Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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Ufer, — »was ist das, — dort ist ein lebhaftes Feuer im Gange!«

      »Man wechselt einige Schüsse beim Rückzuge, — die Brigade Knesebeck marschirt dort ab,« sagte Herr von Wendenstein. —

      »Wir werden von dorther bald den Feind in der Flanke haben!« sagte Herr von Stolzenberg, — und beide Offiziere nahmen ihre Gläser zur Hand und blickten nach der Richtung, welche Graf Kielmannsegge aufmerksam verfolgte.

      »Es ist das Garderegiment,« sagte Herr von Stolzenberg, — »wahrhaftig, sie gehen nicht zurück, sie stehen dicht am Ufer —«

      »Die feindlichen Tirailleurs werden zurückgezogen!« rief Herr von Wendenstein lebhaft.

      »Sie halten —« sagte Graf Kielmannsegge, fortwährend durch sein Glas blickend, — »unsere Bataillone formiren sich, — sie gehen an den Fluß vor — hinein, — hurrah!« rief er, »sie gehen vorwärts zum Angriff!«

      »Und wir stehen hier still!« rief Herr von Wendenstein, seinen Säbel halb aus der Scheide ziehend und wieder mit hellem Klirren zurückstoßend.

      In diesem Augenblick sprengte der Oberst de Vaux mit dem Brigadestabe heran.

      »Das Garderegiment geht über die Unstrut vor!« rief ihm Graf Kielmannsegge entgegen.

      »Ich habe es gesehen!« rief der Oberst, — »und der Teufel mag hier still stehen, — jetzt muß der Würfel fallen, — schlimm genug, daß wir alle die Positionen wieder nehmen müssen, die wir vorher so ohne Weiteres dem Feinde überlassen haben! — Was steht dort in der Nähe?« fragte er seinen Adjutanten.

      »Es ist das erste Bataillon des zweiten Regiments und das erste Jägerbataillon!« erwiederte dieser.

      »Bringen Sie sie schnell hieher!«

      Der Adjutant sprengte zu den in der Nähe stehenden Kolonnen und führte sie im Geschwindschritt dem Obersten zu.

      Dieser stieg vom Pferde und setzte sich an ihre Spitze.

      »Und was soll ich thun?« rief Graf Kielmannsegge.

      »Reiten Sie an der Unstrut herab,« sagte der Oberst, »überschreiten Sie den Fluß, wo Sie können, und handeln Sie nach den Umständen, — wo möglich fallen Sie in die rechte Flanke des Feindes und bringen Sie jene feindlichen Batterieen da drüben zum Schweigen!«

      »Zu Befehl, Herr Oberst!« rief Graf Kielmannsegge. In wenig Augenblicken war das Regiment formirt zum Marsch und dahin ritt es im scharfen Trabe den Fluß entlang.

      Von der Seite her, wo die zwei Bataillone des Garderegiments den Fluß überschritten hatten, drang wieder starkes Gewehrfeuer herüber. Das erste Bataillon unter dem tapfern Oberstlieutenant von Landesberg rückte langsam in gerader Linie gegen Langensalza vor, das zweite Bataillon wendete sich links der Mühle zu, welche hier den Mittelpunkt der feindlichen Position bildete und dem Obersten de Vaux schräg gegenüber lag.

      »Jetzt ist es Zeit!« rief dieser, befahl seinem Adjutanten, der ganzen Brigade die Ordres zum Vorrücken geben zu lassen, und ließ Sturmmarsch schlagen.

      Vor ihm lag eine völlig schutzlose Fläche von vier- bis fünfhundert Schritt, zum Theil mit hoher dichter Rapsfrucht bestanden. Diese ganze Fläche wurde von dem Feuer der feindlichen Linien und von dem der Artillerie auf den dahinterliegenden Höhen bestrichen.

      Die Tambours schlugen, der Oberst hob seinen Degen und in regelrechter Ordnung wie beim Parademarsch stiegen die Bataillone die absinkende Fläche hinab.

      Mächtige Lücken riß das feindliche Feuer in die Reihen, welche, durch das Rapskraut gehindert, nur langsam vorrücken konnten, — aber ruhig schlossen sich die Glieder und in kurzer Zeit standen die Bataillone hart an den Ufern der Unstrut, von wo sie nun ihrerseits ein mörderisches Feuer zum Feinde hinübersendeten, der seine Tirailleure zurückzog und seine ganzen Kräfte um die Mühle konzentrirte.

      Der Uebergang des Garderegiments über die Unstrut und der kühne Vormarsch des Obersten de Vaux war inzwischen von allen Stellungen der Armee aus gesehen worden und hatte eine allgemeine Offensive zur Folge.

      Kein Offizier erwartete einen Befehl; mit lautem Hurrah brachen die Mannschaften aus den Positionen auf, wo sie gerade standen, und rückten vor, wo sie am schnellsten an den Feind kommen konnten und wo sie am wirksamsten in den Gang des Gefechts eingreifen zu können glaubten.

      Ueberall überschritt die Infanterie theils schwimmend die Unstrut und drang gegen die feindlichen Stellungen vor. Die Batterieen, welche vorher zurückgezogen waren, rückten vor und unterstützten den Angriff durch ein unausgesetztes Feuer, und die Kavallerie drang, wo sie konnte, über den Fluß und rückte der Gefechtsgegend zu.

      Die ganze hier operirende feindliche Macht konzentrirte sich um die erwähnte Mühle und ihre Seitengebäude, welche zugleich den Schlüssel zur Stellung des Centrums der preußischen Armee bildete und von einem tiefen Mühlgraben umgeben war.

      Gegen diese Mühle rückte das Garderegiment heran; ihr gegenüber lagen zwei Brücken über die Unstrut, welche durch Barrikaden geschlossen waren und stark vertheidigt wurden.

      Von den Höhen herab rückte eine Kompagnie, von ihrem Hauptmann geführt; ohne aufzuhalten ging sie vor, nahm die Brücken im Sturm und drang von dieser Seite ebenfalls gegen die Mühle vor, — während unter einzelnen Lieutenants kleine Abtheilungen überall den Fluß durchwateten und durchschwammen und von allen Seiten gegen diese feste Position des Feindes heranstürmten.

      Vor dieser Mühle entwickelte sich nun ein lebhaftes Gefecht. Truppen von allen Regimentern, theilweise in kleinen Abtheilungen, vereinigten sich zum Sturm gegen die Gebäude.

      Dreimal stürmten die Lieutenants Köring, Lene und Schneider mit unerhörter Tapferkeit, von Kugeln durchbohrt fiel der Lieutenant Lene an der Spitze seiner Abtheilung, — aber ihre Zahl war zu gering, der Mühlgraben zu tief und das Feuer aus der Mühle zu verheerend.

      Da erschien der Generaladjutant Oberst Dammers hier, um den Stand des Gefechts zu sehen und dem Könige Bericht zu erstatten. Neben ihm ritt der Prinz Hermann Solms, welcher von Ungeduld verzehrt sich die Erlaubniß erbeten hatte, den Generaladjutanten zu begleiten.

      Eben schlossen sich die stark gelichteten Reihen wieder, um einen neuen Sturm gegen die Mühle zu unternehmen.

      Da plötzlich fielen von einer vorgeführten preußischen Batterie her Granaten unter die zum Sturm Bereiten, während ein neues heftiges Zündnadelfeuer aus der Mühle gegen sie begann.

      Die Abteilungen stutzten unter diesem mörderischen Kugelregen.

      Mit zwei Sätzen seines Pferdes war der Prinz in dem Raum zwischen ihnen und der Mühle.

      »Sie sind nicht so böse, wie sie aussehen!« rief er heiter zu den Leuten gewendet, und indem er ruhig sein Pferd anhielt, nahm er die Mütze ab und grüßte scherzend eine Granate, welche über seinen Kopf hinflog und dann seitwärts in den Boden schlug.

      »Hurrah!« riefen die Soldaten und von Neuem stürmten sie, von den tapfern Lieutenants geführt, gegen die Mühle.

      In diesem Augenblick aber rückten von den Brücken her zwei geschlossene Kompagnieen und unmittelbar hinter ihnen das Bataillon des Oberstlieutenants Flökher heran. Zugleich krachte es hinter den Stürmenden von der Höhe von Merxleben her und in schneller Folge schlugen die Vollkugeln einer schnell heraufgefahrenen hannöverischen Batterie in die Mühle, das Dach zersplitternd und die Mauern zerreißend.

      Da sah man die tapfern Vertheidiger des Gebäudes, das in kurzer Zeit ein Trümmerhaufen sein mußte, auf der entgegengesetzten Seite herausbrechen und sich in dichten Haufen über die Chaussee nach der Stadt hin zurückziehen. Aber in demselben Augenblick erhielten die Fliehenden von dem nun herangekommenen zweiten Bataillon des Garderegiments ein mörderisches Flankenfeuer und zugleich brachen über die Brücken zwei Husarenschwadronen hervor und brausten mit hochgeschwungenen Säbeln heran.

      Ein Theil der Fliehenden eilte über das Feld hin und erreichte glücklich die weiter zurückstehenden preußischen Abtheilungen, die letzten der Besatzung kehrten