Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Ihre Stimme erinnerte an das Bellen eines heiseren Hundes.

      Die grau-grünen Augen in dem rosig angemalten Gesicht musterten aggressiv den Portier hinter der Reception. Der verkniffene Mund gab erstklassige weiße, aber leider auch falsche Zähne frei. Sie hieß Agatha Powder und sagte es laut und deutlich. Sie berief sich auf die telefonische Vorbestellung ihrer Suite.

      »Gewiß, Mrs. Powder«, dienerte der Empfangschef, der hinzugetreten war. »Es ist alles vorbereitet …!«

      »Hoffentlich auch sauber«, meinte sie kriegerisch und ließ das falsche Gebiß aufblitzen. »Ich hasse nichts mehr als Staub …!«

      »Madam, Sie werden sich wohl in unserem Haus fühlen.«

      »Das behaupten Sie, nicht ich. Lassen wir es darauf ankommen …! Ich wünsche jetzt, nach oben gebracht zu werden …!«

      »Wenn ich mir erlauben darf, Madam …!«

      »Wieso erlauben …? Es ist Ihre verdammte Pflicht, die Gäste hinaufzubringen«, schnitt sie seine höflichen Floskeln entzwei. »Hoffentlich sind die Zimmer auch ruhig … Und sicher. Ich führe meinen ganzen Schmuck mit mir.«

      »Darf ich vorschlagen, den Schmuck im Hoteltresor unterzubringen, Madam …?«

      »Sind sie wahnsinnig, junger Mann?« dröhnte sie aufgebracht. »Wollen Sie mich berauben? Ich traue keinem Hoteltresor …! Ich traue nur mir allein, merken Sie sich das …!«

      »Natürlich, Madam, natürlich …!« Als der Empfangschef vorausging, verdrehte er die Augen. Er hatte immer angenommen, durch nichts mehr erschüttert werden zu können. Diese Fregatte aber, wie er Mrs. Agatha Powder insgeheim nannte, war ein Sonderexemplar, das dem Faß die Krone ins Gesicht schlug! Am liebsten hätte er sie sofort wieder auf die Straße gesetzt, doch ihm war bekannt, wie immens reich Mrs. Powder war und welche erstklassigen Beziehungen sie zum Aufsichtsratsvorsitzenden unterhielt, der dem Hotelkonzern Vorstand. Nein, hier war nichts zu machen. Man konnte nur die Zähne zusammenbeißen und versuchen, alles von der humorvollen Seite zu sehen.

      Dem Mann gingen die Augen über, als Mrs. Powder ihren Schmuck ausbreitete.

      »Ich muß ihn sehen«, verkündete sie mit der Lautstärke einer mittelstark geblasenen Trompete. »Schmuck beruhigt meine Nerven, junger Mann, doch das verstehen Sie noch nicht …! Wie ist der Tee in Ihrem Haus? Hoffentlich genießbar …!«

      »Bisher gab es niemals Klagen, Madam …!«

      »Wer kennt schon etwas von Tee?« dröhnte sie. »Worauf warten Sie eigentlich noch? Ich wünsche Tee zu trinken. Und mein Zimmermädchen zu sehen. Ich brauche eine Hilfe beim Auspacken meiner Koffer …!«

      »Ich werde sofort alles veranlassen«, knirschte der Empfangschef und wankte geknickt von dannen. Allein auf dem Korridor fluchte er ausgiebig und gekonnt. Er hätte diese Fregatte am liebsten sofort umgebracht oder versenkt, um bei dem Vergleich zu bleiben.

      Es gehörte mit zu den Zufällen, die das Leben so mit sich bringt, daß eine gewisse Joan Shadow, gerade frisch engagiert, in Mrs. Powders Zimmer geschickt wurde, um beim Auspacken zu halfen. Wie wichtig diese Begegnung war, wußten weder die streitsüchtige alte Dame, noch Joan Shadow, die plötzlich greifbar nahe vor sich einen Rettungsanker erblickte …!

      *

      Mike Rander kniff die Augen leicht zusammen, als das Tonbandgerät sich in Gang setzte. Er saß in einem tiefen Sessel des Direktionszimmers. Hinter ihm stand Josuah Parker. Straffer konnte man eigentlich schon nicht mehr stehen. Er glich einer Gestalt aus Granit. Der Manager des Hotels spielte mit einer Zigarre, die er vor lauter Erregung nicht anzuzünden vermochte.

      Zuerst war nur ein lautes Knacken im Lautsprecher des Gerätes zu vernehmen, doch dann klang eine Stimme auf, die im Grunde sympathisch und wohltuend klang. Doch was diese Stimme sagte, stand im krassen Gegensatz zum Ton.

      »Ich bin der Chef des ›Blasrohr-Gang‹«, war zu hören. »Bisher haben meine Leute mit Chloroform gearbeitet. Es dürfte sich in Ihren Kreisen herumgesprochen haben, was ich meine. Ab sofort habe ich meine Arbeit umgestellt. Sie als Hotelleitung werden mir eine einmalige Summe von 20.000 Dollar zahlen. Wie Sie das Geld übergeben, bekommen Sie noch ausführlich gesagt. Falls Sie nicht zahlen, wird die Polizei in den Räumen Ihres Hauses einen Toten finden. Es wird sich um einen Gast handeln, den ich mit einem stark wirkenden Giftgas umbringen werde. Sie können diesen Betriebsunfall verhindern und damit Schaden von Ihrem Hotel ab wenden. Ich denke, daß 20.000 Dollar dafür nicht zu viel sein werden. Nach Zahlung der Summe werde ich Sie nicht mehr belästigen. Es gibt hinreichend genug Hotels, die ich nach Ihnen noch abkassieren kann. Zahlen Sie nicht, wird ein zweiter oder auch ein dritter Gast in Ihrem Haus umkommen. Danach dürften Sie mit keinem einzigen Gast mehr rechnen können. Von mir aus können Sie sich ruhig an die Polizei wenden. Sie werden damit nichts erreichen. Ich empfehle Ihnen aber, den Mund zu halten und zu zahlen. In den nächsten Stunden werde ich Sie wieder anrufen und Ihnen sagen, wie Sie das Geld an mich zu zahlen haben.«

      Der Hotelmanager, ein schlanker, drahtiger Mann von etwa fünfzig Jahren, stellte das Gerät ab und nahm seine Brille ab. Auf seiner Stirn hatten sich dicke Schweißtropfen gebildet. Seine Hände zitterten, als er sich nun endlich die Zigarre anzündete.

      »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte er, sich an Mike Rander wendend. »Man hat den Eindruck, es mit einem Irren zu tun zu haben.«

      »Möglich, daß das sogar stimmt. Die Warnung würde ich allerdings nicht auf die leichte Schulter nehmen, Mr. Sheppard.« Mike Rander stand auf und entnahm dem schwarzen Lackkästchen auf dem niedrigen Tisch eine Zigarette.

      Josuah Parker versorgte seinen jungen Herrn mit Feuer. Mike Rander nickte dankend und sah den Butler an.

      »Ich schließe mich mit allem schuldigen Respekt Ihrer Ansicht an, Sir«, sagte er. »Dieser Mann blufft nicht! Seine neue Methode ist ebenso raffiniert wie mörderisch. In einem großen Hotel ist es eine Kleinigkeit für einen entschlossenen Mörder, irgendeinen Gast umzubringen.«

      »Sie meinen also, daß wir zahlen sollten?« Mr. Sheppard sah Mike Rander entgeistert an.

      »Vorerst müssen wir den nächsten Anruf abwarten«, beruhigte der Anwalt sein Gegenüber. »Der ›Blasrohr-Mörder‹ will ja noch mitteilen, wie das Geld übergeben werden soll.«

      »Aber wir können doch nicht so einfach 20.000 Dollar zum Fenster hinauswerfen?« regte sich Mr. Sheppard auf. »Wie soll ich das den Aktionären gegenüber verantworten?«

      »20.000 Dollar sind recht wenig für ein Menschenleben«, warf Josuah Parker ein. »Falls Sie nicht zahlen, wird ein Hotelgast sterben. Der ›Blasrohr-Mörder‹ wird Sie so lange unter Druck setzen, bis Sie endlich gezahlt haben. Rechnen Sie mit der Presse, Sir …! Sobald bekannt wird, daß dieser Gangster in Ihrem Hotel arbeitete, wird jeder Besucher das Tafton Hotel meiden.«

      »Wozu werden Sie denn von unserem Verband engagiert?« erwiderte Mr. Sheppard. »Bitte, verstehen Sie das nicht persönlich …! Aber wir können uns doch nicht erpressen lassen.«

      »Dieser Fall gehört in die Hände der Polizei«, antwortete Mike Rander. »Ich rate Ihnen dringend, sich an die Polizei zu wenden.«

      »Sie wollen also aussteigen?«

      »Natürlich nicht, Mr. Sheppard; wir drehen nicht bei …! Aber hier geht es nicht mehr um das Ausrauben von Hotelgästen, hier droht ein Gangster mit Mord. Das verändert die Sachlage ganz gründlich!«

      »Sehen Sie denn keine Möglichkeit, dem Schuft das Handwerk zu legen?«

      »Offen gesagt, nein, Mr. Sheppard. Wir wollen Ihnen nichts vormachen. Wir besitzen kaum eine Handhabe. Es gibt eine schwache Spur, doch die überschätzen wir nicht.«

      »Dieser ›Blasrohr-Mörder‹ ist ein Teufel«, schnaufte der Manager. »Er kennt genau unsere Schwächen. Er weiß, daß wir Hotels uns keinen Skandal leisten können. Er kann Haus für Haus ausplündern und dabei ein Vermögen machen. Wenn ich nur daran denke, wieviel Hotels es allein auf Manhattan gibt …!«

      »Ich