Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diane Meerfeldt
Издательство: Bookwire
Серия: Erika Roman Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931070
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dann ein angeregtes Plauderstündchen. Die Tante war auch weiterhin bemüht, durch viele Zwischenfragen die Lebensumstände ihres Gastes so genau wie möglich zu erforschen.

      Als Sörensen dann endlich ging, nahm sie sich vor, mit ihrer Schwester ein ernstes Wort zu sprechen. Mochte Magdalene noch so sehr gewillt sein, jedwede Bekanntschaft von Inge vorerst fernzuhalten, hier mußte eine Ausnahme gemacht werden. Es war immer noch besser, wenn man der Tochter eine gewisse Freiheit ließ, weil man dann wenigstens erwarten konnte, daß sie keine Geheimnisse hatte.

      Inge brachte Eberhard Sörensen bis vor das Gartentor.

      »Sehen wir uns morgen nachmittag draußen am Waldsee?« fragte er.

      »Ich werde dort sein«, flüsterte Inge.

      Eberhard Sörensen war so guter Dinge, wie seit langem nicht. Als er auf Birkenhöhe eintraf, kam ihm sein Freund Axel bereits in der Halle entgegen.

      »Wo hast du dich eigentlich den ganzen Nachmittag über herumgetrieben? Hattest du wieder einmal dringend Post ins Dorf zu bringen?«

      »So ungefähr.«

      »Hör mal, mein Lieber, du verschweigst mir etwas! Entweder hast du dich bei mir in den letzten beiden Tagen wirklich so prächtig erholt, oder deine Munterkeit hat einen anderen Grund.«

      »Komm, Axel, laß uns einer guten Flasche Wein den Hals brechen«, umging Sörensen eine Antwort.

      *

      Am nächsten Tag fuhr Eberhard Sörensen gleich nach dem Mittagessen in den Wald hinaus. Zu dieser Zeit brauchte er am wenigsten zu befürchten, irgendwelchen neugierigen Menschen zu begegnen. Auch Axel war zu dieser Zeit in seinem Arbeitszimmer.

      Warum machte er eigentlich ein Geheimnis aus seiner Liebe zu Inge? überlegte er unterwegs.

      Es war Urlaub, köstlicher Urlaub, den er durch nichts gestört wissen wollte. In einigen Tagen schon würde ihn der Alltag wieder an seinen Schreibtisch bannen. Dann würde ihm jede Stunde, die er mit Inge nicht hatte zusammen sein können, leid tun. Und dann kam auch der schwere Weg zu Inges Mutter.

      Ja, er wollte diesen Weg sofort gehen, wollte nichts auf die lange Bank schieben. Inge sollte seine Frau werden.

      Das beglückende Gefühl, bald einen Menschen um sich zu haben, den er über alles liebte und dem er den Himmel auf Erden bereiten wollte, ließ die Welt so strahlend schön erscheinen, daß er es gar nicht abwarten konnte, endlich an dem stillen See zu sitzen und vor sich hin zu träumen.

      Als er sich dann in den sonnenwarmen Sand legte, dehnte er sich behaglich.

      Ja, die Welt war schön!

      Waren Minuten vergangen? Waren es Stunden? Er wußte es nicht. All seine Gedanken waren bei Inge. Seine Villa mußte umgebaut werden, fiel ihm plötzlich ein. Sie war unmodern, er hatte sich bisher nie viel darum gekümmert. Inge sollte selbst sagen, wie sie es haben wollte.

      Das Knacken von Zweigen schreckte ihn aus seinen Gedanken. Erwartungsvoll blickte er auf.

      Ja, es war Inge.

      Eilig stand er auf und ging auf sie zu. Er nahm ihr Rad und stellte es an einen Baum.

      »Warten Sie schon sehr lange auf mich, Herr Sörensen?«

      »Eigentlich schon seit dem ersten Tag, an dem ich Sie sah. Ich habe stets gewartet und gehofft, Sie wiederzusehen«, lächelte er sie an. »Wenn ich doch wüßte, ob es Ihnen ebenso geht.«

      Ein flüchtiges Rot huschte über Inges Gesicht.

      »Ich hätte nicht gedacht, Sie hier schon so früh zu treffen, aber ich habe es einfach nicht länger zu Hause ausgehalten. Haben Sie schon gebadet?«

      »Bis jetzt noch nicht.«

      »Dann lassen Sie uns gleich hineinspringen.«

      Eberhard Sörensen war es zufrieden. Höflich zog er sich zurück, damit sie sich erst einmal umziehen konnte.

      Später lagen sie in der Sonne. Sie sprachen kaum. Aber das war eigentlich vom ersten Tage an so bei ihnen gewesen.

      Wie ebenmäßig Inge gewachsen war!

      Ihre straffe sportliche Figur übte einen unwiderstehlichen Zauber auf ihn aus. Die braune Haut kontrastierte mit dem blonden Haar und ließ ihre Augen noch heller leuchten.

      Jetzt blickte sie ihn an. Groß und fragend war dieser Blick. Da ergriff er ihre Hand.

      Lange saßen sie so.

      »Es wird kühl«, flüsterte Inge.

      Behutsam legte Sörensen seine Jacke um sie. Ganz nahe waren sie jetzt einander.

      Eberhard Sörensen neigte sich über sie und küßte die ihm zugewandten halbgeöffneten Lippen.

      Inge wehrte sich nicht. Steif und wie erstarrt lag sie in seinem Arm, die großen Augen weit geöffnet.

      Dann jedoch löste sich der Bann. Sörensen fühlte, wie sich zwei weiche Arme um seinen Nacken legten, spürte, wie sie ihn wiederküßte. Leidenschaftlich drückte er sie an sich.

      *

      Frau Magdalene Gräfenhan war für einige Tage verreist. Sie besaß mehrere Mietshäuser und war der Meinung, daß sie sich darum einmal selbst kümmern mußte. Ihr Verwalter arbeitete nicht so, wie sie glaubte, es erwarten zu können.

      Sie war nicht sehr gern fortgefahren, hoffte sie doch, daß Dr. Sörensen, wenn er den Aufenthalt bei seinem Freund auf Birkenhöhe beendete, zu einem Besuch bei ihr vorbeikam.

      Sie hatte sich inzwischen genau überlegt, wie sie sich ihm gegenüber verhalten wollte, besser gesagt, wie sie sich verhalten mußte, um ihm näherzukommen. Es ging ihr dabei ganz eigentümlich. In all den letzten Jahren hatte sie sich für Männer eigentlich überhaupt nicht interessiert, vielmehr hatte sie sich ausschließlich damit beschäftigt, ihr Vermögen zu verwalten und das in ihrem Besitz befindliche Kapital so anzulegen, daß es einen möglichst großen Nutzen abwarf.

      Und sie konnte sich schmeicheln, daß ihr dies gut gelungen war. An ihren Mann Harald hatte sie all die Jahre über kaum gedacht, sie wußte nicht einmal genau, wo er sich gegenwärtig aufhielt.

      Irgendwo wird er herumzigeunern, meinte sie. Und diese Überzeugung gab ihr so etwas wie Genugtuung.

      Aber hatten sie sich nicht einmal geliebt? Ja, das hatten sie! Lange war es her. Sie jedenfalls hatte keine guten Erfahrungen mit der Liebe gemacht. Nach ihrer Meinung war es höchste Zeit, daß sie sich endgültig von Harald trennte und die Scheidung einreichte.

      Frau Gräfenhan war sachlich und nüchtern genug, um sich zu sagen, daß sie im Begriff war, sehr unlogisch zu handeln.

      War sie nicht drauf und dran, sich erneut zu verlieben?

      Nein, sie wollte dieses dumme Wort »Liebe« nicht gebrauchen. Ein falsches Bild entstand dadurch.

      Dr. Sörensen gefiel ihr, als Mann gefiel er ihr. Und für sie gehörte zu einem Mann Tüchtigkeit und Erfolg. Wenn dieser Mann dann noch gut aussah, nun, dann konnte es sie, Magdalene Gräfenhan, schon so weit bringen, daß ihre Sympathie diesem Mann gegenüber einem festen Ziel zustrebte.

      Dabei dachte sie natürlich auch an die gesellschaftliche Stellung, die sie neben diesem Mann einnehmen würde. Ja, das war mit entscheidend, sie gestand sich das ganz offen ein und empfand es durchaus nicht als charakterlos, so zu denken. Ganz im Gegenteil, Menschen, die anders dachten und handelten, waren nach ihrer Meinung dumm und für diese Welt unbrauchbar.

      Während Magdalene Gräfenhan sich mit all diesen Dingen beschäftigte, erlebten ihre Angestellten so etwas wie einen schon lange verdienten Urlaub.

      In der Villa Gräfenhan ging man nicht mehr gar so bedrückt umher. Das ängstliche Gesicht des Sekretärs Antonius Kallweit hatte sich in einer wunderbaren Weise aufgehellt. Das fiel sogar Lisbeth auf, die sich sonst gern ein wenig über ihn lustig machte.

      Jedenfalls war es so, daß man sich mit