Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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Hause zu, — wo sein Wagen und eine Bedeckung in Bereitschaft gesetzt wurde.

      »Der Sturm wäre abgeschlagen,« sagte Graf Ingelheim, indem er sich die Hände rieb und dem russischen Gesandten lächelnd nachblickte, — »ja — wenn man in solchen Zeiten Diplomatie machen will, muß man Leute schicken, die noch feste Muskeln und zähe Nerven habend«

      Und er schritt mit jugendlicher Elastizität dem Hause zu.

      Eine Stunde darauf hielt der König Kriegsrath. Er versammelte den kommandirenden General und den Generalstab, den Generaladjutanten und den General von Brandis. Zugleich zog er den Grafen Platen, den Grafen Ingelheim und den Regierungsrath Meding zu.

      Der König drang auf sofortigen Aufbruch nach Gotha. General von Brandis, der Oberst Dammers und die Herren vom Civil unterstützten dringend des Königs Ansicht.

      Der Generalstabschef Oberst Cordemann aber setzte auseinander, daß die Armee in Folge der angestrengten Märsche und der knappen Lebensmittel unmöglich die Offensive ergreifen könne und daß man eine Defensivstellung einnehmen müsse, um einen muthmaßlichen Angriff zu erwarten. Der ganze Generalstab war der Ansicht seines Chefs und der kommandirende General glaubte unter solchen Umständen den Vormarsch nicht verantworten zu können.

      Seufzend genehmigte der König die getroffenen Dispositionen, erklärte aber, die Nacht unter den Truppen zubringen zu wollen, und so zog denn um Mitternacht der königliche Herr mit seinem ganzen Gefolge hinaus, mitten in die Truppenaufstellung hinein.

      In einem Getraidefelde vor dem Flecken Merxleben etablirte sich das königliche Bivouak und in gespannter Erwartung lauschte Jedermann dem grauenden Morgen entgegen.

      Alles blieb ruhig. Von den Vorposten kamen keine Meldungen über irgend eine feindliche Bewegung.

      Gegen vier Uhr Morgens trafen im Hauptquartier einige in den vorhergehenden Tagen nach Süden entsendete Kundschafter ein und meldeten, daß die Bayern im entschiedenen Vorrücken begriffen seien und am 25. schon in Vacha gestanden hätten. Die gänzliche Untätigkeit des Feindes schien diese Nachrichten zu unterstützen und ließ glauben, daß die preußischen Streitkräfte nach jener Richtung hin abgezogen würden.

      Eine frohe Stimmung verbreitete sich im Hauptquartier und es wurde beschlossen, in einer festen Stellung die Bestätigung dieser Nachrichten und das Heraufkommen der bayerischen Armee abzuwarten. Nur General Brandis schüttelte abermals den Kopf und meinte, — wenn die Bayern heraufkämen und die Preußen vom Süden her beschäftigten, so sei dieß ein Grund mehr, ihnen so schnell als möglich entgegen zu eilen und ihnen die Hand zu reichen, bevor die preußischen übermächtigen Kräfte vom Norden herankommen könnten.

      Es wurde nun Befehl gegeben, Batterieen zu errichten, der König und sein Gefolge, erschöpft von der ruhelosen Nacht, begaben sich nach Thamsbrück, einem hoch am Ufer der Unstrut belegenen Dorfe, und der König nahm Quartier im dortigen Pfarrhause.

      Hell und glänzend stieg die Sonne des 27. Juni herauf und beleuchtete mit ihren ersten Strahlen das bunte, wechselvolle Bild der um die Stadt Langensalza her gelagerten hannöverischen Armee.

      Vierzehntes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Um fünf Uhr Morgens war der König in das stille Pfarrhaus auf der Höhe von Thamsbrück eingezogen und hatte sich zurückgezogen, um zu ruhen. Man erwartete nach den Dispositionen des Generalstabs einen mehrtägigen Aufenthalt mit Defensivgefechten, um das stets vorausgesetzte, aber durch keine positiven Nachrichten unterstützte Heraufkommen der Bayern abzuwarten.

      Unter einem großen, mächtigen, uralten Lindenbaum auf dem Hofe des Pfarrhauses war das Gefolge des Königs mit einem sehr einfachen und bescheidenen Frühstück angelegentlich beschäftigt.

      Ein großer Tisch mit weißem Linnen bedeckt trug ein blaugeblümtes Kaffeegeschirr von Fayence, wie es in den alten, einfachen Landhaushaltungen Norddeutschlands sich traditionell vorfindet, und es war durchaus kein Mokkaduft, welcher aus dem großen Topf heraufstieg, der in der Mitte auf einem alterthümlichen Kohlenbecken stand.

      Ein Schinken und einige Würste, ein großes schwarzes Brod und ein kleines Stück Butter vervollständigten die Ausstattung der Tafel, deren Honneurs der Flügeladjutant Graf Erhardt Wedel, der Hofmarschall des Hauptquartiers, mit strenger Unparteilichkeit machte.

      Die ganze Gesellschaft erwies dem Frühstück alle Ehre mit einem Appetit, wie er sich kaum jemals an der Marschallstafel in Herrenhausen gezeigt hatte.

      »In diesem Getränk scheint ungeheuer viel Wasser enthalten zu sein,« sagte der General von Brandis bedenklich, indem er prüfend die bräunliche Flüssigkeit in seiner blaugeblümten Tasse betrachtete.

      »Dann hat das Getränk zu viel, was der Wurst an Feuchtigkeit abgeht,« bemerkte Graf Ingelheim, indem er mit seinem Taschenmesser Versuche machte, ein Stück Wurst zu zerschneiden, deren steinharte Festigkeit ihm jedoch einen ernstlichen Widerstand entgegensetzte.

      »Wenigstens ist das Getränk warm,« sagte Graf Platen, der bleich und fröstelnd eine Tasse des dampfenden Kaffees schlürfte.

      »Ich weiß nicht, ob das warme Wasser zuträglicher ist als das kalte,« murrte der General Brandis, — ohne sich entschließen zu können, seine Tasse zum Munde zu führen, — »es hat seine Vorzüge für den äußerlichen Gebrauch — aber ohne vorsichtige Beimischung von geistigen Stoffen es innerlich zu nehmen, — das scheint doch bedenklich, — dazu am frühen Morgen.«

      »Eure Excellenz theilen die Abneigung der alten Legionäre gegen das Wasser,« sagte Graf Wedel lachend, — »jene Herren pflegten zu sagen: das Wasser ist schon so unangenehm, wenn es in die Stiefel dringt, wie viel unangenehmer müßte es sein, wenn es in den Magen käme!«

      »Wellingtons Legionäre lebten vor Erfindung der Hydropathie!« bemerkte der kleine Kabinetsrath, mit der Ueberwindung eines großen Stücks Schinken beschäftigt.

      »Und sie hatten vollkommen Recht!« sagte der General Brandis mit komischem Ernst, — »das Feuer war ihr Element,« — setzte er hinzu, indem er seine Tasse wieder auf den Tisch stellte — »und sie führten auch den Krieg nicht mit Zuckerwasser, wie das heutzutage Mode zu werden scheint.«

      »Vielleicht kann ich Eurer Excellenz ein besseres Getränk für diese flaue Morgenstunde schaffen,« sagte der Prinz Hermann Solms, indem er eine elegante, mit Stroh umflochtene Feldflasche hervorzog, »hier habe ich noch einen Rest vortrefflichen Cognac!«

      »Sie sind ein Helfer in der Noth, mein kleiner Prinz!« rief der alte General freundlich lächelnd, »ich werde mich einmal revanchiren!«

      Der Prinz eilte in's Haus, kam mit einem Kuchengefäß voll warmen Wassers zurück und bald stand vor dem General ein mit vorsichtigster homöopathischer Benützung des Wassers gemischtes Glas Grog, das dem alten Herrn seine vollständige Zufriedenheit und Heiterkeit wiedergab.

      Ein lautes Hurrah ertönte aus den den Hof umgebenden Stallgebäuden und unmittelbar darauf eilte von jener Seite her der Kronprinz Ernst August zu der um den Frühstückstisch versammelten Gesellschaft.

      Er trug ein zusammengeknüpftes Tuch in der einen, seine Feldmütze in der andern Hand.

      »Rathen Sie, was ich hier habe, meine Herren!« rief er, vorsichtig das Tuch und die Mütze in die Höhe haltend. — »Frische Eier — soeben gelegt — ist das nicht ein herrlicher Fund?« — und er leerte das Tuch und die Mütze auf den Tisch, — »jetzt wollen wir sie kochen — oder sollen wir eine Omelette machen?«

      »Wozu die langen Umstände?« sagte General Brandis, indem er ein Ei ergriff, es auf dem Knopf seines Säbels aufschlug und austrank, — »man sieht, die jetzige Generation gewöhnt sich schwer an den richtigen Krieg.«

      Graf Ingelheim folgte seinem Beispiel.

      »Es wäre aber doch so hübsch, einen Eierkuchen zu backen!« rief der Kronprinz, indem er die Hände über seinen Vorrath