Erika Roman Staffel 1 – Liebesroman. Diane Meerfeldt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Diane Meerfeldt
Издательство: Bookwire
Серия: Erika Roman Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740931070
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stand sofort auf, als er Lisbeth eintreten sah. Mit einem nur schlecht unterdrückten mokanten Lächeln blickte er auf das Abendkleid, das unter dem dürftigen Mäntelchen hervorsah, dann jedoch ging er auf sie zu, küßte ihr die Hand.

      »Guten Abend, gnädiges Fräulein, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, daß Sie gekommen sind. Gestatten Sie?« Er nahm ihr den Mantel ab, winkte lässig der Serviererin, die eilig herbeikam und den Mantel zur Garderobe trug.

      »Nehmen wir dort drüben Platz?« fragte Uwe und sah Lisbeth mit einem bestrickenden Lächeln an.

      »Gern!« hauchte Lisbeth. Sie sah, daß es einige der wenigen Nischen waren, die man hier offensichtlich für junge Paare eingerichtet hatte. Sie nahmen Platz, und der Mann gab, nachdem er Lisbeth nach ihren Wünschen gefragt hatte, eine umfangreiche Bestellung auf.

      »Ich wäre so froh, wenn ich Ihre geschätzte Frau Mutter kennenlernen könnte«, sagte Uwe später, »aber ich kann verstehen, daß Sie erst dann von meiner Existenz erzählen wollen, wenn unsere Bekanntschaft sich vertieft hat.« Er sah sie bedeutungsvoll an. »Haben Sie nicht längst gespürt, Lisbeth, wie sehnsüchtig Ihnen mein Herz entgegenschlägt?«

      Lisbeth errötete und sah ihn mit großen verlangenden Augen an. Ja, so mußte ein Mann sprechen! Das klang ganz anders als das Gestammel Kallweits. Man merkte eben sofort, daß man einem gewandten welterfahrenen Mann gegenüber saß.

      »Auch mir geht es so, Herr von Hassen. Sie müssen mir glauben, daß ich längst Ihrem Wunsch entsprochen und Sie meiner Mama vorgestellt hätte. Leider jedoch ist sie verreist.«

      Lisbeth sah nicht das Aufblitzen in den Augen des Mannes.

      »Ihre verehrte Frau Mama befindet sich auf Reisen?« versicherte sich Uwe noch einmal des Gehörten.

      Lisbeth machte ein spitzbübisches Gesicht, sie sah jetzt wirklich reizend aus.

      »Eigentlich hätten Sie es sich denken können, Herr von Hassen. Glauben Sie, daß ich sonst jeden Abend für Sie Zeit hätte? Meine Mutter ist eine strenge Erzieherin.«

      Der Mann verneigte sich halb. »Ihr zukünftiger Mann wird Ihrer Frau Mutter dafür großen Dank wissen.«

      Lisbeth sah sich um. Auf einmal war es ihr gar nicht mehr recht, daß hier so wenig Menschen waren. Sie war auf der Höhe ihres Glückes, und es würde ihr ein ganz besonderer Genuß sein, von anderen Frauen beneidet zu werden.

      »Wollten wir heute nicht in eine Bar gehen, Herr von Hassen?« fragte sie ganz aus diesen Gedanken heraus.

      Uwe warf ihr einen prüfenden Blick zu. Gewiß, er würde sich mit ihr sehen lassen können. Aber es ging ja nicht. Er besaß gerade noch genug Geld, um hier die Rechnung bezahlen zu können. Es war höchste Zeit, daß er endlich den geplanten Coup landen konnte. Wenn es ihm nicht soviel Spaß gemacht hätte, mit diesem süßen eitlen Geschöpfchen zunächst ein wenig zu spielen, dann wäre bereits alles erledigt.

      Die werte Mama war seit wenigen Tagen verreist, als wenn er das nicht längst wüßte! Doch nun durfte er wirklich keine weitere Zeit vergeuden.

      Zunächst setzte er erst einmal das betretendste Lächeln auf, dessen er fähig war. Langsam, als würde er sich der Taktlosigkeit bewußt sein, legte er seinen Arm um Lisbeths Schultern.

      »Lisbeth«, flüsterte er und beschleunigte sein Atmen, »verzeihen Sie mir, wenn ich die Grenzen verletze und meine leidenschaftliche Zuneigung nicht mehr zurückhalten kann, ja, ich habe Ihnen versprochen, diesen Abend in einer exklusiven Bar zu verbringen, unter Menschen, die zu unseren Gesellschaftskreisen gehören. Aber wir wären dort nicht allein. Lisbeth, hören Sie mich an, ich muß es Ihnen endlich sagen, ich liebe Sie und will Sie auf meinen Händen durch das Leben tragen.«

      Lisbeth mußte die Augen schließen. Er hat es gesagt, endlich hat er es gesagt, hämmerte es in ihrem Kopf. Oh, sie war ja so glücklich! Später, wenn sie verlobt waren, wollte sie ihm die volle Wahrheit sagen, wollte sie bekennen, daß sie ein einfaches kleines Mädel war. Uwe würde ihr verzeihen, davon war sie ganz fest überzeugt, dann würde er längst erkannt haben, daß er sich gar keine bessere und liebere Frau wünschte.

      »Liebst du mich auch, Lisbeth«, flüsterte es an ihrem Ohr.

      »Ja, Uwe, ich liebe dich.«

      »Ich danke dir, du machst mich so glücklich!« beteuerte Uwe.

      Uwe von Hassen bestellte noch ein Glas Wermut. Es gehörte mit zu seinem Plan, daß Lisbeth möglichst viel durcheinandertrank, ihm selbst machte das nichts aus, er war andere Mengen gewohnt.

      Endlich war es nach seiner Meinung Zeit, hier aufzubrechen. Er bezahlte, half Lisbeth in den Mantel, und Arm in Arm gingen sie dann hinaus.

      »Ich bin so glücklich«, flüsterte Lisbeth.

      Sie war es wirklich. Hätte sie sich noch vor Wochen träumen lassen, daß sie einmal einem so vornehmen Mann angehören durfte? Elisabeth von Hassen würde sie dann heißen, wie das klang!

      »Lisl!« flüsterte Uwe unterwegs. »Wenn es mir schon nicht vergönnt ist, deine verehrte Frau Mutter kennenzulernen, wäre ich dir dankbar, wenn ich mich wenigstens für einige Stunden der Atmosphäre eures Hauses hingeben dürfte. Ist das Dienstpersonal nicht verschwiegen? Darfst du mich nicht zu einer Tasse Tee mit nach Hause nehmen? Ich wäre so glücklich darüber.«

      Lisbeth biß sich erschrocken auf die Lippen. Was Uwe da verlangte, konnte sie das tun?

      »Es wird niemand mehr wach sein, Uwe«, sagte sie abwehrend.

      »Aber Liebste«, bat der Mann, »du sollst dich ja nicht in die Küche stellen, nein, das will ich natürlich nicht. Dann sitzen wir eben so ein Stündlein beisammen. Wenn deine Mutter zurück ist, werden wir vor sie hintreten. Sie wird uns verzeihen, selbst wenn jemand über meinen heutigen Besuch sprechen sollte.«

      Als wenn es das wäre! dachte Lisbeth. Dann allerdings sagte sie sich, daß sie seinen Wunsch vielleicht doch erfüllen müßte.

      Ging alles gut, dann konnte kommen, was da wollte, niemals würde er daran zweifeln, daß sie eine wirkliche Gräfenhan war, wenigstens so lange nicht, bis sie ihm die Wahrheit sagte.

      Und wenn man sie nun entdeckte? Sie konnte Uwe schließlich nicht in ihre kleine Kammer hinaufführen. Unten, in den großen, eleganten Wohnräumen mußte sie sich mit ihm zusammen aufhalten.

      »Nicht wahr, du wirst es tun?« fragte Uwe und ließ ihr keine weitere Zeit zum Nachdenken.

      Mechanisch nickte Lisbeth. Sie fühlte ein Verhängnis auf sich zukommen. Aber nein, es konnte ja alles gutgehen, es mußte einfach alles gutgehen. Dann würde er ihr auch später glauben, wenn sie in einem einfachen Kleid zu ihm kam und ihm erzählte, daß sie von zu Hause fortgelaufen wäre.

      Um Uwes Lippen legten sich scharfe Falten. Er war jetzt ganz wach. Dieses kleine Mädchen an seiner Seite bereitete wirklich keinerlei Schwierigkeiten. Gut, daß er sich so gestellt hatte, als glaubte er ihr. Zugegeben, daß sie die Rolle der Gräfenhanschen Tochter recht gut spielte. Vielleicht wäre er wirklich darauf hereingefallen, wenn er nicht sehr genau gewußt hätte, daß diese Tochter Inge und nicht Lisbeth hieß, und daß sie hellblondes Haar hatte.

      Der Mann drängte sie mehr und mehr in die Richtung zur Gräfenhanschen Villa. Er hatte sich mit den Örtlichkeiten längst eingehend vertraut gemacht. Hoffentlich kam das alte Glück, das ihn früher nie verlassen hatte, endlich wieder zurück. Frau Gräfenhan sollte steinreich sein, er wußte es ganz genau, sozusagen aus erster Hand. Ihr eigener Mann hatte es ihm leichtsinnigerweise erzählt!

      Eine halbe Stunde später standen sie vor der Gräfenhanschen Villa. Lisbeth war nun doch voller Angst, aber es war zu spät. Wie gut, daß sie heute ausnahmsweise die Schlüssel für das Hauptportal eingesteckt hatte!

      Sie drückte das schmiedeeiserne Gartentor auf. Wie abscheulich der Kies knirschte! Auch Uwe schien das zu stören. Er zog sie zum Rasen hinüber. Geräuschlos näherten sie sich der Haustür.

      Leise öffnete Lisbeth die Tür. Das