Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Butler verschmähte bewußt ein einzelnes Taxi. Ihm kam es darauf an, daß Camster nicht abgeschüttelt wurde. Er mußte für seinen Verfolger mitdenken und ihm ein Taxi beschaffen.

      An einem Taxistand fand er die gewünschte Ansammlung von Wagen. Umständlich und langsam ließ er sich in einem der Wagen nieder. Nun kam alles darauf an, ob Camster ihm folgte. Tat er es nicht, wollte der Butler das Taxi sofort wieder verlassen und alles auf eine Karte setzen. Dann wollte er sogar von sich aus das Feuer eröffnen, obwohl das in einem krassen Gegensatz zu seinen sonstigen Gewohnheiten stand. In diesem Fall aber glaubte er, seine Prinzipien einmal über Bord werfen zu dürfen. Schließlich handelte es sich um einen gemeingefährlichen, halbirren Gangster, der zu jedem noch so scheußlichen Verbrechen bereit war.

      Erleichtert atmete der Butler auf, als auch Camster in einem Wagen Platz nahm. Der Gangster brannte also darauf, mit ihm abzurechnen. Parker war damit vollkommen einverstanden. Er war stets bereit, sich als Köder und Ziel für solche Leute anzubieten, eine Taktik, die bisher immer erfolgreich gewesen war.

      Ob sie auch im Fall Ben Camster klappen würde, stand auf einem anderen Blatt, das Parker noch nicht kannte, auch nicht vorausberechnen konnte.

      Vorerst verlief die Fahrt planmäßig. Parker hatte dem Fahrer des Taxis ein Ziel genannt, das sich in der Nähe des Planetariums an der Westseite des Central Parks befand. Dort irgendwo wollte er den Gangster so isolieren, daß er ihn angreifen und ausschalten konnte.

      Während der Fahrt befragte der Butler wiederholt seine unförmige Uhr. Der Spiegel unter dem Schutzdeckel verriet ihm eindeutig, daß Ben Camster hartnäckig folgte. Der Gangster schien von dem einzigen Gedanken besessen zu sein, ihn, Josuah Parker, zu ermorden. Anders konnte der Butler diese Verfolgung nicht deuten.

      Nach dem Überqueren des Columbus Circle blieb das Taxi auf dem Broadway, um erst in Höhe der 79. Straße nach Osten abzubiegen. Nach knapp zehn Minuten – die Straße war sehr verstopft, kam der Park mit dem Planetarium in Sicht.

      Parker war viel zu vornehm, um auch nur innerlich zu fluchen. Doch diesmal war er nahe daran, solch ein Schimpfwort auszustoßen. Er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Auf den Kieswegen in der Nähe der Gebäude bewegten sich lange Schlangen von Schulkindern, die das Planetarium besuchten. Nein, hier konnte er sich mit dem Gangster auf keinen Fall auseinandersetzen. Parker mußte seinen Plan wieder abändern und sich etwas Neues einfallen lassen. Er gebot seinem Fahrer, hinauf nach Harlem zu fahren. Unterwegs konnte er sich mit einem neuen Plan beschäftigen.

      Er kam unterwegs an einem Wohnblock vorbei, der gerade halb fertig war. Ein Teil der hohen Mietshäuser war bereits bewohnt. Möbelwagen standen vor einigen Haustüren. Links am letzten Wohnblock, der sich noch im letzten Stadium des Ausbaus befand, erstreckten sich lange, flachgedeckte Garagen.

      Jetzt faßte der Butler einen Entschluß. Er ließ das Taxi halten, zahlte und stieg aus. Er ging so um den Wagen herum, daß Ben Camster ihn auf keinen Fall mit einer Schußwaffe erreichen konnte. Erst als er sicher war, daß der irre Gangster ebenfalls ausstieg und ihm folgte, überquerte er die Straße und hielt auf die Garagen zu, in denen bereits Wagen abgestellt waren.

      Folgte ihm der Gangster dorthin, konnte kaum noch etwas passieren. Dann bekam er ihn so vor den Lauf, wie er es sich wünschte. Dann war Ben Camster mit einem gezielten Schuß schnell unschädlich zu machen. Parker wollte ihn natürlich nicht einfach niederschießen. Eine Verwundung, die die Aktivität des Mannes lähmte und die ihm vor allen Dingen die gefährliche Aktentasche aus dem Arm drückte, mußte genügen.

      Parker lockte den Gangster immer näher an die Garagen heran. Passanten konnten kaum noch stören. Hier gab es nur Bauarbeiter, Fahrer und aufgeregte Mieter, die sich um ihre Möbel sorgten.

      Der Butler wollte es besonders gut machen. Er verschwand plötzlich von dem Zufahrtsweg und betrat eine der Garagen. Sie war größer als er dachte und enthielt einige Drahtboxen, in denen Wagen standen. Der Butler lockerte den vorsintflutlichen Colt, um schnell schießen zu können. Ben Camster mußte jeden Augenblick vor dem Eingang zur Garage auftauchen.

      Parker wurde getäuscht. Bevor er sich auf die neue Situation einstellen konnte, wurde das Schiebetor plötzlich zugeschoben. Es war in den Rollen gut geölt und war blitzschnell geschlossen. Von außen fiel ein Überfallhaken zu, die Tür ließ sich von innen nicht mehr öffnen. Josuah Parker saß in der Falle! Der Gangster hatte ihn also doch noch überlistet.

      Parker lief zu dem einzigen Fenster, das allerdings vergittert war. Er hatte es noch nicht ganz erreicht, da torkelte eine Preßluftflasche in die niedrige stickige Garage. Sie fiel so unglücklich hinter einen hart an der Wand stehenden Wagen, daß Parker sie nicht sofort erreichen konnte. Dann kollerte sie über den Betonboden unter den Wagen und blieb unerreichbar für ihn.

      Parker hätte sie vielleicht mit seinem Universal-Regenschirm an sich ziehen können, doch ein lautes und giftiges Zischen warnte ihn. Der »Blasrohr-Mörder« hatte das Ventil weit aufgedreht und auf jede Verzögerung verzichtet. In jedem Bruchteil einer Sekunde entströmte der Preßluftflasche tödliches Gas.

      Hatte es einen Sinn, ans Fenster zu laufen und sich am Gitter hochzuziehen. Konnte Parker dort frische Luft atmen? Er riskierte es nicht. Ben Camster wartete bestimmt darauf, einen Schuß abzufeuern. Nein, der Butler ließ sich zu Boden fallen, hielt die Luft an und arbeitete sich mit schlangengleichen Bewegungen an einen der abgestellten Wagen heran. Gleichzeitig zog er seinen vorsintflutlichen Colt und feuerte einige Schüsse gegen das Tor. Es dröhnte gewaltig, und doch glaubte Parker das Zischen des Gases deutlich zu hören. Es war eine Frage von Sekunden, bis es ihn erreicht hatte …!

      *

      Ben Camster erstarrte, als die Preßluftflasche in der Garage verschwand. Ohne sich Rechenschaft über sein Ihn abzulegen, hatte er sie aus der Tasche gerissen, das Ventil einfach aufgedreht und dann in die Garage geworfen. Jetzt tat es ihm nachträglich leid. Ohne sie konnte er nun seinen Plan nicht mehr ausführen. Er besaß kein Druckmittel mehr, um die Öffentlichkeit zu erpressen.

      Fluchend, sinnlose Schreie ausstoßend, nahm er die Schußwaffe in die Hand und wartete darauf, daß Parker am vergitterten Fenster auftauchte. Er wollte sehen, wie der Butler starb.

      Nichts ereignete sich. Auch die Flasche wurde nicht zurück ins Freie geworfen. Parker schien bereits von den ersten Giftschwaden erwischt worden zu sein. In der Garage blieb alles unheimlich still.›.!

      Bis die Schüsse gegen das Garagentor aus Blech dröhnten. Wie ungeheure Paukenschläge klangen sie. Sie alarmierten sofort alle Menschen in der nahen Umgebung. Ben Camster sah Bauarbeiter und Packer, die die Wohnblocks und Möbelwagen verließen und zur Garage liefen. Da ergriff er in seiner panischen Angst die Flucht.

      Camster hörte hinter sich Rufe und Schreie. Er nahm den Kopf herum und sah die Verfolger. Gerade durch seine Flucht hatte er sie auf sich aufmerksam gemacht.

      Gereizt blieb er kurz stehen und feuerte einen Schuß auf sie ab. Doch die derben und hartgesottenen Männer ließen sich nicht so leicht abschrecken. Hartnäckig blieben sie auf seinen Fersen. Die ersten Steine flogen dem irren Gangster nach.

      Er flüchtete in Richtung Central Park. Dort wollte er sich im Gebüsch und dichten Unterholz verstecken. Kam er erst mal auf die andere Seite des Parks, war er gerettet. In den dicht bevölkerten Stadtteilen, in denen die Puertorikaner und Italiener wohnten, konnte er leicht untertauchen.

      Doch war er nicht schnell genug.

      Einige besonders flinke Bauarbeiter schoben sich näher an ihn heran. Weitere Steine flogen dem Gangster nach. Einer traf direkt die nur oberflächlich verbundene Schußwunde.

      Der Gangster schrie auf. Die Luft blieb ihm fast weg. Er nahm Deckung hinter einem Baum und feuerte einige Schüsse auf die Männer ab. Doch in der Aufregung zielte Ben Camster nur schlecht. Die Geschosse richteten keinen Schaden an.

      Er stolperte und rannte weiter. Die Grenze des Central Parks schob sich immer näher heran. In wenigen Sekunden konnte er sich besser verbergen und die Bauarbeiter in die Irre führen.

      Aber er täuschte sich in den Männern. Fächerförmig schwärmten sie aus,