Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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um von dort aus die Lage und Entwicklung zu beobachten. Die Werkstatt kannte noch nicht mal Joan. Dort war er vollkommen sicher vor jeder Überraschung.

      Seine Augen hoben sich immer wieder zum Rückspiegel. Er suchte die Straße hinter sich nach einem auffälligen Fahrzeug ab. Noch hatte er nichts entdeckt, doch nach der übernächsten Kreuzung entdeckte er hinter sich einen Buick, der ebenfalls hinunter zu den Piers fuhr.

      Das konnte ein Zufall sein. Doch Camster ging der Sache auf dem Grund. Er schlug mit seinem Wagen einige Haken und bekam sobald heraus, daß der Buick ihm tatsächlich folgte.

      Sein Gesicht glich jetzt einer Maske. Er biß die Zähne wie im Krampf fest zusammen. Er wußte, daß man ihm auf der Spur war. Joan mußte ihn demnach verraten und verkauft haben.

      Ich werde mit ihr noch abrechnen, schwor er sich! Sie wird nicht mehr lange leben. Sie soll von dem Giftgas zu kosten bekommen, sie soll daran sterben …!

      Nach einer Viertelstunde hatte er herausgefunden, daß in dem Buick nur eine Person saß. Wer dieser Mann war, konnte er allerdings nicht erkennen. Ihm war das im Moment auch völlig gleichgültig. Hauptsache, dieser Verfolger ging ihm in die Falle und starb.

      Ben Camster war schlau und gerissen. Er dachte nicht daran, seine Werkstatt anzusteuern. Da er sich hier in der Hafengegend aber auskannte, wußte er, wo er den Verfolgten außer Gefecht setzen konnte. Der Mann würde seine Nase nie wieder in fremde Angelegenheiten stecken, dafür wollte er, Ben Camster, schon sorgen.

      Er gab plötzlich Gas, als habe er den Verfolger erst jetzt entdeckt. Er fuhr allerdings nicht so schnell, daß er ihn abschüttelte. Er hielt ihn an einer unsichtbaren, langen, dünnen Leine und lotste den Buick auf einen verschwiegenen Hinterhof. Hohe Werkmauern schirmten ihn zur Straße hin ab. Nur tagsüber arbeiteten hier Menschen. Jetzt, in den Stunden vor dem Aufgehen der Sonne, tummelten sich hier nur Ratten.

      Scharf bremste Camster den Wagen ab, stieg schnell aus und verbarg sich hinter einigen, von Unrat überquellenden, viereckigen Müllkästen. Er zog seinen Revolver und wartete. Seine Lippen preßten sich fest zusammen und bildeten nur noch einen schmalen Strich.

      Da bog der Buick auch schon in den Hinterhof ein, der Verfolger ging in die Falle!

      Der Wagen wurde angehalten, der Fahrer stieg aus. Camster rührte sich nicht. Jetzt durfte keine Panne passieren. Er wollte warten, bis der Verfolger ihm den Rücken zukehrte.

      Der Mann tat ihm den Gefallen. Seine Gestalt hob sich jetzt gegen den langsam heller werdenden Himmel ab. Die runde Melone war unverkennbar, Camster wußte sofort, daß er es mit diesem Butler Parker zu tun hatte; seinem schärfsten Feind.

      Suchend sah der Butler sich nach allen Seiten um. Auch er war sehr vorsichtig. Er näherte sich dem leeren Wagen auf Umwegen. Er schien zu ahnen, daß der »Blasrohr-Mörder« ihn belauerte.

      Nun hatte er den leeren Wagen erreicht. Er klinkte die Tür auf und warf einen Blick in das Innere. Aber noch stand er nicht so günstig, wie Camster es wünschte. Der Mörder richtete sich jetzt zwar etwas auf und … schrak zusammen, als einige Ratten in der Nähe empört quietschten und dann raschelnd davonstoben.

      War der Butler von allen guten Geistern verlassen? Hörte er denn nicht, daß die Ratten erschreckt worden waren? Daraus ließen sich für einen geübten Mann doch wichtige Schlüsse ziehen.

      Aber nein, Josuah Parker beging sogar einen zweiten Fehler. Er drehte den Müllkästen sogar noch den Rücken zu. Dümmer konnte man sich eigentlich kaum noch verhalten!

      Der »Blasrohr-Mörder« war damit zufrieden. Endlich stand der Butler günstig. Er hätte jetzt einen Schuß lösen können. Der Rücken des Butlers bot sich förmlich dazu an. Doch der Mörder änderte seinen Plan. Er wollte den Verfolger erst mal in seine Gewalt bringen und dann mit ihm spielen. Er wollte ihn durch alle Stadien der Todesangst jagen und hetzen. Er sollte kurz vor seinem Ende noch spüren, wie gefährlich es war, ihn, Ben Camster, zu jagen.

      »Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht …!« rief Camster den Butler an. Gleichzeitig trat er aus seinem Versteck hervor und richtete die Waffe auf Parker.

      Der Butler richtete sich überrascht und steif auf. Er riskierte es nicht, sich nach Camster umzuwenden.

      »Strecken Sie die Hände seitlich aus«, kommandierte der Mörder weiter. »Ich habe Sie genau vor mir, Parker …!«

      »Ich will es nicht bezweifeln«, erwiderte Josuah Parker. Seine Stimme bemühte sich um einen gleichgültigen Klang, doch Camster hörte die Angst und Überraschung heraus. Wenigstens bildete er sich das ein.

      Parker kam der Aufforderung nach und streckte die Arme seitlich aus. Mit schnellen Schritten war der Gangster knapp hinter ihm. Er preßte den Lauf gegen Parkers Rückgrat.

      »Nicht rühren«, warnte Camster, und seine Stimme bebte vor Triumph. »Auf diesen Moment habe ich gewartet …!«

      »Überschätzen Sie nicht die Streckkraft meiner Arme«, erlaubte sich der Butler zu sagen. »Ein alter, verbrauchter Mann wie ich ist nicht mehr sonderlich stark …!«

      »Und auch nicht klug«, kicherte Camster. »Wie ein dummer Trottel sind Sie in die Falle gelaufen …!«

      »Jeder Mensch macht mal einen Fehler«, antwortete Josuah Parker. »Darf ich höflichst danach fragen, was Sie mit mir Vorhaben? Ich liebe die Klarheit …!«

      »Und ich erst …!« Ben Camster, der »Blasrohr-Mörder«, hob blitzschnell den Revolver und ließ ihn auf Parkers Hinterkopf niedersausen. Die schwarze steife Melone verschob sich und konnte den harten Schlag nur in etwa abbremsen.

      Wie vom Blitz getroffen, sackte der Butler in sich zusammen. Er fiel auf die Knie, stieß mit der Stirn gegen den Wagen und blieb dann regungslos auf dem schmutzigen Boden liegen. Er hörte nicht mehr das triumphierende Kichern seines Mörders …!

      *

      »Gut, Sie wollen mich also umbringen«, sagte Josuah Parker. »Ich sehe mich außerstande, dagegen etwas zu unternehmen, möchte Sie aber bitten, sich dabei etwas einfallen zu lassen. Ich hasse es, einer Revolverkugel oder einem Messer zum Opfer zu fallen.«

      Ben Camster, der »Blasrohr-Mörder«, grinste dünn. Zuerst wollte er sauer reagieren, doch dann ging sein Grinsen in ein dünnes Kichern über.

      »Sie haben Sinn für Humor«, sagte er zu Parker.

      »Ich wüßte nicht, was ich im Moment sonst zu bieten hätte«, gab Josuah Parker zurück. »Ich fürchte nur, daß Ihnen nichts einfallen wird.«

      »Wie wäre es mit Chloroform, wie im Falle Hermy Lactons?«

      »Der wurde erstochen«, widersprach Parker im normalen Tonfall, als unterhalte er sich mit dem Mörder über das Wetter. »Der Wattebausch mit Chloroform war nur eine mehr oder weniger geschmackvolle Dreingabe …!«

      »Sie werden sich wundern, was ich für Sie plane«, sagte der Mörder. Er drehte sich um und sah die mit Giftgas gefüllten Stahlzylinder an. Parker folgte diesen Blicken. Er hatte erreicht, was er wollte. Der Mörder ließ sich Zeit.

      »Ich wollte Sie in dieser Nacht ohnehin umbringen«, redete Camster weiter. »Sehen Sie dort die Preßluftflaschen auf dem Regal?«

      »Ich nehme an, Sie sind mit Chloroform gefüllt, ja?«

      »Mit Giftgas …!«

      »Oh, richtig, ich erinnere mich Ihrer Drohung an die Hoteldirektionen.«

      »Jede Flasche enthält ein Ventil, das sich nach Wunsch öffnet«, dozierte der Mörder weiter. »Ich kann eine ganz beliebige Stunde einstellen.«

      »Solch eine Flasche soll also in das Zimmer des jeweiligen Opfers gestellt werden?«

      »Eine geniale Idee, nicht wahr? Während ich längst in Sicherheit bin, bleibt die Stahlflasche als eine Art Zeitbombe zurück. Zu der eingestellten Stunde öffnet sich das Ventil und läßt das Giftgas ausströmen.«

      »Sie haben sich sehr viel Arbeit gemacht«, räumte