Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diane Meerfeldt
Издательство: Bookwire
Серия: Erika Roman Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931070
Скачать книгу
haben den Räuber gefangen?« fragte Antonius Kallweit ungläubig.

      »Ja, in der Besenkammer steckt er. Ist denn etwas gestohlen worden? Nun erzählen Sie doch schon, Herr Kallweit!«

      Der deutete nur auf den offenen Tresor. »Mein Gott!« stöhnte Wanda.

      Antonius Kallweit wuchs über sich hinaus. Er wußte jetzt plötzlich, wie er sich zu verhalten hatte. All seine Ängstlichkeit und Nervosität fiel von ihm ab. Lisbeth brauchte ihn.

      »Es ist genauso gekommen, wie wir es erwartet haben. Es ist Fräulein Lisbeths und mein Verdienst, daß dieser Verbrecher auf frischer Tat ertappt worden ist.«

      »Wie bitte?« verwunderte sich Wanda. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, Herr Kallweit?«

      »Aber natürlich, ich will es Ihnen genau erzählen. Fräulein Lisbeth hatte den Menschen kennengelernt und sehr bald gemerkt, daß es ein Betrüger ist, nicht wahr, Fräulein Lisbeth?«

      Die sah Kallweit mit großen verständnislosen Augen an.

      »Jaja!« stotterte sie dann. »Uwe von Hassen ist ein Betrüger.«

      »Wie heißt der Kerl?« schaltete Wanda sich noch einmal ­dazwischen. »Uwe von Hassen? Da haben Sie wohl gedacht, Sie bekämen einen adligen Freund?«

      Kallweit mußte erst einmal schlucken, bevor er sich wieder vor Lisbeth stellte. Es kränkte ihn doch, daß diese sich so sehr an den fremden Mann gehängt hatte. Aber wenn er sie anblickte und ihre große Angst sah, da wußte er, daß es für ihn gar keine Wahl gab, er mußte ihr helfen. »Fräulein Lisbeth hatte den Mann sehr schnell durchschaut. Vor ein paar Tagen hat sie sich mir anvertraut. Es war ganz klar, daß dieser Kerl hier einbrechen wollte. Aber wir mußten Beweise haben. Und da haben wir das hier eben arrangiert.«

      Lisbeth blickte ungläubig auf Antonius Kallweit. Wie kam er nur darauf, diese unwahre Geschichte zu erzählen? Aber er rettete sie damit, ja, das tat er. So ein guter Mensch war Antonius Kallweit. Wenn sie das doch nur früher erkannt hätte!

      »Sie haben das hier arrangiert?« fragte Wanda ungläubig. »Darum hat sich wohl auch Lisbeth das Kleid vom gnädigen Fräulein angezogen, wie?«

      Kallweit mußte abermals schlucken.

      Er blickte Lisbeth an. Ihre Augen hingen an seinen Lippen. Er begriff, daß er ihr Schicksal in seinen Händen hielt, und da war es wieder ganz ruhig in ihm. Sie bereute ihre Torheit längst, sagte er sich, niemals mehr wird sie den Versprechungen eines Verführers glauben. War es also nicht sogar ganz gut, daß dies alles passierte? Lisbeth war bestimmt nicht schlecht, und ihren Leichtsinn würde sie nun für immer unterdrücken.

      »Jawohl, so war es«, bekräftigte Kallweit, »wir haben den Mann hierher gelockt. Dann jedoch hat er uns übertölpelt. Erst im letzten Augenblick konnte ich die Alarmanlage in Tätigkeit setzen. Aber es ist ja noch mal alles gutgegangen. Wie haben Sie ihn nur so schnell fangen und einsperren können?«

      »Ich habe ihn nur aufgehalten«, erklärte Wanda bescheiden. »Fritz und der Gärtner haben ihn eingesperrt. Jetzt müssen wir die Polizei benachrichtigen.«

      Kallweit bekam einen heftigen Schreck. Natürlich, die Polizei mußte benachrichtigt werden. Aber würde diese ihm seine Geschichte ebenfalls glauben?

      Er sah zu Lisbeth hinüber und bemerkte, daß sie noch blasser geworden war.

      *

      Frau Magdalene Gräfenhan kam am nächsten Tage auf das Telegramm hin, das man ihr sofort geschickt hatte, zurück. Nachdem sie ihr Gepäck zu Hause abgestellt hatte, fuhr sie sofort zur Polizei. Dort teilte man ihr die näheren Zusammenhänge mit. Sie konnte nur immer wieder mit dem Kopf schütteln.

      Dieser Antonius Kallweit! Niemals hätte sie ihm soviel Geistesgegenwart zugetraut. Gewiß, er war ein tüchtiger Sekretär, aber so ängstlich und ungeschickt. Sie hatte sich schon mit dem Gedanken getragen, ihn bald wieder zu entlassen.

      Nun war sie ihm zu großem Dank verpflichtet, nicht nur ihm, sondern auch Lisbeth.

      Wenn sie es recht bedachte, dann waren auch Wanda, der Hausdiener Fritz, die Köchin und der Gärtner entscheidend an dem Erfolg beteiligt. Sie hatte eben doch tüchtiges Personal. Auf ihre Menschenkenntnis konnte sie sich verlassen. Schon bald mußte sie eine Kaffeegesellschaft geben. Die Damen waren sicher sehr neugierig. Sie sah sich bereits als den glänzendenden Mittelpunkt, und das stimmte sie sehr froh.

      »Einige Zusammenhänge sind uns noch nicht ganz klar, gnädige Frau«, sagte der Kriminalbeamte, der den Fall bearbeitet hatte. »Jedenfalls ist uns mit diesem Uwe von Hassen alias Paul Bernhard ein lange gesuchter, internationaler Juwelendieb in die Hände gefallen. Er ist soweit geständig, besser gesagt, er hat zu all den Angaben, die Herr Kallweit und Ihr Fräulein Schmieder machten, nur bestätigend genickt. Er hat wohl erkannt, daß seine Laufbahn für lange Zeit beendet ist. Etwas Unangenehmes allerdings habe ich Ihnen noch mitzuteilen, gnädige Frau.«

      »Bitte, und das wäre?« fragte Frau Gräfenhan, die bereits in Gedanken die Sätze formulierte, mit denen sie innerhalb ihres Bekanntenkreises das Geschehen erzählen wollte.

      »Wir haben uns natürlich dafür interessiert, warum Paul Bernhard, entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten, sich gerade hier betätigte. Sie müssen wissen, daß er sonst hauptsächlich große Hotels unsicher macht, und da haben wir etwas sehr Eigentümliches erfahren. Herr Bernhard ist mit Ihrem Herrn Gemahl bekannt, gnädige Frau!«

      Gerade noch hatte Frau Gräfenhan in lässiger Würde, elegant und damenhaft vor dem Beamten gesessen und ihn ein wenig hochmütig betrachtet. Jetzt begann sie plötzlich zu zittern.

      »Das ist doch nicht möglich!« kam es gepreßt von ihren Lippen.

      »Beruhigen Sie sich, gnädige Frau, es ist eine Zufallsbekanntschaft, soviel wissen wir schon. Ihr Mann hatte das Spielkasino in Baden-Baden besucht und an diesem Tage anscheinend gut gewonnen, sonst hätte sich Paul Bernhard bestimmt nicht an seine Fersen geheftet. Kurzum, die beiden wurden miteinander bekannt, es ist dann an diesem Abend noch viel getrunken worden. In diesem Zusammenhang muß Ihr Mann dann von Ihnen, gnädige Frau, und von Ihrem Fräulein Tochter erzählt haben. Wir werden Ihren Herrn Gemahl darüber noch vernehmen müssen, gnädige Frau, um uns ein abschließendes Urteil bilden zu können.«

      »Mein Mann soll hierherkommen?« fragte Magdalene Gräfenhan aufgebracht.

      Der Beamte wandte sich zur Seite und machte sich an seinem Aktenschrank zu schaffen. Er tat das eigentlich nur, um sein Lächeln zu verbergen. Ihm war inzwischen bekanntgeworden, in welchem Verhältnis die beiden Eheleute zueinander standen. Das ging ihn nichts an, natürlich nicht, aber sein redliches Gemüt empfand so etwas wie eine Genugtuung darüber, daß diese im Grunde doch recht überhebliche Dame der ersten Gesellschaft auch ihre Sorgen mit sich herumzuschleppen hatte.

      »Möglicherweise genügt es«, sagte er jetzt, »daß Ihr Gatte bei der dortigen Polizeibehörde seine Angaben zu Protokoll gibt.«

      »Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, bekannte Frau Gräfenhan, »wenn Sie in dieser Weise verfahren könnten.«

      »Wir werden sehen, was sich machen läßt.«

      Als Frau Gräfenhan dann wieder im Wagen saß und zu ihrer Villa hinausfuhr, waren ihre Gedanken bei ihrem Mann Harald. War es nicht ein Wink des Schicksals, daß sie nun von ihm hörte? Sie würde ihm die Scheidung antragen, ja, sie war sogar bereit, ihm eine kleinere Summe Geldes zur Verfügung zu stellen, wenn sie nur wieder frei war.

      Sprunghaft wanderten ihre Gedanken zu Dr. Sörensen. Er hatte sich noch nicht wieder in ihrem Hause sehen lassen. Wahrscheinlich war er immer noch bei seinem Freund auf Birkenhöhe. Aber er würde kommen, sie glaubte fest daran…

      *

      »Herr Kallweit, ich danke Ihnen, daß Sie sich so geschickt und umsichtig verhalten haben.«

      Magdalene Gräfenhan reichte ihrem Sekretär freundlich die Hand. Der glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Noch niemals hatte Frau Gräfenhan ihm soviel Achtung entgegengebracht, nicht