STRATTON: DIE GEISEL. Duncan Falconer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Duncan Falconer
Издательство: Bookwire
Серия: Stratton
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352827
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dem Gewehr bequem in steilem Winkel nach unten feuern konnte.

      Er presste die Enfield SLR fest an seine Schulter und schrie in sein Sprechgerät, um das Geräusch des Rotors zu übertönen. »Meine Seite in Richtung des Busses halten! … Haben Sie verstanden?«

      »Ja«, erwiderte der Pilot, auch wenn er durch etwas anderes abgelenkt war, das ihm ziemliche Bauchschmerzen bereitete.

      »Nach vorn. Einfach vor dem Bus bleiben!«, fuhr Stratton fort, als er den Lauf hob, um daran entlang das Ziel anvisieren zu können.

      Der Pilot kippte die Nase des Helikopters ein wenig nach vorn, ging tiefer, etwa auf Höhe eines Hausdaches, und flog neben dem Bus her.

      »Davor, davor!«, rief Stratton, und gab dem Piloten mit der Rechten ein Zeichen, schneller zu fliegen. Er wollte weiter vor dem Bus sein, um klare Schusslinie nach hinten auf den Fahrer zu haben, aber der Pilot steuerte den Hubschrauber nicht so, wie er das wollte. »Vor den Bus, verdammt!«

      Der Pilot beschleunigte die Gazelle und überholte langsam den Bus, dessen Windschutzscheibe in Sicht kam. Stratton hob das Visier der Waffe auf Augenhöhe und zielte, die giroskopische Stabilitätshilfe half dabei, das Gewehr auf fast magische Weise in seiner Hand zu stabilisieren. Plötzlich wich der Bus aus und versuchte, unter den Helikopter zu fahren. Der steilere Winkel machte es für Stratton schwierig, zu treffen.

      »Nach rechts, verflucht! Rechts!«, rief er.

      Der Pilot zog steil scharf nach rechts und drehte dann wieder nach links bei, um Stratton freie Sicht auf die Busfront zu geben, aber seine Unruhe steigerte sich noch. »Was, wenn Sie Ihren eigenen Mann treffen?«, schrie er.

      Stratton machte sich zum Schießen bereit. »Höchstens, wenn er den Wagen steuert«, murmelte er, während er leichten Druck auf den Abzug ausübte. Stratton konnte die beiden Männer vorn im Wagen deutlich sehen. Der Fahrer blickte zu ihm hoch. »Ruhig«, sagte Stratton.

      Sean löste den Blick von der Lücke in der Hecke, auf die er zugesteuert hatte, um den Mann sehen zu können, der aus dem Helikopter hing und mit seinem Gewehr direkt auf ihn zielte. Er versuchte, abwechselnd nach links und rechts auszuweichen, aber seine Möglichkeiten in den Süden zu kommen waren begrenzt.

      »Auf die Lücke zuhalten!«, brüllte Brennan, der endlich über die Grenze wollte.

      »Erschieß ihn!«, brüllte Sean zurück.

      »Du hast es fast geschafft. Fahr, du Bastard!«

      Stratton behielt das Ziel im Visier. In dem Moment, als er den Abzug drückte und schoss, drehte der Hubschrauber hart bei und vom Ziel weg. Stratton konnte nicht glauben, was gerade passierte. Er schoss herum und erwartete, irgendeinen katastrophalen Grund zu sehen, wieso der Pilot den Kurs geändert hatte, aber da war nichts.

      »Wieso haben Sie abgedreht?!«, schrie er.

      »Die Hecke war die Grenze.«

      »Was?«, brüllte Stratton ungläubig.

      »Ich fliege nicht über die Grenze«, sagte der Pilot bestimmt. Er hatte jeden Kampf mit Stratton bisher verloren, aber dieses Mal hatte er das Gesetz auf seiner Seite, sowohl internationales als auch Militärrecht.

      »Verfolgen Sie weiter diesen Bus«, sagte Stratton mit gefährlichem Tonfall.

      »Das werde ich nicht.«

      »Niemand wird Sie dafür zur Verantwortung ziehen.«

      »Wer glauben Sie, dass Sie sind?«

      »Sie schicken einen Mann in den sicheren Tod wegen eines Stückchen Luftraums?«

      »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich kann die Grenze nicht überqueren und das ist mein letztes Wort. So lauten die Befehle und ich schätze mal, die gelten für Sie genauso.«

      »Haben Sie irgendeine Vorstellung, was die mit dem Mann machen werden?« Der Pilot widerte Stratton an.

      »Diesmal werden Sie nicht gewinnen. Niemand hat die Autorität, mich dazu zu bringen, über die Grenze zu fliegen, weder Sie, noch ihr gottgleicher Vorgesetzter.«

      »Wenn Sie Spielchen spielen wollen, bitte.« Stratton holte seine Pistole aus dem Holster, schob sie zwischen die Beine des Piloten und drückte beiläufig ab. Die Kugel schlug durch den Sitz in die kugelsichere Verkleidung des Bodens. Dem Piloten klopfte das Herz bis zum Hals. Er wäre wohl aus dem Sitz gesprungen, wenn er nicht angeschnallt gewesen wäre. Irgendwie schaffte er es, das Höhenruder und den Steuerknüppel in der Hand zu behalten, während der Helikopter schlingerte und an Höhe verlor. Stratton sah ihn weiter wütend an und wartete auf die Entscheidung des Piloten.

      »Sie sind verrückt!«, brüllte er.

      »Und Sie werden in fünf Sekunden keinen Schwanz mehr haben – und das ist nicht das Ende, glauben Sie mir«, erwiderte Stratton. Er drückte den Pistolenlauf gegen den Schritt des Piloten. Der zuckte zusammen.

      »Sie sind wirklich verrückt«, schrie der Pilot, vor Schmerz genauso wie vor Entsetzen.

      »Falls es bei Ihrer Entscheidung hilft – der Kerl im Bus ist ein Dutzend von Ihrer Sorte wert. Ich habe oft genug in solchen Kisten gesessen, um zu wissen, wie man die landet.«

      »Sie würden den Rest Ihres Lebens hinter Gittern sitzen!«

      »Wirklich? Wir wurden abgeschossen und Sie sind zu einem Stückchen Kohle verbrannt – wieso sollte ich dafür ins Gefängnis? Schluss mit dem Geschwätz. Sie haben drei Sekunden, um den Bus zu verfolgen. Zwei … eins …«

      Als das Hochleistungs-Geschoss durch die Windschutzscheibe drang, gerade als der Helikopter beidrehte, dachte Sean, er sei ein toter Mann, bis er Brennan schreien hörte und sah, wie das Blut zwischen seinen Fingern hervorspritzte, mit denen er sein Bein hielt. Die Kugel war glatt hindurchgegangen, hatte den Knochen verfehlt, aber ein Stück Fleisch herausgerissen. Es dauerte eine Sekunde, bis der Schmerz Brennans Gehirn erreichte und ihm aufging, dass er angeschossen worden war.

      Als die anderen feststellten, dass der Helikopter beigedreht hatte, konnten sie es zuerst nicht glauben. Brennan war zu sehr unter Stress, um es zu bemerken, bis sie durch die Hecke gerast waren und sich damit auf der anderen Seite der Grenze befanden. Sean schrie, die Gazelle sei weg, und die anderen blickten durch die Heckscheibe und bestätigten es. Brennan sah die Gazelle im Außenspiegel. Sie war immer noch im Norden und hatte abgedreht. Trotz des heftig brennenden Schmerzes in seinem Oberschenkel grinste er, als die anderen in wilden Jubel ausbrachen.

      »Die Schweinehunde bleiben im Norden! Die Bastarde bleiben im Norden!«, rief er und konnte kaum glauben, was er da sah. Er riss mehrere Streifen Stoff von seinem Hemd und band sein Bein ab, um den Blutfluss zu stoppen. Der Anblick des machtvollen Feindes, der die Jagd aufgrund einer unsichtbaren Barriere abgebrochen hatte, wirkte schmerzlindernd genug. Sie schrien dem Helikopter Obszönitäten zu und feierten, klatschten in die Hände, stampften mit den Füßen und hämmerten auf die Kiste, in der Spinks lag, als wäre es eine Trommel.

      Sean strahlte, als er mit dem Bus auf dem Feld Schlangenlinien fuhr. Brennan klopfte ihm mit einer blutigen Hand auf die Schulter. »Gut gemacht, Kumpel. Gut gemacht! Fantastisch gefahren. Verdammt fantastisch gefahren. Du hast heute Geschichte geschrieben, mein Freund, das ist sicher. Wir alle«, rief er.

      Sean steckte einen Finger in das Einschussloch in der Windschutzscheibe. »Das war scheiß knapp.«

      »Knapp? Mich hat's erwischt, oder nicht, du Bastard«, sagte Brennan.

      Die anderen brachen in Gelächter aus, hauptsächlich, weil die Anspannung von ihnen abfiel. Selbst Brennan nahm es mit Humor und lachte.

      »Ich wusste, die würden nicht einfach über die Grenze fliegen«, sagte Brennan. »Ich wusste es, verdammt noch mal. Deswegen habe ich gesagt, du sollst weiterfahren. Ich wusste, die würden nicht drüberfliegen, die feigen Hunde.«

      »Einen Moment dachte ich, das wäre ein beschissener Pink«, sagte Sean.

      »Scheißegal, ob es einer war oder nicht«, sagte Brennan. »Wir