Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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sie Parkers Höhe erreicht.

      »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Parker höflich aus der Dunkelheit heraus.

      Der Mann – um solch einen handelte es sich nämlich – zuckte wie ein ertappter Dieb zusammen. Als er die Umrisse des Butlers sah, drehte er schnell ab und wollte flüchten.

      Josuah Parker war dagegen.

      Mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms hakte er das linke Bein des Flüchtenden hoch. Dieser verlor daraufhin das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Er war aber sofort wieder auf den Beinen und warf sich auf Parker.

      »Ich will doch nicht hoffen, daß Sie einen alten Mann angreifen wollen«, entrüstete sich der Butler. Da der Mann aber nicht von ihm abließ, brachte Parker den Bambusgriff in die Nähe des Kinns seines Angreifers.

      Das Kinn war diesem Zusammenprall nicht gewachsen. Der Mann stöhnte leise auf und fiel in Parkers Arme. Der Butler schleifte die schlaffe Gestalt hinter einen niedrigen Zaun. Dann beugte er sich nieder und untersuchte sein Opfer.

      Es kam schon wieder zu sich.

      »Ich hab’ das nicht getan«, wimmerte der Mann mit ängstlicher Stimme. »Ich hab’ das nicht getan.«

      »Das wird sich unter Umständen heraussteilen«, gab Parker zurück. Seine Stimme klang bestimmt. Parker schien wieder einmal alles im voraus zu wissen.

      »Er war … er war schon tot, als ich kam«, flüsterte der Mann und richtete seinen Oberkörper auf. »Er sah schrecklich aus …«

      »Was wollten Sie von ihm?« erkundigte sich Parker.

      »Meine Sachen zurückholen«, stieß der Mann erregt hervor. »Ich hatte ihm den Mantel und die Mütze geliehen. Er hatte sie nicht zurückgebracht. Das war gegen die Verabredung.«

      Parker schaltete sofort.

      »Warum liehen Sie ihm Ihren Mantel und die Mütze?«

      »Ich habe doch zehn Dollar dafür bekommen.«

      »Daß er Sie auf dem Parkplatz vertrat, nicht wahr?«

      Der Mann nickte nur. Er merkte nicht, daß Parker ihn vorsichtig ausfragte.

      »Seit wann kannten Sie ihn?« wollte der Butler nun wissen.

      »Seit zwei oder drei Tagen. Wir trafen uns in einer Kneipe.«

      »Vergessen Sie diesen Zwischenfall«, meinte Parker besänftigend. »Sie können gehen. Aber Sie sollten die Polizei informieren.«

      »Sie haben ein Verbrechen entdeckt«, stellte Parker klar. »Sie sind dazu verpflichtet! Halten Sie sich an die Wahrheit! Ihnen wird nichts passieren.«

      Bevor der Mann weitere Fragen stellen konnte, verschwand Parker mit der Lautlosigkeit einer Fledermaus in der Dunkelheit. Der Mann, der noch immer am Boden saß, brauchte lange Sekunden, bis er begriff. Dann aber sprang er hoch, als sei er von einer Tarantel gebissen worden. Er rannte hinauf zum Damm und verschwand hinter dem Lichtkreis einer Laterne.

      Parker wog die Brieftasche des Mannes in der Hand. Sie war fast gegen seinen Willen an seiner Hand kleben geblieben. Er steckte sie ein. Er konnte sie zu einem späteren Zeitpunkt durchforschen. Nun mußte er erst einmal herausbekommen, wer tot war, wer dort in der kleinen Holzhütte lag. Gewiß, er ahnte es bereits. Dazu gehörte nicht viel Phantasie. Doch Parker wollte es genau wissen.

      *

      Mike Rander hatte auf Anhieb Glück.

      Als er den ›Zero‹-Nachtclub betrat, sah er die tizianrote junge Frau. Sie saß in einer kleinen Nische in der Nähe der Bartheke und unterhielt sich mit einem mittelgroßen, schlanken Mann. Sie schien mit irgendwelchen Vorschlägen nicht einverstanden zu sein, denn sie schüttelte wiederholt den Kopf.

      Der junge Strafverteidiger vermied es, von ihr gesehen zu werden. Er hielt sich im Hintergrund und hatte noch einmal großes Glück. Die junge Dame stand nämlich abrupt und irgendwie verärgert vom Tisch auf und ging in die Garderobe. Dort ließ sie sich ihren leichten Mantel geben.

      Der Mann in der Nische erhob sich ebenfalls. Er ging schnurstracks auf ein Wandtelefon zu, warf eine Münze in den Schlitz und wählte eine Nummer.

      Mike Rander heftete sich an die Fersen der jungen Frau.

      Sie stand bereits auf der Straße, schien unschlüssig zu sein. Als ein Taxi an ihr vorbeifuhr, ging sie zu Fuß die Straße hinunter. Sie hatte es sehr eilig. Unterwegs drehte sie sich verschiedentlich um. Fürchtete sie, verfolgt zu werden? Wenn sie tatsächlich Angst davor hatte, so besaß sie keinerlei Erfahrung, einen etwaigen Verfolger auszumachen. Mike Rander, der zur anderen Straßenseite hinübergewechselt war, sah sie nämlich nicht. Sie kümmerte sich auch schließlich um ihre Straßenseite. Und das war eigentlich zu wenig.

      Sie benutzte eine Passage zwischen zwei riesigen, strahlend hell erleuchteten Hotelpalästen und ging auf ein Apartmenthaus zu, das sich wie ein Aschenputtel in dieser Umgebung ausnahm. Die junge Frau mit dem tizianroten Haar verschwand in der Eingangshalle.

      Mike Rander fürchtete, noch mal abgehängt zu werden. Schon einmal war er von dieser Frau getäuscht und hereingelegt worden. Und er hatte plötzlich das Gefühl, daß er nicht sie verfolgte, sondern daß sie ihn absichtlich hierher gebracht hatte.

      Dieser Eindruck legte sich, als Rander durch die Glastür der kleinen Halle schaute. Die junge Frau ließ sich ihren Zimmerschlüssel geben. Sie benutzte den Lift, um nach oben zu fahren.

      »War das nicht gerade Miss Miller?« erkundigte sich Rander bei dem Hotelportier. Er drückte ihm einen Dollarschein in die Hand und zwinkerte dem Mann zu.

      Der Türwart verstand.

      »No, das war sie nicht«, meinte er trocken.

      »Wer mag denn das gewesen sein?« überlegte Rander laut und rückte einen zweiten Schein heraus. Der Portier ließ ihn mit affenartiger Geschwindigkeit in der Tasche verschwinden.

      »Carol Hastings«, gab der Mann nun die richtige Auskunft. »Aber ich sage Ihnen gleich, da ist nichts zu machen. Die ist in festen Händen.«

      »Ich weiß, ich weiß.« Rander lächelte verschmitzt und rückte die nächste Banknote heraus. »Heißt er nicht Tom Smith?«

      »No, so heißt er nicht«, gab der Portier schmunzelnd zurück. Dieses Ratespiel mit den hohen Prämien war genau sein Fall.

      »Wer mag denn das sein?« fragte Rander noch einmal laut und spendierte die nächste Prämie.

      »Will Chandels, wenn Sie es genau wissen wollen.«

      »Und er wohnt?«

      »Drüben in Miami. Über die genaue Adresse müßte ich erst mal nachdenken.«

      »Vielleicht hilft Ihnen das dabei?« Mike Rander opferte eine neue Banknote. Er bewunderte die Geschäftstüchtigkeit dieses einfachen Mannes. Er hatte alle Anlagen, um zu einem mittleren Vermögen zu kommen. Der Portier warf einen prüfenden Blick auf die Note. Er nickte zufrieden.

      »Will Chandels wohnt in Miami. El Portal, an der Bayseite. Ich glaube, das Apartmenthaus nennt sich Miami-Gardens. Sagen Sie, Sir, sind Sie nun eigentlich hinter Miss Hastings her oder hinter deren Freund?«

      »Fragen Sie mich bei Gelegenheit noch einmal danach«, wich Mike Rander lächelnd aus. »Es soll mir dann auf einen Schein mehr oder weniger nicht ankommen. Vor allen Dingen dann, wenn Sie den Mund halten, daß ich mich nach ihr erkundigt habe!«

      »Sie können die Scheine eigentlich schon hierlassen, Sir. Ich werde kein Wort sagen.«

      »Das scheint mir ein unsicheres Geschäft zu sein.« Rander schüttelte den Kopf. »Erst muß ich sicher sein, daß Sie auch wirklich den Mund gehalten haben. Noch etwas, wo ist Miss Hastings eigentlich angestellt? Was treibt sie so? No, weitere Auskünfte sind kostenlos.«

      »Carol Hastings ist bei einem Wasserballett angestellt«, kam die überraschende Antwort. »Sie werden davon schon gehört haben. Der Laden nennt sich ›The