Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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hat wohl nicht mehr die erforderliche Übersicht. Wie kann ich meinen Fehler wiedergutmachen?«

      »Indem Sie sich ab sofort zurückhalten. Vergessen Sie, was Sie hier erlebt haben! Zu keinem Menschen ein Wort! Haben wir uns verstanden?«

      »Gewiß, Sir, gewiß …!«

      »Sollten Sie weiterhin neugierig sein, oder nicht den Mund halten können, bekommen Sie es mit wirklichen Haien zu tun. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«

      »Sie erschrecken mich, Sir …!«

      »Das wäre es«, sagte der Mann mit der unheimlichen Sonnenbrille.

      »Vielleicht eine kleine Frage am Rande, Sir?«

      »Die wäre?«

      »Ich verstehe nicht, warum Sie sich nur mit dreihundert Dollar begnügen. Sir.«

      »Taktik, Parker, nichts als Taktik. Kleine Summen verschmerzt jeder. Wegen solcher Lappalien geht man nicht zur Polizei, zumal wir niemals zweimal einen bestimmten Klienten belästigen.«

      »Mr. Zalakoff würde sich daraus nichts machen.«

      »Ginge er denn zur Polizei?«

      »Wahrscheinlich nicht, Sir. Diese Dinge pflege ich zu regeln. Mr. Zalakoff hat andere Interessen.«

      »Und die sind?«

      »Frauen würde ich sagen, Sir.«

      »Seine Sache, Parker. Denken Sie an meine Warnung! Sie können jetzt gehen. Und halten Sie sich aus allem heraus. Wenn wir noch einmal zusammengeraten sollten, geht es Ihnen schlecht!«

      »Sie überschätzen die Möglichkeiten eines alten Mannes«, versicherte Josuah Parker treuherzig. »Darf ich mich für die ebenso freundliche wie menschliche Behandlung an dieser Stelle bedanken?«

      Der Mann mit der Sonnenbrille nickte, lächelte spöttisch und ging zur Tür. Dann allerdings schien ihm ein wichtiges Detail eingefallen zu sein. Er wandte sich noch einmal zu Parker um.

      »Woher haben Sie diesen ulkigen Regenschirm?« fragte er. »Regenschirm mit eingebautem Stockdegen, so etwas findet man nicht alle Tage.« Leichtes Mißtrauen schwang in dieser Frage mit.

      Parker spürte es sehr deutlich. Sein Universal-Regenschirm war der schwache Punkt in seiner Verteidigung.

      »Es handelt sich um ein Erbstück«, redete er sich heraus. »Als ich seinerzeit die Ehre hatte, für den dritten Earl of Hammersmith zu arbeiten, eine glückliche Zeit für mich, wie ich an dieser Stelle feststellen möchte, da wurde mein Dienstherr von dem französischen Grafen de la Mottal besucht, der seinerseits, als er einige Wochen auf dem Schloß verbrachte, sich veranlaßt sah …«

      »Mann, hören Sie auf«, stöhnte der Mann mit der Sonnenbrille. »Geschenkt, was Sie sonst noch erzählen wollen. Schnappen Sie sich Ihren ulkigen Schirm und verschwinden Sie!«

      »Ich hätte Ihnen meine Geschichte wirklich sehr gern erzählt«, gab der Butler enttäuscht zurück, »zumal es sich um eine Pointe handelt, die an Delikatesse wirklich nichts zu wünschen übrig läßt, denn ich möchte betonen, daß …«

      Der Mann mit der Sonnenbrille hörte nicht lange zu. Er nickte dem Parkwächter knapp zu und verließ den Raum. Josuah Parker wurde losgebunden und durfte gehen.

      Der Parkwächter brachte ihn hinauf zum Damm. Dann verschwand der Mann in der Dunkelheit. Obwohl der Butler sich am liebsten sofort um seine Beweisstücke gekümmert hätte, mußte er vorerst so tun, als beeile er sich, diese gefährliche Gegend hinter sich zu bringen.

      Es handelte sich um seine Kamera mit den Infrarot-Aufnahmen, die noch immer still und friedlich im Kastenaufbau des kleinen Lieferwagens lag. Parker mußte sie zu einem späteren Zeitpunkt an sich bringen. Aufnahmen enthielten ja tatsächlich wichtige Hinweise.

      Während Parker sich seinen Weg suchte, sah er sich die Gegend, in die der Parkwächter ihn ungewollt gebracht hatte, etwas genauer an.

      Hier befanden sich kleine Bootswerften, Lagerschuppen und Reparaturwerkstätten. Das hier war die Kehrseite des strahlenden Miami-Beach, das richtige Versteck für Gangster, die sich die ›Strandhaie‹ nannten …

      *

      »Parker, Sie lassen sich wieder einmal auf eine verdammt gefährliche Geschichte ein«, meinte Anwalt Rander und schüttelte zweifelnd den Kopf. »Die Drohungen dieses Burschen mit der Sonnenbrille waren doch deutlich genug.«

      »Nun, Sir, ich würde sie auch nicht überschätzen«, gab Parker zurück. »Ihre Erlaubnis voraussetzend, möchte ich die Dinge etwas beschleunigen. Die ›Strandhaie‹ müssen auf den Verdacht kommen, daß ich mich ihrer Mittel bediene, um meinen Herrn um einige Geldscheine zu erleichtern.«

      »Und wie wollen Sie das erreichen?«

      »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, müßten Sie der Polizei gegenüber aussagen, sie seien einmal um dreihundert, dann wenig später noch einmal um fünfhundert Dollar erleichtert worden. Da die ›Strandhaie‹ verständlicherweise nur von den bewußten dreihundert Dollar wissen, werden sie sich mit Recht fragen, wer die weiteren fünfhundert Dollar in ihrem Namen verlangt hat. Ich möchte als sicher unterstellen, daß die ›Strandhaie‹ sich auskunftheischend an mich wenden werden.«

      »Also gut, Parker, mir bleibt doch nichts anderes übrig, als auf Ihren Vorschlag einzugehen. Wann soll ich die Polizei alarmieren?«

      »Vielleicht morgen mittag, Sir.«

      »Bis dahin kann ich ja immerhin noch herausbekommen, wer der Besitzer des bewußten Kleinlieferwagens ist und wem der Außenbordmotor gehört.«

      »Das würde meine Arbeit in der Tat ungemein erleichtern, Sir.«

      »Und ich muß unbedingt herausbekommen, wer die tizianrote Frau ist«, ] erklärte Rander mit Nachdruck. »Sie hat mich bewußt vom Parkplatz abgelenkt. Sie muß mit den ›Strandhaien‹ unter einer Decke stecken.«

      »Das, Sir, ist eine jener Spezialaufgaben, denen ich mich nicht gewachsen fühle«, wehrte der Butler ab, »Darf ich vorschlagen, daß Sie Ihre Ermittlungen erst einmal im ›Zero? Nachtclub beginnen?«

      »Genau das hatte ich vor, Parker. Und diese Ermittlungen werde ich nicht auf die lange Bank schieben.«

      »Sie wollen gleich in dieser Nacht?«

      »Natürlich, Parker. Noch in dieser Nacht. Ich werde mich von Ihnen doch nicht beschämen lassen. Wie ich Sie kenne, werden Sie sich doch auch noch nicht ins Bett legen, oder?«

      »In der Tat, Sir. Ich spiele mit dem Gedanken, meine Beine etwas zu bewegen.«

      »Sie verfolgen damit doch eine bestimmte Absicht, Parker.«

      »Vielleicht führt mich mein Weg noch einmal zurück zum Holzhaus des Parkwächters, Sir.«

      »Passen Sie auf sich auf, Parker!«

      »Ich werde mich ehrlich darum bemühen.« Parker verbeugte sich und verließ Mike Randers Hotelzimmer, Was er wirklich plante, konnte Mike Rander nicht ahnen. Parker ging stets seine eigenen Wege.

      Nach zwanzig Minuten hatte der Butler das kleine Holzhaus in die Nähe der Werften und Reparaturwerkstätten erreicht. Bis hierher reichte nicht mehr das Licht der Leuchtreklamen. Nur einige Bogenlampen und Straßenlaternen schufen kleine Lichtinseln, die der Butler allerdings sorgsam mied. Er wollte ungesehen an das Haus des Parkwächters herankommen.

      Daß er seine Kamera mit dem belichteten Infrarotfilm bereits mit ins Hotel genommen hatte, versteht sich am Rande. Parker war nicht der Mann, der solch wertvolle Beweisstücke unachtsam herumliegen ließ.

      Das kleine Holzhaus war dunkel. Entweder schlief der Parkwächter bereits, oder er war fortgegangen. Vielleicht zusammen mit dem ›Strandhai‹, dessen Bekanntschaft Parker ja bereits gemacht hatte.

      Bevor er zur Tür ging, blieb der Butler in Deckung stehen. Er wollte sichergehen, daß er nicht in eine Falle lief.

      Als