STRATTON: DIE GEISEL. Duncan Falconer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Duncan Falconer
Издательство: Bookwire
Серия: Stratton
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352827
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half Spinks aus der Kiste neben den verletzten Mann, der auf dem Boden des Busses lag und ihnen zusah.

      »Was ist mit dem?«, fragte Spinks.

      »Wie heißt du?«, fragte Stratton den Mann.

      »O … O'Kelly« sagte der Mann und versuchte, zu Atem zu kommen.

      Spinks fragte sich, ob Stratton ihn töten würde. Er wäre nicht im Mindesten überrascht gewesen, wenn er es getan hätte. Das hieß nicht, dass er Stratton gut genug kannte, um sicher zu wissen, dass er es tun würde. Ganz im Gegenteil. Er kannte Stratton gar nicht besonders gut, aber die Gerüchte über ihn ließen seinen Charakter in zweifelhaftem Licht erscheinen.

      »Sieht so aus, als hätte der für heute genug«, sagte Spinks und hoffte, Stratton würde seine Meinung ändern, falls er schon beschlossen hatte, ihn zu töten. Spinks hatte dafür nichts übrig, selbst nach dem, was er heute durchgemacht hatte. Er war kein Mörder.

      Die Augen des Mannes wurden glasig und sein Atem flacher, bevor er ganz versiegte.

      Spinks sah ihn ohne Mitleid oder Freude an. Er registrierte es einfach.

      »Komm schon«, sagte Stratton und half Spinks aus dem Bus. Sie gingen langsam zu der Lücke in der Hecke und Spinks blickte zurück auf die Front des Busses.

      »Verflucht! Gut, dass ich in der Kiste war.«

      Als Stratton ihm durch die Hecke half, hob er seine SLR auf und sie überquerten das Feld bis zu dem wartenden Gazelle-Helikopter. Der kurze Fußweg hatte Spinks Kreislauf in Schwung gebracht, und als sie ihn erreicht hatten, konnte er sich schon fast selbst aufrecht halten.

      »Ich wusste, das warst du. Ich wusste es einfach, verdammt«, sagte Spinks. »Sobald ich die Schüsse hörte, hab ich mir gesagt, das ist Stratton, das kann niemand anderes sein. Dann sind wir gegen 'ne verdammte Mauer gefahren.« Spinks kicherte, bis der Schmerz es zu anstrengend machte.

      Stratton half ihm hinten hinein und dabei, sich auf die Sitzbank zu legen. Während er auf den freiliegenden vorderen Passagiersitz kletterte, hob die Gazelle ab und drehte in Richtung Norden.

      Stratton setzte sein Headset auf, positionierte das Mikrofon vor den Lippen und drückte den Sendeknopf. »Zero Alpha, Whisky One. Ich habe Four Two Charlie. Er hat eine Schusswunde, aber er wird es überstehen. Bin unterwegs in eure Richtung.«

      In der Einsatzzentrale brach Jubel aus. Mike nahm das Handset. »Roger, Whisky One«, erwiderte er. »Irgendwelchen weiteren Opfer?«

      »Zwei, möglicherweise drei Tote, unbestätigt. Mindestens einer ist entkommen.«

      »Verstanden«, sagte Mike. »Wir sehen uns, wenn ihr landet.« Mike legte das Handset weg und lehnte sich im Stuhl zurück. Er sah erschöpft aus. »Schickt einen Abschleppwagen, um One Three Kilo abzuholen«, sagte er zu Graham.

      »Schon unterwegs«, sagte Graham. »Gut gemacht, Boss«, fügte er grinsend hinzu. »Kein schlechtes Ende, alles in allem.«

      Mike war nicht gerade nach Feiern zumute. Seine Gedanken waren woanders. Es gab etwas, worüber er schon in dem Moment nachgedacht hatte, als Spinks gekidnappt wurde, aber das hatte er in einen fernen Winkel seines Gehirns verbannt. »Das ist noch lange nicht vorbei … wir haben mindestens ein großes Problem, das wir lösen müssen.«

      Der stellvertretende Kommandant und der Aufklärungsoffizier sahen sich an, unsicher, was Mike meinen konnte.

      »Falls Sie die Grenzverletzung meinen, das würde ich einem gekidnappten Agenten auf jeden Fall vorziehen«, sagte der Aufklärungsoffizier.

      »Davon rede ich nicht«, sagte Mike. »Das Problem ist sogar noch ernsthafter als das Kidnapping von Spinks.«

      Die anderen sahen sich an, ahnungslos, worum es gehen konnte. Mike sah den verwirrten Blick in ihren Augen und senkte die Stimme, damit nur sie es hören konnten.

      »Spinks Entführung war von Anfang an vorbereitet. Das war wohldurchdacht, gut geplant und durchgeführt. Und beinahe wären sie damit durchgekommen. So etwas knobelt man nicht in ein paar Stunden oder über Nacht aus. Die wussten, dass er vor der Kirche sein würde, im Kofferraum dieses Wagens, und das lange, bevor er dort ankam. Wir haben die Operation vor weniger als zwei Wochen geplant und sie war nur einer Handvoll Mitgliedern der Einheit und der Aufklärung bekannt. Niemand in der RUC oder der regulären Armee wusste davon … also wie hat es die RIRA rausgefunden?«

      Der Aufklärungsoffizier und der zweite Kommandierende schwiegen nachdenklich.

      Kapitel 5

      Zwischen den Wolken konnte Hank immer wieder kurz England sehen. Sein erster Blick auf die Alte Welt war faszinierend, steigerte aber auch das Gefühl der Unruhe, das langsam in ihm gewachsen war. Es war nicht außergewöhnlich, dass Hank nervös war, wenn etwas seine Karriere drastisch beeinflussen konnte. Aber dieses Mal war es anders. Er war unterwegs ins Unbekannte und – das war das Neue daran – er tat es völlig allein.

      Als sein Vorgesetzter vor sechs Monaten erwähnt hatte, dass er auf der Liste für die Position stand, war er begeistert gewesen, aber als es ein paar Monate später offiziell gemacht wurde, begann er, nervös zu werden. Bis dahin hatte er sich nicht erlaubt, an all die Dinge zu denken, um die er sich würde kümmern müssen, aber die Bestätigung brachte eine Unmenge an Bedenken zum Vorschein, und nicht alle hatten mit der Arbeit zu tun. Er hatte vier Monate Zeit, alles zu organisieren, und sein dringlichstes Problem war, was mit dem Haus passieren sollte in den zwei Jahren, die er nicht daheim wäre. Er hatte überlegt, es zu verkaufen, aber als er dies Kathryn vorgeschlagen hatte, drehte sie durch und schimpfte wegen des vielen Geldes und der Zeit, die sie hineingesteckt hatten, um es so schön herzurichten. Hank wusste, dass sie nicht nur wegen des Hauses so entsetzt reagierte. Er beschloss also, es nicht zu verkaufen, und platzierte stattdessen eine Anzeige auf der Homepage des Navy-Newsletters, um es zu vermieten. Diese Option gefiel Kathryn genauso wenig. Sie sagte, sie fühle sich abgestoßen von dem Gedanken, dass völlig fremde Menschen in ihrem Zuhause leben würden. Hank weigerte sich, das verdammte Ding zwei Jahre leer stehen zu lassen und dennoch weiter den Kredit abzuzahlen. Sie gab nach, aber das war nur der Anfang seiner Probleme mit Kathryn.

      Eine weitere Sorge waren Janet und Helen, ihre fünf und sechs Jahre alten Töchter. Er fragte sich, wie sie es finden würden, in ein anderes Land zu ziehen und auf eine fremde Schule zu gehen, aber ihre erste Reaktion war glücklicherweise »cool«. Marty Whelan, der Mann, den Hank ersetzen sollte, stellte sich als große Hilfe heraus. Marty, der mit Frau und Kind dasselbe durchgemacht hatte, was Hank bevorstand, versicherte ihm, dass sich alles finden würde und sie sich in Nullkommanichts eingelebt hätten. Er erinnerte Hank daran, dass die Versetzung zu den Briten schon ein paar Jahrzehnte praktiziert wurde. Die meisten, die vor ihm die Stelle angetreten hatten, waren verheiratet gewesen und hatten Kinder – und sie waren gut damit zurechtgekommen. Hank wusste, er ließ sich zu sehr vom Umzug stressen, und machte Kathryn zum Großteil dafür verantwortlich. Sie war im Moment mit Abstand sein größtes Problem. Er hatte Angst, dieser Schritt würde so ziemlich jeden Aspekt ihrer Beziehung auf die Probe stellen. Das Problem war, sie wollte nicht nach England. Die Gründe dafür waren tief sitzend, familiär bedingt und historisch. Sie hasste die Engländer, hasste einfach alles an ihnen. Nicht dass sie jemals einen einzigen Engländer kennengelernt oder je in England gewesen wäre. Sie war dazu erzogen worden, sie zu hassen.

      Die Stimme des Flugkapitäns erfüllte die Kabine. Er gab bekannt, dass es noch 20 Minuten bis zur Landung waren. Hank fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen braunen Haare. Er hatte selbst nach vier Bieren und vier kleinen Fläschchen Jack Daniels kein Auge zutun können. Er war immer stolz darauf gewesen, überall schlafen zu können, jederzeit, nass oder trocken, auf Felsen oder Federn, aber die Kombination aus neuer Arbeitsstelle und Familiensorgen war mehr, als er je zuvor hatte bewältigen müssen. Letztlich, fand er, könne er mit Kathryns Problemen am besten fertig werden, indem er sie ignorierte. Bei dieser Reise ging es um seine Karriere und nicht um ihre Probleme mit den Engländern. Er würde zwei Jahre beim Special Boat Service (SBS) sein. Wenn er sich gut machte, konnte er sich