Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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Innern gärt schon die Revolution, und die Kraft der Religion, das ewige Recht allein kann die aus dem Krater heraufdrängenden bösen Geister bannen. – Die beiden anderen Mächte,« fuhr Mr. Douglas seufzend fort, »welche berufen wären, an dem großen Kampfe teilzunehmen, stehen leider abseits. England, mein Vaterland, weil es versunken ist in Materialismus, aber es schläft nur, es kommt darauf an, den alten englischen Sinn zu wecken, und England wird von neuem seine ganze Kraft einsetzen, um das heilige Recht zur Geltung zu bringen. Rußland – ich bin überzeugt, daß man dort mit Besorgnis den Umsturz alles dessen sieht, was als heilig und ehrwürdig jahrhundertelang dagestanden hat, aber Rußland ist von denen, welche mit ihm gemeinsam handeln müßten, zurückgestoßen, man hat ihm den Weg seiner naturgemäßen Entwicklung verschlossen, statt sich mit ihm zu vereinigen, um die Heiden aus der alten Hauptstadt Konstantins des Großen zu vertreiben, dadurch hat man Rußland gewaltsam zu Preußen gedrängt und die Kraft des allgemeinen Feindes mächtig verstärkt.«

      Herr von Beust hatte immer aufmerksamer zugehört.

      »Sie würden also, um Ihre Ideen, die mich sehr interessieren, zur Ausführung zu bringen –« fragte er mit forschendem Blick.

      »Rußland vor allem, diese christliche Macht, den Bannerträger des Christentums im Osten, von Preußen trennen; durch eine richtige Behandlung der orientalischen Frage würde das sehr leicht sein, England aufrütteln aus seiner Lethargie, durch zahlreiche Freunde, welche denken wie ich, durch kräftige Benutzung der Presse, würde auch das bald geschehen können, und dann,« fuhr er fort, abermals die Hand mit den emporgerichteten Fingern erhebend, »den Vernichtungskampf des großen europäischen Bundes für das christliche Recht gegen das Heidentum in Staat und Kirche beginnen. Der Sieg kann nicht fehlen.«

      Herr von Beust sann einen Augenblick nach.

      »Haben Sie schon mit jemand über Ihre Ideen und Ihre Pläne gesprochen?« fragte er.

      »Ganz im allgemeinen mit einigen gleichgesinnten Freunden in England,« erwiderte Mr. Douglas; »eingehender und was die Durchführung der Gedanken betrifft, die mich bewegen, noch nicht, als hier. – Es ließ mir keine Ruhe,« fuhr er fort, »Tag und Nacht bewegte mich der immer mächtiger und klarer in mir sich emporarbeitende Gedanke, ich fühlte die Mission in mir, seine Ausführung den Mächtigen der Erde zu predigen, aber wie sollte meine Stimme, die Stimme eines einfachen Geistlichen, der bisher in stiller Zurückgezogenheit seinen Studien und den Pflichten seines Amtes gelebt, dahin dringen, wo die Macht wohnt, in die Geschicke der Welt einzugreifen? – Da gab mir Gott, den ich anrief, ein,« fuhr er fort, »mich an den König von Hannover zu wenden. Er ist geborener Prinz meines Landes, er ist hart und schwer von dem mächtig durch die Welt schreitenden Unrecht getroffen, er mußte besonders berufen sein, mir meinen Weg zu öffnen. Ich erhielt von einer Dame ein Einführungsschreiben an die Königin Marie, welche in trauriger Einsamkeit auf der Marienburg leidet; ohne Besorgnis ließen die preußischen Wachen mich, den einfachen Geistlichen, zu der hohen Frau, und ich brachte ihr Trost und Stärkung, ich erweckte in ihr den Glauben und das Vertrauen auf die göttliche Hilfe und deutete ihr an, wie durch die Macht des christlichen Gedankens die Mächte Europas erweckt werden müßten, um alles Recht und auch das ihrige wieder aufzurichten. – Die Königin verstand mich und sendete mich an ihren erhabenen Gemahl nach Hietzing, welchem ich in großen Zügen den Gedanken entwickelte, der mich erfüllt. Der König,« fuhr er fort, »ergriff meine Ideen mit großem Interesse, er begriff vollständig sowohl die christlich-religiösen Prinzipien, von welchen ich ausging, als auch die politischen Kombinationen, durch welche ich die Erreichung meines großen Zieles möglich machen wollte, und er befahl sogleich, mir den Weg zu Eurer Exzellenz zu öffnen, »denn,« sagte Seine Majestät zu mir, »dort werden Sie den großen Geist finden, um Ihre Gedanken zu erfassen, und die geschickte Hand, um Ihnen den Weg zu ihrer Ausführung zu zeigen und zu öffnen«.«

      Herr von Beust hatte nachdenkend zugehört.

      »Ich bin in der Tat frappiert von Ihrer Auffassung,« sagte er, als Mr. Douglas schwieg, »Sie fassen mit weitem Blick die ganze Gesamtlage Europas zusammen und bezeichnen so scharf und treffend die Punkte, welche die Situation bestimmen, daß ich lebhaft bedauern würde, wenn diese Gedanken lediglich private Reflexionen blieben. Ich freue mich meinerseits, Ihre Ideen gehört zu haben, allein,« fügte er achselzuckend hinzu, »ich vertrete nur eine europäische Macht, und zwar eine Macht, welche in diesem Augenblicke sehr wenig mächtig ist. Um Ihren Gedanken ernste praktische Folgen zu geben, müßten dieselben in Paris und St. Petersburg gehört und erfaßt werden.«

      »Ich wünsche nichts mehr,« rief Mr. Douglas, »als dort Gehör zu finden! – Der König von Hannover hat mir versprochen, mich sowohl beim Kaiser Napoleon einzuführen als auch in St. Petersburg, wo er und besonders die Königin, mit der ich darüber schon sprach, ganz nahe Beziehungen hat. – Ich möchte indes,« fuhr er fort, »nicht ausschließlich als Verfechter der ganz besonderen Rechte des Königs von Hannover dastehen, ich möchte eine Macht wenigstens zur Seite haben, deren Zustimmung und Unterstützung meinen Worten größeres Gewicht geben würde.«

      »Ich bin vollständig bereit, mein lieber Mr. Douglas,« sagte Herr von Beust, »Sie auf jede Weise in Ihrem Werke zu unterstützen, in der Weise natürlich, in der das möglich ist, denn Sie werden begreifen, daß, so sehr ich Ihre Gedanken bewundere und billige, ich sie nicht offiziell als die Formel der österreichischen Politik aufstellen kann. Das würde Ihnen den Eingang erschweren und vorzeitige Publizität und Wachsamkeit der Gegner hervorrufen. – Ich würde es indes,« fuhr er fort, »für höchst wichtig und bedeutungsvoll halten, wenn Sie persönlich mit der eindringenden Beredsamkeit, deren Wirkung ich soeben empfunden,« er verneigte sich mit verbindlichem Lächeln, »Ihre Kombinationen dem Kaiser Napoleon sowie dem Kaiser Alexander und dem Fürsten Gortschakoff entwickelten. – Ich glaube nun,« sagte er nach einem kurzen Nachdenken, »daß es das beste wäre, wenn Sie sich zunächst durch die Beziehungen des Königs von Hannover, dessen Sache mir am Herzen liegt und gegen welchen Österreich eine Ehrenverpflichtung hat, einführen ließen. Ich werde die Vertreter Österreichs anweisen, Sie in jeder Weise zu unterstützen und Ihnen überall, wo Sie es nötig finden, den Zugang zu erleichtern. Zunächst müßten Sie nach Paris gehen, lassen Sie sich einen Brief vom Könige von Hannover geben, ich werbe Ihnen eine Einführung an den Fürsten Metternich mitgeben, demnächst müßten Sie dann Ihr Werk in St. Petersburg beginnen.«

      »Ich danke Eurer Exzellenz von ganzem Herzen für dies freundliche Entgegenkommen und diese wirksame Unterstützung,« sagte Mr. Douglas, »auf welche ich bestimmt hoffte, und werde sogleich mit dem Könige von Hannover sprechen, er wird sehr erfreut sein, daß ich bei Eurer Exzellenz so volles Verständnis gefunden.«

      »Jedenfalls werde ich Sie noch sehen,« sagte Herr von Beust, »kommen Sie abends zu mir, da werde ich stets für Sie zu Hause sein, wenn keine drängenden Geschäfte mich mehr stören, ich werde mich freuen, mit Ihnen noch eingehender und ausführlicher mich zu unterhalten. Ich hoffe, daß Sie mich von Paris und demnächst von St. Petersburg aus fortlaufend und genau über Ihre Unterhaltungen und Ihre Erfolge unterrichten werden!«

      »Ich stehe von diesem Augenblick an ganz zu Eurer Exzellenz Disposition!« sagte Mr. Douglas aufstehend, »verfügen Sie vollständig über mich und seien Sie überzeugt,« fügte er, die Hand erhebend hinzu, »daß ich alles aufbieten werde, um die Leitung der europäischen Politik in Ihre Hände zu legen.«

      »Haben Sie mit dem Grafen Platen über Ihre Ideen gesprochen?« fragte Herr von Beust.

      »Wenig,« antwortete Mr. Douglas achselzuckend, »ich hielt es kaum für nötig.«

      Herr von Beust nickte lächelnd mit dem Kopf.

      »Auf Wiedersehen also!« sagte er aufstehend und reichte Mr. Douglas die Hand, welcher sich darauf langsam und ruhigen Schritts entfernte.

      »Though this be madness. – yet there is method in't!« rief Herr von Beust, indem er sich wieder in seinen Lehnstuhl setzte und nachdenklich vor sich hin blickte. – »Lassen wir diesen sonderbaren Schwärmer als ballon d'essai die Stimmung der Kabinette sondieren, jedenfalls wird er manches sehen und hören, was dem Blick der Diplomatie verborgen bleibt und mir als Information von hohem Nutzen sein kann. – Und wenn er auch von dem Standpunkt theosophischer