HUNTER. James Byron Huggins. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Byron Huggins
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354197
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Sagen hatte.

      »Ich bin Lieutenant Colonel Maddox von der United States Army«, sagte der Mann in Uniform. »Wir würden gern mit Nathaniel Hunter sprechen, wenn es möglich wäre.«

      »Ich bin Hunter«, sagte er mit tiefer Stimme.

      »Nun.« Der Colonel trat mit einem einnehmenden Lächeln vor.

      »Wir hätten gern Ihre Meinung zu ein paar Fotos gehört, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Wenn das ein Problem ist, können wir natürlich ein etwas förmlicheres Treffen vereinbaren.«

      Hunter brauchte eine Weile, bevor er sich der Tür zuwandte und sie hereinwinkte. »Treten Sie ein«, sagte er.

      Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie ihre Erzählung von Blut und Tod im Schnee beendet hatten. Dann legten sie eine Reihe an Fotos auf den klobigen Holztisch der Hütte. Sie wollten seinen besten Tipp hören, was der Killer war, und wissen, ob es mehr als einen gab. Hunter beugte sich über die Fotografien und studierte sie einen Moment. Seine Augen verengten sich, während er die Spuren sowie das Terrain betrachtete.

      Maddox meinte: »Wir wollen wissen, wieso diese Abdrücke so weit von den anderen weg sind.«

      »Wind«, entgegnete Hunter nur.

      Er hörte den Mann, der sich als Maddox vorgestellte hatte, einen Schritt nach vorn machen. »Entschuldigen Sie, aber sagten Sie Wind

      »Ja.« Hunter hatte mit seiner Verwirrung gerechnet. »Diese Spuren daneben verliefen zuerst in einer Linie mit den anderen. Aber der Wind hat sie Zentimeter um Zentimeter verweht. Die anderen Spuren wurden nicht bewegt, weil sie von der nordöstlichen Brise durch diesen Felsen abgeschirmt waren.«

      Maddox wirkte erstaunt. »Wind kann das verursacht haben?«

      Hunter zeigte auf die Spuren. »Diejenigen an der Seite waren zuerst hier, wie die anderen. Sie können die Lücke sehen, die zurückblieb, als sie bewegt wurden. Der Wind hat sie dahin geweht, wo sie jetzt sind.« Er zuckte die Achseln und gab das Foto Maddox. »Das ist ein normales Phänomen auf Sand wie hier. Wollten Sie das wissen?«

      »Oh«, entgegnete Maddox. »Oh, eigentlich, nein. Wir wollten …«

      Eine plötzliche Veränderung der Atmosphäre in der Hütte ließ ihn verstummen. Es war, als wäre der Raum sofort von einer urwüchsigen Kraft erfüllt, etwas zutiefst Wildes. Hunter sah, wie Maddox leicht den Kopf drehte. Er lächelte fast über den verwirrten Ausdruck auf Dixons Gesicht, als er merkte, was hinter ihm war. Langsam schaffte es Dixon, nur mit einer Bewegung des Kopfes, steif nach unten zu sehen. Hunter sah, wie plötzlich Schweiß auf seiner Stirn glänzte.

      Massiv und bedrohlich stand Ghost weniger als einen halben Meter hinter Dixon und Maddox, etwas seitlich von ihnen. Der riesige Wolf war fast komplett schwarz und hatte nur an den Flanken ein wenig graues Fell.

      Ghosts pechschwarze Augen schienen von einem urwüchsigen und raubtierhaften Glühen erfüllt. Schwarze Krallen klickten auf dem Holzboden, als er einen einzigen Schritt nach vorn machte, den Kopf tief über dem Boden, um dann wieder reglos stehenzubleiben. Ghosts unheimliche Stille schien beängstigender als ein Knurren.

      Hunter ließ sie nur einen Augenblick leiden. Mit einem schmalen Lächeln schnippte er mit den Fingern.

      »Ghost«, sagte er.

      Der Wolf glitt harmlos durch die Männer und setzte sich neben Hunter.

      Dieser fragte höflich: »Was wollten Sie sagen, Colonel?«

      Maddox hatte Probleme, ein Wort herauszubekommen. »Ich, äh, ich wollte sagen, dass … äh, wir wollten, dass Sie uns mit … mit … etwas helfen.«

      Hunter lächelte über die zitternde Stimme und bemerkte, dass Major Westcott die Fäuste geballt hatte. Alle schwitzten und Maddox’ Gesicht war blass und wurde mit jedem Augenblick bleicher. Er wusste, das würde den ganzen Tag dauern, wenn Ghost im Raum war. Er sah nach unten und redete so leise, dass keiner der anderen verstand, was er sagte.

      »Raus.«

      Der Wolf bewegte sich mit einer schockierend animalischen Kraft durch die drei Männer hindurch. Dann erreichte er die Tür und verschwand beängstigend lautlos und anmutig. Die Luft vibrierte vor Wildheit, Kraft und seinem Geruch, als er verschwunden war. Aber Hunter wusste, dass Ghost in der Nähe blieb, genau wie er wusste, dass sie den Wolf nicht mehr zu Gesicht bekamen – nie mehr –, außer er wollte es.

      »Meine Güte«, flüsterte Maddox, als er ein Taschentuch hervorkramte und sich das Gesicht abwischte. »Ist das … ist das Ihr Hund?«

      »Es ist ein Wolf.«

      »Ja … ja, natürlich.« Der Colonel warf einen nervösen Blick in Richtung Tür und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Aber … aber was macht er?«

      Hunter sah ihn an, verkniff sich ein Lachen. Es gab keinen Grund, sich über sie lustig zu machen, selbst unfreiwillig. Sie lebten nicht in seiner Welt, obwohl er es geschafft hatte, in ihrer Welt sowohl wohlhabend als auch respektiert zu werden. Er fügte hinzu: »Er macht, was immer er will, nehme ich an. Er kommt und geht.«

      »Ich meine, gehört er Ihnen?«, fügte Maddox hinzu. »Ist er abgerichtet? Kommt er immer einfach so und geht wieder?« Alle drei Männer hatten sich neu positioniert, damit sie die Tür im Auge behalten konnten.

      Hunter zuckte leicht mit den Achseln. »Nein, er ist nicht abgerichtet, Colonel. Und er gehört niemandem. Er kommt, wann er will. Und geht, wann er will.«

      »Aber … wie viel wiegt das Vieh?«, fragte Maddox. »Ich wusste nicht, dass Wölfe so … so groß werden können.«

      »Das kommt auf die Abstammung an«, antwortete Hunter und packte weiter seine Sachen aus. »Die meisten männlichen Wölfe werden um die 45 Kilo schwer. Ghost wiegt etwa 65, mehr oder weniger. Er wird aber nicht viel größer.«

      Maddox begann sich langsam wieder zu erholen und Hunter versuchte die Sache zu beschleunigen. Er wusste, sie redeten immer noch um den heißen Brei herum. Behutsam fuhr er fort. »Also Gentlemen, wenn Sie bereit sind, zu reden, dann können wir vielleicht darüber sprechen, wieso Sie mich sehen wollten. Was wollen Sie?«

      Maddox straffte sich und machte einen Schritt nach vorn. Er zeigte auf die Fotos der abgeschlachteten Soldaten.

      »Wir wollen wissen«, sagte Maddox mit festerer Stimme, »was für eine Kreatur das getan haben könnte. Welches Raubtier könnte durch ein ganzes Platoon marschieren und solch schwer bewaffnete Männer töten?«

      Hunter runzelte leicht die Stirn, sah die Fotos durch und schüttelte schließlich den Kopf. »Vielleicht ein Grizzly«, murmelte er mit wenig Überzeugung in der Stimme. »Aber ich habe meine Zweifel.«

      »Wieso bezweifeln Sie es?«

      »Weil ein Grizzly normalerweise seine Opfer zerfleischt«, antwortete Hunter mit mehr Überzeugung in der Stimme. »Er wird wieder und wieder zubeißen, einem die Kopfhaut, das Gesicht abreißen. Aber was immer das getan hat, tötete mit ein oder zwei Hieben.« Er zeigte auf ein Foto. »Dieser Mann wurde mit einem Schlag getötet. Was immer das getan hat, griff nicht aus Angst oder Wut an.« Er hielt inne und seine Augen verengten sich. »Was das getan hat … hatte einen Grund.«

      »Aber welches Tier würde … ich meine, welches Tier könnte so etwas aus einem bestimmten Grund tun?«

      Hunter schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

      »Aber sind Sie nicht Experte für …?«

      »Colonel«, fiel ihm Hunter ins Wort, »ich betrachte mich nicht als Experten auf irgendeinem Gebiet. Ich tue eben, was ich tue, auf die bestmögliche Weise. Und ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann. Ich kann Ihnen nicht sagen, was Ihre Männer getötet hat.« Er wartete. Alle waren von stoischem Schweigen erfasst. »Ich kann Ihnen jedoch sagen, was Ihre Männer tötete, tat es nicht aus Hunger. Auch nicht zur Selbstverteidigung. Und nicht zur Verteidigung des Reviers.«

      »So wie es ein Tiger getan hätte?«

      »Das