Die wichtigsten Werke von Oskar Meding. Oskar Meding. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Oskar Meding
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027237470
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ihre Züge ruhiger, die heftigen Zuckungen des Schmerzes ließen nach. Sie öffnete die Augen und athmete, wie erleichtert, tief auf.

      »Ach, wie wohl das thut!« flüsterte sie.

      Ein Ausdruck von Befriedigung zeigte sich auf dem Gesicht des Grafen, — dann sprach er mit ernster, feierlicher Stimme:

      »Ich habe gethan, was menschliche Kunst und Wissenschaft vermag, — jetzt steht es in der Hand Gottes, dem Werk meiner Hand seinen Segen zu geben. — Beten Sie zu Gott, Comtesse, — inbrünstig und aus voller Seele, daß er meinem Mittel die Kraft gebe, das Gift zu überwinden!«

      »Ja, ja,« sagte das junge Mädchen lebhaft und ihr Blick suchte ihren Verlobten, — »komm zu mir, mein geliebter Freund!«

      Herr von Stielow eilte an das Bett und sank mit gefalteten Händen vor demselben nieder.

      »Ich kann meine Hände nicht in einander fügen,« sagte sie leise, ihn innig anblickend, — »aber laß mich meine Hand auf die Deinigen legen, und vereint soll unser Gebet zum Himmel aufsteigen, daß seine ewige Gnade uns bei einander lasse!«

      Und sie begann mit flüsternden Lippen zu beten, während die Augen des jungen Offiziers sich mit dem Ausdruck heißer tiefer Andacht aufwärts richteten.

      Plötzlich durchflog ein Zittern die Gestalt der jungen Gräfin, fast angstvoll zog sie ihre Hand zurück und mit entsetztem Blick starrte sie ihren Verlobten an.

      »O,« rief sie mit bebender Stimme, — »unser Gebet kann nicht emporsteigen in reiner Harmonie, — welch' ein furchtbarer Gedanke, — wir beten nicht zu demselben Gott!«

      »Klara!« rief der junge Mann, — »welcher Gedanke — es ist nur Ein Gott im Himmel — und er wird uns erhören!«

      »Ach!« — rief sie, ohne auf seine Worte zu achten, »es ist nur Ein Gott, aber Du wandelst nicht die Wege, die zu ihm führen, Du bist nicht im Schooße der Kirche, — o, ich habe wohl daran gedacht im Glück des bewegten Lebens, aber ich habe mich getröstet, mein Gewissen beruhigt, — aber jetzt in dieser äußersten Noth, an den drohenden Pforten der Ewigkeit, faßt es mich mit furchtbarem Schauer; — Gott kann uns nicht hören — und,« fuhr sie mit starrem Blick fort, — »wenn ich sterben muß — wenn keine Hülfe mehr möglich ist — soll ich in die Ewigkeit gehen mit dem Bewußtsein, daß seine Seele verloren ist — entsetzlich, entsetzlich!«

      »Klara, Klara!.« rief Herr von Stielow mit dem Ton der höchsten Angst, die starren Blicke auf ihr schmerzlich bewegtes Gesicht richtend, »Gott ist derselbe für Alle, die ihn mit reinem Herzen anbeten, und kein Gebet kann reiner und inniger zu ihm aufsteigen, als das meinige!«

      Die Gräfin Frankenstein war auf einen Sessel gesunken und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, — forschend und durchdringend blickte der Pater auf die ergreifende Szene, auf den schönen, ruhigen Zügen des Grafen Rivero leuchtete es auf wie ein Glanz der Verklärung.

      Klara blickte trübe und schmerzlich auf ihren Geliebten. Sanft schüttelte sie den Kopf. »Du betest nicht an dem Altare meiner Kirche, — uns scheidet das Höchste und Heiligste, was da lebt im Menschenherzen!«

      »Klara, meine einzig Geliebte,« rief der junge Mann, die gefalteten Hände erhebend, »der Altar, an welchem Dein reines Herz zu Gott betet, muß der heiligste, der schönste sein, — o daß dieser Altar hier vor mir stünde, damit ich mich vor ihm niederwerfen könnte, um Gott um Deine Erhaltung zu bitten!« — und die brennenden Blicke mit begeistertem, strahlendem Ausdruck emporrichtend, nahm er die Hand seiner Braut und legte sie auf die seinige. Ein unbeschreiblicher Ausdruck von Entzücken leuchtete in dem Auge der jungen Gräfin auf.

      »Der Altar Gottes ist hier,« sagte Graf Rivero mit tiefem, bewegtem Ton, indem er unter seiner Weste hervor ein goldenes Kreuz zog, auf welchem man den wunderbar schön in Silber ziselirten Leib des Heilands erblickte, — »und sein Priester steht neben Ihnen!«

      Er löste das Kruzifix von einer feinen goldenen Kette, an welcher es befestigt war.

      »Es kann keinen höheren und heiligeren Altar geben, als diesen,« sprach er, das Bild des Gekreuzigten ehrfurchtsvoll mit den Lippen berührend, — »der heilige Vater in Rom hat es geweiht mit seinem apostolischen Segen! — Junger Mann,« sagte er mit tiefem Ernst zu Herrn von Stielow, der stumm auf den Knieen lag und halb fragend, halb verklärt und begeistert seine Blicke emporrichtete, — »junger Mann, Gott hat Sie hoch begnadigt, indem er Ihnen auf so wunderbare Weise den Weg des Heils öffnet, hören Sie die Stimme Gottes, die durch diese reinen Lippen zu Ihnen spricht, ergreifen Sie die Gnade, die Ihnen winkt im Schooße der heiligen Kirche, und bekennen Sie Gott mit dem Bekenntniß, das vielleicht in der nächsten Stunde von den sterbenden Lippen Ihrer Braut zum Throne des Ewigen aufsteigen wird. Sie erbitten ein Wunder vom Himmel zur Rettung Ihrer Geliebten, — öffnen Sie Ihre Seele dem wunderbaren Gnadenborn, der Ihnen entgegenströmt.«

      »Ich will es,« rief Herr von Stielow und sein Gesicht leuchtete in flammender Erregung.

      Klara schloß die Augen und drückte fest ihre Hand auf die des jungen Mannes.

      »Du hörst es, mein Gott,« flüsterte sie, »ich danke Dir, die Wege Deiner Gnade sind heilig und über alles Hoffen und Denken.«

      »Herr Pater,« sagte der Graf mit würdevoller Hoheit, — »thun Sie Ihre Pflicht als Priester und nehmen Sie diese zum ewigen Heil erweckte Seele in den Schooß der alleinseligmachenden Kirche auf!«

      Der Pater Ignatius stand da in tiefer Bewegung, freudig strahlte sein Blick, — aber zögernd antwortete er:

      »Ist das möglich — hier, — ohne Vorbereitung?«

      Der Graf erhob leicht die Hand.

      »Ich nehme Alles auf mich,« sagte er ruhig und stolz, — »die Formen können später erfüllt werden« — und er reichte dem Pater das Kruzifix, das dieser ehrfurchtsvoll küßte.

      »Legen Sie Ihre Hand auf das Bild des Heilands und sprechen Sie, was der Priester des Herrn hier Ihnen sagen wird,« sagte der Graf.

      Herr von Stielow wendete sich zu dem Pater, der sich ihm genähert hatte, und that wie ihm der Graf geboten.

      Langsam und feierlich sprach der Priester die Worte des katholischen Bekenntnisses; mit tiefer Andacht wiederholte sie der junge Offizier, leise flüsternd sprach Klara sie mit; hoch aufgerichtet stand der Graf da, das glänzende Auge aufwärts gehoben, das Lächeln begeisterten Triumphes auf den Lippen.

      Die Gräfin Frankenstein war auf die Kniee gesunken und senkte das Haupt auf die gefalteten Hände.

      Das Bekenntniß war abgelegt, — mit demüthiger Geberde reichte der Pater das Kruzifix dem Grafen zurück, der es küßte, dann wieder an die Kette befestigte und an seiner Brust barg.

      »Jetzt vereinigen Sie Ihr Gebet,« sagte er dann mit unendlicher Milde, — »keine Dissonanz wird Sie mehr trennen und in reiner Harmonie wird Ihre gemeinsame Bitte zum Throne der ewigen Liebe und des Erbarmens aufsteigen.«

      Herr von Stielow legte seine gefalteten Hände auf den Rand des Bettes; Klara drückte ihre linke Hand darauf und leise die Lippen bewegend sprachen diese beiden jungen liebevollen Herzen mit Gott — ihn anstehend, sie miteinander den Weg des Lebens vollenden zu lassen.

      Lange beteten sie so vereint und inbrünstig — schweigend blickten die Umstehenden auf dieß so schöne, so rührende Bild. — Tiefe Stille herrschte in dem Gemach.

      Endlich erhob sich Herr von Stielow, nachdem er die Hand der Comtesse leicht mit den Lippen berührt hatte. Die Gräfin Frankenstein näherte sich ihm und küßte ihn auf die Stirn. »Gottes Segen komme über Sie, mein Sohn!« sprach sie innig. Mit träumendem, schimmerndem Blick sah der junge Mann um sich, — es schien, als stiege er aus einer fremden, ihm plötzlich erschlossenen Welt herab in diese Umgebungen, als müsse er sich wieder zurecht finden nach der gewaltigen Erschütterung, welche sein ganzes Wesen in seinen Tiefen durchbebt hatte.

      Der Graf näherte sich dem Bette und untersuchte den verwundeten Arm.

      Die Wunde