Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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naß, sondern sie fühlten sich auch mächtig auf den Arm genommen. Mit rauchendem Kühler brausten sie mit voller Kraft hinter Parkers Monstrum her. Stets blieb der Eindruck erhalten, dieses hochbeinige Gefährt würde im nächsten Moment den Geist aufgeben und sich in seine Bestandteile auflösen. Doch dieser nächste Augenblick fand nicht statt. Das Monstrum auf Rädern war ja auch schließlich nichts anderes als ein hochmoderner Rennwagen, den Parker nach eigenen Wünschen und Angaben geschickt hatte tarnen lassen. Dieses Gefährt war äußerlich zwar nur ein Londoner Taxi, in Wirklichkeit aber eine Rakete auf Lastwagenrädern …

      Eine schnurgerade Straße, nicht besonders breit und zu beiden Seiten mit schwammig-nasser Wiese umgeben, kam Parkers Wünschen besonders entgegen.

      Der Butler griff nach einem am Armaturenbrett befindlichen Hebel und legte ihn um. Im gleichen Moment spuckte eine Düse neben dem Zwillingsauspuff eine schwarz gefärbte Wolke aus Ruß und gelbem Nebel aus. In Sekundenschnelle wurden die Verfolger eingenebelt. Um die Fahrt der beiden Muskelmänner zusätzlich zu stoppen, bewegte Parker einen zweiten Hebel. Kleine, spitze Teppichnägel kollerten aus einem unter dem Wagen angebrachten Kästchen auf die Straße. Einige davon bohrten sich mit Sicherheit in die Reifen des Chrysler. Kurz, innerhalb weniger Sekunden standen die beiden Gangster mit einem plattfüßigen Wagen auf einer total eingenebelten Straße.

      Auch Parker hielt an.

      Er griff nach seinem Universal-Regenschirm und ging dann würdevoll zurück zu der Nebelwolke, in der sich seine Verfolger befanden. Sie sahen ihn nicht. Auch dann noch nicht, als er dicht hinter den beiden fluchenden Gangstern stand.

      »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Parker.

      Die beiden Männer drehten sich überrascht um. Sie starrten Parker entgeistert an.

      »Mein Auspuff muß nicht in Ordnung sein«, erklärte Parker. »Entschuldigen Sie also diese peinliche Nebelwolke! Aber Sie wissen ja selbst, wie ich unterstellen möchte, wie wenig bei den Werkstatt-Inspektionen darauf geachtet wird.«

      Die beiden Gangster – so sahen sie zumindest aus – hatten sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt.

      »Auf Sie haben wir gerade gewartet«, sagte der Größere von beiden. »Wie wär’s denn, wenn Sie uns was über diesen Zalakoff erzählten, he?«

      »Sie meinen, wenn ich nicht irre, meinen Herren?«

      »Los, raus mit der Sprache. Was will er von der Hastings?« Der zweite Muskelmann schaltete sich ein. »Was sollte das Gefasel von den ›Strandhaien‹?«

      »Sie kennen die ›Strandhaie‹ nicht?«

      »Wen wir kennen oder nicht, geht Sie einen Dreck an! Wie war das denn mit dem Schwimmbecken, he?«

      »Ein bedauerlicher Unglücksfall, würde ich sagen.«

      »Der wird sich jetzt wiederholen. Aber jetzt sind Sie an der Reihe, Alter.«

      »Sie werden einem alten Mann doch nichts tun?« fragte Parker würdevoll.

      »Und ob wir diesem alten Gauner was tun werden!«

      Die beiden Muskelmänner brannten darauf, Parker in die Kur zu nehmen. Sie hatten eine Rechnung mit ihm zu begleichen. Sie stürzten sich plötzlich auf den Butler.

      Parker hielt es für angebracht, sich blitzschnell zur Seite zu bewegen. Die beiden Muskelmänner prallten gegeneinander. Der Zusammenprall ihrer quadratischen Schädel klang wie Holz.

      »Sie werden sich noch verletzen«, warnte Parker besorgt. »Ich muß feststellen, daß Sie sich wie die Kinder benehmen.«

      Die beiden Sportler antworteten nicht.

      Sie griffen gleichzeitig nach dem Butler. Doch sie hielten nur schwarzgelben Nebel in den Händen. Dort, wo Parker gerade noch gestanden hatte, war er nicht mehr zu sehen. Aus den Nebelschwaden aber kam seine mahnende Stimme:

      »Sie echauffieren sich unnötig, meine Herren. Benehmen Sie sich doch wie gesittete Menschen!«

      Diese Stimme brachte die beiden Muskelmänner in rasende Wut.

      »Los, da rum …!« schrie der Wortführer der beiden Männer. Er rannte auf den Motor zu. Sein Partner versuchte es von der anderen Seite. Sie wollten den Butler einkreisen und dann bearbeiten. Beide Männer verschwanden im Nebel.

      Parker saß längst im Chrysler.

      Er öffnete das Handschuhfach und kramte darin herum. Er fand einen sehr brauchbaren 45er Revolver, ein Stück Bleikabel und alte, abgewetzte Lederhandschuhe. Auf dem Rücksitz lag ein Pappkarton, in dem sich einige neue Taschenuhren einfacher Bauart befanden. Dazu gehörten eine Rolle Klingeldraht, Klemmen und Isolierband. In einem zweiten Pappkarton entdeckte Parker feinmechanisches Handwerkszeug.

      Der Butler sah gelassen hoch, als draußen im Nebel die ersten Schüsse fielen. Die beiden Gangster wurden aktiv und hielten sich wahrscheinlich wechsel- und gegenseitig für den Butler.

      Parker hielt es für angebracht, dieses grausame Spiel zu beenden. Er wollte nicht, daß die Männer sich in gründlicher Verkennung der Lage umbrachten. Für Blutvergießen hatte Josuah Parker einfach nichts übrig.

      Er kurbelte also das Wagenfenster herunter und nahm seinen Universal-Regenschirm hoch. Dann wartete er geduldig, bis der erste Schatten aus dem Nebel auf tauchte und dem Wagenfenster gefährlich nahekam.

      Parker schlug mit dem Bambusgriff seines Regenschirms zu.

      Der Gangster wurde getroffen, wie es nicht anders zu erwarten war. Er blieb sekundenlang steif und starr stehen. Dann gaben die Beine nach. Der Gangster legte sich auf den Boden und spielte nicht mehr mit.

      Kurz danach erschien der zweite Gangster.

      Er erkannte die Umrisse seines Partners, hielt sie für die des Butlers und hob blitzschnell seinen Revolver, um einen Schuß anzubringen. Der Butler mußte sich sehr beeilen, um noch schneller zu sein. Doch der Bambusgriff kam genau im richtigen Moment auf den Hinterkopf des Schieß wütigen zu liegen.

      Der Schuß entlud sich in die Luft. Der Gangster stöhnte erstaunt, tat noch einen Schritt nach vorn und legte sich dann neben seinen Partner. Einträchtig ruhten beide Männer sich aus. Sie hatten es nötig. Eine Auseinandersetzung mit Josuah Parker war eben stets aufregend und nervenzerreißend …

      *

      Um nicht weiter belästigt zu werden, mußte Parker sich etwas einfallen lassen. Dazu gehörte in erster Linie, daß er die Bewegungsfreiheit der beiden Muskelmänner erheblich einschränkte. Er hatte wieder einmal eine passende Lösung bei der Hand.

      Parker kümmerte sich um Schuhe und Socken der beiden Männer. Er zog sie ihnen aus und warf sie in einen nahe gelegenen Wassertümpel. Sie sanken schnell auf Grund, denn der Butler hatte nicht vergessen, die Schuhe mit einigen Steinen zu beschweren. Dann zog er den Verteilerfinger des Chryslers ab und warf ihn ebenfalls in den Tümpel. Der Wagen war damit unbrauchbar geworden. Wenn die beiden Männer zu sich kamen, mußten sie zu Fuß gehen. Auf nackten Füßen. Für Miami sehr ungewöhnlich …

      Nachdem Parker die beiden Muskelprotze derart behandelt hatte, setzte er sich in sein hochbeiniges Monstrum und fuhr zurück zur A 1 A.

      Er hatte Glück. Schon nach knapp fünfhundert Metern kam ihm ein Streifenwagen der Polizei entgegen. Parker winkte den Wagen ab und wartete, bis einer der Beamten sich sehr mißtrauisch seinem skurril aussehenden Wagen näherte.

      Der Butler lüftete höflich und würdevoll seine schwarze Melone.

      »Haben Sie Ärger mit … Ihrem … Schlitten?« erkundigte sich der Streifenpolizist.

      »Er tut seine Dienste, wenngleich er nicht mehr neu aussieht«, gab Parker zurück. »Ich möchte Sie auf zwei übel aussehende Männer hinweisen, die – sage und schreibe – nackten Fußes einherwandern. Meiner bescheidenen Ansicht nach muß es sich um Strauchdiebe handeln, die dazu vielleicht noch einen alleinstehenden Wagen ausgeraubt haben.«

      »Wo sind die beiden Kerle?«

      »Dort