Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diane Meerfeldt
Издательство: Bookwire
Серия: Erika Roman Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931070
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eine beachtliche Belohnung beanspruchen können, Herr Kallweit? Ich war gerade bei der Polizei, der Beamte teilte es mir zu Beginn unserer Unterhaltung mit.«

      »Jawohl, gnädige Frau, ich bin darüber unterrichtet worden.«

      Prüfend betrachtete Magdalene Gräfenhan ihren Sekretär. Es schien ihr fast, als wäre er in den Tagen ihrer Abwesenheit größer geworden und nicht mehr das kleine geduckte ­Menschlein, dessen Fahrigkeit sie stets so geärgert hatte. Ja, Kallweit war selbstbewußter, er machte eine ganz andere Figur.

      »Wie alt sind Sie eigentlich, Herr Kallweit?«

      »Siebenundzwanzig Jahre, gnädige Frau.«

      Magadalene Gräfenhan überlegte. Der Mensch war tüchtig und ihr offensichtlich sehr ergeben. Niemals sonst hätte er sich in Gefahr begeben und diesen raffinierten Verbrecher zur Strecke gebracht.

      »Sie werden vom nächsten Monat ab die Verwaltung meiner Häuser übernehmen, Herr Kallweit. Mit den augenblicklichen Geschäften bin ich gar nicht zufrieden. Ich hoffe, Sie werden es besser machen. Eine kleine Wohnung steht Ihnen dort zur Verfügung, über Ihr Gehalt werden wir noch sprechen. Ich hoffe, Sie werden erkennen, daß es ein großes Geschenk ist, welches ich Ihnen mit der Übertragung dieses Amtes mache. Nehmen Sie es als Dank für Ihr mutiges Verhalten.«

      Antonius Kallweit war rot geworden. Er sollte eine große Häuserverwaltung übertragen bekommen? Sollte selbständig arbeiten dürfen? Das Glück war kaum auszudenken.

      »Ich bin Ihnen so dankbar, gnädige Frau, mit beiden Händen greife ich zu. Ich verspreche Ihnen, ein aufmerksamer und gewissenhafter Verwalter Ihres Besitzes zu sein.«

      Frau Gräfenhan lächelte amüsiert. Welch eine gewandte enthusiastische Redeweise sich der früher so schüchterne Kallweit angewöhnt hatte!

      Antonius Kallweit ging zu­nächst in sein kleines Büro hinüber, das noch hinter dem Arbeitszimmer der gnädigen Frau lag. Aber es hielt ihn nicht an seinem Schreibtisch, er mußte mit Lisbeth sprechen, mußte ihr von dem großen Glück erzählen. Die gnädige Frau war in ihre Wohnzimmer hinaufgegangen, in der nächsten halben Stunde würde sie kaum nach ihm verlangen.

      Es zog Antonius wieder zur Treppe, er brachte es einfach nicht fertig, jetzt in seinem Büro zu bleiben, um sich dort still an seine Arbeit zu setzen. Er mußte mit Lisbeth sprechen, nur wenige Sätze. Sie sollte wissen, daß sie nicht allein war, er, Antonius Kallweit, war für sie da, immer war er für sie da!

      Entschlossen stieg er die Stufen hinauf, mochte ihm ruhig jemand begegnen, womöglich sogar die gnädige Frau selbst, es war ihm egal. Er würde offen erklären, daß er zu Lisbeth hinaufginge.

      Vor ihrem Zimmer blieb er dann stehen. Lauschend neigte er sich vor. Drinnen war alles still.

      Leise klopfte er.

      Im Zimmer rührte sich nichts, es kam keine Antwort.

      Behutsam drückte er die Klinke nieder, geräuschlos öffnete sich die Tür.

      Lisbeth lag angezogen auf ihrem Bett und schlief. Gleichmäßig ging ihr Atem.

      Kallweit blieb mitten in dem engen Raum stehen, lange betrachtete er die Schlafende. Wie hübsch sie war! Er wußte, daß er niemals ein anderes Mädel lieben konnte. Und sie brauchte ihn ja auch. Ja, Lisbeth brauchte einen Mann, der sie verstand.

      »Lisbeth, ich liebe dich«, flüsterte Kallweit, »du sollst meine Frau werden. Sieh mal, ich kann dir jetzt ein schönes Heim bieten, dann haben wir noch die Belohnung zu bekommen, davon können wir uns einrichten. Es wird sehr, sehr schön werden. Wenn du mich doch auch lieben könntest, Lisbeth! Alles will ich für dich tun, du sollst die glücklichste Frau werden, die man sich denken kann.«

      Kallweit hielt inne, sie hörte ihn ja nicht. Gleich bei seinen ersten Worten war er an das Fenster getreten, hatte mehr zu sich selbst gesprochen Jetzt empfand er plötzlich, daß es gar nicht recht von ihm gewesen war, hier einfach einzudringen. Was sollte Lisbeth von ihm halten? Vielleicht ging er am besten noch einmal hinaus, um dann so laut zu klopfen, daß sie aufwachte. Hinter sich hörte er ein Geräusch. Es war zu spät, Lisbeth war wach geworden.

      Er drehte sich um und sah, daß Lisbeth bereits auf dem Bettrand saß und ihn ansah.

      »Gibt es etwas, hat man die Wahrheit erfahren?« fragte sie hastig. Angstvoll weiteten sich ihre Augen. Wenn Antonius Kallweit hier bei ihr eindrang, dann mußte es einen Grund haben, und sie hatte ein derart schlechtes Gewissen, daß es nach ihrer Meinung nur eine böse Überraschung sein konnte, die ihn hierheraufgeführt hatte.

      »Wir haben doch gar nicht die Unwahrheit gesagt«, beruhigte Antonius Kallweit sie. »Der Dieb ist hierhergekommen, und wir haben ihn gefangen, das ist die reine Wahrheit. Alles andere geht niemanden etwas an.«

      »Und was sagt die gnädige Frau, daß ich das Kleid des ­gnädigen Fräuleins angezogen habe?«

      »Vielleicht hat es ihr noch niemand gesagt, und wenn sie es erfährt, dann ist es auch nicht schlimm, dann hast du eben geglaubt, den Verbrecher damit in Sicherheit zu wiegen, wenn du dich als die Tochter des Hauses bezeichnetest.«

      »Ich schäme mich so«, sagte Lisbeth und sah zu Boden. »Ich bereue mein Verhalten so sehr, und ich will es der gnädigen Frau sagen.«

      »Später, Lisbeth, später. Wenn wir verheiratet sind und ich meinen neuen Posten angetreten habe.«

      Lisbeth lauschte seinen Worten nach. Was sagte er da? Er wollte sie heiraten? Liebte er sie denn noch immer, nach allem, was sie ihm angetan hatte?

      Sie angelte nach ihren vor dem Bett stehenden Schuhen.

      »Sie wollen mich…?«

      Kallweit war schon bei ihr. Er setzte sich neben sie auf die Bettkante, legte den Arm um ihre Schultern.

      »Ja, Lisbeth, ich möchte dich bitten, meine Frau zu werden. Ich habe dich noch immer sehr lieb. Wir werden eine schöne Wohnung haben. Frau Gräfenhan hat mich mit der Verwaltung ihrer Häuser beauftragt. Es wird uns sehr gutgehen.«

      Lisbeth wußte nicht, wie ihr geschah. Gerade noch war sie überzeugt gewesen, daß sie hier mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt würde. Vor ein paar Tagen hätte sie das noch nicht einmal so sehr bedauert, sie fand überall eine andere und bessere Anstellung. Mit Frau Gräfenhan war wirklich schwer auszukommen.

      Plötzlich hatte sie dann jedoch bei dem Gedanken, hier fort zu müssen, einen heftigen Schmerz verspürt.

      Antonius Kallweit hatte ihr so sehr geholfen, sie würde ihn dann niemals wiedersehen. Mit einemmal wußte sie, daß sie mehr an ihm hing, als sie sich eingestehen wollte. Sie hatte ihn bisher ganz falsch beurteilt. Niemals mehr würde sie einen Mann nur nach seinem Äußeren einschätzen. Uwe, oder wie er wirklich hieß, Paul Bernhard, hatte so gut ausgesehen und war so galant gewesen, so hatte sie sich immer einen echten Kavalier vorgestellt. Er war ein Betrüger gewesen, der ihr Liebe vorgegaukelt hatte.

      Lisbeth wandte ihm das Gesicht zu und sah den Mann an ihrer Seite ungläubig an. Plötzlich warf sie die Arme um seinen Hals. Schluchzend schmiegte sie sich an ihn.

      »Du darfst mich nie mehr allein lassen, hörst du? Ich habe solche Angst davor. Immer war ich allein, mein ganzes Leben lang. Darum ist es so gekommen, nur darum.«

      Antonius Kallweit war nahe daran, ebenfalls Tränen zu vergießen, es wären nur Tränen des Glücks gewesen. Zärtlich glitten seine Hände über Lisbeths Haar, über ihre Schultern, fe­ster drückte er sie an sich.

      Sie würde bei ihm bleiben, für immer würde sie bei ihm bleiben. Er war so glücklich, und er liebte sie so sehr.

      »Wir werden sehr bald heiraten, hörst du? Sehr bald«, flüsterte er.

      »Toni, lieber Toni!« Lisbeth lehnte den Kopf zurück. An­tonius Kallweit glaubte in diesem Moment, der glücklichste Mensch unter der Sonne zu sein. Er nahm ihren Kopf in seine Hände. Lange, unendlich lange, küßten sie sich.

      *

      Für