Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
Скачать книгу
Ben Zalakoff die Summe von dreihundert Dollar und garantiert ihm dafür ungestörte Ferientage in Miami-Beach.«

      Parker hatte plötzlich ein Silbertablett in der Hand. Darauf lag das bewußte Schreiben. Mike Rander mußte neidlos anerkennen, daß Parkers Vorbereitungen wieder einmal erstklassig waren …

      *

      Mike Rander hielt sich genau an die befohlenen Anordnungen.

      Nach Einbruch der Dunkelheit verließ er das Bay-Beach-Hotel, überquerte die breite Avenue und ging hinunter zum Strand. Von See kam eine sanfte, erfrischende Brise. Die Reklamebeleuchtungen auf den Hotels und an den unzähligen Nachtbars waren eingeschaltet worden. Nervös zuckten die bunten Lichter und kämpften gegen die Nacht an.

      Mike Randers Ziel war der Parkplatz neben dem Nachtclub ›Zero‹. Die großen Wagen drängten sich auf dem kleinen Platz wie eine verängstigte Schafherde zusammen. Nur eine große Bogenlampe erhellte die Mauerlücke zwischen zwei großen Häusern.

      Mike Rander zündete sich gelassen eine Zigarette an. Dabei schaute er sich unauffällig nach dem Papierkorb um, der dicht neben dem Glasverschlag stand, in dem der Parkwächter saß.

      Dieser Mann war deutlich zu sehen. Er las in einer Zeitung und schien mit dem ganzen Erpressungsmanöver nichts zu tun zu haben.

      Rander bog auf den Parkplatz ein.

      Einen Moment lang fühlte er sich unbehaglich. Wenn er hier angegriffen wurde, hatte er kaum eine Möglichkeit zu flüchten. War auf dem Umweg über den Hotelverband wirklich nicht durchgesickert, daß Parker und er als Detektive nach Miami-Beach gekommen waren? Die ›Strandhaie‹ waren bestimmt keine Neulinge im Fach. Sie mußten doch damit rechnen, daß man sich auf ihre Spuren setzte.

      Nichts tat sich.

      Der Parkwächter blätterte gelangweilt in seiner Zeitung. Von der Collins Avenue her drang der Lärm der vielen Wagen. Aus irgendeinem geöffneten Fenster in der Nähe war leise Radiomusik zu hören.

      Der junge Strafverteidiger blieb vor dem Papierkorb stehen und griff in seine Rocktasche. Er holte einen flachen Umschlag hervor und warf ihn in den Papierkorb. Nachdem er sich noch einmal nach allen Seiten umgesehen hatte, ging er langsam zurück zur Straße.

      Wie gesagt, er hielt sich strikt an die Anweisungen.

      An der Straße aber blieb er kurz stehen. Er fragte sich, wie die ›Strandhaie‹ wohl an den Umschlag kamen. Der Bote mußte sich ganz in der Nähe auf halten und ihn beobachten. Die Erpresser mußten ja stets damit rechnen, daß die Polizei ihnen eine Falle stellte. Wie mochten sie dieses Problem wohl gelöst haben?

      Ein Taxi hielt am Straßenrand.

      Eine junge Dame stieg aus. Sie entlohnte den Fahrer und wollte die Straße hinuntergehen. Plötzlich sprang der Verschluß ihrer Handtasche auf. Puderdöschen, Lippenstift, ein Schlüsselbund und eine kleine Geldbörse kollerten zu Boden. Die junge Dame stieß einen kleinen Schrei aus.

      Mike Rander war mit wenigen Schritten neben ihr.

      »Das werden wir gleich haben, Madam«, sagte er höflich und bückte sich nach den verlorenen Dingen.

      »Sie sind wirklich sehr liebenswürdig«, antwortete die junge, mittelgroße Dame, die vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt sein mochte. Sie bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln, als Rander ihr die Gegenstände zurückreichte. Als sie in der Bar gleich nebenan verschwunden war, erinnerte sich Rander seiner dreihundert Dollar.

      Plötzlich kam er sich etwas düpiert vor.

      Hastig ging er zurück zum Papierkorb. Ob der Briefumschlag noch darin lag?

      Er war verschwunden.

      Während Rander nach Lippenstift, Geldbörse, Puderdöschen und Schlüsselbund gesucht hatte, war der Umschlag mit dem Geld aus dem geheimen Briefkasten herausgenommen worden.

      Mike Rander ging zum Parkplatzwächter.

      Der Mann, bestimmt schon an die fünfzig Jahre alt, war eingenickt. Die Zeitung lag am Boden. Selbst als Rander sich räusperte, erwachte der Mann nicht aus seinem tiefen Schlaf.

      Die Frau muß mit den ›Strandhaien‹ unter einer Decke stecken, sagte sich Mike Rander. Schnell ging er zurück zur Straße, bog nach rechts ab und betrat den Nachtclub ›Zero‹. Er hielt Ausschau nach einer mittelgroßen, schlanken, tizianroten Frau.

      Es wunderte ihn schon gar nicht mehr, daß er sie nicht entdecken konnte. Als Rander sogar noch einen zweiten Ausgang fand, war ihm alles klar. Die ›Strandhaie‹, das mußte er zugeben, arbeiteten raffiniert und gekonnt. Sie gingen jedem Risiko aus dem Weg.

      Es war nur eine Frage, ob ihnen das auch im Hinblick auf Josuah Parker gelungen war …

      *

      Der Parkwächter wartete, bis Anwalt Mike Rander den Parkplatz verlassen hatte. Dann bückte er sich und hob die Gummimatte hoch, die die Füße gegen nächtliche Kühle schützen sollte. Er nahm den Briefumschlag und steckte ihn in die Tasche. Nach einem vorsichtigen Blick in die Runde verließ der Parkwächter seine Glasbox und ging eilig hinüber zur Collins Avenue.

      Am Straßenrand stand ein kleiner Lieferwagen mit einem blau gestrichenen Kastenaufbau. Der Parkwächter setzte sich ans Steuer und fuhr los. Er schaltete das Radio ein und pfiff die Melodie mit, die aus dem Lautsprecher kam. Er hielt es nicht für nötig, in den Rückspiegel zu schauen. Er war sicher, nicht verfolgt zu werden.

      Nach etwa dreihundert Meter bog er von der breiten Prachtstraße ab und fuhr hinunter zur Bay. Er ließ den Lieferwagen stehen und ging den Rest zu Fuß. Bald darauf saß er in einem kleinen Außenborder und preschte hinüber zum Festland. Das kleine Boot verschwand sehr schnell in der Dunkelheit. Etwaige Verfolger hatte der Mann damit bestimmt abgeschüttelt. Seine Spur verlor sich in der Dunkelheit.

      Dachte er …!

      Josuah Parker, der dem Lieferwagen in einem Taxi gefolgt war, nahm die Kamera herunter und barg sie in der Lederhülle. Er hatte alle Phasen dieser Verfolgung verfilmt. Wegen der Dunkelheit brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Wenn Parker in der Dunkelheit filmte, dann wußte er auch, daß dies technisch möglich war. Zur näheren Erklärung mag gesagt sein, daß er selbstverständlich einen Infrarot-Film benutzte. Auf diesem Streifen befanden sich einmal der kleine Lieferwagen, dessen polizeiliches Kennzeichen, das kleine Boot mit dem Außenbordmotor und selbstverständlich auch der Parkplatzwächter.

      Josuah Parker konnte mit seiner filmischen Ausbeute zufrieden sein, wenngleich er auch nicht wußte, wohin der Parkwächter gefahren war, um die dreihundert Dollar des Mr. Zalakoff abzuliefern.

      Der Butler gab sich mit diesem Teilerfolg zufrieden. Er rechnete mit der Rückkehr des Parkwächters. Parker setzte sich auf eine Bank. Steif und würdevoll wie ein Denkmal verschmolz er mit der Dunkelheit. Er sah hinaus auf die Bay, die Miami mit der vorgelagerten Halbinsel Miami-Beach verbindet. Wenn es sein mußte, brachte er die Geduld eines Orientalen auf …

      *

      Schon nach knapp dreißig Minuten knatterte der Außenborder wieder heran.

      Parker stand auf. Er vergewisserte sich, daß es sich tatsächlich um das Boot des Parkwächters handelte. Als er sicher war, daß er sich nicht irrte, schritt der Butler ohne Hast oder Eile zu dem kleinen Lieferwagen.

      Während der Überbringer der dreihundert Dollar sein Boot am Steg festmachte, öffnete der Butler die Tür des Kastenaufbaus. Mit einem Spezialbesteck war das keine Arbeit. Im Öffnen widerspenstiger Schlösser war Josuah Parker ohnehin ein Meister, der erfahrenen Tresorknackern noch manch wertvollen Tip hätte geben können. Gelassen und ganz selbstverständlich nahm Parker in dem Aufbau des kleinen Lieferwagens Platz und machte es sich den Umständen entsprechend bequem.

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis er Schritte hörte. Nach einem Räuspern klinkte der Fahrer die Wagentür auf und setzte sich ans Steuer. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, daß ein illegaler Fahrgast hinter ihm saß.

      Der Lieferwagen ruckte an. Parker zog angewidert