Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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und war ebenfalls nicht mehr zu sehen. Er war in Deckung gegangen.

      Rander reagierte trotz seines Falles sehr schnell. Noch im Liegen riß er seinen 38er aus dem Holster und feuerte auf die Glastür. Glas splitterte, und Scherben klirrten zu Boden. Mike Rander hörte einen unterdrückten Aufschrei und wenig später das Auf heulen eines Motors. Er raffte sich auf, lief zur zertrümmerten Tür und stieg über die Glasscherben hinweg. Er sah gerade noch die roten Schlußlichter eines in rasender Fahrt davonpreschenden Wagens …!

      *

      Fünf Minuten waren bereits verstrichen, doch Josuah Parker saß immer noch wie angeschmiedet in dem alten Sessel. Ben Camster hatte sich große Mühe gegeben und die Stricke stramm und fest angezogen.

      Parker ließ sich aber nicht aus seiner sprichwörtlichen Ruhe bringen. Fünfundzwanzig Minuten, die ihm noch verblieben, waren eine lange Zeit. Und der altväterliche Regenschirm mit seinen vielen Überraschungen stand nur wenige Meter entfernt an der Wand. Camster hatte ihn dort achtlos abgestellt.

      Parker versetzte seinen Körper in hüpfende Bewegungen. Selbst dabei verlor er nichts von seiner Würde. Er schaffte es aber, den Sessel weiter zu rücken. Hartnäckig hüpfte der Butler und näherte sich dem Regenschirm, der die Rettung bedeutete.

      Parker hatte sich zu diesem Verfahren entschlossen, obwohl es doch eigentlich näher lag, zum Tisch zu hüpfen, auf dem der Stahlzylinder stand. Doch Parker wollte ja nicht nur die Flasche vom Tisch stoßen. Dabei konnte sich das Ventil frühzeitig öffnen und das Giftgas ausströmen lassen. Er wollte sicher gehen und das Uhrwerk abstellen. Dazu brauchte er aber seine Hände.

      Wie ein Jockey ritt der Butler auf dem Sessel. Es zeigte sich, welche Körperbeherrschung der Mann besaß und wie durchtrainiert seine Muskeln waren. Er hätte es bestimmt mit jedem Jüngeren aufgenommen und ihn sogar ausgestochen.

      Es blieben ihm noch fünfzehn Minuten, als er endlich den Regenschirm erreicht hatte. Er stieß ihn mit der Sessellehne zu Boden und ließ sich dann samt Sessel ebenfalls hinfallen. Er verzog keine Miene, als er recht unglücklich stürzte.

      Nun war es eine Kleinigkeit für ihn, die Tricks des Regenschirms der Reihe nach auszuspielen. Mit den Zähnen löste er den Knopf, der die lange Nadelspitze und federnde Degenklinge hervorspringen ließ. Sie benutzte er, um die Stricke an den Händen zu lösen.

      Noch zehn Minuten …

      Parkers Hände waren bereits frei.

      Nun folgten die Stricke, die seine Füße zusammenhielten. Nach einer weiteren Minute konnte er sich vom Boden erheben und sich der Stahlflasche widmen.

      Parker studierte den sinnreichen Mechanismus, stellte die Uhr ab und wog die Flasche in seiner Hand. Sie enthielt den Tod. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.

      Parker hatte das Bedürfnis, sich eine seiner spezialangefertigten Zigarren anzuzünden. Er brauchte das jetzt, um seine Nerven endgültig zu beschwichtigen. Nach kurzer Zeit schon kräuselte sich der Rauch zur Decke hoch. Parker genoß das Aroma der pechschwarzen Zigarre. Er ließ sich wieder im Sessel nieder und sah auf seine reich verzierte Taschenuhr.

      Wann kehrte der Gangster zurück, um sich vom Erfolg seiner Bemühungen zu überzeugen?

      Dreißig Minuten waren gerade verstrichen. Parker schätzte, daß der Gangster vor einer Stunde bestimmt nicht auftauchte. Oder konnte Ben Camster es doch nicht abwarten? Gierte er danach, sich am Anblick seines toten Gegners zu weiden?

      Der Butler wußte es nicht. Daher entschloß er sich auch, in der kleinen Werkstatt zu bleiben. Er wollte Ben Camster gebührend empfangen und ihn dann aus dem Verkehr ziehen. Es war ein zu großes Risiko, den Raum zu verlassen, um Mike Rander oder die Polizei zu verständigen. Während solch eines Anrufs konnte Camster zurückkehren.

      Parker sah sich in dem Werkraum genau um. Die Kompressionsanlage erregte sein Interesse. Damit also verdichtete der Gangster das Gas und füllte es in die Stahlzylinder. Da der Butler handwerklich vorgebildet war, wußte er ganz genau, wie solch ein Gerät zu zerstören war. Er besorgte das sehr gründlich, wie es seiner Art entsprach. Er fand die übrigen Stahlzylinder, stellte sie alle in eine Ecke des Raumes auf und ließ sich dann wieder im Sessel nieder. Er brachte die Nerven auf, gründlich auszuruhen, sich zu entspannen. Er wartete geduldig auf die Rückkehr Ben Camsters. Einmal mußte der Mörder ja erscheinen. Es war nur eine Frage der Zeit …!

      *

      »Kaum anzunehmen, daß Camster noch mal in die Werkstatt zurückkehren wird«, sagte Leutnant Traggle. »Fast ein ganzer Tag ist verstrichen, der Mann ist spurlos verschwunden.«

      »Ich bedaure das ungemein«, sagte Josuah Parker. »Entweder hat er auf eine Art und Weise, die ich nicht durchschaue, festgestellt, daß ich mich befreien konnte, oder aber er ist von Mr. Rander derart böse verwundet worden, daß er nicht mehr zurück kann.«

      »Falls es Camster gewesen ist, der auf Sie geschossen hat, Rander …« Der Detektivleutnant sah Mike Rander fragend an.

      »Ich habe den Schützen natürlich nicht sehen können«, erwiderte Mike Rander. »Doch meiner Ansicht nach kann es nur Camster gewesen sein. Wer hier in Manhattan sollte sonst auf mich schießen …!«

      »Hoffen wir, daß er verwundet worden ist«, sagte Traggle mit kalter Stimme. »Von mir aus kann dieser Gangster irgendwo in einem Loch verenden wie eine Ratte …!«

      »Gewißheit wäre mir lieber«, meinte Anwalt Mike Rander. »Sie haben nichts festgestellt, Parker?«

      »Nichts, Sir, ich bedauere außerordentlich, Ihnen das sagen zu müssen. Nach Stunden des Wartens rief ich Sie an …!«

      »Könnte er während dieser Zeit gekommen und wieder verschwunden sein?«

      »Das hätte ich selbstverständlich sofort festgestellt, Sir.« Parker sah den Detektivleutnant fast vorwurfsvoll an. »Bevor ich die Werkstatt verließ, sicherte ich sie selbstverständlich ab … Der dünne Faden zwischen Tür und Rahmen wurde nicht zerrissen. Demnach kann Ben Camster auch nicht in seiner Werkstatt gewesen sein.«

      »Sie denken wohl immer an alles, wie?« Traggle lächelte.

      »Ich bemühe mich, Sir …! Darf ich fragen, was die Untersuchung der Stahlflaschen ergeben hat?«

      »Drei waren gefüllt, die anderen waren noch leer …!«

      »Die Flaschen können uns jetzt nicht mehr gefährlich werden«, stellte Mike Rander fest.

      »Sir, darf ich in aller Bescheidenheit darauf aufmerksam machen, daß Ben Camster eine mit Giftgas gefüllte Flasche mit sich führt? Er wollte Sie damit umbringen.«

      »Also, befindet sich noch eine Giftflasche in der Hand des Mörders«, wiederholte Traggle. »Hoffentlich kommt er nicht mehr dazu, sie in ein Hotel einzuschmuggeln.«

      »Das kommt auf den Grad seiner Verwundung an, Sir! Falls er sich schnell erholt, wird er darauf brennen, die Öffentlichkeit zu schockieren. So schätze ich Ben Camster ein.«

      »Sie glauben, er würde spektakulär arbeiten?«

      »Ich fürchte, Sir …! Er wird sich jetzt nicht mehr mit einem einzigen Opfer begnügen. Er besitzt nur noch eine Flasche. Er ist nicht in der Lage, in wenigen Tagen neue Flaschen zu kaufen und mit Giftgas zu füllen. Seine Werkstatt scheidet aus. Also wird Camster die einzige Flasche, die er noch besitzt, spektakulär einsetzen.«

      »Was vermuten Sie, Parker?«

      »Ich scheue mich fast, es auszusprechen.«

      »Nun reden Sie schon, Parker.«

      Leutnant Traggle sah sehr nachdenklich aus.

      »Er könnte die Giftflasche in einer Hotelhalle, in einem Kino oder in einer Hotelbar ausströmen lassen.«

      »Du lieber Himmel, Parker …!«

      »Man sollte mit solchen Möglichkeiten rechnen.«

      »Parker hat recht«, schaltete sich Mike Rander ein. »Vergessen wir doch