. Das grüne Gesicht seines Begleiters ließ ihn stutzig werden.

      »Ich … ich habe gerade ’ne Rakete auf Rädern gesehen«, murmelte der Mann und schüttelte zweifelnd den Kopf.

      »’ne Rakete? Hier auf der Straße? Auf Rädern?«

      »Genau. Die muß von Cap Canaveral gekommen sein.«

      »Auf Rädern?«

      »Ich glaube ja«, murmelte der Streifenpolizist weiter. »Mein Gott, ich kann doch nicht geträumt haben.«

      »Das ist die Hitze«, sagte der Begleiter besorgt. »Was hat der Bursche denn gewollt?«

      »Er hat von zwei Strolchen mit nackten Füßen gesprochen.«

      »Nackte Füße? Sag’ mal, hast du ’nen Sonnenstich bekommen?«

      »Ich weiß nicht«, murmelte der Streifenpolizist. »Er hat von nackten Füßen gesprochen. Und er war plötzlich am Horizont verschwunden.«

      »Rauch dir erst mal ’ne Zigarette an«, beschwichtigte der Fahrer seinen Partner. Dann beugte er sich etwas vor, um besser sehen zu können. »Das mit der Rakete glaub’ ich dir nicht. Was aber die nackten Füße angeht, so sind sie vorhanden. Sieh’ dir doch dort mal die beiden Fußgänger an. Nackte Füße …«

      »Dann habe ich auch die Rakete auf Rädern gesehen«, erklärte der Streifenpolizist erleichtert. »Und darüber werde ich ’ne Meldung machen. Die Eierköpfe in Cap Canaveral sollen gefälligst aufpassen, bevor sie mit solchen Sachen auf die Menschheit losgehen!«

      *

      »Taschenuhren – Klingeldraht und Klemmen, das sieht nach selbstgebastelten Zeitzündern aus, Parker.« Mike Rander hatte sich den Bericht seines Butlers angehört. Die beiden äußerlich so ungleichen Männer befanden sich wieder in ihrem Hotel.

      »Dieser Ansicht neige ich auch zu, Sir. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf die Schußwaffen im Wagen verweisen, Sir, daß diese beiden Angestellten des Wasserballetts Mitglieder der ›Strandhaie‹ sind.«

      »Sieht so aus! Aber beweisen werden wir das noch nicht können.«

      »Nach meinem spektakulären Kontakt mit jenen beiden Ganoven wird die Antwort der ›Strandhaie‹ nicht lange auf sich warten lassen, Sir. Daraus schöpfe ich die Hoffnung, daß Sie und meine Wenigkeit recht bald mit Beweisen dienen können.«

      »Könnte Mrs. Ruth Soldan die Chefin dieser Gangster sein?«

      »Es handelt sich um eine äußerst energische Dame«, berichtete der Butler. »Es wäre zudem in der Kriminalgeschichte nicht das erste Mal, daß eine Frau die Chefin einer Gang ist. In diesem Fall aber glaube ich nicht, daß Mrs. Soldan als Leiterin des Unternehmens der ›Strandhaie‹ in Betracht kommt.«

      »Und warum nicht?«

      »Ich erinnere an den angeblichen Parkwächter, der das Geld hinüber nach Miami brachte. Dort müßte, meiner bescheidenen Ansicht nach, der wahre Gangsterchef sitzen.«

      »In Miami wohnt Miss Hastings Freund, Will Chandels.«

      »In der Tat, Sir. Bemerkenswert, daß Miss Hastings nach dem Verlassen in ihrer Wohnung nicht zu ihm gefahren ist, wie man das nach Lage der Dinge eigentlich hätte erwarten können.«

      »Carol Hastings hat das Motel nicht verlassen.« Mike Rander griff nach seinem Glas und nahm einen Schluck. »Sie scheint dort auf irgend etwas zu warten.«

      »Auf ihren Freund Will Chandels, Sir?«

      »Keine Ahnung. Über diesen Chandels habe ich Erkundigungen eingezogen, Parker. Er arbeitet in der Vergnügungsindustrie, genauer gesagt, er ist Fotograf.«

      »Mit einem festen Atelier, Sir, wenn mir diese Frage gestattet ist?«

      »Warum soll sie nicht gestattet sein?« Mike Rander schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich möchte mal erleben, Parker, daß Sie ohne Schnörkel sprechen.«

      »Ich werde mich ehrlich darum bemühen, Sir, wenngleich, wie ich einräumen und gestehen möchte, mir das recht schwerfallen wird, zumal ich mich im Laufe der Zeit, wie Sie verstehen …«

      »Geschenkt, Parker!« Rander wehrte in komischer Verzweiflung ab. »Will Chandels hat kein festes Atelier. Er klappert die Hotels ab, lauert der Prominenz und den normalen Touristen auf und schießt auf Verdacht seine Fotos. Anschließend versucht er, einen festen Auftrag zu bekommen.«

      »Ein ehrenwerter Beruf, Sir, der den Vorteil hat, daß Mr. Chandels mit sehr vielen Menschen zusammenkommt.«

      »Ein Beruf, bei dem es darauf ankommt, gute Verbindungen zu den Hotelportiers zu halten. Diese Portiers können wichtige Hinweise und Tips liefern.«

      »Darf ich anregen, Sir, daß Sie sich der Dienste und Künste jenes Mr. Chandels einmal bedienen?«

      »Gute Idee, Parker. Chandels sollten wir uns wirklich mal aus der Nähe ansehen.«

      »Wenn ich richtig verstanden habe, bestehen Sie darauf, daß wir sofort zu ihm fahren?«

      »Ich weiß, Ihnen geht es nicht schnell genug. Aber ich bin einverstanden, Parker. Hoffentlich lassen uns die ›Strandhaie‹ für ein paar Stunden in Ruhe.«

      *

      Mike Randers ungeschminkter Bericht über die Methoden der ›Strandhaie‹ löste eine erfreuliche Kettenreaktion aus.

      Viele Touristen von Miami-Beach hatten plötzlich den Mut, zur Polizei zu gehen und Anzeige gegen die Gangster zu erstatten. In den Polizeirevieren häuften sich die Meldungen. Innerhalb weniger Stunden wurde den Behörden bereits klar, in welch großem Stil die ›Strandhaie‹ bisher schon gewirkt hatten.

      In den Nachmittagsausgaben der Zeitungen schlugen sich diese Meldungen nieder.

      Es gab darin nicht nur Berichte über die Methoden der Gangster. Es gab auch gepfefferte Leserbriefe, die wieder einmal nicht verstehen konnten, warum die Polizei bisher nichts getan hatte. Daß die Betroffenen gerade durch ihr Schweigen verhindert hatten, daß die Polizei eingreifen konnte, wurde im Eifer des Gefechts nicht bemerkt …

      Mike Rander und sein Butler durften mit dem Wirbel, den sie ausgelöst hatten, durchaus zufrieden sein. Es lag auf der Hand, daß Mr. Ben Zalakoff, der als der Rander auftrat, von den ›Strandhaien‹ besonders geliebt wurde. Daß sein Butler zudem noch Geschäfte auf eigene Faust, aber im Namen der ›Strandhaie‹ tätigte, mußte das berühmte Faß zum Überlaufen bringen. Mike Rander und sein Butler hatten es verstanden, innerhalb eines Tages zur Zielscheibe der Gangster gewählt zu werden. Es kam auf sie an, daß sie die folgenden Tage heil überstanden.

      Sie wußten das, doch daran dachten sie nicht.

      Sie saßen in Parkers hochbeinigem Monstrum und fuhren in Richtung