Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diane Meerfeldt
Издательство: Bookwire
Серия: Erika Roman Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931070
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anzuwenden. Ich werde ihn mit in die Bibliothek nehmen, überlegte sie. Die dicken, handgeschnitzten Türen würden jedes Geräusch verschlucken. Außerdem gab es dort schwere Fenstervorhänge, auch von draußen würde man also nichts sehen. Sie konnten dort ganz ungestört miteinander sprechen.

      Hier war schon die Tür zur Bibliothek. Aufatmend trat sie ein, sorgfältig drückte sie die Tür ins Schloß, dann erst machte sie Licht.

      »Setz dich, Uwe«, es klang wie ein Stoßseufzer.

      Der Mann ließ seine Augen suchend umherschweifen. Da hatte ihn Lisbeth also genau in den Raum geführt, den er unter die Lupe zu nehmen hatte. Er entsann sich ganz deutlich, daß Harald Gräfenhan von einem Tresor gesprochen hatte, der hinter einem der Bilder verborgen sein sollte. Wenn er nur wüßte, welches Bild da in Frage käme! Er tastete die Innentaschen seines Jacketts ab. Das Bund mit den Dietrichen befand sich an gewohnter Stelle.

      Wenn der dumme Kerl, der Gräfenhan, an dem bewußten Abend nur nicht so betrunken gewesen wäre, dann hätte er sicher genauere Angaben gemacht. Aber nein, niemals wäre er dann überhaupt auf den Gedanken gekommen, im weinerlichen Ton von seiner Frau und seiner Tochter zu erzählen.

      Er mußte dieses Mädel hier für ein paar Minuten aus dem Zimmer haben, anders ging es nicht.

      »Liebling, willst du uns nicht noch ein Täßchen Tee machen? Es läßt sich dann viel gemütlicher plaudern. Und dann ist es auch so, ich bekenne es offen, daß ich mir doch Gewissensbisse mache, dich gebeten zu haben, mich mit nach Hause zu nehmen.«

      »Daran mußt du nicht denken, Uwe. Gedulde dich einen Augenblick, du sollst deinen Tee haben.«

      Es machte Lisbeth große Freude, hier die Hausherrin zu spielen, sie fühlte sich völlig sicher.

      Als sie das Bibliothekszimmer verlassen hatte, glitten des Mannes Blicke noch einmal suchend über die Wände und Regale. Da drüben hing ein größeres Bild verhältnismäßig tief, dahinter mußte sich der Tresor befinden. In jedem anderen Falle hätte man erst auf einen Stuhl klettern müssen, um an ihn heranzukommen. Das wäre einer Frau Gräfenhan wohl nicht recht gewesen.

      Der Mann zögerte nicht länger. Entschlossen ging er auf das Bild zu. Wirklich, es ließ sich zurückklappen. Ein zufriedenes Lächeln glitt über die Züge des Eindringlings. Soweit wäre man also.

      Mit einem Blick erkannte er, daß ihm das Schloß keine großen Schwierigkeiten bereiten würde. Man befürchtete hier anscheinend keinen Diebstahl.

      In völliger Ruhe machte er sich an die Arbeit. Er war überzeugt, keinerlei Gewalt anwenden zu müssen. Dieses einfache Sicherheitsschloß konnte ihm nicht lange widerstehen.

      Da wurde die Türklinke herabgedrückt. Lisbeth kam zurück.

      Hastig schob Uwe das Bild an seinen alten Platz.

      »Wertvolle Gemälde hat deine Mutter«, sagte er obenhin.

      »Ich wollte dich nur fragen, ob du auch etwas essen willst, ich mache das dann gleich mit zurecht.«

      Der Mann ging auf sie zu. Zärtlich strich er ihr über das Haar.

      »Du bist so lieb und so aufmerksam.« Lisbeth schmiegte sich an ihn.

      »Ich bin gleich zurück, gedulde dich noch einen Augenblick.«

      »Laß dir Zeit, Liebling.«

      Abermals machte er sich an die Arbeit. Endlich gab das Schloß nach, die Tresortür ging auf. Mit gierigem Blick betrachtete der Mann den wertvollen Schmuck, der dort in einem offenen mit Samt gepolsterten Kästchen lag.

      Gerade wollte er danach greifen, als Lisbeth abermals zu­rückkam. Das Gesicht des Mannes hatte einen harten, rücksichtslosen Ausdruck angenommen. Aber Lisbeth schien gar nichts zu merken. Sie stellte Tassen auf den niedrigen Rauchtisch, schob zwei Sessel heran.

      »Nimmst du Rum in den Tee?«

      »Ja!« sagte der Mann heiser.

      »Er steht drüben im Arbeitszimmer von Frau – meiner Mutter, ich hole ihn.«

      Lisbeth schob die schwere Portiere beiseite und ging in den­ dunklen Nebenraum. Mit schnellen Schritten eilte der Mann zu dem offenen Tresor. In diesem Augenblick ließ ihn ein schrilles Läuten erstarren.

      Was war das? Gab es hier eine Alarmanlage? Hatte ihn dieses Mädel durchschaut? War er etwa ihr auf den Leim gegangen? Ganz gleich, jetzt durfte er keine Sekunde zögern.

      Aber es war schon zu spät. Gerade kam Lisbeth mit entsetztem Aufschrei auf ihn zugelaufen. Zwischen den Portieren tauchte ein zweites Gesicht auf, das Gesicht eines Mannes.

      Uwe wartete nicht länger. Hastig riß er den Schmuck an sich und lief hinaus.

      Aber er fand sich so schnell nicht zurecht. Dort drüben mußte der Ausgang sein. Am besten, er sprang aus einem der Fenster. Es konnten nur wenige Meter bis zu dem weichen Gartenboden sein. Gerade als er eines der Fenster öffnen wollte, stellte sich ihm eine beleibte Frau in den Weg.

      »Hilfe! Verbrecher!« schrie Wanda, und warf sich mit ihrem vollen Gewicht gegen den Fliehenden. Dieser stolperte und verlor damit entscheidende Sekunden. Der Hausdiener Fritz kam hinzu und drängte den Fremden in eine, zu ebener Erde liegende Kammer.

      Uwe wehrte sich nicht, er hoffte, von hier aus einen leichten Fluchtweg zu haben. Als er dann jedoch feststellen mußte, daß die Fenster dieser unteren Räume vergittert waren, sackte er in sich zusammen. Von draußen wurde das Schloß herumgeworfen.

      Er war eingeschlossen.

      Lisbeth hatte ihrem Uwe entsetzt nachgesehen. Es ging alles so schnell, und sie begriff noch gar nichts.

      Hatte sie nicht eben erst von drüben die Karaffe mit dem Rum herüberholen wollen? Ja, sie war hinübergegangen, aber drüben hatte sie dann gegen einen Stuhl gestoßen, und im selben Augenblick schon hatte sie gespürt, daß auf diesem Stuhl ein Mensch saß. Dann war die Alarmanlage losgegangen.

      Sie war schreiend zu Uwe zurückgeeilt. Und jetzt stand plötzlich Antonius Kallweit vor ihr.

      »Fräulein Lisbeth, das wollte ich nicht, ich wollte Sie nicht stören. Wenn Sie ihn lieben, dann will ich das achten und mich zurückziehen. Die Alarmanlage ist ganz zufällig… Sie haben mich angestoßen, als Sie herüberkamen. Sie wissen doch, unter dem Schreibtisch hat die gnädige Frau den Knopf…«

      Antonius Kallweit verschluckte sich. Er begriff, daß Lisbeth ihm gar nicht zuhörte. Sie starrte an ihm vorbei zur Wand.

      Was gab es dort nur so Wichtiges zu sehen?

      Verwundert drehte er sich um, ein wenig ängstlich, es könnte abermals eine Überraschung geben.

      Was war denn das? Der Tresor! Er war geöffnet. Das war doch gar nicht möglich, die gnädige Frau hatte die Schlüssel mitgenommen.

      »Fräulein Lisbeth. Das können Sie doch nicht getan haben!«

      »Nein!« schrie Lisbeth auf. »Das habe ich auch nicht getan, ganz bestimmt nicht. Oh, Herr Kallweit, helfen Sie mir!«

      Kallweit erkannte nun die Zusammenhänge. Ich muß ihr helfen, dachte er, Lisbeth ist einem Betrüger zum Opfer gefallen. Womöglich verdächtigt man sie selbst. Sie wird ins Gefängnis kommen, ich muß das verhindern.

      Die Tür zur Bibliothek wurde aufgerissen, die Köchin Wanda trat mit hochrotem Gesicht ein. Schnaufend blieb sie in der Mitte des Zimmers stehen und blickte sich um.

      »So!« sagte sie zufrieden. »Den Kerl haben wir, der kann uns nicht mehr entwischen. Wie kommen Sie beide denn hierher? Sind Sie ebenfalls durch die Alarmanlage aufgeschreckt worden?«

      Wandas Blick fiel auf den gedeckten Teetisch. Sie stemmte die Hände in die Hüften.

      »Hier scheint ein gemütliches Plauderstündchen stattgefunden zu haben! Sieh mal einer an, der schüchterne Herr Kallweit! Das hätte ich Ihnen wirklich nicht zugetraut. Lisbeth, sehen Sie mich an. Es ist doch sonst nicht Ihre Art, so zerknirscht zu sein, wenn man