Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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…! Und dann bin ich in der Lage, meine Forschungsarbeit wiederaufzunehmen.«

      »An welchem Problem arbeiten Sie denn, wenn mir diese Frage gestattet ist.« Parker war zwar an Händen und Füßen gefesselt, doch er schien das bereits vergessen zu haben. Er saß in einem alten Sessel, an dessen Rückenlehne ihn der Gangster befestigt hatte. Ein plötzliches Aufstehen und Entkommen war so gut wie ausgeschlossen.

      Ben Camster hatte ihn nach dem Niederschlag im Wagen hierher in die geheime Werkstatt geschafft. Damit waren alle Spuren verwischt worden. Kein Mensch außer Camster wußte, wo der Butler steckte. Und Camster war ganz sicher nicht der Mann, der dieses Versteck freiwillig preisgab.

      »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, mahnte Josuah Parker den Gangster. »Welches technische Problem beschäftigt Sie eigentlich?«

      »Mein Geheimnis werde ich keinem Menschen verraten«, tat der halbirre Gangster geheimnisvoll. »Alle sind hinter mir her, um mir meine Geheimnisse abzujagen. Doch ich bin schlauer …! Ich werde die Welt eines Tages überraschen.«

      Ben Camster sprach nur noch leise, er schien sich in einer anderen Welt zu befinden. Die Augen hatten einen irren Glanz angenommen, das Gesicht zuckte. In den Mundwinkeln bildeten sich feine Speichelbläschen. Der Übergang von der mörderischen Sachlichkeit zu der phantastischen Scheinwelt des Mannes war selbst für den Butler beklemmend. Er sah und hörte, daß Joan Schadow nicht übertrieben hatte. Ben Camster war krank. Und es, war eine sehr gefährliche Krankheit, die ihn befallen hatte.

      »Ich werde Ihrem Wunsch nachkommen und Sie ungewöhnlich sterben lassen«, meinte Camster. »An Ihnen werde ich ausprobieren, ob meine Giftflaschen auch richtig funktionieren. Seien Sie sich dieser Ehre voll bewußt!«

      »Ich werde mich ehrlich bemühen«, antwortete Josuah Parker ernst. »Legen Sie Wert auf bestimmte Formen, die ich einhalten soll?«

      »Sie sind wohl wahnsinnig, wie?« fuhr der Mörder da hoch und schien wieder vollkommen normal zu sein. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Na, Sie werden sich wundern, wie schnell und ohne Formen Sie sterben werden …!«

      »Jetzt erkenne ich in Ihnen wieder den brutalen und eiskalten Mörder«, stellte Parker mit Genugtuung fest. »Eben noch bedauerte ich Sie fast und hielt Sie für wahnsinnig. Jetzt aber weiß ich, daß ich es mit einem abgebrühten Mörder zu tun habe …!«

      »Ob Mörder oder nicht, ich werde Geld scheffeln. Und allein darauf kommt es an …! Sehen Sie sich die Zeituhr am Ventil an. Ich werde sie so einstellen, daß das Gift in einer halben Stunde ausströmen wird. Dreißig Minuten lang haben Sie Zeit, sich auf den Tod vorzubereiten. Diese Zeit mag Ihnen zur Hölle werden, Sie Schnüffler …!«

      Parker schwieg. Natürlich war der Mann krank, daran gab es nichts zu deuteln. Er stellte eine ungeheure Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Nach dem ersten gelungenen Mord würde dieser Mann sich steigern und maßlos werden.

      Das Uhrwerk knarrte, als Camster es aufzog. Er stellte die Zeit ein und stellte die Flasche auf einen Tisch. Parker war es unmöglich, sie zu erreichen. Dafür konnte er aber das kleine Zifferblatt der Uhr genau beobachten. Camster tat alles, um die dreißig Minuten qualvoll auszudehnen.

      »Während Sie hier sterben werden, befasse ich mich mit Ihrem Begleiter«, sagte Camster. »Ich bringe jeden um, der meine Arbeit stören will.«

      »Lassen Sie wenigstens das Licht brennen, damit ich das Zifferblatt beobachten kann«, bat Parker.

      »Ich hätte es sowieso nicht abgestellt«, lachte der Mörder. »Sobald das Ventil zischt, hat es sich geöffnet. Dann tritt das Giftgas aus. Sie werden schnell merken, wie stark es ist …!«

      »Noch eine Frage.« Parker legte es darauf an, daß der Gangster noch nicht ging. »Woher haben Sie das Giftgas? So etwas kauft man doch nicht in einem Drugstore, wenn ich mich nicht sehr irre …!«

      »Sie haben sich bereits geirrt, Parker. In jedem Drugstore gibt es Mittel gegen Ratten. Dort habe ich mich eingedeckt. Alles weitere war eine Kleinigkeit. Man braucht nur etwas Geschick dazu.«

      Bevor der Butler ihn mit weiteren Fragen aufhalten konnte, stellte der Mörder die Zeit ein. Er sah sich alles noch mal genau an, ging zur Tür und war plötzlich verschwunden. Parker hatte es gar nicht bemerkt. Wie in Hypnose starrte er auf die kleine, mattglänzende Stahlflasche. Er konnte es nicht vermeiden, daß ihn eine Art Gänsehaut überlief.

      Und das Ticken des Uhrwerks zerhackte die Zeit. Schon nach wenigen Sekunden füllte es den niedrigen Werkraum. Parker hatte den Eindruck, als dröhne eine mächtige Glocke in seinen Ohren …!

      *

      Anwalt Mike Rander wartete in der Halle des Hotels auf seinen Butler. Er war und blieb verschwunden. An sich war das nicht besorgniserregend. Josuah Parker pflegte während seiner berühmtberüchtigten Alleingänge niemals zwischendurch anzurufen.

      Doch an diesem frühen grauen Morgen hatte der junge, sympathische Anwalt ein ungutes Gefühl. Er spürte es förmlich, daß sein Butler in bösen Schwierigkeiten stak. Doch ihm waren die Hände gebunden. Er wußte nicht, wie er helfen sollte.

      Der Empfangschef hinter der Reception beugte sich vor und hob den Zeigefinger. Mike Rander verstand, erhob sich sofort und trat an die Theke.

      »Ein Anruf für Sie, Sir.«

      Rander meldete sich. Leutnant Traggle war am Apparat. Er hatte leider keine guten Nachrichten für den Anwalt.

      »Das Apartment ist leer«, berichtete er. »Ben Camster scheint ausgeflogen zu sein. Vielleicht hat der Gangster Lunte gerochen.«

      »Haben Sie eine Spur von Parker finden können? Ich wette, daß er Camster auf der Spur ist.«

      »Ich muß Sie enttäuschen, Rander.« Traggles Stimme klang ernst. »Hoffentlich ist er Camster nicht ins Garn gegangen.«

      »Könnte ich mir kaum vorstellen. Parker ist mit allen Wassern gewaschen.«

      »Auch Ihr Butler wird eines Tages seinen Meister finden! Na, ich will den Teufel nicht an die Wand malen … Falls Parker sich meldet, informieren Sie mich bitte sofort.«

      »Kann Miss Shadow denn nicht sagen, wo Camster sich versteckt halten könnte?«

      »Sie weiß nur, daß er irgendwo auf Manhattan eine geheime Werkstatt besitzt. Wo die sich befindet, weiß sie nicht.«

      »Na gut, ich werde warten …! Vielen Dank für den Anruf. Lassen Sie Camsters Apartment weiterhin beobachten?«

      »Natürlich, das ist doch unsere einzige Chance …! Sollte Camster sich dort aber nicht zeigen, weiß ich nicht, wie wir ihn aufspüren sollen.«

      Mike Rander legte auf und wechselte hinüber in die Bar. Er brauchte jetzt unbedingt einen harten Drink. Die Müdigkeit spürte er kaum. Er hatte auch vergessen, daß selbst die Hotelbar um diese frühe Morgenstunde geschlossen hatte. Der Empfangschef konnte aber erfreulicherweise aushelfen. Unter der Anmeldetheke hatte er eine Flasche. Er versorgte den Anwalt mit einem Glas Whisky.

      Mike Rander ging zurück zu seinem Sessel und trank Schluck für Schluck. Er dachte an Josuah Parker und an die Zeit, in der sie so erfolgreich zusammen gearbeitet hatten. Doch jäh schüttelte er diese trüben Gedanken wieder von sich. Ihm wurde bewußt, daß er fast so etwas wie einen Nachruf auf seinen Butler hielt. Er kam sich voreilig und fast geschmacklos vor.

      Er übersah den Schatten vor der geschlossenen Glastür des Hotels. Für wenige Sekunden tauchte dort nämlich ein Mann auf, der einen prüfenden und aufmerksamen Blick in die leere Halle geworfen hatte. Beim Anblick Mike Randers hatte der Mann sich blitzschnell wieder in Deckung gebracht.

      Mike Rander hatte sein Glas leergetrunken, stand jäh auf und nahm sich vor, hinauf in sein Zimmer zu fahren. Das Herumsitzen in der Halle war wenig geeignet, seine Nerven zu beruhigen.

      Der Mann vor der Glastür wurde durch diese rasche Bewegung irritiert. Er glaubte sich entdeckt. Nur aus diesem Grund stieß er die Tür spaltbreit auf, zog seinen Revolver und feuerte zwei Schüsse auf den Anwalt ab.