Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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      Die Fahrt dauerte vielleicht zehn Minuten. Der Wagen wurde angehalten, der Motor jedoch nicht abgestellt. Der Fahrer stieg aus, öffnete ein Tor und steuerte anschließend seinen Wagen in eine Garage. Bald darauf entfernten sich seine Schritte.

      Der Butler stieg nun ebenfalls aus.

      Der gebündelte Lichtstrahl seiner kleinen Taschenlampe, die in einen Kugelschreiber eingebaut war, wies ihm den Weg. Eine Brettertür stand nur halb auf, dahinter befand sich ein langer Korridorgang. Ein breiter Lichtstreifen beleuchtete ihn.

      Wie Parker es schaffte, geräuschlos über ausgetretene Dielenbretter zu gehen, war und blieb sein Geheimnis. Mit der Geräuschlosigkeit einer erfahrenen Katze erreichte er die geöffnete Tür.

      Hinter ihr war eine primitiv eingerichtete Küche. Der Parkplatzwächter stand vor einem gußeisernen Herd und schlug sich gerade einige Eier in die Pfanne.

      »Ich wünsche von Herzen einen guten Appetit«, sagte Parker und betrat die Küche.

      Der Parkwächter wirbelte herum und starrte Parker an. Sein Mund öffnete sich zu einer Frage. Er war jedoch derart überrascht, daß kein Ton über seine Lippen kam.

      »Die Eier werden anbrennen, wenn Sie nicht aufpassen«, redete der Butler höflich weiter. »Es wäre doch sehr schade um diese Naturprodukte, nicht wahr?«

      »Wer … wer sind Sie?« stotterte der Parkwächter endlich.

      »Ich möchte mich in aller Form vorstellen. Mein Name ist Parker, Josuah Parker. Ich habe die Ehre, der Butler des Mr. Ben Zalakoff zu sein.«

      »Zalakoff …?« Der Parkwächter schien mit diesem Namen nichts anfangen zu können. Er schüttelte hilflos den Kopf, um dann aber blitzschnell nach der Bratpfanne zu greifen. Er schleuderte die Spiegeleier in Richtung auf Parker.

      Der Butler verbeugte sich leicht. Die drei Spiegeleier zischten über ihn hinweg und landeten an der Wand. Sie platzten auseinander und rannen langsam zu Boden.

      »Sie gehen geradezu verschwenderisch mit den Gaben der Natur um«, meinte Parker vorwurfsvoll. »Ihr schlechtes Gewissen scheint Sie zu dieser Zweckentfremdung der Spiegeleier zu treiben.«

      »Raus …!« keuchte der Parkwächter. Er hielt die Pfanne noch immer in der Hand. Und als Parker sich nicht rührte, drang er damit auf ihn ein. Josuah Parker war peinlich berührt. Er hielt nichts davon, daß seine Kleidung mit Fettspritzern versehen wurde.

      Um den wütenden Mann zu stoppen, drückte er auf einen kleinen Knopf, der am Griff seines Universal-Regenschirms angebracht war. Augenblicklich federte eine lange Degenklinge aus dem Schirmstock hervor. Die Spitze dieser Degenklinge legte sich auf die Brust des wütenden Mannes.

      »Ich möchte doch sehr um Zurückhaltung und Höflichkeit bitten«, sagte Parker mißbilligend. »Stellen Sie die Pfanne ab! So ist es richtig. Und nun möchte ich wissen, wem Sie die dreihundert Dollar meines jungen Herrn gebracht haben.«

      »Wovon reden Sie eigentlich?« Die Stimme des Parkwächters klang nun gepreßt. Der Mann hatte Angst. Er schielte in gekonnter Weise auf die Degenklinge. Er wagte nicht, sich zu rühren.

      »Ich habe Beweise dafür, daß Sie den Umschlag mit den dreihundert Dollar aus dem Papierkorb des Parkplatzt genommen haben und anschließend hinüber nach Miami transportiert haben. Wenn es sein muß, werde ich diese Beweisstücke der Polizei übergeben. Mein junger Herr und ich sind nicht gewillt, uns erpressen zu lassen.«

      »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden«, behauptete der Mann. »Sie müssen sich irren.«

      »Diesen Irrtum werden wir vor der Polizei klarstellen«, schlug der Butler vor. »Darf ich Sie zu dieser Besprechung herzlich einladen?«

      »Sie wollen mich zur Polizei bringen?«

      »So drückte ich mich aus.«

      »Also gut, dann wird sich der Irrtum heraussteilen. Und Sie werde ich anzeigen! Sie haben mich mit diesem Dingsda bedroht.« Der Parkwächter schielte nach wie vor ängstlich auf die leicht gebogene Degenklinge.

      »Ich werde Ihrer Anzeige mit Gelassenheit entgegensehen«, meinte Josuah Parker. »Mir ist es allerdings rätselhaft, warum ein Mann wie Sie sich mit den ›Strandhaien‹ einläßt. Früher oder später werden Sie von diesen Gangstern geopfert werden.«

      »Strandhaie?«

      »Sie verstehen mich recht gut, wie ich unterstellen möchte. Sie haben den bewußten Briefumschlag doch nicht aus reiner Höflichkeit nach Miami gebracht.«

      »No, dafür habe ich zehn Dollar bekommen. Ich weiß überhaupt nicht, was in dem Umschlag gewesen ist.«

      »Ich fürchte, daß die Polizei Ihnen diese Version nicht abnehmen wird«, entgegnete der Butler. »Ich schlage vor, endlich zu gehen.«

      »Und ich schlage vor, hier zu bleiben«, sagte da eine freundliche, höfliche und glatte Stimme. Von woher sie kam, konnte Parker nicht ausmachen. Diese Stimme schien aus jeder Ritze dieser einfachen Bretterhütte zu kommen. »Nehmen Sie Ihren komischen Spieß runter, Mann, oder soll ich schießen?«

      »Ich beuge mich den Tatsachen«, erklärte Parker. Er senkte die Klinge des Stockdegens und ließ sie zurück in den Universal-Regenschirm gleiten.

      »Sie werden sich noch ganz anderen Dingen beugen.« Die Stimme klang nach wie vor freundlich, ja, fast höflich. »Nehmen Sie die Hände hoch! Rühren Sie sich nicht! Drehen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand!«

      Butler Parker gehorchte widerspruchslos.

      Gewiß, er hätte sich dieser Bedrohung vielleicht entziehen können. Parkers Trickkiste war ja stets gut gefüllt. Doch in diesem Fall ging es ihm darum, den Besitzer dieser freundlichen Stimme kennenzulernen. Er hatte das Gefühl, gleich auf Anhieb an den richtigen Mann geraten zu sein.

      Unter diesen Umständen machte es ihm auch wenig aus, daß der Parkwächter ihm die Bratpfanne auf die Melone schlug. Da sie stahlgefüttert war, fing sie die Hauptwucht des Schlages auf. Dennoch ging Parker in die Knie. Er täuschte eine wohltuende Ohnmacht vor und wartete auf den günstigen Moment, schleunigst wieder zu sich zu kommen …

      *

      Josuah Parker machte einen verschüchterten Eindruck.

      Er saß steif und unbequem auf einem Küchenstuhl. Der Parkwächter hatte ihn darauf festgebunden. Starke Stricke strammten sich um die makellosen Hemdmanschetten des Butlers. Parker war an einen Mann geraten, der sich in Knoten auskannte. Der Parkwächter hatte seine Künste spielen lassen.

      Vor Parker stand ein mittelgroßer, schlanker Mann, der einen tadellosen grauen Anzug trug. Das Gesicht dieses Mannes war oval. Die Augen verbargen sich hinter einer Sonnenbrille. Nase und Mund waren ausgeprägt. Das dunkle Haar dieses Mannes war bereits etwas schütter.

      »Sie sprachen von Beweisen«, sagte dieser Mann mit der wohlklingenden, freundlichen Stimme. »Welche Beweise wollen Sie denn haben?«

      »Nun, ich muß einräumen, daß ich vielleicht etwas übertrieben habe«, antwortete Josuah Parker.

      »Wer hat Sie überhaupt beauftragt, sich an unsere Fersen zu heften?« Der freundliche Mann mit der Sonnenbrille wies auf den Parkwächter, der neben dem Herd stand, jedoch keine neuen Spiegeleier buk, sondern Parker nicht aus den Augen ließ.

      »Ich tat es, wie es so treffend heißt, auf eigene Faust, Sir«, gab Parker Auskunft.

      »Ich wollte meinen jungen Herrn damit überraschen, daß ich ihm die bewußten dreihundert Dollar zurückbeschaffe.«

      »Hat Ihr Chef das nötig?«

      »Gewiß nicht, Sir. Mr. Zalakoff ist unermeßlich reich. Für mich war es eine Prinzipienfrage.«

      »Sie haben wohl keine Ahnung, auf was Sie sich da eingelassen haben, oder?«

      »Nun, ich möchte annehmen, Sir, daß ich es mit den ›Strandhaien‹ zu tun habe.«

      »Stimmt haargenau,