Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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es möglich gemacht haben, bis zum Ende die Fahne der hannöverischen Armee wehen zu lassen, — nachdem ich sie habe senken müssen,« fügte er mit schmerzlichem Seufzer hinzu.

      »Majestät,« antwortete Herr von Düring, — »ich stand mit meiner Kompagnie in Emden, — starke feindliche Uebermacht forderte mich zur Kapitulation auf, ich erklärte, mich unter den Trümmern der Stadt zu begraben, ehe ich die Waffen strecken würde; — man gestand mir freien Abzug zu. — Ich zog aus,« fuhr er fort, »und begab mich mit meinen Leuten nach der holländischen Grenze. Eine große Anzahl junger Leute stieß in allen Ortschaften zu mir. Ich verschaffte mir auf einigen Aemtern halb durch Ueberredung, halb durch List Paßformulare, füllte sie aus und vertheilte sie unter meine Leute. Diese mußten ihre Uniformen und Waffen in Reisekoffer packen und so fuhr ich mit ihnen nach dem Haag. Hier fand ich bei Eurer Majestät Ministerresidenten, dem Grafen Georg Platen —«

      »Ein vortrefflicher junger Mann!« rief der König.

      »Ein treuer Diener Eurer Majestät, — voll Energie und Eifer,« sagte Herr von Düring, — »ich fand bei ihm die herzlichste Aufnahme und die kräftigste Unterstützung. Dort erreichte mich die Nachricht von der Schlacht bei Langensalza und mit hoher freudiger Begeisterung feierten wir den Sieg, — denn nun mußte ja, wie ich überzeugt war, unsere Armee nach Süden durchdringen.«

      »Sie hätte es müssen,« sagte der König düster.

      »Wir überlegten,« fuhr Herr von Düring fort, »wie es möglich sei, mit meinen Leuten die Armee zu erreichen, — es blieb kein anderer Weg, als der durch Frankreich.«

      »Durch Frankreich ?« rief der König erstaunt.

      »Ja, Majestät,« sagte Herr von Düring, — »es war ein Wagniß, — aber ich unternahm es. Als einfache Reisende bestiegen wir die Bahn und glücklich gelangten wir Alle, ohne von den französischen Behörden behelligt zu werden, in getrennten Abtheilungen auf diesem sonderbaren Umwege über Thionville, Metz, Karlsruhe nach Frankfurt. Die Leute waren musterhaft an Ordnung, Vorsicht und Pünktlichkeit.«

      »Ein unglaublicher Zug!« rief der König.

      »In Frankfurt,« fuhr Herr von Düring fort, »wendete ich mich an den Bundestagspräsidenten, der mir die Mittel zur neuen Uniformirung der Leute zur Verfügung stellte, — der Herzog von Nassau gab die Waffen, ein Komite der Bürgerschaft schaffte Leinenzeug und sonstige Equipirung, und in vierzehn Tagen hatte ich ein Korps von 350 Mann ausgerüstet und schlagfertig. Ich ernannte die tüchtigsten Unteroffiziere zu Offizieren und wir wurden der Garnison von Mainz zugetheilt, wo ich, um mein so schnell organisirtes Korps durch Thätigkeit zu bilden, mich vorzugsweise zu Ausfällen verwenden ließ. — In Frankfurt erfuhr ich die Kapitulation von Langensalza, — Eure Majestät verzeihen mir, — ich begriff sie nicht —«

      »Ich befand mich von Uebermacht umgeben,« sagte der König, — »ich konnte meine Truppen nicht nutzlos dem sichern Untergang opfern.«

      »Ich begriff vollkommen, daß Eure Majestät so handeln mußten,« sagte Herr von Düring, — »was ich nicht begriff, waren die Operationen, durch welche Eure Majestät in jene Lage gebracht waren —«

      Der König schwieg.

      »Für mich konnte jene Kapitulation nicht bindend sein,« fuhr Herr von Düring fort, — »sie bezog sich nur auf die bei Langensalza stehende Armee, und ich hatte keine Nachricht, keinen Befehl erhalten, — ich blieb unter den Waffen — bis zum Ende.«

      Dann fuhr er mit dumpfer, trüber Stimme fort: »Als Alles zu Ende war, löste ich mein Korps auf und entließ die Leute nach der Heimat, — ich aber bin hieher gekommen, um mich bei Eurer Majestät zu melden und Bericht abzustatten über meinen erfolglosen Versuch.«

      »Nicht erfolglos, — mein lieber Hauptmann von Düring,« sagte der König freundlich, — »Sie konnten für meine Sache keinen Erfolg mehr erkämpfen, — das lag in den Verhältnissen, — aber Sie haben unter den schwierigsten Umständen bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit Ihre Pflicht gethan — und damit allen Offizieren meiner Armee ein schönes Beispiel gegeben, das nie verloren gehen wird.«

      Der König schwieg einen Augenblick.

      »Und was haben Sie jetzt die Absicht zu thun?« fragte er dann.

      »Majestät,« sagte Herr von Düring in düsterem Tone, — »in preußische Dienste will ich nicht treten, — man sucht in der Türkei — auch beim Vizekönig von Egypten Offiziere, — ich kenne die orientalischen Verhältnisse, da ich mit Eurer Majestät Erlaubniß zwei Jahre bei der französischen Armee in Algier Dienste gethan, — ich beabsichtige mir dort eine Carriere zu suchen —«

      »Wollen Sie bei mir bleiben?« fragte der König.

      »Majestät,« rief Herr von Düring, — »von einem Wollen kann dabei keine Rede sein, Eure Majestät haben zu befehlen, — es wäre mir ein hohes Glück, — doch,« fügte er etwas zögernd hinzu, — »ich muß Eurer Majestät offen bekennen, daß die Unthätigkeit meiner ganzen Natur widerstrebt —«

      »Sie sollen nicht unthätig sein, mein lieber Düring,« sagte der König, indem er stolz das Haupt erhob, — »ich beabsichtige nicht zu verzichten auf die Wiederherstellung meines Rechts und ich brauche Männer, welche im Stande sind, mir dereinst, wenn die politische Lage der Welt erlaubt zu handeln, — eine Armee zu bilden und zu führen.«

      Herrn von Düring's Blicke leuchteten.

      »Majestät,« rief er, — »hienach habe ich nur meinen Degen und mein Leben für jetzt und die Zukunft meinem Könige zu Füßen zu legen.«

      »Ich ernenne Sie zu meinem Flügeladjutanten,« sagte der König, — »bleiben Sie hier, — Sie sollen keinen Hofdienst thun,« fügte er lächelnd hinzu, — »auf Wiedersehen, — ich erwarte Sie um fünf Uhr zur Tafel.«

      Herr von Düring verneigte sich tief.

      »Ich kann Eurer Majestät meinen Dank nicht so aussprechen, wie ich ihn fühle,« sagte er, — »möge mir Gelegenheit werden, ihn durch die That zu beweisen!«

      Und er verließ das Kabinet.

      »Haben Eure Majestät noch Befehle für mich?« fragte Graf Wedel.

      »Hat Ihnen die Königin keine Aufträge für mich gegeben?« fragte der König mit forschendem Tone.

      »Aufträge,« sagte der Graf, — »nein, außer der Ueberbringung der Briefe, welche ich die Ehre hatte Eurer Majestät zu übergeben, — indeß —«

      »Indeß?« fragte der König gespannt.

      Die Königin hat den dringenden Wunsch, wie ich voraussetze,« sagte der Graf, — »daß Eure Majestät den Rathschlägen folgen möchten, welche von verschiedenen so wohlmeinenden Seiten ihr gegeben worden, — und —«

      »Und daß ich abdiziren möge?« sagte der König lebhaft.

      »Ihre Majestät glaubt, daß dadurch die Krone dem Königlichen Hause erhalten werden könne,« sagte der Graf, — »und bedauert, daß Eure Majestät dieß — allerdings schmerzliche und traurige Mittel der Rettung nicht ergriffen haben, — die Königin glaubt, daß es vielleicht noch Zeit wäre, — daß nur Eurer Majestät Umgebung Sie abhielte.«

      »Und was meinen Sie davon? — ich will aufrichtig Ihre Meinung wissen!« fragte Georg V.

      »Eure Majestät,« sagte Graf Wedel langsam, — »sind von meiner persönlichen Anhänglichkeit an Allerhöchstere Person überzeugt, — da aber Eure Majestät mich fragen, — so muß ich ehrlich und offen sagen, — wenn durch die Abdikation Eurer Majestät die Krone dem Welfenhause gerettet werden könnte —«

      »— Wenn sie das könnte!« — sagte der König mit ernster Betonung.

      Er trat einen Schritt vor und mit der Hand tastend ergriff er den Arm des Grafen.

      »Es liegt mir daran,« sagte er, »daß auch Sie über diesen Punkt genau aufgeklärt werden, — denn kein